RSS

Horror für Halloween (XXX): From Beyond – Aliens des Grauens: Body-Horror aus einer anderen Dimension

26 Okt

From Beyond

Von Volker Schönenberger

SF-Horror // Spät am Abend arbeitet der junge Physiker Dr. Crawford Tillinghast (Jeffrey Combs) im herrschaftlichen Anwesen seines Professors Dr. Edward Pretorius (Ted Sorel) an einem Resonator, den Pretorius entwickelt hat. Das Einschalten des Geräts lässt bedrohliche Kreaturen auf der Bildfläche erscheinen, doch Dr. Pretorius verweigert Tillinghasts Forderung, den Resonator abzuschalten, weil er in seinem Kopf eine Wirkung verspürt (etwas später erfahren wir, dass die beiden mit der Apparatur die Zirbeldrüse anregen wollen, weil sie die Theorie beweisen wollen, diese im Gehirn des Menschen befindliche Drüse sei einst für den „sechsten Sinn“ und somit paranormale Fähigkeiten zuständig gewesen und könne wieder aktiviert werden). Kurz darauf hat Pretorius keinen Kopf mehr, und Crawford Tillinghast wird als mutmaßlicher Mörder in eine geschlossene Einrichtung gesteckt.

Crawford Tillinghast wehrt sich

Dort sucht ihn im Auftrag der Staatsanwaltschaft die Psychiaterin Dr. Katherine McMichaels (Barbara Crampton, „Der Tod kommt zweimal“, „Der Re-Animator“) auf, die ermitteln soll, ob Tillinghast geistig gesund ist und ihm somit der Prozess gemacht werden kann. Als sie mittels Computertomografie feststellt, dass sich seine Zirbeldrüse tatsächlich vergrößert hat, holt sie ihn aus der Psychiatrie heraus und bringt ihn in Begleitung des Cops Sergeant Buford „Bubba“ Brownlee (Ken Foree, „Zombie“) zum Ort von Pretorius’ Tod zurück. Dort verlangt sie von dem Verstörten, das Experiment zu wiederholen. Ein fataler Fehler …

Ein Fest der Triebe

Welch bizarrer Body-Horror, den uns Stuart Gordon (1947–2020) ein Jahr nach seinem ersten Kinofilm „Der Re-Animator“ (1985) da serviert hat! „From Beyond – Aliens des Grauens“ entwickelt sich zu einem schleimigen Spektakel, in welchem sich eine tentakelbewehrte Triebhaftigkeit Bahn bricht – kosequenterweise teils direkt aus der Stirn, mithin dem Hirn. Dabei fasziniert auch die Idee einer uns umgebenden Dimension, in der sich allerlei schaurige Kreaturen tummeln, denen man besser kein Portal in unsere Welt öffnet.

Objekt der Begierde: Dr. Katherine McMichaels

Schleim und Körperlichkeit tragen enorm zur Intensität des Films bei, die Animatronik-, Make-up- und Effektsparte des Produktionsteams hat ganze Arbeit geleistet. Folgerichtig wurden die Spezialeffekte 1986 beim Sitges (dem Internationalen Festival Kataloniens des fantastischen Films) mit dem „Caixa de Catalunya“ prämiert. Aauch Richard Bands Originalsoundtrack erhielt die Trophäe, zudem wurde Stuart Gordon mit dem Preis des Kalatanischen Drehbuchautoren-, Kritiker und Autorenverbands ausgezeichnet. Beim Sitges hatte „From Beyond“ im Oktober 1986 seine Weltpremiere gefeiert.

Nach einer Vorlage von H. P. Lovecraft

Der eine oder andere Magen zartbesaiteter Filmgucker mag angesichts der drastischen Bilder etwas revoltieren, aber wer derlei Probleme nicht hat und einer überbordenden Ausbeutung des Universums von H. P. Lovecraft aufgeschlossen gegenübersteht, wird an Stuart Gordons Regiearbeit seine helle Freude haben. Sie beruht auf Lovecrafts 1920 verfasster, aber erst 1934 erstveröffentlichter siebenseitiger Kurzgeschichte „From Beyond“ (online in voller Länge im englischen Original hier zu finden). Während deren Handlung im Jahr 1920 spielt, verlegte Gordon seine Umsetzung in die Entstehungszeit des Films, die 80er. Die im Film bedeutsame Figur des Dr. Pretorius kommt in der Literaturvorlage überhaupt nicht vor.

