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Zum 75. Geburtstag von Meg Foster: Leviathan (1989) – Body-Horror in den Tiefen des Atlantiks

10 Mai

Leviathan

Von Volker Schönenberger

SF-Horror // In ihren blassblauen Augen kann man versinken, während sie einem das Blut in Wallung bringen und es gleichzeitig zu Eis erstarren lassen. Okay, lassen wir das, über Meg Fosters außergewöhnliche Augen ist schon mehr als genug geschrieben worden. Geboren am 10. Mai 1948 in Reading im US-Staat Pennsylvania, absolvierte sie in den 1960er-Jahren eine Schauspielausbildung an der angesehenen Neighborhood Playhouse School of the Theatre in New York City, die unter anderen auch Gregory Peck, Steve McQueen, Burt Reynolds, Robert Duvall, James Caan, Amanda Plummer und Kim Basinger besucht hatten. Anschließend spielte sie viel Theater, in den 1970er-Jahren parallel auch kleine Rollen in Fernsehserien.

Kurzes Intermezzo bei „Cagney & Lacey“

1982 wäre Meg Foster beinahe durchgestartet: Sie spielte in der aus sechs Folgen bestehenden ersten Staffel der Serie „Cagney & Lacey“ (1981–1988) die Rolle der Ermittlerin Detective Christine Cagney (im 1981er-Pilotfilm noch von Loretta Swift verkörpert). Im Anschluss allerdings ersetzten die Produzenten sie durch Sharon Gless. Immerhin erhielt sie bald darauf Gelegenheit, in Kinofilmen mitzuwirken, etwa in Sam Peckinpahs „Das Osterman-Weekend“ (1983) an der Seite von Rutger Hauer, John Hurt und Dennis Hopper und in John Boormans „Der Smaragdwald“ (1985). Zu erwähnen ist ebenso ihre Rolle im trashigen, aber höchst amüsanten Fantasy-Spektakel „Masters of the Universe“ (1987) mit Dolph Lundgren, wo sie als dem Oberschurken Skeletor treu ergebene Evil-Lyn zu sehen ist. Einen interessanten Part hatte Foster auch in John Carpenters satirisch überzeichnetem SF-Actioner „Sie leben“ (1988).

In der Folge spielte Foster viel in B-Movies diverser Genres und weiterhin fürs Fernsehen, wo ihr allerdings wiederkehrende Dauerrollen – gar über mehrere Staffeln hinweg – verwehrt blieben. Später wurde Rob Zombie auf sie aufmerksam, der sie für „The Lords of Salem“ (2012) und „31 – A Rob Zombie Film“ (2016) verpflichtete. Ab und zu bekommen wir Meg Foster noch zu sehen, etwa in „Jeepers Creepers 3“ (2017), „Operation: Overlord“ (2018) und „Hellblazers“ (2022). Im Horrorgenre bucht man sie anscheinend auch heute noch gern, für große Hollywoodrollen offenbar nicht, was auch daran liegen mag, dass sie sich nicht dem Diktat der ewigen Jugend unterworfen und Botox und Schönheitsoperationen außen vor gelassen hat. Auf manchen Fotos erinnert mich die Gute sogar an die englische Schauspielerin Charlotte Rampling („Der Nachtportier“, „Swimming Pool“) – jedenfalls eine ähnlich berückende Schönheit mit markanter Augenpartie.

Extrem gefährliche Mission in der Tiefsee

In „Leviathan“ (1989) spielt Meg Foster die so skrupellose wie verlogene Vorstandsvorsitzende der Tri-Oceanic Mining Corporation. Der Konzern hat sich im Jahr 2027 des unterseeischen Abbaus von Bodenschätzen verschrieben, betreibt dies beispielsweise im Atlantik in einer Tiefe von fünf Kilometern mit der als extrem gefährlich („extremely hazardous“) klassifizierten Mission „Mining Shack #7“. Dort extrahiert die Crew Silber und andere Edelmetalle aus dem Untergrund. Die vom Geologen Steven Beck (Peter Weller, „RoboCop“) geführte Besatzung aus fünf weiteren Männern und zwei Frauen ist am 87. Tag ihrer für 90 Tage angesetzten Schicht angelangt, und langsam macht sich ein gewisser Lagerkoller bemerkbar. Auch die Anlage scheint schon bessere Tage gesehen zu haben.

