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The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben: Genialer Eigenbrötler knackt Enigma

20 Jan

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The Imitation Game

Kinostart: 22. Januar 2015

Von Simon Kyprianou

Kriegsdrama // Es ist sicher nicht Morten Tyldums Regie, die „The Imitation Game“ zu einem guten Film macht – die ist nämlich eher einfallslos und beliebig. Es sind das brillante Drehbuch und Benedict Cumberbatchs feinsinniges Schauspiel, die ein wuchtigen Drama entstehen lassen, das für acht Oscars nominiert worden ist.

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Die hellsten Köpfe Englands wollen den Code knacken

Cumberbatch spielt den Mathematiker Alan Turing, der während des Zweiten Weltkriegs in einer Geheimen-Mission die Enigma-Codes der Deutschen knacken muss. Während seine Kollegen es mit bekannten Dechiffrier-Methoden versuchen, baut er mithilfe der genialen Joan Clarke (Keira Knightley) eine intelligente Maschine, für die die Aufgabe nicht das geringste Problem darstellen soll. Doch seine Homosexualität kann er nicht lange verbergen, viele warten nur darauf, den Außenseiter in Stücke zu reißen.

Dem Drehbuch gelingt es durch die Tragik der wahren Geschichte, gleichzeitig ein Sittengemälde und eine Charakterstudie zu erzählen und beides in einem beklemmenden und berührenden Drama zu vereinen. „The Imitation Game“ zeichnet präzise und distanziert und über weite Strecken sogar mit bitterer Härte das Bild einer Zeit, in der sich Frauen und Homosexuelle unmöglich frei entfalten konnten, in denen Lüge und Täuschung notwendig war, um überhaupt am Leben teilzunehmen.

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Der MI6 mischt auch mit

So zeichnet der Film ein wunderbar unpathetisches Bild der damaligen Kriegs-Gesellschaft. Dabei verfällt er glücklicherweise nicht ins Fahrwasser der moralinsauren Oscar-Crowdpleaser, was leicht hätte passieren können.

Regisseur Morten Tyldum bleibt auf Distanz zu seinen Figuren – vor allem zu Alan Turing –, er versucht nicht, sie bis in den hintersten Winkel auszuleuchten. Dennoch vermag er es, ein konkretes und wuchtiges Bild ihres Schmerzes zu zeichnen. Turing lebt in einer Welt, die er nicht versteht, von den meisten Mitmenschen wird er selbst nicht verstanden. Er ist ein isolierter Suchender, verzweifelt auf der Suche nach Liebe und Freundschaft, dem die Bürde seiner Arbeit für den Geheimdienst und die Intoleranz der Gesellschaft die letzten menschlichen Bande kappen.

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Turing zerbricht an der Einsamkeit

Alan Turings verzweifelter, zum Scheitern verurteilter Lebens-Versuch wurde von allen Seiten torpediert und vereitelt. Cumberbatch spielt diese tragische, in den Wirren des Lebens verlorene Figur feinsinnig, akzentuiert, manieriert aber angenehm zurückgenommen, niemals verfällt er dem Overacting. Am Ende des Films sehen wir ihn einsam und allein mit seiner genialen Maschine da sitzen, die so viele Menschenleben gerettet hat und doch sein eigenes nicht retten konnte.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Keira Knightley haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Benedict Cumberbatch, Charles Dance, Rory Kinnear und Mark Strong unter Schauspieler.

Länge: 114 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: The Imitation Game
GB/USA 2014
Regie: Morten Tyldum
Drehbuch: Graham Moore, nach einer Vorlage von Andrew Hodges
Besetzung: Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, Mark Strong, Charles Dance, Matthew Beard, Rory Kinnear, Allen Leech, Steven Waddington
Verleih: SquareOne Entertainment

Copyright 2015 by Simon Kyprianou

Filmplakat, Fotos & Trailer: © 2015 SquareOne Entertainment

 
Ein Kommentar

Verfasst von - 2015/01/20 in Film, Kino, Rezensionen

 

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Eine Antwort zu “The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben: Genialer Eigenbrötler knackt Enigma

  1. franziska-t

    2015/02/24 at 11:36

    Mir hat der Film auch sehr gut gefallen, auch wenn schon wieder Historiker auf die Barrikaden gingen, weil der Film nicht historisch korrekt sei. Aber das ist sicherlich auch nicht der Anspruch. Tyldum und sein Cast wollten auf das Leben von Alan Turing aufmerksam machen und das ist ihnen mit einer packenden Geschichte gelungen. Mir war schon klar, dass es dafür nur wenige Oscars geben würde (dafür war BIRDMAN einfach zu gut), aber dank Graham Moores inspirierender Dankesrede und Benedict Cumberbatchs hammermäßiger Leistung wird diesen Film – und damit auch der tragische Held Turing – niemand so leicht vergessen.

    Meine Kritik gibt’s hier: https://filmkompass.wordpress.com/2015/01/30/the-imitation-game-2014/

     

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