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Shamo – The Ultimate Fighter: Im Knast zum Karate-Ass

15 Sept

Gwan gai

Von Volker Schönenberger

Action // So sieht also das Arschloch aus, das seine eigenen Eltern ermordet hat. Mit diesen Worten begrüßt Gefängnisdirektor Saeki (Ryo Ishibashi) im Jugendknast den 16-jährigen Ryu Narushima (Shawn Yue), der nach dem Mord an Vater und Mutter selbst die Polizei rief und sich der Bluttat bezichtigte. In der Strafanstalt wird er sogleich vergewaltigt. Seine Schwester Natsumi (Weiying Pei) besucht ihn ein einziges Mal, aber nur, um ihm zu erzählen, dass sie nun als Prostituierte arbeite und ihm ihre Adresse nicht geben werde, da sie ihn nie wiedersehen wolle.

Vom Gigolodasein in den Boxring

Ryu überlebt den Knast, weil ihn der ebenfalls inhaftierte Karatetrainer Kenji Kurokawa (Francis Ng) unter seine Fittiche nimmt und in der Kampfkunst unterweist. Zwei Jahre nach seiner Inhaftierung wird der junge Mann entlassen und hält sich danach eine Weile als Gigolo über Wasser. Nachdem er die Prostituierte Megumi (Annie Liu) kennengelernt hat, versucht er, in der Kickbox-Kampfsportszene Fuß zu fassen und lässt sich dafür vom so mächtigen wie skrupellosen Promoter Kensuke Mochizuk (Siu-Lung Leung) anwerben.

Es darf gekloppt werden

Schon mit dem brutalen Vorgänger „Dog Bite Dog – Wie räudige Hunde“ (2006) hatte Regisseur Soi Cheang einige Kontroversen ausgelöst. Viele hatten sich von „Shamo – The Ultimate Fighter“ einiges erwartet. Das konnte der in durchweg schmutzig-düsterer Stimmung inszenierte Martial-Arts-Actioner nicht einlösen, im Vergleich zum Vorgänger mangelt es doch an emotionaler Wucht. Auch charakterliche Tiefe ist Mangelware, die Dialoge erweisen sich dabei als wenig hilfreich. Weshalb Ryu tut, was er tut, bleibt weitgehend im Dunkeln. Er tut es eben, und das recht motivationslos. Auch die anderen Figuren bekommen kaum Profile verpasst, die angetan sind, uns irgendetwas zu erklären. Was beispielsweise erkennt Karatetrainer Kenji im Knast an Ryu, das ihn verleitet, dem von allen anderen Insassen geschmähten Häftling unter die Arme zu greifen? Man weiß es nicht. Ryu ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Er muss viel einstecken, doch ob er bei vielen Filmzuschauern Mitgefühl weckt, darf bezweifelt werden.

Karate und Kickboxen

Die Martial-Arts-Einlagen sind heftig geraten, ohne zum überbordenden Spektakel zu werden. Hier wird weniger Kampf„kunst“ als räudiges Karate und Kickboxen geboten. Diese Actionsequenzen gehören zu den Pluspunkten von „Shamo – The Ultimate Fighter“. Fans, die auf der Suche nach „reiner“ Martial-Arts-Action sind, sollten aber vielleicht anderswo weitersuchen.

Ryu – Mr. Eleganz geht anders

Bei der Vorlage „Shamo“ handelt es sich um einen Manga der sogenannten Seinen-Gattung. Diese japanischen Comics (der Begriff Seinen wird aber auch für Animes verwendet) richten sich an ein erwachsenes männliches Publikum. „Shamo“ erschien von 1998 bis 2015, die sich einige Freiheiten nehmende Verfilmung basiert auf den ersten beiden Bänden.

Ob man sich das häufig anschaut?

Am Ende erfährt Ryus Geschichte eine Wendung, die sich von Anfang an erahnen ließ. „Shamo – The Ultimate Fighter“ ist anstrengend und macht es einem nicht leicht, den Film zu mögen, seinen Protagonisten schon mal gar nicht. Es war womöglich auch gar nicht die Absicht von Soi Cheang, dass seine Regiearbeit gemocht wird. Auch „Dog Bite Dog“ hatte ja seine abstoßenden Momente. So bleibt „Shamo – The Ultimate Fighter“ ein Werk, das einige Fans gefunden hat, von vielen aber wohl eher selten zur erneuten Sichtung aus dem Filmregal geholt werden wird.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Soi Cheang haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

Der Kämpfer geht an seine Grenzen

Veröffentlichung: 26. Februar 2010 als Blu-ray und DVD

Länge: 105 Min. (Blu-ray), 101 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Kantonesisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Gwan gai
HK/JAP 2007
Regie: Soi Cheang
Drehbuch: Izô Hashimoto, Kam-Yuen Szeto
Besetzung: ‎ Shawn Yue, Annie Liu, Francis Ng, Masato, Dylan Kuo, Siu-Lung Leung, Ryo Ishibashi, Weiying Pei, Terri Kwan, Hiromi Nakajima, Takuji Suzuki, Ka Sing Chau, Syria Leung, Agnes Pang
Zusatzmaterial: Making-of (3:20 Min.), Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Label: I-On New Media GmbH
Vertrieb: WVG Medien GmbH

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Blu-ray-Packshot: © 2013 ‎ I-On New Media GmbH

 

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