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Virus:32 – Die rasenden Untoten von Montevideo

09 Mai

Virus-32

Von Volker Schönenberger

Horror // Ein stinknormaler Tag in Uruguays Hauptstadt Montevideo: Iris (Paula Silva) hat völlig vergessen, dass sie ihrem Ex-Mann Javi (Franco Villa) zugesagt hatte, die gemeinsame Tochter Tata (Pilar Garcia Ayala) zu übernehmen. Nun hat sie eine Schicht als Nachtwärterin im baufälligen Gebäude eines Sportvereins angenommen und muss die Achtjährige dorthin mitnehmen.

Mit Müh und Not rettet sich Iris vor einem Angreifer

Dass auf dem Weg zur Arbeit auffällig wenige Menschen unterwegs sind und viele Signalhörner von Einsatzfahrzeugen ertönen, fällt Mutter und Tochter nicht auf. Während sich die beiden für die Nacht einrichten, bricht draußen die Hölle los. Erst beobachtet Iris aus dem Obergeschoss, wie draußen auf der Straße ein Mann einen anderen attackiert, dann dringt ein weiterer Typ in wütender Raserei ins Gebäude ein und greift sie an. Mit Müh und Not kann Iris ihn in Schach halten. Aber wo ist Tata?

Auf den Straßen bricht Chaos aus

Mal wieder ein Zombie- oder wahlweise Infiziertenschocker. Gibt es davon nicht schon genug? Na klar, aber das gilt für viele Horror-Subgenres, und ebenso gilt: Wenn Bewährtes anständig inszeniert ist – warum nicht? Und „Virus:32“ ist anständig inszeniert, beginnend schon mit der mehrminütigen Eingangssequenz, die in einem Take gedreht wurde oder dies zumindest sehr effektiv suggeriert. Und auch in der Folge bekommen wir noch ein paar gekonnte Kamerafahrten zu sehen, die die Spannung steigern. Das gilt ebenso für das Setting in dem weitläufigen Gebäude des Sportvereins mit dunklen Korridoren, Umkleidekabinen mit langen Spindreihen, feuchten Sporthallen und sogar einer Schwimmhalle. Weshalb ein Sporthallenkomplex des Nachts bewacht werden muss, braucht uns offenbar nicht zu interessieren. Das Setdesign gehört klar zu den Pluspunkten von „Virus:32“. Hinter jeder Ecke und in jedem dunklen Raum kann ein Infizierter lauern. Einige Einstellungen der ersten Hälfte des Films erinnern dabei stark an Schleichmissionen in Action-Adventure-Videospielen.

32?

Apropos 32: 32 Sekunden lang verharren die Untoten nach einem Angriff in völliger Regungslosigkeit, bis sie wieder in Raserei verfallen. Eine kurze Zeitspanne, die sich für in der Nähe befindliche Nichtinfizierte aber als überlebenswichtig erweisen kann. Dieses Element bringt ein paar zusätzliche Spannungsmomente hervor, Regisseur und Co-Drehbuchautor Gustavo Hernández Ibañez („The Silent House“) überstrapaziert es aber glücklicherweise nicht. Er erklärt auch nicht, weshalb sich die Untoten so verhalten, und ebenso wenig erfahren wir etwas über den Ursprung der Raserei-Epidemie. Nicht einmal den Infektionsweg vermittelt uns das Geschehen.

Wo ist Tata?

Bei der expliziten Darstellung der Gewaltausbrüche hält sich Hernández ebenfalls zurück. Wer ein Splatter-Spektakel erwartet, wird enttäuscht zurückbleiben. Dafür hat „Virus:32“ einige äußerst intensive Momente zu bieten, die auch emotional mitreißen. Der Regisseur inszenierte im Übrigen sein Langfilmdebüt „The Silent House“ (2010) so, dass es wie in einem Take gedreht wirkt, was einen Bogen zur Anfangssequenz von „Virus:32“ schlägt.

Das Rad des Zombiefilms wird wohl ohnehin keine kommende Produktion mehr neu erfinden, seien wir mit gekonnten Umsetzungen wie dieser trotz mangelnder Innovationskraft zufrieden. Und da wir allzu viele argentinisch-uruguayische Produktionen hierzulande nicht zu sehen bekommen, hat diese auch für ihre Herkunft einen Stein im Brett verdient, gelten beide Länder doch nicht gerade als Horror-Hochburgen. Welche lateinamerikanischen Horrorfilme könnt Ihr empfehlen?

