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Horror für Halloween (XV): Der Exorzist III – Zurück nach Georgetown

10 Okt

The Exorcist III

Von Volker Schönenberger

Horror // „Der Exorzist“ (1973) gilt heute noch als einer der größten Klassiker des Horrorfilms überhaupt. Der Schriftsteller William Peter Blatty (1928–2017) hatte dafür seinen eigenen Roman in ein Drehbuch übertragen und die Umsetzung auch produziert, Regie führte William Friedkin („French Connection – Brennpunkt Brooklyn“).

Romanautor Blatty wird zum Regisseur

Die erste Fortsetzung „Exorzist II – Der Ketzer“ (1977) fiel bei Publikum und Kritik gleichermaßen durch. 1990 setzte sich Blatty dann lieber gleich selbst auf den Regiestuhl, um mit „Der Exorzist III“ seinen Roman „Das Zeichen“ („Legion“) zu verfilmen. Den hatte er geschrieben, während das zweite Sequel in der Entwicklungshölle schmorte. Als sich der Roman zum Bestseller entwickelte, schrieb Blatty nun auch das dazugehörige Drehbuch. „Der Exorzist III“ spielt zwar wie Friedkins Originalfilm in Georgetown in Washington, D.C, erzählt aber eine eigenständige Geschichte.

Mordserie in Georgetown

15 Jahre nach den Ereignissen von „Der Exorzist“ untersucht Lieutenant William „Bill“ Kinderman (George C. Scott) eine Mordserie. Mit seinem Freund Vater Joseph Dyer (Ed Flanders) erinnert er sich zurück an den sogenannten „Gemini-Killer“, der 15 Jahre zuvor gefasst, zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Die neuen Taten erinnern in einigen Details an die zurückliegende Mordserie.

In der geschlossenen Psychiatrie des Krankenhauses erfährt Kinderman vom Leiter Dr. Temple (Scott Wilson), dass 15 Jahre zuvor ein verwirrter Mann ohne Gedächtnis aufgegriffen und in seine Abteilung gebracht worden war. Bei einem Besuch in dessen Zelle erkennt Kinderman seinen totgeglaubten alten Freund Damien Karras (Jason Miller). Oder doch nicht? Kurz darauf meint er, den Gemini-Killer James Venamun (Brad Dourif) vor sich sitzen zu haben.

Keine Konkurrenz mit dem Original

„Der Exorzist III“ nimmt sich in nahezu jeder Szene viel Zeit für den Aufbau einer bedrohlichen Grundstimmung. Dabei versucht das Sequel gar nicht erst, in Konkurrenz zu William Friedkins kongenialem Original zu treten, sondern bemüht sich von Anfang an um Eigenständigkeit. Das gelingt dank eines intelligenten Skripts und geistreicher Dialoge vorzüglich, die phasenweise zu bemerkende Dialoglastigkeit fällt da gar nicht groß negativ ins Gewicht. Ich bin nicht völlig sicher, ob das Ganze jederzeit seiner eigenen inneren Logik folgt, aber ein paar Restfragen dürfen ruhig offen bleiben.

George C. Scott und Brad Dourif

Die gute Besetzung hilft dem Plot zudem über ein paar Klippen. Genannt seien George C. Scott („Patton – Rebell in Uniform“) als so beharrlicher wie mürrischer Ermittler und der Genrefilm-erprobte Brad Dourif („Wildling“) als Schlüsselfigur in der Gummizelle, der sich in Mono- und Dialogen die Seele aus dem Leib spielt. Positiv in Erinnerung geblieben ist mir auch Nancy Fish als resolute Krankenschwester Julie Allerton, obgleich die Gute lediglich einige Dialogszenen mit George C. Scott hat. Aber in diesen knistert es! Erwähnt seien auch Harry Carey Jr. als Vater Kanavan und Samuel L. Jackson, der in einer Traumsequenz kurz als Blinder zu sehen ist.

In Blattys Roman „Der Exorzist“ spielt Lieutenant Kinderman eine weitaus bedeutendere Rolle als in Friedkins Verfilmung. Dort verkörperte ihn Lee J. Cobb, der allerdings 1976 starb, weshalb die Figur für „Der Exorzist III“ neu besetzt werden musste. Scott spielt den Ermittler mit anderen Facetten, durchaus missmutiger und grantiger, gleichwohl ebenso überzeugend.

Kein Hit an den Kinokassen

Im Kino war „Der Exorzist III“ kein großer Erfolg beschieden, was nach dem missratenen ersten Sequel „Exorzist II – Der Ketzer“ kaum verwundert. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn man auf die Nennung von „Exorzist“ im Titel ganz verzichtet und dem Film stattdessen den Titel des Romans „Legion“ gegeben hätte. So jedoch trägt „Der Exorzist III“ als zweite Fortsetzung eines Meisterwerks eine schwere Bürde. Ohne diese hätte das Werk heute vielleicht sogar Klassikerstatus, da es einen ganz eigenen Weg geht und Regisseur William Peter Blatty unbeirrt über die gesamte Laufzeit an seiner Vision festhält. Allerdings konnte er seine Original-Schnittfassung nicht durchsetzen, weil das Studio auf zusätzlichen Szenen bestand, um größere Nähe zu „Der Exorzist“ herzustellen, darunter fast das gesamte letzte Drittel des Films inklusive einer aufwendigen Exorzismus-Sequenz.

Der Director’s Cut „Legion“

Fehlende Szenen der ursprünglichen Fassung wurden viele Jahre später wider Erwarten doch noch gefunden, sodass Blattys Director’s Cut weitgehend rekonstruiert werden konnte. Er ist bislang lediglich in den USA bei Shout und dem Vereinigten Königreich bei Arrow Video auf Blu-ray erschienen und zeigt als Titeleinblendung sogar „William Peter Blatty’s Legion“. Die Lektüre des Schnittberichts allerdings lässt mich zu dem Schluss kommen, dass ich mit der Kinofassung vollauf zufrieden bin. Die Exorzisten-Saga scheint im Übrigen kein Ende zu nehmen, da Blumhouse Productions ein direktes Sequel zum ersten „Der Exorzist“ angekündigt hat.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Brad Dourif, Harry Carey Jr., Samuel L. Jackson und George C. Scott haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 9. Oktober 2014 als Blu-ray und als Blu-ray in der 5-Disc-Box „Der Exorzist – Die komplette Collection“, 10. Februar 2006 als DVD in der 5-DVD-Box „Der Exorzist – Die komplette Collection“, 16. Oktober 2003 als DVD und DVD in der 3-DVD-Box „Der Exorzist – Collection“

Länge: 110 Min. (Blu-ray, Kinofassung), 105 Min. (Blu-ray, Director’s Cut), 106 Min. (DVD, Kinofassung)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Kastellanisch, Blu-ray auch Französisch, Spanisch, Portugiesisch
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
Originaltitel: The Exorcist III
USA 1990
Regie: William Peter Blatty
Drehbuch: William Peter Blatty
Besetzung: George C. Scott, Ed Flanders, Brad Dourif, Jason Miller, Nicol Williamson, Scott Wilson, Nancy Fish, George DiCenzo, Lee Richardson, Grand L. Bush, Mary Jackson, Viveca Lindfors, Ken Lerner, Tracy Thorne, Barbara Baxley, Zohra Lampert, Harry Carey Jr., Samuel L. Jackson
Zusatzmaterial: US-Kinotrailer
Label/Vertrieb: Warner Home Video

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

Blu-ray-Packshot: © 2014 Warner Home Video

 

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