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Horror für Halloween (II): Full Eclipse – Werwolf-Cops auf Selbstjustiz-Feldzug

23 Sept

Full Eclipse

Von Volker Schönenberger

Horror-Action // Bei einer blutigen Geiselbefreiung in einem Nachtclub in Los Angeles muss der Cop Max Dire (Mario Van Peebles) mit ansehen, wie sein Partner Jim Sheldon (Tony Denison) niedergeschossen wird und mit kaum Überlebenschance auf die Intensivstation kommt. Umso erstaunter ist er, als Jim kurz darauf gesund und munter seinen Dienst wieder antritt. Jim gibt sich voller Elan und heiß darauf, Verbrecher zur Strecke zu bringen. Als die beiden Zeuge eines Drive-by-Shootings auf offener Straße werden, erweist sich Jim als überaus agil und mit fast schon übermenschlichen Kräften ausgestattet.

Wenn sich der Partner eine Kugel in den Kopf jagt

Max erhält eine Nachricht von einem Polizeibeamten namens Adam Garou (Bruce Payne), der ihm von einer Gesprächsrunde von Polizisten berichtet, die zweimal die Woche stattfindet. Garou zeigt sich erstaunlich gut informiert, weiß sogar von der Ehekrise zwischen Max und dessen Frau Anna (Victoria Rowell). Wenig später schießt sich Jim vor den Augen seines Partners eine Kugel in den Kopf, und Max entschließt sich, den Redekreis aufzusuchen. Es stellt sich heraus, dass es sich um keine Selbsthilfegruppe handelt, sondern um eine Spezialeinheit von Cops mit ganz besonderen Fähigkeiten …

Vom Regisseur von „Hellraiser 3“

Regisseur Anthony Hickox trat beruflich in die Fußstapfen seines Vaters Douglas, der unter anderem mit „Theater des Grauens“ (1973) und „Brannigan – Ein Mann aus Stahl“ (1975) durchaus bemerkenswerte Arbeiten abgeliefert hatte. Der Sohn stand da nur wenig zurück, wie „Hellraiser 3 – Hell on Earth“ (1992) und „Warlock – Satans Sohn kehrt zurück“ (1993) belegen. Auch der für den Fernsehsender HBO produzierte „Full Eclipse“ ist interessant, hat aber offenbar nie viel Aufmerksamkeit bekommen. Sowohl in den USA und dem Vereinigten Königreich als auch in Deutschland ist das Werk vor Jahren lediglich auf DVD in spartanischer Ausstattung und Qualität erschienen und ist im Handel jeweils vergriffen.

Werwolf oder Superheld?

Zu VHS-Zeiten hatte „Full Eclipse“ wohl hierzulande eine Fangemeinde, und dieses Potenzial ist immer noch vorhanden. Als Genre-Hybrid vermischt der Film hemmungslos Elemente des Cop-Thrillers mit Kreaturen-Horror, nimmt sich dabei ernst genug, aber nie zu ernst. Die stylische Inszenierung hätte etwas mehr Budget verdient gehabt, dafür sind ein paar Verwandlungsszenen hübsch dezent gestaltet, sodass das Ergebnis nicht übertrieben erscheint (vom etwas aufdringlichen Score mal abgesehen). Sind es Werwölfe in Uniform? Oder Superhelden?

Fürs Fernsehen produziert

„Full Eclipse“ gibt sich visuell gar nicht als Fernsehfilm, auch die heftigen Feuergefechte und ansehnlichen Splattereinlagen gehen darüber hinaus. „Direct to Video“ wäre auf jeden Fall drin gewesen, auch Aufführungen bei Genre-Festivals hätten dem Publikum sicher Freude bereitet. Ein paar selbstzweckhafte Albernheiten verzeiht man dem Film gern, auch wenn sie nicht zu übersehen sind. So frage ich mich, wie man sich bei einem Hechtsprung verletzungsfrei abfangen will, wenn man gleichzeitig in beiden Händen Pistolen trägt und auf Flüchtende feuert.

Thema Selbstjustiz

Eine Weile fühlte ich mich etwas an Peter Hyams’ „Ein Richter sieht rot“ (1983) erinnert, in der sich die von Michael Douglas verkörperte Hauptfigur einer Gruppe von Richtern anschließt, die Verbrecher mittels Killern ihrer Strafe zuführt, wobei sich der Neuling irgendwann doch von der Selbstjustiz abwendet. Dieses Selbstjustizmotiv greift „Full Eclipse“ ebenfalls auf, es dominiert aber nicht die Handlung.

Mit Mario Van Peebles („Heartbreak Ridge“, „New Jack City“) und Patsy Kensit („Absolute Beginners – Junge Helden“, „Lethal Weapon 2 – Brennpunkt L.A.“) bietet „Full Eclipse“ zwei attraktive Stars auf, auch wenn beide es seit damals nie in die Erste Liga geführt hat. Bruce Payne („Highlander – Endgame“, „Passagier 57“) gibt mit Verve den Schurken. Gegen Ende fiel mir auf, dass die Handlung aus recht fragmentarisch aneinandergereihten Szenen besteht, und eine finale Verwandlung lässt den Werwolf weniger wölfisch als bärig erscheinen. Die Szene ist aber recht zügig beendet. „Full Eclipse“ schließt nicht zu den großen Klassikern des Werwolffilms auf, hat aber sein Nischendasein nicht verdient, sondern im Gegenteil die Wiederentdeckung. Wo bleibt eine Neuauflage fürs Heimkino?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Mario Van Peebles haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 30. Juni 2003 als auf 3.000 Exemplare limitierte DVD

Länge: 93 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch
Untertitel: keine
Originaltitel: Full Eclipse
USA 1993
Regie: Anthony Hickox
Drehbuch: Richard Christian Matheson, Michael Reaves
Besetzung: Mario Van Peebles, Patsy Kensit, Bruce Payne, Tony Denison, Jason Beghe, Paula Marshall, John Verea, Dean Norris, Willie C. Carpenter, Victoria Rowell, Scott Paulin, Mel Winkler, Joseph Culp
Zusatzmaterial: 2 englische Trailer, Filmografien
Label/Vertrieb: Atlantis Film / Evolution / VCL

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

Packshot: © 2003 Atlantis Film / Evolution / VCL

 

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