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Straße ins Jenseits – Widerstand gegen die Verwechslung von Vernunft und Opportunismus

07 Mai

La polizia incrimina, la legge assolve

Von Ansgar Skulme

Polit-Actionthriller // Die Polizei von Genua ist der Drogenmafia dicht auf den Fersen. Es wird jedoch immer offensichtlicher, dass die Versuche der Ermittler, die organisierte Kriminalität zu zerschlagen, von gesellschaftlich über ihnen stehenden Personen sabotiert und vereitelt werden. Vize-Kommissar Belli (Franco Nero) packt die Wut auf seinen Chef Scavino (James Whitmore), da er sich sicher ist, dass man mit dem bereits gesammelten Material wohl oder übel vor Gericht ziehen kann. Scavino hingegen äußert seine Überzeugung, dass es fatal wäre, mit womöglich unzureichenden Beweisen gegen die Herrschaften aus bestem Hause vor einen Richter zu ziehen, und will vorerst abwarten. Eine Spur führt zu dem in die Jahre gekommenen Paten Cafiero (Fernando Rey), doch auch der scheint nicht an der Spitze des Eisberges zu stehen. Für den zunehmend schnell aus der Haut fahrenden und laut werdenden Belli entwickelt sich die zermürbende Jagd auf eine unbekannte Größe zu einer Zerreißprobe, die kaum mit seiner aktuellen Freundin und seiner Tochter aus einer früheren Beziehung unter einen Hut zu bekommen ist.

„Straße ins Jenseits“, der in Deutschland auch unter dem banalen Titel „Tote Zeugen singen nicht“ verbreitet wurde, war ein großer Kassenerfolg und gilt als einer der wichtigsten, richtungsweisenden Vertreter des italienischen Polizeifilms der 70er-Jahre. Dennoch ist er in Italien bisher nur im Jahr 2008, in umstrittener Qualität, auf DVD erschienen und hierzulande gar nicht. Allerdings kann man ihn erfreulicherweise zumindest auf Amazon Prime abrufen – unter dem Titel, mit dem ihn auch der vorliegende Artikel aufführt. Damit ist er in der Bundesrepublik erstmals seit der Auswertung auf Video wieder unkompliziert verfügbar.

Messlatte hoch angelegt, Anspruch erfüllt

Dem Regisseur Enzo G. Castellari ist es mit sehr versierten Einfällen gelungen, eine als solches keinesfalls gewöhnliche Synthese aus auffällig rasantem Actionthriller und politischem Paranoia-Thriller zu kreieren. Er verbindet damit zwei der wichtigsten Strömungen des Thriller-Genres der 70er in ausgezeichneter Art und Weise, wobei selbst unter den Actionthrillern, die keine derartige Synthese eingehen, viele nicht dermaßen konstant den Fuß auf dem Gaspedal haben. Die phasenweise hoffnungslos erscheinende Jagd auf übergeordnete Mächte im undurchschaubaren politischen Hintergrund war im Film selten gleichzeitig auch so forsch, energisch und dynamisch. „Straße ins Jenseits“ ist nicht nur oberflächlich temporeich, sondern sehr intelligent geschnitten, wobei er eine handwerkliche Sauberkeit an den Tag legt, die man für das damalige italienische Genrekino nicht als selbstverständlich voraussetzen kann, insbesondere was eben den Schnitt anbetrifft. Als spannend zeigt sich unter anderem die assoziativ gestaltete, manchmal nur für Augenblicke aufblitzende Einbindung von Rückblenden, sowohl durch Bewegtbilder als auch durch Dialoge, die aus dem Off in Erinnerung gerufen werden.

Filmisch inspirierend wirkte auf Castellari dem Vernehmen nach der legendäre Steve-McQueen-Streifen „Bullitt“ (1968), vor dem seinerzeit topaktuellen Hintergrund der Ermordung des italienischen Polizei-Kommissars Luigi Calabresi am 17. Mai 1972 in Mailand. Darüber hinaus wird der Film aufgrund seiner Erzählweise, gewisser vergleichbarer Handlungselemente und der Beteiligung von Fernando Rey in einer zentralen Rolle auch gern mit William Friedkins „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ (1971) in Verbindung gebracht. Dem Irrtum, es handele sich deswegen um einen Abklatsch, sollte man allerdings nicht unterliegen – so weit gehen die Parallelen dann auch wieder nicht. Vielmehr kann man durchaus die These wagen, dass „Straße ins Jenseits“ möglicherweise Castellaris wichtigster Film und zudem einer der gelungensten, wirklich international massenkompatiblen und dabei in Europa produzierten Thriller der 70er ist. An diesem Film werden Freunde blanker Action, Freunde des klassischen Polizeifilms früherer Jahrzehnte und Liebhaber des Politdramas gleichermaßen ihre Freude haben. Es ist eines dieser Werke, das sowohl auf der „Anspruch“-Skala als auch bei den Faktoren „Action“ und „Spannung“ jeweils mehrere Punkte erobert. Ganz nebenbei wird sogar noch ziemlich treffend und ernüchternd die Problematik eines Vaters beleuchtet, dessen Kind nicht bei ihm aufwächst, obwohl es gern würde.

