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SuperGrid – Road to Death: Mad Max als B-Movie

10 Apr

SuperGrid

Von Lucas Gröning

SF-Action // Eine große Anzahl an Filmen widmet sich seit jeher der Frage, was eine immer weiter von Digitalisierung und Technologie, gepaart mit dem Fetisch des Wachstums, durchzogene Welt bringen könnte. Selten ist dieser Ausblick positiv geprägt, was vor allem viele von Kultautor Philip K. Dick inspirierte Werke wie Ridley Scotts „Blade Runner“ (1982) oder Paul Verhoevens „Total Recall – Die totale Erinnerung“ (1990), aber auch TV-Serien wie „Black Mirror“ (seit 2011) oder „Altered Carbon“ (seit 2018) beweisen. Zu dieser Riege zählt auch George Millers „Mad Max“ (1979), bei dem sich das Versprechen des technologischen Fortschritts umgewandelt hat in eine Dystopie, die geprägt ist von technologischem, aber auch moralischem Rückschritt. 2018 nahm Regisseur Lowell Dean sich die in Millers Werk gezeigte Welt als Vorbild und inszenierte den B-Movie „SuperGrid – Road to Death“. Dean arbeitete bereits vor „SuperGrid“ immer mal wieder mit Verweisen auf andere große Werke der Filmgeschichte, besonders sichtbar an seinen Werwolf-Filmen „WolfCop“ (2014) und „Another WolfCop“ (2017). Darüber hinaus zeichnete er vor allem für Kurzfilme und Episoden verschiedener TV-Serien verantwortlich. Der größte Bezug hier bleibt allerdings „WolfCop“, denn Dean geht hier ganz ähnlich vor wie bei seinem Werwolf-Film: Er nimmt das vorhandene Material einer etablierten, großen Marke und macht daraus einen Trashfilm.

Deke (l.) und Jesse machen sich auf den Weg nach Kanada

Dementsprechend einfach gestalten sich die folgenden knapp 80 Minuten, was sich insbesondere auf der Handlungsebene feststellen lässt. Die Geschichte spielt in einer dystopischen Zukunft in den Vereinigten Staaten, in welcher ein Virus für das Ableben eines Großteils der Menschheit gesorgt hat. Fortan kümmern sich die Überlebenden in erster Linie um sich selbst, so etwas wie eine Gemeinschaft scheint es nicht mehr zu geben. Eines dieser vielen Individuen ist der Schmuggler Deke (Marshall Williams), welcher sich mit verschiedenen Jobs für dubiose Auftraggeber über Wasser hält. Eines Tages erhält er von dem Unternehmer Lazlo (Jonathan Cherry) den Auftrag, die kanadische Grenze zu überqueren und ein geheimes Objekt zu beschaffen. Zu diesem Zweck überredet er seinen Bruder Jesse (Leo Fafard) ihn zu begleiten. Dieser ist anfangs alles andere als begeistert von der Idee, verloren die beiden bei einem vergangenen Coup doch bereits ihre Schwester, wodurch sich Jesse eigentlich dazu entschloss, nie wieder einen solchen Auftrag anzunehmen. Gleichwohl lässt er sich überreden, und so machen sich die Brüder gemeinsam auf den von vielen Gefahren geprägten Weg nach Kanada.

Die beiden handeln im Auftrag des diabolischen Geschäftsmanns Laszlo

Es entwickelt sich eine relativ einfache und schnörkellos erzählte Geschichte, in welcher die Brüder verschiedene Checkpoints abfahren und Hindernisse überwinden, fast erinnert die Dramaturgie dabei eher an ein Videospiel als an einen Film. Über die Handlungsebene hinaus sind auch die Figuren von Einfachheit geprägt, für ihre Charakterisierung wird in erster Linie auf klassische Klischees zurückgegriffen. Deke ist ein heldenhafter Schönling, Jesse der reifere, jedoch verantortungsvolle große Bruder und Lazlo der reiche, geldgeile, unmenschliche Geschäftsmann. Zwischen Schwarz und Weiß existiert hier wenig. Hinzu kommen, andere Figuren die sich kurz und knapp mal als der männliche, ungeschickte Tollpatsch, mal als das weibliche, attraktive Love Interest klassifizieren lassen. Überfordert wird bei einer Sichtung von „SuperGrid“ mit größter Sicherheit kein Zuschauer, was auch an den auf anspruchslose Unterhaltung ausgerichteten Dialogen liegt. Meine Favoriten: Zum einen die Zeile „Kommt schon, ihr Ficker“, mit welcher die Komplizin des Antagonisten ihre Leute auffordern will, sich den Protagonisten in den Weg zu stellen, sowie die Zeile „Ich würde dich ficken“, mit welcher eine ältere Frau zum Ausdruck bringt, dass Deke sich offensichtlich recht positv entwickelt hat, seit sie ihn das letzte mal vor vielen Jahren als Kleinkind gesehen hatte.

Auf dem Weg müssen die Brüder allerlei Gefahren überwinden …

Auch auf technischer Ebene muss sich niemand vor allzu artifiziell komponierten Eindrücken fürchten. Die Bilder des ungeschnitten ab 16 Jahren freigegebenen Films sind im Großen und Ganzen recht steril und werden von weitgehend unbeweglichen Kameraeinstellungen begleitet. Dialoge sind im Schuss-Gegenschuss-Verfahren heruntergedrehtworden, ab und zu gibt es den einen oder anderen Establishing-Shot, also eine Einstellung zum Einführen in eine neue Gegend. Diese werden typischerweise in Form von Totalen präsentiert, wie man es aus Dutzend anderen Filmen bereits kennt. Die gezeigten Bilder sind dabei stets hell und sauber ausgeleuchtet, was nicht ganz zu der dystopischen Welt von „SuperGrid“ passt. Hier hätte etwas mehr „Dreck“ dem Film gutgetan, um wenigstens einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu erzeugen. So bleibt im Gegenzug ein vollkommen unglaubwürdiges Werk, welches gerade durch seine Einfachheit und zur Schau getragene billige Machart für kurzfristige Unterhaltung sorgt, darüber hinaus jedoch wenig Neues zeigt, geschweige denn die Basis für eine Gesellschaftsanalyse oder Vergleichbares bietet, wie es anderen Filmen über Dystopien oftmals gelingt.

… bekommen für ihre Aufgabe jedoch bald tatkräftige Unterstützung

Veröffentlichung: 5. März 2020 als Blu-ray und DVD

Länge: 80 Min. (Blu-ray), 77 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: SuperGrid
KAN 2018
Regie: Lowell Dean
Drehbuch: T. R. McCauley, Justin Ludwig
Besetzung: Leo Fafard, Marshall Williams, Natalie Krill, Jay Reso, Amy Matysio, Jonathan Cherry, Tinsel Korey, Fei Ren, Daniel Maslany, Sheldon Bergstorm
Zusatzmaterial: Trailershow
Label: Tiberius Film
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment

Copyright 2020 by Lucas Gröning

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2020 Tiberius Film

 

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