Bei Kopfschmerzen hilft Spalt

Crawford Tillinghast hingegen ist in Kurzgeschichte wie Verfilmung die zentrale Figur, auch wenn seine physische Transformation bei Stuart Gordon anders verläuft als bei H. P. Lovecraft. Der von Stuart Gordon gern gebuchte Jeffrey Combs („Re-Animator“-Reihe) verleiht seiner Figur eine angesichts des Exzesses bemerkenswerte Ernsthaftigkeit, die Mitgefühl für seinen tragischen Weg weckt.

Für Charles Bands Empire Pictures produziert

Gedreht wurde aus Kostengründen in Italien in der Nähe von Rom. Stuart Gordons mehrjähriger Weggefährte Brian Yuzna produzierte „From Beyond“ für Charles Bands Produktionsfirma Empire Pictures. Für den Soundtrack zeichnete Charles’ Bruder Richard Band verantwortlich, ihrer beider Vater Albert Band agierte als Produktionsmanager und absolvierte einen Kurzauftritt als Betrunkener. Als Dr. Bloch ist Stuart Gordons Ehefrau Carolyn Purdy-Gordon zu sehen.

Transformiert

„From Beyond – Aliens des Grauens“ liefert sicher keinen Stoff für Feingeister, sondern feiert mit Monstren und Transformierten ein ausgelassenes Fest des Body-Horrors. Ob H. P. Lovecraft davon angetan wäre, darf bezweifelt werden, aber wer weiß das schon? Das ist auch nebensächlich, denn Hauptsache ist, dass Horrorfans davon angetan sind. Und von denen gibt es genug, die das Werk abfeiern. Sie finden dafür gute Gründe. Ein so irrwitziges wie sinnliches Horror-Happening.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Stuart Gordon haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Barbara Crampton unter Schauspielerinnen, Filme mit Jeffrey Combs in der Rubrik Schauspieler.

Veröffentlichung: 6. Oktober 2017 als 2-Disc Limited Edition Collector’s Edition (Blu-ray & DVD), auf 500 Exemplare limitiert), 13. Mai 2014 als Blu-ray und DVD, 13. September 2013 als 3-Disc Limited Edition Digipack (Blu-ray & 2 DVDs, auf 3.000 Exemplare limitiert) und 3-Disc Limited Edition große Hartbox (Blu-ray & 2 DVDs, auf 100 Exemplare limitiert)
Länge: 86 Min. (Blu-ray), 82 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: From Beyond
USA/IT 1986
Regie: Stuart Gordon
Drehbuch: Dennis Paoli, nach der Kurzgeschichte „From Beyond“ von H. P. Lovecraft
Besetzung: Jeffrey Combs, Barbara Crampton, Ken Foree, Ted Sorel, Carolyn Purdy-Gordon, Bunny Summers, Bruce McGuire, Albert Band
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Regisseur Stuart Gordon und Darstellern, Audiokommentar von Drehbuchautor Denis Paoli, Audiokommentar der Filmhistoriker Marcus Stiglegger und Kai Naumann, Stuart Gordon on „From Beyond“ (20:34 Min.), „The Director’s Perspective“ – Interview mit Regisseur Stuart Gordon (8:53 Min.), „Gothic Adaption“ – Interview mit Drehbuchautor Denis Paoli (16:02 Min.), „A Tortured Soul“ – Interview mit Darsteller Jeffrey Combs (17:46 Min.), „Paging Dr. Michaelis“ – Interview mit Darstellerin Barbara Crampton (13:44 Min.), „The Doctor is In“ – Interview mit Darstellerin Barbara Crampton (14:28 Min.), „An Empire Production“ – Interview mit Produzent Charles Band (5:02 Min.), Interview mit Komponist Richard Band (4:34 Min.), „Multiple Dimensions“ (23:41 Min.), „Monsters & Slime“ (20:43 Min.), „The Editing Room: Lost and Found“ (4:47 Min.), Storyboard- /Film-Vergleiche, englischer Trailer, nur Blu-ray und DVD: Vertikalschuber, Wendecover, nur Collector’s Edition, Digipack und große Hartbox: 12-seitiges Booklet, nur Digipack und große Hartbox: zweiseitiger Werbeflyer, Limitierungszertifikat
Label/Vertrieb: OFDb Filmworks

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos, gruppierte Packshot & Ansicht Collector’s Edition: © OFDb Filmworks

 
 

Schlagwörter: , , , , , , , , , ,

2 Antworten zu “Horror für Halloween (XXX): From Beyond – Aliens des Grauens: Body-Horror aus einer anderen Dimension

  1. Christoph Wolf

    2022/10/27 at 13:48

    From Beyond fand ich sogar besser als den Re-Animator.

     
  2. Denise

    2022/10/26 at 10:41

    „From Beyond“ liebe ich und habe den Film auf DVD im Pappschuber. Ein Klassiker. 👍

     

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..