RSS

Shot Caller – Hinter Gittern kann man ruhig mal mit Nazis kungeln

25 Apr

Shot Caller

Von Volker Schönenberger

Actionthriller // Auf seinen Rücken hat er sich in großen Lettern „White Pride“ tätowieren lassen, weitere martialische Tätowierungen schmücken seinen Körper – Jacob (Nikolaj Coster-Waldau) alias „Money“ sitzt wohl zu Recht in dem Hochsicherheitstrakt im Knast. Aber seine Entlassung steht bevor. Dass er ausgerechnet jetzt seinem Sohn Joshua (Jonathon McClendon) einen Brief schreibt, in welchem er sich von ihm verabschiedet, verwundert etwas. Doch kaum auf freiem Fuß, trifft er seinen Buddy Frank „Shotgun“ (Jon Bernthal), und zügig wird klar, dass krumme Geschäfte anstehen – oder mehr.

Diese feinen Herren kann man sich ruhig als neue Buddys aussuchen

Zeitsprung zurück: Jacob führt ein Bilderbuchleben mit Ehefrau Kate (Lake Bell) und Sohn Joshua. Doch das Leben des erfolgreichen Geschäftsmanns gerät aus den Fugen, als er unter Alkoholeinfluss einen tödlichen Unfall verursacht. Das bringt ihn als Straftäter ins Gefängnis. Weil alle wegen Gewalttaten verurteilten Delinquenten gemeinsam untergebracht werden, kommt Jacob zu den schweren Jungs. Um den brutalen Knastalltag zu überleben, schließt er sich den „White Supremacy“-Gangstern um Shotgun an. Die Straße der Gewalt ist eine Einbahnstraße.

Und das tut Jacob dann auch

In zwei parallel montierten Handlungssträngen sehen wir zum einen, wie sich Jacob im Anschluss an seine Haftentlassung nach Jahren in der Gangwelt behauptet; zum anderen beobachten wir seine Entwicklung vom Bürger zum Gangster in der Strafanstalt. „Game of Thrones“-Star Nikolaj Coster-Waldau verkörpert den Zwiespalt seiner Figur glaubwürdig. Jacobs Wandlung im Knast ist jederzeit nachvollziehbar. Auch Jon Bernthal („The Walking Dead“) macht seine Sache gut. Der minimalistische Score aus schrägen Streichern ohne Firlefanz und mit nur geringen Variationen unterstützt den fatalen Weg des vormals ehrbaren Mannes in die Niederungen gesellschaftlichen Daseins sehr gut.

Zweiter Knastfilm des Regisseurs

Knastfilme scheinen Regisseur Ric Roman Waugh zu liegen. „Felon“ (2008) mit Stephen Dorff, Val Kilmer und Sam Shephard war schon gar nicht so schlecht, „Shot Caller“ geht nach meiner Einschätzung als Waughs bester Film durch. Beide spielen übrigens im California State Prison Corcoran. Im Anschluss an „Shot Caller“ gelang es dem Regisseur, in die Action-A-Liga vorzustoßen: Ihm wurde die Regie zu „Angel Has Fallen“ (2019) mit Gerard Butler übertragen, der allerdings an allzu vielen Logik-Schlaglöchern scheiterte. Mit Stars hatte Waugh auch in „Snitch – Ein riskanter Deal“ (2013) zu tun, in dem Dwayne Johnson, Susan Sarandon und Barry Pepper mitwirkten.

Ab und zu geht es im Knast …

Dass sich Jacob im Knast Nazis anschließt, lässt anfangs eine politische Komponente vermuten, aber weit gefehlt: Es geht einzig um Bandenverbrechen und Jacobs Weg in den Abgrund, Rassismus spielt keine Rolle. Das kann man bedauern, aber da es Drehbuchautor und Regisseur Ric Roman Waugh offenbar lediglich darum ging, einen intensiven Thriller zu inszenieren, ist es hinzunehmen. Ebenso die Tatsache, dass er diverse bekannte Motive des Knastfilms verarbeitet. Da das auf versierte Weise geschieht, ist daran wenig auszusetzen. Aber wenn so ein feines B-Movie dabei herauskommt wie im Falle „Shot Caller“, nehmen wir das eben hin. Waugh war von Mitte der 1980er-Jahre bis kurz nach der Jahrtausendwende als Stuntman und Stunt-Koordinator tätig und wird wohl auch als Regisseur im Feld der Action und der Thriller bleiben. „Greenland“ mit „Angel Has Fallen“-Star Gerard Butler ist abgedreht, aber noch ohne deutschen Kinostarttermin. Ob er seinen knackigen Knast-Thriller „Shot Caller“ damit übertreffen wird?

… auch mal hoch her

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Ric Roman Waugh haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Nikolaj Coster-Waldau und Juan Pablo Raba unter Schauspieler.

Jacob hat sich verändert

Veröffentlichung: 7. September 2017 als Blu-ray und DVD

Länge: 120 Min. (Blu-ray), 115 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Originaltitel: Shot Caller
USA 2017
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Ric Roman Waugh
Besetzung: Nikolaj Coster-Waldau, Omari Hardwick, Lake Bell, Jon Bernthal, Emory Cohen, Jeffrey Donovan, Evan Jones, Juan Pablo Raba, Matt Gerald, Max Greenfield, Jonathon McClendon
Zusatzmaterial: Interviews (50 Min.), Trailer
Label: Constantin Film
Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2020 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshot: © 2017 Constantin Film

 

Schlagwörter: , , , , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..