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Yummy – Zombies in der Schönheitsklinik

04 Nov

Yummy

Von Volker Schönenberger

Horrorkomödie // In einem Leichenschauhaus beobachtet ein den Boden wischender Mann einen Arzt und einen Pfleger dabei, wie sie einen Leichnam zwecks Einäscherung in den Brennofen schieben und sich dann entfernen. Die Flammen verrichten ihr Werk, doch der Putzende bemerkt hinter der Stahltür eine Bewegung. Er öffnet den Ofen – ein Fehler.

Weil sie schon lange unter ihren großen Brüsten leidet, lässt sich Alison (Maaike Neuville) von ihrem Freund Michael (Bart Hollanders) von Belgien aus zu einer Schönheitsklinik in Osteuropa fahren, die mit unschlagbaren Preisen wirbt. Ihre Mutter Sylvia (Annick Christiaens) begleitet das Paar, um auch gleich ein paar minimale Korrekturen vornehmen zu lassen: Gesichtsstraffung, Bauchdeckenstraffung, Analbleichung, Povergrößerung und eine Augenliderstraffung. Die Einrichtung sieht zwar weniger anheimelnd aus als auf den Werbefotos, aber Alison begibt sich dennoch in den OP. Der etwas nervöse Michael wird derweil von dem Klinik-Angestellten Daniel (Benjamin Ramon) im Gebäude herumgeführt. Als er in einem Nebenraum eine fast nackte junge Frau mit Gesichtsmaske entdeckt, die auf einer Liege gefesselt ist und Atemprobleme zu haben scheint, entfernt er die Maske. Das hätte er nicht tun sollen – die Frau entpuppt sich als blutrünstige Untote, die alsbald über andere herfällt und diese in denselben Zustand versetzt. Bald gleicht die Schönheitsklinik einem Schlachthaus.

Blut, Blut und noch mehr Blut

Welch hemmungsloser Splatterspaß! „Yummy“ frönt leidenschaftlich und bisweilen albern dem Verspritzen des roten Lebenssaftes. Da werden Schädel gespalten, ein infizierter Arm von einem Aktenvernichter gehäckselt, ein nackter weiblicher Zombie wird von einem Stuhlbein aufgespießt und dergleichen mehr. Auch Eingeweide kommen zu ihrem Recht. Das war der FSK im ersten Anlauf zu viel des Guten, erst in der Berufung erreichte die Busch Media Group die FSK-18-Freigabe der ungeschnittenen Fassung fürs Heimkino. Die ist bei aller humorig überzogener Gewalt auch berechtigt!

Typischer Anblick in einer Schönheitsklinik?

Die Story ist gewohnt zweitrangig. Wie es dazu kommt, dass sich Patienten in mörderische Zombies verwandeln, wird nach und nach erklärt. Ich könnte es hier verraten, ohne dass dieser Spoiler das Vergnügen am Film schmälern würde, unterlasse es aber doch lieber. „Yummy“ ist gespickt mit skurrilen Einfällen, von denen ich gern einige nennen würde, aber ich will niemandem diese kleinen Überraschungen nehmen und halte mich auch hierbei zurück.

Kann der Tollpatsch seine Liebste retten?

Alisons Liebster Michael verhält sich gelegentlich etwas unbeholfen, um nicht tollpatschig zu schreiben. Erschwerend kommt hinzu, dass er kein Blut sehen kann, was in einer Schönheitsklinik von vornherein suboptimal erscheint, in einer Schönheitsklinik voller Zombies und deren Hinterlassenschaften zu Problemen führt. Er muss somit eine Heldenreise auf sich nehmen, um seine Freundin zu retten, die er irgendwann während der Reise auch fragen wollte, ob sie seine Frau werden will (er trägt ein Etui mit einem Ring mit sich herum). Tiefgründige Charakterzeichnungen bekommen wir aber nicht serviert, hier bleiben die Figuren eindimensional.

Alison ergreift die Flucht

Die billige deutsche Synchronisation schmälert das Vergnügen ein wenig. Aber wirklich nur ein wenig, denn insgesamt geht „Yummy“ als großer Metzelspaß ins Ziel und dürfte bei Fans der Untoten zum Pflichtprogramm avancieren, auch wenn die Zombie-Funsplatter-Genregrößen „Braindead“ und „Shaun of the Dead“ auf ihrem Thron verweilen dürfen. Das konsequente Finale fällt der Liebesgeschichte von Alison und Michael entsprechend romantisch aus – oder das Gegenteil von romantisch, wie man’s nimmt.

