VANish
Actionthriller // Ab und zu hat das Label Neue Pierrot le Fou mit den Tücken der FSK zu kämpfen. Zuletzt bekam „Let Us Prey“ die FSK-18-Freigabe nur mit Kürzungen. „Silent Night“ war dasselbe Los beschieden, sodass Neue Pierrot le Fou für beide Horrorfilme den Umweg über die Juristenkommission der SPIO nehmen musste, um die ungeschnittene Fassung unters Volk bringen zu können. Dafür bekam jüngst „German Angst“ die FSK-18-Freigabe ohne Kürzungsauflagen, nun trotz heftiger Gewaltspitzen auch der Entführungs-Actionthriller „VANish“.
Die Tochter des Drogenbosses
Man kidnappe die Tochter eines mächtigen Drogenbarons – der kann fünf Millionen Dollar Lösegeld schon lockermachen. Dass ein derart riskanter Plan nicht ohne Tücken abgeht, haben sich die drei Kumpels Jack (Austin Abke), Max (Bryan Bockbrader) und Shane (Adam Guthrie) nicht träumen lassen. Es beginnt damit, dass Entführungsopfer Emma (Maiara Walsh) eine toughe Deern ist, die sich nicht ohne Weiteres die Butter vom Brot nehmen lässt. Das erschwert die Bewachung im Lieferwagen des Trios ungemein. Weitere Komplikationen bleiben nicht aus.
Entführungsopfer Emma …
Die teilweise Großschreibung des Titels ist kein Tippfehler meinerseits – so wird der Film offenbar geschrieben, um darauf hinzuweisen, dass der Lieferwagen (englisch: Van) eine zentrale Rolle spielt. Für sein Regiedebüt agierte Bryan Brockbrader auch als Drehbuchautor, Produzent und einer der Hauptdarsteller. Dass er mit wenig Geld auskommen musste, sieht man „VANish“ nicht nur wegen des begrenzten Settings an. Zum Ausgleich baute Brockbrader ein paar überraschende – oder leidlich überraschende – Wendungen ein. Das funktioniert auf eine etwas unbeholfene Art über weite Strecken sehr gut.
Gewalt wird mitgeliefert
Besonders ausgetobt hat sich Regisseur Brockbrader bei der Gewalt. Ein paar Szenen lassen die FSK-18-Freigabe als wohlwollend erscheinen, aber bei der FSK wundert man sich ja über kaum noch etwas. Eine einheitliche Linie ist nicht zu bemerken, aber gut, dass mittlerweile doch vermehrt Filme ohne Kürzungen durchkommen. Jedenfalls geizt „VANish“ speziell im bleihaltigen Finale nicht mit Blut und Splatter.
Zwei Ikonen am Start: Danny Trejo und Tony Todd
Auf verschlungenen Wegen ist es dem Produzenten Brockbrader gelungen, zwei namhafte Akteure zu gewinnen, um Credits und Cover etwas aufzuwerten: Den Drogenboss Carlos Rodriguez gibt Danny Trejo, seinen kurzen Auftritt hat er allerdings erst zum Finale. Zwischendurch darf Tony Todd der Lieferwagen-Besatzung als misstrauischer Cop auf den Zahn fühlen – auch kein langer Einsatz. Trejo und Todd haben sich mit ihrem ganz eigenen Charisma ihre Nische geschaffen und die Beschäftigung gesichert, wobei Trejo auch ab und zu mal für Hauptrollen in B-Genreware gebucht wird. Das Auskommen sei beiden gegönnt, wir sehen sie ja gern.
… ist keineswegs wehrlos
Für ein mit wenig Geld realisiertes Debüt ist „VANish“ ordentlich geraten. Nicht jede Finte sitzt, nicht jede Szene wirkt rund, aber als knallharte Genrekost auf B-Level funktioniert der Actionthriller gut. Brockbrader offenbart Potenzial.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Tony Todd und Danny Trejo sind in unserer Rubrik Schauspieler aufgeführt.
Veröffentlichung: 24. April 2015 als Blu-ray und DVD
Länge: 81 Min. (Blu-ray), 76 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: VANish
USA 2015
Regie: Bryan Bockbrader
Drehbuch: Bryan Bockbrader
Besetzung: Maiara Walsh, Austin Abke, Adam Guthrie, Bryan Bockbrader, Tony Todd, Danny Trejo, Denise Dorado, Hope Diaz, Angela Robitaille, Joe Davis
Zusatzmaterial: Kurzfilm „Trip“ (20 Min.), Audiokommentar mit Regisseur und Hauptdarstellerin, alternatives Ende, Bloopers, Trailer, Trailershow, Wendecover
Label: Neue Pierrot le Fou
Vertrieb: Al!ve AG
Copyright 2015 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshots: © 2015 Neue Pierrot le Fou
Die Nacht der lebenden Texte 