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Buffalo Boys – Zwei rechnen ab

08 Nov

Buffalo Boys

Von Volker Schönenberger

Western // Ein Western aus Indonesien und Singapur – mal was anderes. „Buffalo Boys“ ist allerdings nicht hauptsächlich im Wilden Westen der USA angesiedelt, sondern im von den Niederländern besetzten Indonesien. In der Geschichte treffen Tatsachen und Fiktion aufeinander, wie wir aus einer Texteinblendung zu Beginn erfahren. Als mit der Kolonialhistorie nicht bis ins Letzte vertrauter Geschichtsinteressierter kurz gecheckt: Ab 1600 lösten die Niederlande Portugal als Kolonialherren in der Region ab, als Niederländisch-Indien gehört Indonesien zu den ersten Kolonien unserer westlichen Nachbarn. Los geht’s jedoch im Kalifornien des Jahres 1860. In einem durchs Land rasenden Zug kämpft der schmächtige, aber drahtige Indonesier Jamar (Ario Bayu) gegen einen weißen Muskelprotz, während sein Bruder Suwo (Yoshi Sudarso) Wetteinsätze einsammelt.

Zwei ritten zusammen

Nach einer bleihaltigen Auseinandersetzung mit ein paar Wett-Teilnehmern, die ihr Geld zurückhaben wollen, kehren die Brüder mit ihrem Onkel Arana (Tio Pakusadewo) nach Indonesien zurück. Dort berichtet ihnen Arana vom Tod ihres Vaters Sultan Hamza (Mike Lucock), den der niederländische Besatzer Van Trach (Reinout Bussemaker) einst meuchelte. Arana gelang die Flucht, er nahm die beiden kleinen Söhne seines Bruders mit nach Amerika.

Kiona, Suwo und Amors Pfeil

Kurz nach ihrer Rückkehr gerät das Trio an ein paar Schurken, denen sie eine Lektion erteilen. In einem Dorf erfahren sie, dass Van Trach als Gouverneur nach wie vor sein Unwesen treibt, die Kleinbauern zum Anbau von Opium zwingt und bei Widerstand verbrennt. Die jungen Indonesierinnen und Indonesier werden gebrandmarkt. Jamar und Suwo vergucken sich in die beiden jungen Schwestern Kiona (Pevita Pearce) und Sri (Mikha Tambayong) und nehmen den Kampf gegen den Usurpator und dessen gnadenlose rechte Hand Drost (Daniel Adnan) auf.

Uncut mit FSK-18-Freigabe

Die FSK-18-Freigabe der ungeschnittenen Fassung geht durchaus in Ordnung. Im Kampf werden schon mal ein Arm abgehackt und ein Auge ausgestochen, die Leichname verbrannter Menschen baumeln von Bäumen, und Van Trach peitscht einer bedauernswerten Frau den Rücken blutig, bevor er sie vergewaltigt. Für Fans gepflegter Gewaltdarstellung bieten die „Buffalo Boys“ einige Schauwerte – seinen Titel trägt der Film übrigens, weil Jamar und Suwo dem Showdown auf Büffeln entgegenreiten. Bedauerlich nur, dass das reichlich umherspritzende Blut aus dem Computer kommt, CGI-Blutfontänen sehen einfach nicht so gut aus wie das gute alte Kunstblut. Das digital gefilmte Bild lässt den Film obendrein nicht gerade wie einen Top-Blockbuster aussehen. Aber das ist er ja auch nicht, es passt also.

Van Trach hält sein Strafgericht ab

Die gesunde Mischung aus Western und Martial-Arts-Action bringt Freude. Regisseur Mike Wiluan hat im Lauf der Zeit sicher etliche klassische US-Western geschaut und setzt bekannte Motive liebevoll in Szene. Ein paar Zeitlupeneinstellungen würzen das Ganze. Zwar kommt der Humor nicht zu kurz, insgesamt überwiegt aber Ernsthaftigkeit bis hin zur Tragik – eine Mischung, die mir durchaus typisch fernöstlich vorkommt, zumindest scheint mir das in Hollywood und dem europäischen Kino ganz anders zusammengestellt zu werden. Wer die fernöstliche Gefühlsklaviatur im Film nicht gewohnt ist, mag einige Szenen sonderbar finden.

