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Lucio Fulci (VI): Wolfsblut – Goldrausch am Klondike

22 Aug

Zanna Bianca

Von Volker Schönenberger

Western-Abenteuer // Den 1906 erstveröffentlichten Roman „Wolfsblut“ („White Fang“) von Jack London habe ich als Jugendlicher wiederholt gelesen. Überhaupt mochte ich Jack London sehr (weiß leider nicht, wo seine Bücher abgeblieben sind). Ein Grund mehr, die 1973er-Verfilmung „Wolfsblut“ von Lucio Fulci im Rahmen unserer Werkschau des italienischen Regisseurs unter die Lupe zu nehmen.

Mitsah und Wolfsblut werden dicke Freunde

Im Jahr 1896 ist das Gebiet um den Klondike River in der nordkanadischen Yukon-Region fest in der Hand des Goldrauschs. Charlie (Daniel Martín) und seinen Sohn Mitsah (Missaele) kümmert das vorerst wenig. Die beiden Angehörigen der First Nations des Landes haben gerade einen Wolfshund gefangen, den sie „Wolfsblut“ nennen. Trotz der Ermahnungen seines Vaters freundet sich Mitsah mit dem wilden Tier an. Wolfsblut rettet dem Jungen sogar das Leben, als der auf einem See beim Eisangeln einbricht.

Kriminelle Umtriebe in Dawson City

Charlies Freund Kurt Jansen (Raimund Harmstorf), ein Regierungsbeamter, hat einen Bekannten mit in die Gegend gebracht: den Journalisten und Schriftsteller Jason Scott (Franco Nero). Im nahe gelegenen Dawson City führt der verbrecherische Geschäftsmann Beauty Smith (John Steiner) ein hartes Regiment.

Eine handfeste Keilerei darf nicht fehlen

Ich bin mehr mit Lucio Fulcis Horrorschockern wie „Ein Zombie hing am Glockenseil“ (1980) und „Über dem Jenseits“ (1981) vertraut, in denen der Italiener übliche Pfade des Storytellings zugunsten einer geradezu surrealen Atmosphäre verließ. Umso interessanter, ältere Regiearbeiten Fulcis zu schauen. Der Filmemacher hat auch Komödien, Abenteuer und Italowestern inszeniert, seine Filmografie ist geradezu schillernd.

Kurt Jansen will für Ordnung sorgen

Die Literaturverfilmung „Wolfsblut“ geht als Kreuzung aus Italowestern und Abenteuerfilm durch und wartet mit sympathischen Protagonisten auf. Allen voran natürlich der vierbeinige Titeldarsteller – gegen Hunde im Film können menschliche Darstellerinnen und Darsteller ja selten anspielen. Da verzeiht man es gern, dass das Wolfsblut verkörpernde Tier sein Dasein als deutscher Schäferhund nicht verleugnen kann. Für das verschneite Yukon-Gebiet musste Norwegen herhalten, weitere Aufnahmen entstanden in Spanien und in den berühmten Cinecittà-Studios in Rom. Die Naturaufnahmen hätten etwas üppiger geraten können, nur selten spielt die raue Natur eine gewichtige Rolle – hier nimmt sich Fulci einige Freiheiten gegenüber der Romanvorlage. Dafür beeindruckt die Tierfotografie, insbesondere in einigen Kampfszenen. Eine Schlägerei unter Kerlen hingegen wirkt fast schon klamaukig und erinnert an Bud Spencer und Terence Hill, nicht zuletzt in der deutschen Synchronisation und dank der Toneffekte.

Franco Nero und Raimund Harmstorf

Franco „Django“ Nero und Raimund „Der Seewolf“ Harmstorf ragen als Stars natürlich etwas aus der Besetzung heraus, aber „Wolfsblut“ ist auch in den Nebenrollen mit namhaften und damals gut beschäftigten Darstellerinnen und Darstellern besetzt, etwa Virna Lisi („Blaubart“, 1972) als Schwester Evangelina, Fernando Rey („French Connection – Brennpunkt Brooklyn“, 1971) als Priester und John Steiner („Knallt das Monstrum auf die Titelseite!“, 1972) als Schurke.

Der schurkische Beauty Smith schreckt vor nichts zurück

Aufgrund des Erfolgs an den Kinokassen drehte Fulci nur ein Jahr später die Fortsetzung „Die Teufelsschlucht der wilden Wölfe“ („Il ritorno di Zanna Bianca“, 1974), die ebenfalls als sehenswert gilt. „Wolfsblut“ mangelt es am stimmungsvollen Einfangen der Natur, gleichwohl hat die Jack-London-Adaption ihre Qualitäten als fesselndes Western-Abenteuer. Die bisherigen deutschen DVD-Veröffentlichungen lassen in puncto Ausstattung und Qualität allerdings Luft nach oben.

Jason Scott badet gern mit Hund

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Lucio Fulci haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Franco Nero unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 16. April 2021 und 20. Mai 2016 als DVD, 25. März 2004 als 2-Disc Special Edition DVD (mit „Wolfsblut kehrt zurück“ / „Die Teufelsschlucht der wilden Wölfe“)

Länge: 100 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, nur 2016er-DVD: Italienisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Zanna Bianca
Alternativtitel: Jack Londons Wolfsblut
Internationaler Titel: White Fang
IT/SP/F 1973
Regie: Lucio Fulci
Drehbuch: Roberto Gianviti, Piero Regnoli, Harry Alan Towers (als Peter Welbeck), Guy Elmes, Thom Keyes, Guillaume Roux, nach dem Roman von Jack London
Besetzung: Franco Nero, Virna Lisi, Fernando Rey, John Steiner, Raimund Harmstorf, Daniel Martín, Rik Battaglia, Daniele Dublino, Maurice Poli, John Bartha, Missaele
Zusatzmaterial 2021: Trailershow, Wendecover
Zusatzmaterial 2016: Originaltrailer, Bildergalerie, Wendecover
Label/Vertrieb 2021: Studio Hamburg Enterprises
Label/Vertrieb 2016: 3L Vertriebs GmbH & Co. KG
Label 2004: Black Hill Pictures
Vertrieb 2004: WVG Medien GmbH

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

Szenenfotos: © Studio Hamburg Enterprises / 3L Vertriebs GmbH & Co. KG

 

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