Gut, dass diese Dame nicht mehr gut zu Fuß ist

Das auch mit Crowdfunding-Mitteln finanzierte Langfilm-Regiedebüt von Lars Damoiseaux lief unter anderem im Juli 2020 bei den deutschen Fantasy Filmfest Nights und im Oktober beim International Fantastic Film Festival im katalanischen Sitges. Die Busch Media Group hat „Yummy“ nicht nur auf Blu-ray und DVD in herkömmlicher Verpackung veröffentlicht, sondern ihm auch ein schnieke designtes Mediabook angedeihen lassen. Das ist im Handel gar nicht mal so teuer und lohnt sich gegenüber der beiden 1-Disc-Editionen auch aufgrund der Bonus-Blu-ray, die nicht nur zwei Kurzfilme von Damoiseaux enthält, sondern auch die sogenannte Grindhouse-Version von „Yummy“. Die Bildqualität wurde mit ein paar Kratzern und Schrammen künstlich auf abgeschabt getrimmt, um so ein wenig den Look von Filmen zu imitieren, die wir damals in den Bahnhofskinos geschaut haben. Weitere Unterschiede zur offiziellen Fassung des Films finden sich im Schnittbericht, sie fallen eher moderat aus, weshalb diese Fassung kein Pflichtprogramm darstellt, sondern eher ein nettes Gimmick, zumal sie ausschließlich im Original mit nicht ausblendbaren deutschen Untertiteln vorliegt. Im Booklet lässt sich Nando Rohner kenntnisreich über das Genre und speziell europäische Zombiefilme neueren Datums aus. Lesenswert, obgleich der Text Kennern keine geheimen Perlen offenbart – die guten Zombiefilme kennen wir eben schon alle. Oder doch nicht? Welche seit der Jahrtausendwende entstandenen europäischen Zombiefilme könnt Ihr empfehlen?

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann – oder den Zombiekiller

Veröffentlichung: 23. Oktober 2020 als auf 2.000 Exemplare limitiertes 2-Disc Edition Mediabook (2 Blu-rays), Blu-ray und DVD

Länge: 89 Min. (Blu-ray), 85 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Flämisch/Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Yummy
BEL 2019
Regie: Lars Damoiseaux
Drehbuch: Lars Damoiseaux, Eveline Hagenbeek
Besetzung: Maaike Neuville, Bart Hollanders, Benjamin Ramon, Clara Cleymans, Annick Christiaens, Eric Godon, Joshua Rubin, Taeke Nicolai, Tom Audenaert, Noureddine Farihi, Dimitri „Vegas“ Thivaios, Louise Bergez
Zusatzmaterial: Promo-Clips, Trailer, nur Mediabook: Grindhouse-Cut des Films, Making-of (11 Min.), Kurzfilme „Striker Bob“ (1997, 18 Min.) & „Patient Zero“ (2016, 3 Min.) von Lars Damoiseaux, 16-seitiges Booklet mit einem Text von Nando Rohner
Label: Busch Media Group
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Plakat: © 2020 Busch Media Group

 
 

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40 Antworten zu “Yummy – Zombies in der Schönheitsklinik

  1. Thomas Oeller

    2022/11/06 at 12:49

    da fallen mir spontan als erstes nur „28 Days Later“ und „28 Weeks Later“ ein

     
  2. Birgit

    2022/11/03 at 10:40

    Ganz interessant fand ich den italienischen Film “ Beautiful People“ (2014) und die dänische Produktion „What We Become“ von 2016.

     
  3. Daniel

    2022/11/01 at 11:09

    Ich hau mal „The Night Eats The World“ rein da er noch nicht genannt wurde .

     
  4. phantastischewelt

    2022/10/29 at 07:21

    Ich fasse den Begriff Zombie mal etwas weiter und werfe „The Girl with All the Gifts“ ins Rennen.

     
  5. Gantzu

    2022/10/29 at 04:44

    28 Days Later

     
  6. Björn Kramer

    2022/10/28 at 19:16

    Goal of the dead

     
  7. Rüdiger

    2022/10/28 at 13:19

    Anfang der 2000er waren es „28 Days Later“ und „28 Weeks Later“ aus Großbritannien, von dort kam auch der grandiose „SHAUN OF THE DEAD“

     
  8. Isabel

    2022/10/28 at 12:20

    Nicht wahnsinnig innovativ, meine Antwort…. aber 28 days und weeks later fand ich unter den Europäern sehr gut.
    Dead Snow…
    Die Mini-Serie Dead Set von 2008 war auch amüsant 😀

     
  9. Klaus

    2022/10/28 at 09:28

    Die finnischen Filme „Dead Snow“ (1 und 2) sowie die schwedische Produktion „So finster die Nacht“ sind meine Favoriten.