Die, die es krachen lassen

Dass das Gesamtpaket aufgeht, liegt neben Castellaris inszenatorischen Finessen sowie dem Können von Kameramann Alejandro Ulloa und Cutter Vincenzo Tomassi natürlich auch an der hohen Qualität der Stunt-Koordination – hier mit besonderem Blick auf das Thema Verfolgungsjagd. Die Arbeit der Stunt-Koordinatoren spielte sich im damaligen italienischen Kino oftmals auf einem starken Niveau ab – und das gilt immer noch. Wenn heutzutage in Italien Szenen für einen Hollywood-Film produziert und dafür Action-Elemente gedreht werden, zeichnen zuweilen die Söhne derer verantwortlich, die in den 70ern im selben Geschäft tätig gewesen sind – zu nennen sind als aktuelle Vertreter mit prägnanten Vorfahren aus dem italienischen 70er-Kino insbesondere Massimiliano Ubaldi und Claudio Pacifico, deren Namen man in Hollywood kennt. Ubaldis Vater Giorgio war beispielsweise für seine Zusammenarbeit mit Bud Spencer und Terence Hill als Stunt-Koordinator bekannt, Pacificos Vater Benito damals ein gefragter Stuntman. Daran wird auch deutlich: Das Thema Stunts umfasst eben von der Schlägerei bis zum knappen Entkommen bei einer Explosion, vom Piraten-Fechtkampf bis zur Ritterschlacht und von der Auto-Verfolgungsjagd bis hin zu spektakulären Sprüngen – mit oder ohne Motorrad – ein ziemlich breites Feld. In Italien war es seinerzeit unter denen, die im Film-Stuntbereich etwas auf sich hielten, üblich, die Palette umfangreich abzudecken, während die einzelnen Sparten der Stunt-Arbeit in den USA – so will es zumindest die Legende – eher von auf jeweils ein Spezialgebiet fokussierten Experten beackert wurden.

„Straße ins Jenseits“ ist mit Blick auf die Bedeutsamkeit guter Stunts besonders interessant, weil er mit einer ausgiebigen Action-Sequenz startet, die offensichtlich dem Zweck dient, das Publikum von vornherein unter Strom zu setzen – woraufhin es sich Castellaris Inszenierung zur Aufgabe macht, dieses hohe Level an Spannung und Beweglichkeit mitzunehmen, das von dieser denkwürdigen Action-Szene vorgegeben wird, und über die ganze Erzählung hinweg die einmal entzündete Kerze nicht mehr erlöschen zu lassen. Würde hier die Einführungsszene zum Wachwerden nicht auf den Punkt funktionieren, wäre das gesamte Konzept des Films in Gefahr – ähnlich einem Flugzeug, das bereits beim Start ins Straucheln gerät. Daher sind der Einfluss eines Stunt-Koordinators wie auch von dessen Stuntmen beziehungsweise von den Stunt-Fahrern und die Dimension des Niveaus, auf dem damals in Italien an Action-Szenen für gewöhnlich gearbeitet wurde, hinsichtlich der Wirksamkeit eines solchen Films nicht zu unterschätzen, selbst wenn (weitere) Action-Szenen im Gesamtverlauf der Handlung so eines Films nur überschaubar auftreten.

Anfänge machen, Verantwortung übernehmen

„Straße ins Jenseits“ war Enzo G. Castellaris erster Polizeifilm sowie der erste Film, in dem Franco Nero unter der Regie von Castellari spielte – der Regisseur selbst hat einen amüsanten Cameo als Reporter. Zwischen beiden entwickelte sich eine enge Freundschaft mit vielen weiteren Zusammenarbeiten. Auch nach mittlerweile fast 50 Jahren scheint das nächste gemeinsame Projekt noch bevorzustehen. Franco Nero liefert in „Straße ins Jenseits“ eine schauspielerisch sehr intensive Leistung ab – vom mehrfachen völligen Ausflippen und lautem Geschrei über den mit der Tochter Faxen machenden Vater bis hin zum emotional überwältigten Tränenausbruch ist praktisch alles dabei.

