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Savage Dog – Der wilde irische Hund von Indochina

20 Jun

Savage Dog

Von Volker Schönenberger

Actionthriller // Lese ich da richtig? Gleich bei einem Fight zu Beginn von „Savage Dog“ tritt Martin Tillman (Scott Adkins) gegen einen vierschrötigen Typen an, der auf seiner Brust in Frakturschrift „Miene Eher heißt Treue“ tätowiert hat. Das muss man natürlich nicht zwangsläufig als Filmfehler interpretieren – vielleicht sollte es so aussehen, als habe der Tätowierer dem SS-Mann einen fiesen kleinen Streich spielen wollen, indem er in den Wahlspruch der Nazi-Organisation „Meine Ehre heißt Treue“ zwei Rechtschreibfehler eingebaut hat. Ich bezweifle allerdings, dass die Macher des Actioners so um die Ecke gedacht haben. Zwischendurch hat’s die Tätowierung nach einem Sturz in die Schlammpfütze auch mal kurz teilweise weggespült. So oder so ein Kuriosum, das schmunzeln lässt.

Nach kurzen Momenten der Zweisamkeit …

Indochina, genauer im südlichen Birma (dem heutigen Myanmar) des Jahres 1959: Der irische Boxer Tillman sitzt seit drei Jahren in einem heruntergerockten kleinen Knast und wird ab und zu aus seiner Zelle geholt, um gegen andere Gefangene zu kämpfen. Der Ex-Nazi Hans Steiner (Vladimir Kulich) organisiert diese Duelle zum Zeitvertreib und um zu wetten. Steiner hat einige Weggefährten um sich geschart, die wie er im Zweiten Weltkrieg auf der Verliererseite gestanden haben, darunter den eiskalten Jean-Pierre Rastignac (Marko Zaror). Weil ihm der britische MI6-Agent Harrison (Matthew Marsden) auf der Pelle sitzt, der Tillman vor Gericht bringen will, sieht sich Steiner genötigt, sein bestes Pferd im Stall freizulassen.

Aus der Zelle in die Kneipe

Tillman findet Unterschlupf beim Barbesitzer Valentine (Keith David), der ihn als Sicherheitsmann beschäftigt. Mit dessen Adoptivtochter Isabelle (Juju Chan) knüpft er bald zarte Bande – sie hatte ihn häufig im Knast besucht. Doch bald veranlasst Martin der Lauf der Dinge, erneut für Steiner in Bare-Knuckle-Kämpfen anzutreten.

… greift Martin Tillman doch wieder zur Waffe

Als Ass in Taekwando und Kickboxen sowie mit Erfahrung in diversen anderen Kampfsportarten wie Karate und Kung Fu macht Adkins in den zahlreichen Martial-Arts-Szenen von „Savage Dog“ eine ausgesprochen gute Figur. Das liegt zweifellos auch an den vom erfahrenen Stunt Coordinator Luke LaFontaine („The Debt Collector 2“, „The Last Sentinel“) choreografierten Kampfszenen und der Routine von Regisseur Jesse V. Johnson („Triple Threat“, „The Mercenary – Der Söldner“). Tillman haut seinen Gegnern auf die Fresse, dass es eine wahre Wonne ist. Nicht unbedingt variantenreich, aber versiert. Es geht eben nicht darum, dass ein spektakulärer Kampf den vorherigen toppen soll, sondern Tillman schaltet schlicht Gegner aus.

Erst Kloppe, dann Schießereien

Besteht die Action anfangs in erster Linie aus Martial Arts, kommt es später auch verstärkt zum Einsatz von Schusswaffen. Wenn sich Tillman nach einiger Zeit auf einen Ein-Mann-Armee-Feldzug begibt, zieht der Gewaltgehalt spürbar an – so sehr, dass die Hauptfigur fast schon zum Fiesling wird. Ich gehe hier nicht ins Detail, um Actionfans keine Überraschungen zu verderben, aber heutzutage ist es selten, dass ein Protagonist derart gnadenlos und blutrünstig gezeigt wird. Die 18er-Freigabe der sogenannten internationalen Fassung geht völlig in Ordnung, und es steht zu vermuten, dass der deutlich brutalere Director’s Cut Probleme gehabt hätte, die FSK schadlos zu passieren. Über die Unterschiede beider Fassungen gibt einmal mehr der Schnittbericht Aufschluss.