     
  10. Michael

    2022/10/28 at 08:18

    Die ganzen guten europäische Zombiefilme kommen aus den 1970/80ern und aus Italien. Einzig „Shaun of the Dead“ kann denen noch das Wasser reichen. Ganz ok ist auch noch „Cockneys vs Zombies“, ebenfalls aus UK.

     
  11. Samara

    2022/10/28 at 07:59

    Da fällt mir spontan die Filme 28 Days later und 28 Weeks later dazu ein, die ich als ganz gut und empfehlenswert finde.

     
  12. Frank Warnking

    2022/10/28 at 07:56

    28 Days Later und REC

     
  13. Michael Behr

    2022/10/28 at 07:24

    Wie passend: Das müsste das erste untote und wiederkehrende Gewinnspiel auf der Seite sein, das ich mitbekomme 😉

    Insofern bleibe ich natürlich bei meiner alten Empfehlung zu „Shaun of the Dead“ – wobei ich zugeben muss, bei Zombiefilmen nicht mehr ganz auf dem Laufenden zu sein. Mit den jeweils aktuellen Staffeln aus dem Walking-Dead-Universum bin ich, was die Thematik angeht, in der Regel gut gesättigt.

     
  14. Daniel Hauska

    2022/10/28 at 04:55

    Kann man nur Shaun of the Dead nennen.
    Für mich der unterhaltsamste Zombiefilm überhaupt.🧟‍♂️🧟🧟‍♀️👍🏼😁

     
  15. Thomas Oeller

    2020/12/20 at 15:09

    28 Days Later und 28 Weeks Later

     
    • Dennis

      2022/11/01 at 07:15

      SHAUN OF THE DEAD

       
  16. Birgit

    2020/12/17 at 14:07

    Der deutsche Film „Wir sind die Nacht“ von Denis Gansel aus dem Jahr 2010 hat mir besonders gut gefallen, zu nennen wäre auch die britische Produktion „Beneath Stll Waters“ von Brian Yuzna (2005).

     
  17. Dawin Balugani

    2020/12/17 at 07:25

    Da ja viele Filme schon genannt wurden,bleibt ja nicht mehr viel übrig. Wenn ich schon dieses Jahrtausend geht sind natürlich Filme wie die 28 Reihe zu erwähnen. Shaun of the Dead des Briten Edgar Wright finde ich klasse.Es gibt Rec aus Spanien. Würde es um die 90er gehen hätte ich Braindead genannt der eigenartigerweise immer noch beschlagnahmt ist obwohl man ihn nicht wirklich ernst nehmen kann. Alleine die Zombie Mutter am Ende 😉 aber was gar nicht erwähnt wurde aber auch seinen unterhaltungswert hat auch wenn die Spielel ganz anders sind wurde die Resident Evil Reihe des Briten Paul WS Anderson noch gar nicht genannt die mit der Unterstützung von Deutschland entstanden sind. Drehort war hauptsächlich Berlin

     
  18. Stephan Lankenau

    2020/12/17 at 04:51

    Es gibt einige gute Zombie Filme aus dieser Zeit. Die Horde Uncut ein Brett von einem Zombie Film wo nichtmal ansatzweise das Wort Ironie Platz hat. Einfallen würde mir da auch noch die kleine perle The Dead und The dead2 bemerkenswert hier das man nicht immer ein riesen Budget zur Verfügung haben muss. Die üblichen verdächtigen wurden schon genannt 28 Days und weeks Later. Richtung Komödie darf auch natürlich Zombie Land 1&2 nicht fehlen, man denke in 1 an Bill Murray. Dazu darf man auch Juan of the Dead nennen, auch dort wird man prächtig unterhalten.