Während eines Außeneinsatzes entdecken Elizabeth „Willie“ Williams (Amanda Pays, „Max Headroom“) und ihr zudringlicher Kollege Buzz „Sixpack“ Parrish (Daniel Stern, „Kevin – Allein zu Haus“) das Wrack eines sowjetrussischen Schiffs namens „Leviathan“ (beim Leviathan handelt es sich um ein kosmisches Seeungeheuer aus der jüdischen Mythologie, das andere Religionen und Mythen später übernahmen). Sixpack gelingt es sogar, einen Safe zu bergen. Er enthält unter anderem eine Glasflasche und einen Flachmann mit Wodka, Akten verstorbener Besatzungsmitglieder und ein Video-Log des Kapitäns (Eugene Lipinski). Der berichtet darin von einer mysteriösen Erkrankungswelle unter seinen Leuten. Am nächsten Tag meldet sich Sixpack krank, sein Körper weist sonderbare Flecken auf. Dr. Glen „Doc“ Thompson (Richard Crenna, „Rambo“) stellt anhand einer Gewebeprobe einen unbekannten Organismus fest, der genetische Veränderungen hervorruft …

„Leviathan“ gehört zu einer kleinen Welle an Unterwasserfilmen im Horror- und Science-Fiction-Segment, die 1989 mit Sean S. Cunninghams „Deep Star Six“ und „Abyss – Abgrund des Todes“ von James Cameron ihren Anfang nahm. Auch die weniger bekannten „Evil Below“ und „Lords of the Deep“ – beide ebenfalls von 1989 – sowie „Sirene I – Mission im Abgrund“ (1990) gehören dazu. Mit Ausnahme von „The Abyss“ erwiesen sie sich als nur leidlich erfolgreich bis hin zu veritablen Flops, die sich erst über die Videotheken eine Fangemeinde erspielten. „Leviathan“ ist einer dieser Flops, setzt aber gekonnt – teils dreist – Versatzstücke von Ridley Scotts „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1978), John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) und „The Abyss“ zu einem höchst unterhaltsamen Ganzen zusammen. Dabei nimmt der Science-Fiction-Anteil in der ersten Hälfte breiteren Raum ein, während Survival-Horror die zweite Hälfte des Films dominiert. Eine schöne Portion Creature- und Body-Horror würzt das Geschehen, dessen Innenaufnahmen weitgehend in den Cinecittà-Studios in Rom entstanden. Für einige Unterwasseraufnahmen nutzte die Crew die sogenannte Dry-for-wet-Technik, bei der mittels spezieller Filter und Schwebeteilchen der Eindruck einer Unterwasserszene entsteht, obwohl sie über Wasser gedreht wurde.

Kreaturendesign von Stan Winston

Hinter der Kamera tummelten sich illustre Könner ihres Fachs, um „Leviathan“ den richtigen Look zu verpassen, beispielsweise Produktionsdesigner Ron Cobb, der zuvor als Produktionsdesigner für „Conan – Der Barbar“ (1982) und „Running Man“ (1987) sowie als Konzeptkünstler für „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ und James Camerons „Aliens – Die Rückkehr“ (1986) tätig war. Fürs Kreaturendesign zeichnete kein Geringerer als Stan Winston mit seinen Stan Winston Studios verantwortlich, der 1987 für die visuellen Effekte von „Aliens – Die Rückkehr“ einen Oscar gewonnen hatte und später drei weitere gewinnen sollte. Was der unbekannte Organismus aus der „Leviathan“ für Folgen hat, ist dann auch hübsch eklig geraten.

Die Kamera für „Leviathan“ schließlich führte Alex Thomson, 1982 immerhin für die Kamera von John Boormans „Excalibur“ für einen Oscar nominiert. Angesichts all dieser Namen und Meriten verwundert es nicht, dass „Leviathan“ stattliche Schauwerte zu bieten hat, untermalt zudem vom Score des 18-fach oscarnominierten Jerry Goldsmith, der den Academy Award allerdings nur einmal mit nach Hause nehmen durfte: für den Soundtrack von Richard Donners „Das Omen“ (1976). Das Drehbuch schließlich schrieben David Webb Peoples und Jeb Stuart. Peoples ist auch der Autor des Skripts von Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ (1992) sowie Co-Autor (mit seiner Ehefrau Janet) von Terry Gilliams „12 Monkeys“ (1995) und (mit Hampton Fancher) von Ridley Scotts „Blade Runner“ (1982). Stuart wiederum schrieb an den Drehbüchern von „Stirb langsam“ (1988), „Lock Up – Überleben ist alles“ (1989), „Und wieder 48 Stunden“ (1990) und „Auf der Flucht“ (1993) mit. Ende der 1980er-Jahre war es eben noch möglich, eine solch illustre Schar Filmschaffender für die Produktion eines SF-Horrorstreifens zu verpflichten.

