The Killing – Season 4
Von Andreas Eckenfels
Krimiserie // Fans von Kommissarin Linden htten es nicht einfach: Zweimal wurde das US-Remake der dänischen Erfolgsserie „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ abgesetzt, zweimal wurde sie wiederbelebt. Erstmals hatte der ausstrahlende US-Sender AMC nach der zweiten Staffel einen Schlussstrich gezogen. Daraufhin bot die Produktionsfirma Fox Television Studios „The Killing“ anderen Sendern an. Schließlich holte AMC die Serie selbst zurück ins Programm – gemeinsam mit Netflix teilte man sich die Produktionskosten.
Nach dem Ende von Staffel 3 setzte AMC die Serie erneut ab. Diesmal schnappte Netflix zu und produzierte eine finale vierte Staffel mit sechs Episoden. Besonders Darsteller Joel Kinnaman freute sich über den Wechsel zu Netflix. Anders als Kabelsender AMC hat der Streaming-Dienst keine Probleme damit, wenn Kinnamans Figur das böse „F-Wort“ in den Mund nimmt.
Brutaler Mord an einer Familie
Die dramatischen Ereignisse aus dem Finale der vorherigen Staffel werden weitere Auswirkungen auf Kommissarin Sarah Linden (Mireille Enos) und ihren Partner Stephen Holden (Joel Kinnaman) haben. Bis zum Ende der vierten Staffel werden beide bis an den Rand ihrer nervlichen Belastungsgrenze getrieben, um ihr Geheimnis zu bewahren. Dabei wird auch ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.
Zuvor fordert der brutale Mord an der reichen Familie Stansbury ihre ungeteilte Aufmerksamkeit: Vater, Mutter und zwei Töchter wurden in der Nacht in ihrem Haus überfallen und erschossen. Nur Sohn Kyle (Tyler Ross) hat das Blutbad schwer verletzt überlebt – allerdings kann er sich an den Tathergang in keiner Weise erinnern. Kyle ist Kadett einer privaten Militärakademie, in der Direktorin Colonel Margaret Rayne (Joan Allen) den verwöhnten Jungs die nötige Disziplin beibringen soll. Dort beginnen Linden und Holden ihre Ermittlungen.
Kaputtes Zuhause – kaputtes Leben
Wie schon in den vorangegangenen Staffeln erzeugt „The Killing“ seine Spannung weniger aus der Auflösung des Falles, sondern aus der starken Figurenzeichnung und der extrem bedrückenden Grundstimmung. Spielten Staffel eins und zwei noch in der Arbeiterklasse von Seattle, beschäftigte sich Serienschöpferin Veena Sud in Staffel drei mit obdachlosen Straßenkindern; nun rückt die High-Society der Stadt in den Fokus.
Doch die Geschichten der vier Staffeln ähneln sich: Sie alle handeln von Teenagern, die Opfer zerrütteter Familienverhältnissen geworden sind. Da passt es natürlich, dass wir in der finalen Staffel mehr von Lindens Vergangenheit erfahren. Wir lernen ihre Mutter kennen, mit der Linden seit Jahren kein Wort mehr gewechselt hat. Ausgerechnet Lindens Sohn hat das Treffen eingefädelt – er leidet besonders unter der Trennung seiner Eltern.
Auch Holden kämpft mit seinen inneren Dämonen: Seine Freundin ist schwanger, doch Holden befürchtet, dass er eines Tages genau so gewalttätig wird, wie es einst sein Vater war. Dadurch wird verständlich, warum sich Linden und Holden gemeinsam so leidenschaftlich für die Belange der Jugendlichen einsetzen. Sie wissen, dass die Kinder nicht von allein auf die schiefe Bahn geraten sind. Es sind die Sünden der Väter und Mütter, die sie ihr Leben lang mit sich herumtragen.
Abschied von Linden und Holden
Es kommt der vierten Staffel zugute, dass sie lediglich über sechs Folgen verfügt. Wurde in den ersten Staffeln noch kritisiert, dass zu viele falsche Spuren gelegt wurden, um die Enthüllung des Täters möglichst lange hinauszuzögern, bleibt die Handlung nun auf das Wesentliche fokussiert. Mit Joan Allen stößt nach Peter Sarsgard in Staffel drei ein weiterer starker Gaststar zur Besetzung, die als Colonel Rayne eine ähnliche Rolle wie Linden einnimmt: Beide mussten sich in einer von Männern geprägten Umfeld ihren Platz hart erkämpfen.
Kein Geringerer als „Das Schweigen der Lämmer“-Regisseur Jonathan Demme inszenierte die packende Finalfolge, bei der Mireille Enos und Joel Kinnaman als Team noch einmal zur Höchstform auflaufen. Die außergewöhnliche Krimiserie „The Killing“ wird damit nach 44 Episoden zu einem runden Ende gebracht. Diesmal ohne die Möglichkeit einer Rückkehr.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Joel Kinnaman haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 1. Oktober 2015 als Blu-ray und DVD
Länge: 336 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: The Killing – Season 4
USA 2014
Regie: Jonathan Demme, Nicole Kassell, Lodge Kerrigan u. a.
Drehbuch: Veena Sud, Dan Nowak u. a.
Besetzung: Mireille Enos, Joel Kinnaman, Tyler Ross, Joan Allen, Levi Meaden, Sterling Beaumon, Gregg Henry, Jewel Staite
Zusatzmaterial: Episodenguide
Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment
Copyright 2015 by Andreas Eckenfels
Fotos: © Carole Segal for Netflix
Packshots & Trailer: © 2015 Pandastorm Pictures / Studiocanal Home Entertainment