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Cabaret der Zombies – Tote, Tanz und Trash

13 Mär

Cabaret_der_Zombies-Cover

Cabaret der Zombies

Von Volker Schönenberger

Horror-Musical // Was für ein herrlicher Originaltitel: „The Incredibly Strange Creatures Who Stopped Living and Became Mixed-up Zombies“. Und dieses herrliche DVD-Cover! Und dann erst der Claim auf dem Cover: The First Monster Musical! Das verspricht ein großes Trash-Vergnügen – ein Versprechen, das der Film leider nicht einlöst.

Die Jahrmarkt-Wahrsagerin Madame Estrella (Brett O’Hara) lockt arglose Menschen in ihre Räume und macht sie mit hypnotischen Kräften zu willenlosen Kreaturen. Noch ein wenig Säure zum Enstellen ins Gesicht – fertig ist die Laube, Verzeihung: der Zombie. Der junge Jerry (Regisseur Ray Dennis Steckler) gerät in ihre Klauen und begeht unter ihrem Einfluss grässliche Mordtaten. Aber etwas in ihm wehrt sich gegen das Zombie-Dasein …

Der Film geriet wegen seines ursprünglichen Originaltitels sogar ins Visier von Meisterregisseur Stanley Kubrick: „The Incredibly Strange Creature: Or Why I Stopped Living and Became a Mixed-up Zombie“ ähnelte zu sehr dem Titel „Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb“. Regisseur Ray Dennis Steckler war zwar verwundert, dass seine mit Minimalbudget gedrehte Produktion Kubricks großem Filmstudio Columbia Kopfschmerzen bereitete, rief aber nichtsdestotrotz dort an, um die Sache aus der Welt zu bringen. Dem Vernehmen nach bekam er schließlich sogar Kubrick persönlich ans Telefon und nannte ihm für sein Zombie-Musical einen geringfügig geänderten Titel. Kubrick akzeptierte, damit war die Affäre erledigt.

Apropos Minimalbudget: Gerade einmal 38.000 US-Dollar kostete „Cabaret der Zombies“. Angeblich ist er damit der teuerste unter den immerhin 37 Filmen, die Ray Dennis Steckler gedreht hat. „Cabaret der Zombies“ hat die zweifelhafte Ehre, in der Rangliste „IMDb Bottom 100“ aufzutauchen – auf Rang 43. Das tut dem Film Unrecht … Kleiner Scherz – tut es nicht. Was ist denn das für ein Film? Hypnose und Säure machen aus Menschen willenlose Zombies, die minimalistische Handlung wird durch Revuenummern mit Tanz und Gesang – ähem – aufgelockert, was den Zuschauer mit hochgezogenen Augenbrauen fragend zurücklässt. Absurder geht’s nimmer.

Soll man ein Wort über die Bild- und Tonqualität verlieren? Beides wirkt wie von einer abgenudelten VHS-Kopie gezogen oder beim Super-8-Heimkino-Abend von der Leinwand abgefilmt. Das ist nichts für HD-Fans, ganz im Gegenteil, wirkt nach einer Gewöhnungsphase aber ganz charmant, wenn man beide Augen zudrückt.

Das Wendecover bietet ein nettes Comicmotiv, nicht ganz so gelungen wie das Filmplakat mit der grünen Fratze und der leicht bekleideten Tänzerin. Die Altersfreigabe ab 18 Jahren wirkt überzogen. Vermutlich hat der Vertrieb es einfach unterlassen, „Cabaret der Zombies“ für die DVD-Veröffentlichung erneut von der FSK prüfen zu lassen.

Fazit: ein unfassbar mieser Film. Hat man das einmal akzeptiert, lässt einen das historische Interesse an einem grotesk-skurrilen Zombiefilm aus der Vor-Romero-Zeit bis zum Ende durchhalten. Insofern kann es abschließend nur heißen: Anschauen!

Veröffentlichung: 21. Februar 2014 als DVD

Länge: 78 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: The Incredibly Strange Creatures Who Stopped Living and Became Mixed-Up Zombies
USA 1964
Regie: Ray Dennis Steckler
Drehbuch: Gene Pollock, Robert Silliphant, nach einer Erzählung von E. M. Kevke
Besetzung: Ray Dennis Steckler, Carolyn Brandt, Brett O’Hara, Don Russell
Zusatzmaterial: Originaltrailer, Wendecover mit Alternativmotiv
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Packshot: © 2014 Maritim Pictures / Al!ve AG

 

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