Kurze Regielaufbahn mit zahlreichen Stars

Zum Regisseur: George P. Cosmatos (1941–2005) hat in seiner recht kurzen Laufbahn von nur 13 Filmen mit einer ganzen Reihe namhafter Darstellerinnen und Darsteller gearbeitet, beginnend mit Raquel Welch in seinem 1971er-Debüt „Heißkaltes Blut“. Es folgten Richard Burton und Marcello Mastroianni in „Tödlicher Irrtum“ (1973), Burt Lancaster, Ava Gardner, Sophia Loren, Richard Harris und Martin Sheen in „Treffpunkt Todesbrücke“ (1976), Roger Moore, Telly Savalas, David Niven und Claudia Cardinale in „Flucht nach Athena“ (1979), Sylvester Stallone in „Rambo II – Der Auftrag“ (1985) und „Die City-Cobra“ (1986) sowie Charlton Heston, Kurt Russell, Val Kilmer, Sam Elliott und Bill Paxton in „Tombstone – Das Gesetz sind wir“ (1993). Cosmatos’ Karriere endete 1997 mit „Verschwörung im Schatten“ mit Charlie Sheen, Donald Sutherland, Linda Hamilton und Stephen Lang.

Auch die Besetzung von „Leviathan“ hat außer den bereits Erwähnten mit Hector Elizondo („Pretty Woman“), Ernie Hudson („Ghostbusters – Die Geisterjäger“) und Michael Carmine („Das Wunder in der 8. Straße“) weitere bekannte Namen in der Besetzung. Carmine war allerdings nur eine kurze Karriere von 13 Filmen beschieden. Er starb am 14. Oktober 1989 im Alter von 30 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung. „Leviathan“ wurde sein vorletzter Film, gefolgt vom AIDS-Drama „Freundschaft fürs Leben“, in welchem er einen AIDS-Patienten verkörperte.

Meg Foster geht über Leichen

Zurück zu Meg Foster: Sie spielt die Konzernchefin mit der Portion Eiseskälte, die erforderlich ist, um über Leichen zu gehen, sofern sich das fürs Unternehmen als probates Mittel erweist. Anfangs sehen wir sie lediglich im Bild im Bild auf dem Monitor des Videotelefons, über das Missionsleiter Beck aus der ozeanischen Tiefe mit seiner Chefin kommuniziert. Später gerät sie in ihrem Büro auch direkt ins Bild und bringt ihre kühle Ausstrahlung zur Geltung, wozu nicht zuletzt ihre Augenpartie beiträgt. Obwohl nicht Teil der unterseeischen Mission, hat sie doch vergleichsweise viel Leinwandzeit. Am 10. Mai 2023 feiert Meg Foster ihren 75. Geburtstag. „Leviathan“ gehört zu ihren 80er-Highlights und lässt sich auch heute noch mit viel Vergnügen schauen.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von George P. Cosmatos haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Meg Foster unter Schauspielerinnen, Filme mit Peter Weller in der Rubrik Schauspieler.

Veröffentlichung: 10. April 2020 als 2-Disc Editiom Mediabook (mehrere Covermotive unterschiedlicher Limitierung), 7. November 2017 als Classic Cult Collection Blu-ray und DVD, 8. August 2016 als 2 Disc-Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, mehrere Covermotive unterschiedlicher Limitierung), 29. April 2016 als Platinum Cult Edition Blu-ray, 18. November 2013 als 2-Disc Edition große Hartbox (Blu-ray & DVD, limitiert auf 84 Exemplare), 29. Mai 2012 als Blu-ray und DVD, 24. Oktober 2008 als DVD in kleiner Hartbox (3 Covermotive à 500 Exemplare)

Länge: 98 Min. (Blu-ray), 94 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel (nicht jede Edition): Deutsch
Originaltitel: Leviathan
USA/IT 1989
Regie: George P. Cosmatos
Drehbuch: David Webb Peoples, Jeb Stuart
Besetzung: Peter Weller, Richard Crenna, Amanda Pays, Meg Foster, Daniel Stern, Ernie Hudson, Michael Carmine, Lisa Eilbacher, Hector Elizondo, Eugene Lipinski
Zusatzmaterial (variiiert je nach Edition): Slideshow, Aushangfotos, Behind the Scenes, Filmprogramm, deutsches Presseheft, japanisches Presseheft, dänisches Presseheft, japanischer Flyer, französischer Flyer, Foto-Story, Pressefotos, Making-of, Originaltrailer, deutscher Trailer, japanischer Trailer, thailändischer Trailer, TV-Spot, 2 australische Spots, 2 MGM-Trailer, MGM-TV-Spot, 2 MGM-Videotrailer, MGM-Videowerbung, Trailershow, nur Mediabooks: Booklet
Label/Vertrieb: ’84 Entertainment / DigiDreams-Studio / VZ-Handelsgesellschaft mbH / ELEA-Media / CMV

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

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