Nero hat in seiner Filmografie einige für ihre Intensität bekannte Rollen hinterlegt, aber in „Straße ins Jenseits“ wirkt er dermaßen wie im Vollsprint von der Leine gelassen, dass er regelrecht wie eine aus einem Tornado entspringende Lawine über die Kriminellen und den Zuschauer hereinbricht. Bemerkenswert ist, dass er dabei sogar bis zum Schluss die Gratwanderung schafft, als aus Überzeugung agierender Gesetzeshüter und Gerechtigkeitsfanatiker glaubwürdig zu bleiben, obwohl das sehr extrovertierte Schauspiel reichlich Risiken birgt, in allzu übertriebene Gefilde abzudriften, an denen er aber nicht scheitert. Nero verkörpert eine dem Guten zugewandte Besessenheit, eine Art positive Verrücktheit im wahrsten Sinne des Wortes, die ansteckt und mitreißt. Trotzdem bleibt die Figur menschlich glaubhaft und zeigt zu keinem Zeitpunkt unrealistisch vorteilhafte Eigenschaften, die man dem Reich des filmischen Wunschdenkens zuschreiben müsste. Er ist ein aufrechter Kämpfer gegen korrupte Akteure im Bürgertum, die nach dem Motto „Frei ist, wer reich ist“ agieren und es als Vernunft definieren, sich nicht in ihre eigenbrötlerischen Angelegenheiten zu mischen. Dass sich gewisse Elemente der Gesellschaft, die über Möglichkeiten der lenkenden politischen Einflussnahme verfügen, selbst auf die Fahne schreiben, diejenigen zu sein, die am vernünftigsten agieren und angeblich die meiste Verantwortung innerhalb der Gesellschaft übernehmen, kennt man ja auch heute noch. Spätestens jedoch, wenn man anfängt, der Polizei zu erklären, dass es das Vernünftigste wäre, sich bei den Ermittlungen zurückzuhalten, wird die Bigotterie recht offensichtlich – und dann sind unermüdliche Wadenbeißer wie Franco Neros Kommissar Belli zur Verteidigung der Interessen der Mehrheit gefragt, weil Widerstand zur Pflicht wird.

Ein großer Gewinn ist außerdem die Beteiligung von James Whitmore. Dass Hollywood-Schauspieler der 50er-Jahre im Italo-Kino der 60er und 70er Fuß fassen konnten, kam des Öfteren vor. Whitmore gehört hierbei zu der Gruppe, die auch in den USA bereits Hauptrollen vor der Kamera verkörpert hatte – denken wir etwa an den Kult-Horrorfilm „Formicula“ (1954) und den um Jugend-Bandenkriminalität kreisenden Noir „Entfesselte Jugend“ (1956), in dem John Cassavetes und Sal Mineo an seiner Seite zu sehen sind. Schauspielern wie Whitmore gegenüber stehen die Amerikaner, die erst in Italien zu wirklich großen Rollen gelangten. Er stellt unter den damals in Italien gastierenden Hollywood-Akteuren insofern eine Besonderheit dar, als „Straße ins Jenseits“ – soweit ich seine Filmografie überblicke – offenbar sein einziger Auftritt im damaligen italienischen Kino geblieben ist; damit befindet er sich nicht in allzu umfangreicher Gesellschaft. Seine Darbietung in diesem Film beeindruckt, weil man ihm deutlich anmerkt, dass er sich mit der Filmlandschaft, in die er da hineinkam, vorab recht ausgiebig beschäftigt haben dürfte. Seine Mimik und Gestik passen sich gewissermaßen dem Erzähltempo Castellaris und auch bestimmten Gewohnheiten des italienischen Genrefilms an. So gelingt es ihm selbst in kurzen Einstellungen, mit klug gesetzten Blicken und Gesichtsausdrücken sowie prägnanten Gesten, immer wieder schnell und ausdrucksstark nonverbal zu kommunizieren. Man läuft, wenn man das probiert, sicherlich Gefahr, ins Imitieren von Italiener-Klischees zu rutschen, aber James Whitmore differenziert Szene für Szene viel zu überlegt, um in diese Falle zu tappen. Noch mit über 70 Jahren spielte er in „Die Verurteilten“ (1994), an der Seite von Tim Robbins und Morgan Freeman, eine Rolle, die auch Teilen des jüngeren Publikums bis heute ein Begriff sein dürfte. Er war 1950 und 1976 für „Kesselschlacht“ (1949) und „Give ’em Hell, Harry!“ (1975) jeweils für den Golden Globe und den Oscar nominiert, konnte den Globe dabei für „Kesselschlacht“ auch gewinnen. Geschichte schrieb er in diesem Zusammenhang, weil „Give ’em Hell, Harry!“, der vom ehemaligen US-Präsidenten Harry S. Truman handelt, bis heute der einzige Film mit nur einem einzigen Schauspieler – also eine lupenreine One-Man-Show – ist, für den selbiger auch für den Oscar nominiert wurde. James Whitmore hat sowohl als Nebendarsteller als auch als Hauptdarsteller etliche sehenswerte Arbeiten hinterlassen und gehört zu denen, die eigentlich immer zu überzeugen wussten. Enttäuschende Darbietungen von ihm sind mir nicht bekannt – selbst in relativ pathetischen Kriegsfilmen zeigte sich seine Beteiligung mehrmals als kluger Schachzug, mit dem eine gewisse Bodenhaftung hergestellt und den erzählten Geschehnissen ein moderater Unterton gegeben werden konnte.

