De la part des copains
Actionkrimi // Was haben Ingmar Bergman und Charles Bronson gemein? Auf den ersten Blick wohl sehr wenig. Der schwedische Regisseur von Psychodramen wie „Das Schweigen“ und „Persona“ steht beileibe nicht für actionlastiges Kino, während Bronson ab den 60er-Jahren gerade in solchen Filmen zum internationalen Superstar aufgestiegen ist. Dennoch stellt James-Bond-Regisseur Terence Young in der 1970 erschienenen europäischen Koproduktion „Kalter Schweiß“ dem italo-amerikanischen Haudegen ausgerechnet Bergmans Muse Liv Ullmann an die Seite. Das funktioniert erstaunlich gut, wohl auch weil die beiden Stars (in ihren Bereichen) unverkrampft und locker ihre Rollen interpretieren. Überhaupt ist „Kalter Schweiß“ ein rundum entspanntes Filmchen geworden, was nicht nur den Hauptdarstellern geschuldet sein dürfte, sondern auch der leichten Hand bei der Inszenierung. Nicht verwunderlich, zeichnet Terence Young doch für drei der besten Filme aus der James-Bond-Reihe verantwortlich. Allerdings erreicht „Kalter Schweiß“ niemals das Niveau der Agentenfilme und auch gegen die französische Genre-Konkurrenz mit Lino Ventura, Alain Delon, Jean Gabin und Jean-Paul Belmondo fällt der Actionkrimi deutlich ab.
Bronson spielt den Bootsbesitzer Joe, der mit seiner Frau Fabienne (Liv Ullmann) und der zwölfjährige Stieftochter (Yannick Delulle) ein zurückgezogenes Leben an der Côte d’Azur führt. Mit dem Auftauchen einer Gruppe von Drogenhändlern holt ihn die Vergangenheit ein. Die Gangster, alle (wie Joe auch) ehemalige Soldaten unter Führung des sinistren Captain Ross (James Mason), wollen Joe dazu zwingen, seine Dienste und sein Boot für einen Drogendeal zur Vefügung zu stellen. Doch natürlich haben sie dabei die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Joe wehrt sich mit aller Härte und entführt schließlich sogar die Freundin (Jill Ireland) des Captains, die gerade zur Geldübergabe aus den USA angereist ist.
Jill Ireland war übrigens in zweiter Ehe mit Charles Bronson verheiratet und drehte in den 70er-Jahren zahlreiche Filme mit ihrem Ehemann. Die Romanvorlage schrieb kein Geringerer als Richard Matheson, der bereits 1954 mit dem mehrfach verfilmten Endzeit-Epos „I Am Legend“ einen Riesenhit landen konnte. Alles in allem ist „Kalter Schweiß“ ein solider Action-Flic, der niemandem wehtut, aber wohl auch nicht auf Bestenlisten auftauchen wird.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Terence Young haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Charles Bronson und James Mason unter Schauspieler.
Veröffentlichung: 12. März 2020 als Limited 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 2 Covermotive), 17. April 2009 als DVD
Länge: 90 Min. (Blu-ray), 93 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: De la part des copains
F/IT/BEL 1970
Regie: Terence Young
Drehbuch: Albert Simonin, nach einem Roman von Richard Matheson
Besetzung: Charles Bronson, James Mason, Liv Ullmann, Jill Ireland, Michel Constantin, Luigi Pistilli, Yannick Delulle, Paul Bonifas, Sabine Sun
Zusatzmaterial: Trailer, Interview-Featurettes, Bildergalerie, Booklet
Label/Vertrieb Mediabook: Koch Films
Label/Vertrieb DVD: Kinowelt/Studiocanal
Copyright 2020 by Florian Schneider
Szenenfotos & Packshot: © 2020 Koch Films
Tonio Klein
2020/05/04 at 06:48
Hab ich beim ersten Blick doch glatt mit „Hauch“ alias The Mechanic“ verwechselt, aber ein Blick in Text und Bilder brachte mich wieder auf Kurs, schöner Film, schöne Würdigung.