     
  19. Thomas Weckerle

    2020/12/16 at 23:00

    Shaun of the Dead, Dead Snow

     
  20. Nicole

    2020/12/16 at 07:08

    Die Horde, 28 days later

     
  21. Sardo Numspa

    2020/12/15 at 06:55

    Die Horde/Dead Snow

     
  22. Samara

    2020/12/14 at 17:26

    Hier sind meine Favoriten auf jeden Fall 28 Days Later & 28 Weeks Later. Obwohl einige andere schon genannten Filme mir auch recht gut gefallen haben und sehenswert sind wie Zombieland, Shaun of the Dead, Land of the Dead…

     
  23. Klaus

    2020/12/13 at 13:31

    Zum einen die Komödie „Lesbian Vampire Killers“ (GB 2009) und den düsteren Film „So finster die Nacht“ aus Schweden 2008 kann ich guten Gewissens empfehlen.

     
  24. Christoph Wolf

    2020/12/13 at 01:01

    Europäisch und empfehlenswert

    Dead Snow (Tommy Wirkola, 2009)
    Dead Snow: Red vs. Dead (Tommy Wirkola, 2014)
    The Dead (Howard J. & Jon Ford, 2010)
    Rammbock (Marvin Kren, 2010)
    [●REC] Jaume Balagueró / Paco Plaza, 2007)
    Cockneys vs. Zombies (Matthias Hoene, 2012)
    Die Horde (La Horde, Yannick Dahan / Benjamin Rocher, 2009)
    Hungerford (Drew Casson, 2014)

     
  25. pappadieter

    2020/12/12 at 19:44

    Ich muss leider zugeben, dass ich mich mit aktuellen deutschen Zombiefilmen nicht auskenne. Zombieland habe ich natürlich gesehen, ansonsten sind die aktuellen Serien an mir vorbeigegangen, ich schaue lieber SF (obwohl Gutes da auch dünn gesät ist). Bei Horror-Komödien kann ich aber selten widerstehen …

     
  26. Dirk B.

    2020/12/12 at 18:56

    Viele wurden schon genannt, mir fällt noch Rammbock und die Horde ein.

     
  27. Imke

    2020/12/12 at 18:43

    Da kann ich auch nur 28 days later Shaun of the dead und Zombieland nennen

     
  28. Matthias Klug

    2020/12/12 at 12:07

    – Zombieland ( 2009 ), da mir die Fortsetzung nicht mehr ganz so zu sagte.
    – Land of the Dead 💗
    – Dead Snow, Da fand ich beide Teile großartig, weshalb ich beide Filme empfehlen kann.

     
  29. Michael Behr

    2020/12/11 at 22:40

    „Shaun of the Dead“ – der Rest sind nur wandelnde Leichen.

     
  30. darthoedel

    2020/12/11 at 22:28

    Dead Snow aus Norwegen!

     
  31. Daniela

    2020/12/11 at 19:44

    Ich fand train to Busan super klasse und freue mich schon auf den zweiten Teil 😍
    Danke für die tolle Chance 🎉 würde mich riesig freuen 😍 gerne dabei 🍀

     
  32. Dirk Busch

    2020/12/11 at 19:41

    So auf Anhieb fallen mir da jetzt auch nur die 28 Filme ein.Wobei man da trefflich streiten kann,ob das jetzt Zombies sind oder nicht.

     
  33. Claudia benz

    2020/12/11 at 19:36

    Shaun of the dead 🙂 zombies satt und Humor ❤️ I love it

     
  34. Adrian Lübke

    2020/12/11 at 15:41

    CAEDES – DIE LICHTUNG DES TODES und DEAD SURVIVORS
    Beides Filme aus der deutschen Indie-Szene.

     
  35. Rico Lemberger

    2020/12/11 at 15:40

    28 Days and 28 Weeks later.

     
  36. Nico Kreisz

    2020/12/11 at 14:32

    28 Days Later,Shaun of the Dead, REC

     
  37. Frank Warnking

    2020/12/11 at 14:27

    da fällt mir keiner ein 🙂

     
  38. Jens

    2020/11/04 at 08:07

    Ich fand Yummy super, auch gerade die hier erwähnten Storywege und -ideen. Was allerdings auch gesagt werden muss, die Synchronsprecher sind leider die Hölle. ich habe nach 10 Minuten auf Original umgeschaltet, hier hat man leider das Problem, dass der Film nciht durchgehend engliscch ist, sondern die beiden Protagonisten miteinander belgisch sprechen. War etwas verwirrend am anfang, lässt sich aber halbwegs verstehen.
    Trotz allem ein gelungener Film.
    An deutschen Zombiefilmen fällt mir sonst nur spontan die Mutation-Reihe ein. Nichts was einem wirklich im Gedächtnis bleibt.

     

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