RSS

Geschwindigkeitsrausch mit Abstrichen: Getaway

24 Apr

Getaway_Cover

Getaway

Von Simon Kyprianou

Action // Der Plot von Courtney Solomons neuem Film „Getaway“ ist hauchdünn, nicht viel mehr als ein loses Gerüst, an dem sich der Film entlanghangelt. Es geht um einen Driver (Ethan Hawke), der mit der Hilfe eines jungen Computercracks (Selena Gomez) und einem getunten und mit Kameras ausgestatteten Ford Mustang für einen Verbrecher (John Voight) allerlei halsbrecherische Aufträge übernehmen muss – ständig unter der Beobachtung des Bösewichts. Der Schurke hat die Frau des Drivers entführt und kann ihn so unter Druck setzen.

Ethan Hawke ist wie immer gut, nur merkt man ihm hier die Unterforderung stark an, Selena Gomez ist mäßig und wurde zu Recht für die Goldene Himbeere nominiert. Klar, man sollte „Getaway“ nicht mit Sam Peckinpahs Klassiker von 1972 mit Steve McQueen verwechseln. Selbstverständlich kann man „Getaway“ Phrasen wie „platt“, „unsinnig“, „geistlos“ und „konstruiert“ nachwerfen und so wurde er auch von der Filmkritik größtenteils verrissen und floppte an den Kinokassen – man muss schon sagen: ein wenig zu Unrecht.

Mit dem Plot und der Charakterisierung der Figuren hält sich Courtney Solomon in seiner dritten Regiearbeit nach „Dungeons & Dragons“ (2000) und „Der Fluch der Betsy Bell“ (2005) nicht lange auf. Es gibt keine Exposition oder dergleichen, es geht einzig und allein um die Action, die halsbrecherischen Verfolgungsjagden durch die Straßen von Sofia (Bulgarien). Nicht einen Moment lang versucht der Film mehr zu sein als ein bloßer Actionfilm, nur darauf ist er konzentriert. Geschickt bindet er die Go-Pro-POV-Kameras, die vor allem bei den Verfolgungsjagten genutzt werden, in sein narratives Konzept ein und legitimisiert so deren Verwendung.

Getaway-4

Überall wo der Driver langkommt, regiert das Chaos

„Getaway“ ist ein Film, der sich nie entschleunigt, der niemals zur Ruhe kommt, der praktisch ohne Pause atemberaubende, höchst destruktive Verfolgungsjagten (beinahe) ohne computergenerierte Effekte inszeniert. Ein Film voller aufregender Kinetik und ungewohnt wilder Dynamik. Ein schöner Höhepunkt des gelungenen Konzepts ist eine lange schnittlose Verfolgungsszene gegen Ende des Films. „Getaway“ lässt einen durch seine ungebändigte Schnelligkeit doch staunen, so einen schönen Geschwindigkeitsrausch sieht man selten.

All das kann natürlich nicht über die großen und offensichtlichen Schwächen des Films hinwegtäuschen, aber es kann sie ein wenig relativieren und so bleibt „Getaway“ in seiner Gesamtheit trotz allem ein vornehmlich visuell interessanter Genrefilm für Freunde des Car-Chase- und Actionkinos.

Zur Rezension anlässlich des Kinostarts geht’s hier. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Selena Gomez haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Ethan Hawke und Jon Voight unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 25. April als Blu-ray und DVD

Länge: 90 Min. (Blu-ray), 86 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Originaltitel: Getaway
USA/BUL 2013
Regie: Courtney Solomon
Drehbuch: Sean Finegan, Gregg Maxwell Parker
Besetzung: Ethan Hawke, Selena Gomez, Jon Voight, Rebecca Budig
Zusatzmaterial: B-Roll, Interviews, Featurettes
Vertrieb: Universum Film

Copyright 2014 by Simon Kyprianou
Foto & Packshot: © 2014 Universum Film / Wild Bunch Germany

 

Schlagwörter: , , , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..