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Des Teufels Lohn – Allein gegen alle

06 Aug

Man in the Shadow

Von Volker Schönenberger

Krimi-Western // Spätabends auf der Ranch „Golden Empire“ in Spurline: Vorarbeiter Ed Yates (John Larch) und der Cowboy Chet Huneker (Leo Gordon) betreten die Baracke der mexikanischen Wanderarbeiter und zerren den jungen Juan Martin (Joe Schneider) hinaus. In einer düsteren Scheune beginnen sie, ihn zu verprügeln. Als er Gegenwehr leistet, erschlägt Yates ihn mit dem Knüppel.

Eine Bluttat steht bevor

Der alte Mexikaner Jesus Cisneros (Martin Garralaga) hat sich hinter den dreien hergeschlichen und den Mord beobachtet. Anderntags nimmt er all seinen Mut zusammen, geht zu Sheriff Ben Sadler (Jeff Chandler) und berichtet von seinen Beobachtungen. Dessen Deputy Ab Begley (Ben Alexander) tut das Ganze als Lügengeschichte ab, doch Sadler sucht die „Golden Empire“ und dessen Besitzer Virgil Renchler (Orson Welles) auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Damit macht er sich den mächtigen Rancher zum Gegner …

Die „Braceros“ aus Mexiko

Gar nicht so einfach, Ort und Zeit der Handlung von „Des Teufels Lohn“ zu bestimmen. Immerhin nennt Renchler beim ersten Gespräch mit dem Sheriff dessen Wahlbezirk Bingham County, was die Story im US-Staat Idaho platziert. Zudem wird ein paar Mal die Bezeichnung „Braceros“ für die mexikanischen Arbeiter verwendet, was auf das Braceros Program verweist, eine 1942 abgeschlossene und bis 1964 gültige Vereinbarung zwischen den USA und Mexiko über mexikanische Gastarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben der Vereinigten Staaten. Wer genau hinsieht, entdeckt immerhin einen wiederholt eingeblendeten Kalender, der den August 1956 zeigt.

Sheriff Ben Sadler (r.) stößt auf Widerstand

„Man in the Shadow“, so der Originaltitel, kann als Krimidrama und Film noir eingeordnet werden; Plot, visuelle Anmutung und Figurenkonstellation erlauben aber trotz Autos und Jahrhundert auch die Klassifizierung als Western. Der aufrechte Sheriff Sadler zieht sich nicht nur den Unmut Renchlers zu, sondern macht sich auch bei vielen Bürgern und Funktionsträgern der Stadt unbeliebt. Man fürchtet, der Ranchboss könne dem Ort großen wirtschaftlichen Schaden zufügen – eine Drohung, die Renchler wohl auch schon ausgesprochen hat. Eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt dessen Tochter Skippy (Colleen Miller), die in besagter Nacht etwas gehört hat.

Rassismus am Pranger

Der Krimi-Plot ist natürlich kein „Whodunit“, weil wir die Bluttat im Prolog von „Des Teufels Lohn“ zu sehen bekommen. Die Spannung resultiert vielmehr daraus, dass Sadler ganz auf sich allein gestellt ist und geradezu chancenlos erscheint, den Fall zu lösen, ohne selbst Schaden an Leib und Leben zu nehmen. Bemerkenswert, besonders für die 1950er-Jahre, wie subtil und dabei pointiert Regisseur Jack Arnold ganz nebenbei den alltäglichen Rassismus gegen die Mexikaner thematisiert. Ihre Leben sind den guten Bürgern nichts wert, ihren Aussagen wird kein Glauben geschenkt.

Ein weiteres Opfer ist zu beklagen

Der finale Showdown gestaltet sich etwas plakativ, dafür spektakulär und letztlich eines Westerns würdig. Orson Welles nimmt in seinen Szenen erwartungsgemäß breiten Raum ein, Jeff Chandler bietet ihm aber schauspielerisch Paroli, auch wenn seine Rolle ihm nicht allzu viele Facetten abverlangt. Es war sein letzter Film als Vertrags-Schauspieler für Universal Pictures. Welles wiederum drehte kurz darauf seinen Noir-Klassiker „Im Zeichen des Bösen“. Sein Rancher Rechnler ist übrigens Rinderbaron – das nur als kleiner Hinweis, weil wir auf dem Gebiet der „Golden Empire“ kein einziges Rindvieh zu sehen bekommen.

Dritter von vier Jack-Arnold-Western

Nach „Duell mit dem Teufel“ (1955) und „Auf der Spur des Todes“ (1956) war „Des Teufels Lohn“ der dritte Western des eher für Science-Fiction-Horror bekannten Jack Arnold. 1959 folgte mit „Auf der Kugel stand kein Name“ ein weiterer, bevor der Regisseur dem Westerngenre den Rücken zukehrte. Im selben Jahr wie „Des Teufels Lohn“ drehte Arnold „Kreuzverhör“, ebenfalls mit Jeff Chandler in der Hauptrolle. Beide Filme vereint das Motiv des Mannes, der meint, sich über das Gesetz erheben zu können. Ob das Zufall oder zumindest von Regisseur Arnold gewollt war, bleibt natürlich spekulativ. So oder so passen beide gut zusammen, da auch der Western Züge eines Film noirs trägt. Ein feiner Genre-Hybrid.

Auch dem Gesetzeshüter wird übel mitgespielt

Koch Media (heute Koch Films) hat „Des Teufels Lohn“ hierzulande bereits zuvor auf DVD veröffentlicht, nun hat explosive media eine Neuauflage sowie erstmals eine Blu-ray in solider Bild- und Tonqualität in den Handel gebracht, leider ohne nennenswertes Bonusmaterial. Dennoch lohnenswert.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Jack Arnold haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Jeff Chandler und Orson Welles unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 9. Juli 2020 als Blu-ray und DVD, 25. Juni 2010 als DVD, 25. April 2008 als DVD in der 3-Disc-Box „Jack Arnold Western Collection“ (mit „Auf der Spur des Todes“ und „Auf der Kugel stand kein Name“)

Länge: 80 Min. (Blu-ray), 77 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Man in the Shadow
USA 1957
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Gene L. Coon
Besetzung: Jeff Chandler, Orson Welles, Colleen Miller, Ben Alexander, John Larch, James Gleason, Paul Fix, Leo Gordon, Royal Dano, Martin Garralaga, Mario Siletti, Charles Horvath, William Schallert, Joe Schneider
Zusatzmaterial: Originaltrailer, Bildergalerie, Wendecover
Label 2020: explosive media
Vertrieb 2020: Koch Films
Label: 2010 & 2008: Koch Media

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2020 explosive media

 

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