Er kann mit Schusswaffe wie …

Die Story und das historische Setting dienen zwar letztlich nur als Aufhänger für die Action, funktionieren aber recht gut. Die bedeutsamen Figuren sind nicht unbedingt vielschichtig charakterisiert, aber auch nicht mit dem ganz groben Strich. Die Melange verschiedener schillernder Figuren im Pulverfass Indochina verleiht „Savage Dog“ ein paar für derlei Filme ungewöhnliche Facetten. Sogar die nicht übermäßig viel Raum erhaltende Romanze des Protagonisten mit der jungen Isabelle fügt sich anständig ein. Gedreht wurde das Ganze übrigens in Vietnam.

Action wie in den 80ern

Van Damme, Dudikoff, Lundgren, Norris, Schwarzenegger, Stallone – als ich in den 80ern Jugendlicher war, stand ich auf die Actionhelden jener Zeit. Ihre Filme schaue ich heute noch gern. Scott Adkins („Legacy of Lies“, „Undisputed IV – Boyka Is Back“) hätte gut in diese illustre Schar hineingepasst, und vielleicht wäre er seinerzeit mit einigen seiner Filme sogar in den großen Kinosälen gelandet, denn das war damals noch möglich. Aber auch wenn die Filme mit ihm als Hauptdarsteller oft direkt fürs Heimkino veröffentlicht werden, hat er zweifellos ein anständiges Auskommen. Ab und zu sieht man Adkins auch als Nebendarsteller in Großproduktionen wie „Doctor Strange“ (2016).

„Savage Dog“ kommt als rauer, überraschend amoralischer Reißer daher, zwar generisch, aber mit ein paar interessanten Entwicklungen und in den Martial-Arts- und Schießerei-Szenen auf jeden Fall sehr ansehnlich geraten. Mehr Scott-Adkins-Stoffe sind willkommen.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Jesse V. Johnson haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Scott Adkins, Keith David und Marko Zaror unter Schauspieler.

… Machete gleichermaßen umgehen

Veröffentlichung: 20. März 2020 als Blu-ray in Hartbox (88 Exemplare), 13. Januar 2020 als 2-Disc Edition Mediabook (Director’s Cut, Blu-ray & DVD, 3 Covermotive à 444, 333 und 222 Exemplare), 21. April 2017 als Blu-ray und DVD (internationale Fassung)

Länge: 95 Min. (Blu-ray, Director’s Cut), 94 Min. (Blu-ray, internationale Fassung), 94 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18 (DVD) bzw. ungeprüft (Mediabooks)
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch (Mediabook und Hartbox ohne Untertitel)
Originaltitel: Savage Dog
USA 2017
Regie: Jesse V. Johnson
Drehbuch: Jesse V. Johnson
Besetzung: Scott Adkins, Marko Zaror, JuJu Chan Szeto, Cung Le, Vladimir Kulich, Keith David, Charles Fathy, Matthew Marsden, Sheena Chou, Luke Massy, Aki Aleong, Jon Lee Brody, Ben Burton, Esteban Cueto, William Daubert, Scott duPont
Zusatzmaterial Mediabooks und Blu-ray: deutscher und englischer Trailer, Soundtrack, Bildergalerie, nur Blu-ray: Wendecover, nur Mediabook: 16-seitiges Booklet mit einem Text von Nando Rohner
Zusatzmaterial DVD: Making-of, Trailer, Wendecover
Label/Vertrieb 2020: XCess Entertainment
Label 2017: ACME
Vertrieb 2017: WVG Medien GmbH

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Blu-ray-Packshot: © 2017 ACME, 3er-Packshot: © 2020 XCess Entertainment

 

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