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Horror für Halloween (XXIII): Hitcher – Der Highway Killer (1986): Rutger Rulez!

17 Okt

The Hitcher

Von Volker Schönenberger

Horrorthriller // Ah – das Logo von Cannon Films erscheint zu Beginn. Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass „Hitcher – Der Highway Killer“ aus der berüchtigten Produktionsfirma stammt. Auch gut. Mit dem Horrorthriller hatte ich Ende 1986 Rutger Hauer entdeckt und schätzen gelernt. Der Niederländer hatte sich zwar zuvor bereits mit Filmen wie „Der Soldat von Oranien“ (1977) und „Spetters“ (1980) einen Namen gemacht, diese kannte ich seinerzeit aber noch nicht. Mit Paul Verhoeven („RoboCop“) hat Hauer oft zusammengearbeitet. Ob ich ihn zuvor bereits als Replikanten in Ridley Scotts bahnbrechendem „Blade Runner“ (1982) wahrgenommen hatte, entzieht sich meiner Erinnerung. Meine Laufbahn als regelmäßiger und passionierter Kinogänger begann erst Mitte der 1980er-Jahre.

Hätte er lieber nicht angehalten

Jim Halsey (C. Thomas Howell) ist des Nachts auf dem Highway unterwegs, um ein Auto von Chicago nach San Diego zu überführen. Leicht verdientes Geld, aber der eintönige Trip fordert seinen Tribut. Vom Sekundenschlaf übermannt, kann Jim gerade noch den Frontalzusammenstoß mit einem Truck vermeiden. Als kurz darauf ein Mann im Regen am Straßenrand steht, entschließt er sich, ihn mitzunehmen, um wach zu bleiben. Mit den Worten Meine Mutter hat mich immer davor gewarnt, das zu tun lädt er John Ryder (Rutger Hauer) auf den Beifahrersitz ein. Hätte Jim nur auf seine Mutter gehört, denn der Anhalter erweist sich als mörderischer Psychopath: Ich möchte tot sein.

Klasse, wie man mit einfachen Mitteln Grausamkeiten andeuten kann, ohne sie zu zeigen: Ein Blick in ein am Straßenrand stehendes Auto, eine dunkle Flüssigkeit tropft aus dem Inneren auf den staubigen Boden, panische Flucht inklusive Brechreiz – schon wissen wir, dass John Ryder Übles angestellt hat. Gorehounds werden sich ärgern, aber wer einfach gute Szenen zu würdigen weiß, erkennt die geschickte Regie. Kurz darauf taucht Ryder wie aus dem Nichts auf, beinahe geisterhaft. Die nächste freundliche Mitfahrgelegenheit ist nah …

Mörderisch oder selbstmörderisch?

Rutger Hauer verleiht seinem John Ryder im beeindruckenden Breitwandformat eine dämonische Präsenz, die Sean Bean im 2007er-Remake „The Hitcher“ abgeht, obwohl auch an dessen Qualitäten kein Zweifel besteht. Ich möchte tot sein. Bei Hauer ahnen wir schneller, dass die Worte auf ihn selbst gemünzt sind und dass er Jim Halsey als ebenbürtigen Gegner anerkennt und ihm gerade deshalb bei den nächsten Gelegenheiten die Möglichkeit gibt, von der Klinge zu springen. Ein seltsames, unerklärliches Band scheint sich zwischen John und Jim zu spinnen, das beim Remake nicht zu bemerken ist. Mit der 2016 Oscar- und Golden-Globe-nominierten Jennifer Jason Leigh („The Hateful Eight“) als Diner-Servicekraft Nash tritt bald darauf Hoffnung in Jim Halseys Dasein. Die kann er auch brauchen, aber letztlich muss er von allem Ballast frei sein, um sich vom Dämon John Ryder befreien zu können, der ihm von einem äußeren zu einem inneren Dämon zu mutieren scheint. Bringt der Showdown Jim Katharsis, gar Erlösung? Das darf bezweifelt werden.

Der Booklet-Text des 2019 veröffentlichten „Filmjuwelen“-Mediabooks zitiert die US-Filmkritikerin Janet Maslin, die seinerzeit zur US-Premiere von „Hitcher – Der Highway Killer“ eine unmotivierte Bösartigkeit bemängelte, die am Ende der Geschichte so kryptisch ist wie am Filmanfang. In der Tat ist und bleibt John Ryders Motivation rätselhaft, aber weshalb muss das kritisch gesehen werden? Hätte der Erklärbär zugeschlagen, wäre John Ryder heute vielleicht nicht der ikonische Killer, zu dem er sich über die Jahre in der Rezeption des Films entwickelt hat. C. Thomas Howell verkörperte Jim Halsey erneut in der eher entbehrlichen 2003er-Fortsetzung „Hitcher Returns“ („The Hitcher II – I’ve Been Waiting“), die 15 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers spielt.