Regiedebüt des Produzenten von „Headshot“

„Buffalo Boys“ markiert das Regiedebüt von Mike Wiluan, der als Produzent unter anderem 2016 für den knackigen Actioner „Headshot“ verantwortlich zeichnete. Mit dem SF-Horrorstreifen „Beyond Skyline“ (2017) und der Videospielverfilmung „Hitman – Agent 47“ konnte er als Produzent sogar im Westen Fuß fassen. Bislang gibt es allerdings keine Hinweise auf weitere Produktionen oder Regiearbeiten Wiluans. Verdient hätte er sie.

Im Saloon geht’s gewalttätig zu

Die Busch Media Group hat „Buffalo Boys“ nicht nur als Blu-ray und DVD in herkömmlichem Amaray-Case veröffentlicht, sondern auch als limitiertes Mediabook mit Blu-ray und DVD. Da es mir nicht vorlag und ich bislang kein Mediabook des Labels zu Gesicht bekommen habe, kann ich über dessen Aufmachung und Qualität keine Auskunft geben. Welche weiteren in Fernost entstandenen Western außer „Buffalo Boys“, dem japanischen Clint-Eastwood-Remake „The Unforgiven“ von 2013 und der südkoreanischen Sergio-Leone-Hommage „The Good, the Bad, the Weird“ von 2008 fallen euch ein?

Bereit zum Showdown

Veröffentlichung: 18. Oktober 2019 als 2-Disc Limited Edition Mediabook (Blu-ray & DVD), Blu-ray und DVD

Länge: 103 Min. (Blu-ray), 99 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Indonesisch/Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Buffalo Boys
INDO/SING 2018
Regie: Mike Wiluan
Drehbuch: Raymond Lee, Mike Wiluan
Besetzung: Yoshi Sudarso, Ario Bayu, Pevita Pearce, Tio Pakusadewo, Reinout Bussemaker, Daniel Adnan, Happy Salma, Mikha Tambayong, El Manik, Donny Alamsyah, Donny Damara, Alex Abbad, Hannah Al Rashid, Zack Lee, Sunny Pang, Mike Lucock, Mike Wiluan
Zusatzmaterial: Originaltrailer, Trailershow, Wendecover, nur Mediabook: 16-seitiges Booklet, limitierte Postkarten mit Postermotiven
Label: Busch Media Group
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2019 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshot DVD & Mediabook: © 2019 Busch Media Group

 
 

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10 Antworten zu “Buffalo Boys – Zwei rechnen ab

  1. Thomas Oeller

    2019/12/08 at 18:01

    Leider fällt mir dazu kein weiterer Film ein, bin da vollkommen blank

     
  2. Tobias Sunderdiek

    2019/12/06 at 10:32

    Mir fallen vor allem drei weitere Filme ein: „Sukiyaki Western Django“ (Japan 2007) von Takashi Miike , der thailändische Film „Tears of the Black Tiger“ (2000) und natürlich der wunderbare indische „Curry-Western“ „Sholay“ (1975).

     
  3. nowitzki.tim

    2019/12/03 at 13:08

    »Tears of the Black Tiger« – ein, nicht nur auf den ersten blick, ungewöhnlicher film!

     
  4. Klaus

    2019/12/02 at 14:33

    Da ist mir neben den hier schon genannten Filmen nur ein weiterer eingefallen: „Quick Gun Murugun“, ein in Indien produzierter Western von 2009

     
  5. Björn Kramer

    2019/11/29 at 23:51

    Shanghai Express von 1986 mit sammo hung!

     
  6. Jens

    2019/11/29 at 10:48

    Gar nicht mein Feld, und mein Telefonjoker ist leider gerade Arbeiten 😦

     
  7. Dirk Busch

    2019/11/29 at 09:36

    Da fällt mir keiner ein…ich wußte bis grade noch nicht mal,das es Western aus Fernost gibt. 🙂

     
  8. transfairleistung

    2019/11/29 at 08:23

    No Man’s Land von Ning Hao würde mir da einfallen

     
  9. Daniel Hauska

    2019/11/29 at 07:10

    Würde sagen: Sukiyaki Western Django von Takashi Miike
    👍🏼🤠

    Absender:
    Daniel Hauska
    [Anschrift aus Datenschutzgründen entfernt, der Blogger]

     
  10. Frank Warnking

    2019/11/29 at 06:40

    da fallen mir keine ein….Unforgiven wär ich nicht mal drauf gekommen 😦

     

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