Erwähnt werden soll an dieser Stelle auch die Mitwirkung des spanischen Schauspielers Daniel Martín in einer Nebenrolle, der dem deutschen Publikum zumindest zum Zeitpunkt der Erstaufführung von „Straße ins Jenseits“ durch seine Verkörperung des Uncas in Harald Reinls Adaption von „Der letzte Mohikaner“ (1965) ein Begriff gewesen sein könnte, wo er also gewissermaßen als Winnetou-Ersatz im Reinl-Western-Universum fungierte. Ungewöhnlich, aber interessant ist, dass Martín dieselbe Rolle auch in einer spanisch-italienischen Adaption des „letzten Mohikaners“, unter der Regie von Mateo Cano spielte, die ebenfalls 1965 veröffentlicht worden ist. Martín, der mit seinen kernigen, vom Leben gegerbten Gesichtszügen eigentlich eine ziemlich einprägsame Erscheinung gewesen ist, trat nach einem kurzen Hoch ab circa 1971 leider wieder zunehmend in vergleichsweise kleinen Rollen auf, dabei aber trotzdem weiterhin mit einigen Filmen, die man als durchaus gelungene Vertreter des italienischen Genrekinos einstufen kann. Gemeinsam mit Fernando Rey und Silvano Tranquilli, der den Franco Griva spielt, sticht er besonders aus dem Nebendarsteller-Ensemble in „Straße ins Jenseits“ heraus.

Vom Süden Europas in den Süden Deutschlands

Die deutsche Synchronfassung entstand in München und glänzt unter anderem mit einem überragenden Klaus Kindler, der sich aus heutiger Sicht vor allem durch seine Einsätze als Stimme von Clint Eastwood und Steve McQueen in der Filmgeschichte verewigt hat, aber auch darüber hinaus zahlreiche Hauptrollen im Synchronstudio vertonte. Zumal Franco Neros Figur in „Straße ins Jenseits“ offensichtlich etliche Parallelen zu berühmten Figuren aufweist, die Eastwood und McQueen verkörpert haben, ist es auf eine Art recht spannend, dass Kindler auch hier zum Einsatz gekommen ist, wenngleich er sich als Stammstimme aller drei Schauspieler so wirklich erst gen Mitte der 70er-Jahre festzusetzen begann. Kindler hatte McQueen seine Stimme aber auch schon zuvor beispielsweise in „Bullitt“ geliehen, der Castellari als eines der Vorbilder für „Straße ins Jenseits“ diente – und Eastwood denkwürdig in den ersten beiden Filmen der Dollar-Trilogie synchronisiert. Hans Korte empfiehlt sich daneben als passende deutschsprachige Variante von James Whitmore – jedoch wurde Korte bedauerlicherweise nur selten mehrfach für denselben Schauspieler als Synchronsprecher eingesetzt, im Laufe der Jahre aber trotzdem für eine ganze Reihe bekannter Gesichter, wenn auch eben häufig nur jeweils im Einzelfall. Zu denen, die Korte irgendwann einmal gesprochen hat, gehört auch Fernando Rey, in „Straße ins Jenseits“ allerdings wurde der von Wolf Ackva synchronisiert, der in seiner Karriere ziemlich viele Schauspieler in drei oder vier verschiedenen Rollen sprechen durfte, sich aber leider für keinen davon wirklich dauerhaft etablieren konnte. Geraume Zeit war Ackva die Stimme auf dem Tonband, die in der alten „Mission: Impossible“-Serie die Aufträge an das Team vergibt. Seine bekannteste vor der Kamera sichtbare Synchronrolle hatte ebenfalls mit Geheimagenten zu tun: Gemeint ist die von James Bonds legendärem Boss „M“, den er sowohl in den letzten drei Filmen mit Bernard Lee übernahm als auch in den Filmen, in denen die Figur – immer noch an der Seite von Roger Moore sowie danach Timothy Dalton – von Robert Brown gespielt wurde. Über Liam Neeson wird unter Fans heute mit spaßbetonter Ehrfurcht hervorgehoben, dass er Batman und Obi-Wan Kenobi – in den jeweiligen Filmen – ausgebildet hat, Wolf Ackva war als einziger, der sowohl der Chef von James Bond als auch von Jim Phelps gewesen ist und folglich im britischen wie auch im amerikanischen Geheimdient Aufträge an weltweit bekannte Top-Agenten vergab, in Deutschland gewissermaßen das Synchronsprecher-Pendant dazu.