25 Jahre auf dem Index

1987 von der Bundesprüfstelle indiziert, wurde „Hitcher – Der Highway Killer“ im September 2012 turnusmäßig nach 25 Jahren vom Index gestrichen. Jahre vorher hatte ich im Fernsehen eine unfassbar stümperhaft geschnittene Fassung geschaut, die einem jede Freude an dem Film nehmen konnte. Allein das Fehlen des kompletten Finales lässt die Geschichte völlig ins Leere laufen. Die FSK-18-Freigabe der ungeschnittenen Fassung geht aus Jugendschutzgründen schon in Ordnung.

Dem Bonusmaterial des Mediabooks mit Blu-ray und DVD fehlen leider die beiden Kurzfilme „China Lake“ und „The Room“, die auf der 2-Disc Special Edition DVD von 2007 enthalten sind. Immerhin findet sich die Doku „The Hitcher – How Do these Movies Get Made?“, und der Film hat einfach eine schöne Edition verdient. Nachdem ich mich kurz zuvor erstmals ans Remake gewagt hatte, fürchtete ich eine Weile, das Original könne bei mir nicht mehr bestehen. Aber weit gefehlt, von Anfang an zog mich der Hitcher wieder in seinen Bann. Beim Remake reicht mir die einmalige Sichtung, das Original kann ich mir sicher beizeiten mal wieder geben. Ein Klassiker.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Jennifer Jason Leigh haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgeführt, Filme mit Jeffrey DeMunn und Rutger Hauer unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 3. Mai 2019 als limitiertes 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD), 7. Dezember 2018 als limitertes 2-Disc Mediabook (Blu-ray & DVD, 5 Covervarianten) und limitierte Blu-ray in großer Hartbox (66 Exemplare), 9. März 2007 als zensierte 2-Disc Special Edition DVD, 4. März 2003 als 2-Disc Special Edition DVD

Länge: 97 Min. (Blu-ray), 94 Min. (DVD), 78 Min. (zensierte DVD)
Altersfreigabe: FSK 18 (zensierte Fassung: FSK 16)
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Hitcher
USA 1986
Regie: Robert Harmon
Drehbuch: Eric Red
Besetzung: Rutger Hauer, C. Thomas Howell, Jennifer Jason Leigh, Jeffrey DeMunn, John M. Jackson, Billy Green Bush, Jack Thibeau, Armin Shimerman, Gene Dais, Jon Van Ness, Henry Darrow, Tony Epper
Zusatzmaterial Mediabook: Audiokommentar von Robert Harmon und Eric Red, szenenspezifische Audiokommentare, Dokumentation „The Hitcher – How Do these Movies Get Made?“ (38 Min.), Originaltrailer, deutscher Trailer, 20-seitiges Booklet
Zusatzmaterial Special Edition DVD: Audiokommentar von Robert Harmon und Eric Red, szenenspezifische Audiokommentare, Dokumentation „The Hitcher – How Do these Movies Get Made?“ (38 Min.), Kurzfilm „The Room“ (Regie: Rutger Hauer und Erik Lieshout, 10 Min., mit Audiokommentar von Rutger Hauer), Kurzfilm „China Lake“ (Regie: Robert Harmon, 34 Min. mit Audiokommentar von Robert Harmon), Auszüge des Drehbuchs inkl. nicht gefilmter Szenen, Filmografien, Originaltrailer, deutscher Trailer
Label 2019: Filmjuwelen
Vertrieb 2019: Al!ve AG
Label/Vertrieb 2018: Nameless Media
Label/Vertrieb Special Edition DVD: Kinowelt

Copyright 2019 by Volker Schönenberger

 
 

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2 Antworten zu “Horror für Halloween (XXIII): Hitcher – Der Highway Killer (1986): Rutger Rulez!

  1. bullion

    2019/10/17 at 05:57

    Danke für die Info, dass im Mediabook die beiden Shorts fehlen. Dann werde ich meine alte Kinowelt-DVD doch noch nicht abstoßen.

     

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