Untot und gefährlich

Veröffentlichung: 23. März 2023 als Blu-ray, DVD und Video on Demand

Länge: 90 Min. (Blu-ray), 86 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Virus-32
ARG/URU 2022
Regie: Gustavo Hernández Ibañez
Drehbuch: Juma Fodde, Gustavo Hernández Ibañez
Besetzung: Pilar Garcia Ayala, Daniel Hendler, Paula Silva, Franco Villa, Sofía González, Rasjid César, Anaisy Brunet, Tiziano Núñez, Juan Fodde, Virginia Méndez, Gustavo Alonso
Zusatzmaterial: Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Label/Vertrieb: Plaion Pictures

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2023 Plaion Pictures

 
 

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21 Antworten zu “Virus:32 – Die rasenden Untoten von Montevideo

  1. SmileySmile77

    2023/10/15 at 19:57

    Ich muss sagen, dass ich in diesem Bereich keine Filme kenne, die ich empfehlen kann. Der bereits genannte „We are what we are“ hatte mich eher ratlos zurück gelassen, da er den Horror-Teil seines Plots ziemlich unbeholfen abwickelte.

     
  2. Samara

    2023/10/14 at 18:16

    Hier schließe ich mich mit The Silent House den anderen Kommentaren an.

     
  3. Thomas Oeller

    2023/10/14 at 14:49

    Mir fällt da auch nur „The Stranger“ ein

     
  4. naasguhl

    2023/10/12 at 11:43

    „The Stranger“ (Chile 2014)

     
  5. Birgit

    2023/10/12 at 09:48

    „Wir sind was wir sind“ (Mexiko 2010) und „Santa Sangre“ (ebenfalls Mexiko, 1989) möchte ich hier empfehlen.

     
  6. Michael Behr

    2023/10/12 at 09:02

    Leider fällt mir hierzu kein passender Beitrag ein …

    Abseits vom Gewinnspiel eine kurze Info: Ich habe gerade bemerkt, dass ich seit dem 1. Oktober nicht mehr über neue Beiträge auf dem Blog informiert wurde. Dafür bekam ich jetzt auf einmal Benachrichtigungen zu Kommentaren zu diesem Gewinnspiel, was im Normalfall ja nur passiert, wenn man selbst einen Kommentar gepostet hat. Irgendwo scheint da was aus dem Tritt geraten zu sein. Ich habe den Blog jetzt jedenfalls zusätzlich über einen Feedreader abonniert, damit mir keine neuen Einträge mehr durch die Lappen gehen 🙂 .

     
  7. Claudia Benz

    2023/10/11 at 10:13

    Ich kenne da grad nur spontan the silent house und der ist top

     
  8. Robin Martin

    2023/10/09 at 14:58

    The House At The End Of Time (Venezuela)

     
  9. christophwolfca3f310064

    2023/10/09 at 10:46

    Juan of the dead (Alejandro Brugués, 2011)

     
  10. rostm628

    2023/10/08 at 14:01

    Terrefied

     
  11. Steffen

    2023/10/08 at 05:52

    „Terrified“ fand ich ziemlich cool.

     
  12. mario Herr hahm

    2023/10/06 at 12:01

    Das Haus am Ende der Zeit aus Venezuela und cronos aus Mexico. Als Zombie Komödie noch Juan of the dead aus Kuba.

     
  13. Klaus

    2023/10/06 at 09:57

    Mein Tipp ist der Film „Sendero“ des chilenischen Regisseurs Lucio Rajos von 2015.

     
  14. Thomas P.

    2023/10/06 at 05:50

    Definitiv den kontroversen Film Trauma aus Chile, welcher jetzt bald im Ontober eine neue VÖ mit komplett überarbeiteter Synchro bekommt. Auch Aftershock finde ich sehr empfehlenswert!

     
    • Volker Schönenberger

      2023/10/06 at 06:28

      Auf jeden Fall. Die neue VÖ habe ich vorbestellt.

       
      • Thomas P.

        2023/10/06 at 06:49

        Dito 🙂 Sehr gespannt auf das Mystery Cover X 🤗

         
      • Volker Schönenberger

        2023/10/06 at 08:17

        Das war auch meine Wahl.

         
  15. Dirk Busch

    2023/10/05 at 19:54

    The Stranger aus Chile…Wir sind was wir sind aus Mexico…mehr fallen mir grad nicht ein. 🙂

     
  16. Björn Kramer

    2023/10/05 at 17:30

    What the water left behind

     
  17. Michaela Geßler

    2023/10/05 at 15:45

    Plaga Zombie

     
  18. Erik

    2023/10/05 at 10:02

    La casa muda (Das Orignial zu The Silent House).

     

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