Für Daniel Martín hört man in „Straße ins Jenseits“ Tommi Piper, der der Nation mittlerweile vor allem als Stimme von „Alf“ bekannt ist, aber schon zuvor natürlich eine Vielzahl an Synchronrollen für Nicht-Außerirdische absolviert hatte – und das, wie man hier feststellen kann, sehr passend. So charakteristisch und unverwechselbar er als „Alf“ auch wirken mag – es wäre schade um Piper, ihn auf Alf zu reduzieren.

So langsam wollen wir mal …

Das Label filmArt hat für Juni die Veröffentlichung von „Ein Bürger setzt sich zur Wehr“ (1974) geplant, der das unmittelbare Nachfolgeprojekt unter Castellaris Regie mit Franco Nero in der Hauptrolle darstellte. Angekündigt ist hierfür auch ein Audiokommentar von Dr. Marcus Stiglegger. Der Film war von diesem Label schon vor langer Zeit in Aussicht gestellt worden – umso erfreulicher, dass er jetzt endlich kommen wird. Er erscheint als nunmehr 15. Teil der „filmArt Polizieschi Edition“, mit der sich filmArt schon seit vielen Jahren Stück für Stück um den italienischen Polizeifilm der 70er kümmert. Bleibt die Frage, wann sich jemand an „Straße ins Jenseits“ wagt, denn dass ausgerechnet dieser Meilenstein des Genres immer noch keine deutsche Blu-ray oder DVD spendiert bekommen hat, hinterlässt einen unschönen Beigeschmack. Mittlerweile sind doch diverse der besten italienischen Polizeifilme dieses Jahrzehnts in Deutschland auf den DVD-Markt gelangt, mehrere davon auch als Blu-ray. Ein Film wie „Straße ins Jenseits“ sollte da zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht mehr fehlen, auch wenn weiterhin Luft nach oben ist und noch etliche sehenswerte Bestandteile dieser Genre-Epoche auf Veröffentlichung warten. Die Abwesenheit von „Straße ins Jenseits“ fühlt sich in diesem Kontext leider vergleichbar mit der Annahme an, es seien zwar weite Teile des Italowesterns auf Blu-ray und DVD erschlossen, aber ausgerechnet „Spiel mir das Lied vom Tod“ hätte man bei den Veröffentlichungen bisher gänzlich vergessen.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Enzo G. Castellari haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Franco Nero und James Whitmore unter Schauspieler.

Veröffentlichung (Italien): 15. Januar 2008 als DVD

Länge: 100 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Originaltitel: La polizia incrimina, la legge assolve
Deutscher Alternativtitel: Tote Zeugen singen nicht
Internationaler Titel: High Crime
IT/SP/F 1973
Regie: Enzo G. Castellari
Drehbuch: Tito Carpi, Gianfranco Clerici, Leonardo Martín, Enzo G. Castellari, Vincenzo Mannino
Besetzung: Franco Nero, James Whitmore, Fernando Rey, Delia Boccardo, Silvano Tranquilli, Daniel Martín, Luigi Diberti, Stefania Girolami Goodwin, Joaquín Solís, Duilio Del Prete
Verleih: Fida Cinematografica / Columbia-Warner Distributors

Copyright 2020 by Ansgar Skulme
Filmplakat: Fair Use

 

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