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Das Ritual – Voodoo im Big Apple

27 Aug

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The Believers

Von Andreas Eckenfels

Horrorthriller // Voodoo und Okkultismus umgeben noch immer einen Hauch des Mysteriösen. Die unsichtbare Kraft, die normale Menschen in den Wahnsinn treiben kann oder zu Zombies mutieren lässt, bildet die Grundlage für zahlreiche Horrorfilme. In „White Zombie“ (1932) und „Ich folgte einem Zombie” (1943) entdeckten die Protagonisten die für sie merkwürdigen Rituale meist auf Reisen nach Westafrika, wo die Religion ihren Ursprung hat. Doch mit dem Polanski-Klassiker „Rosemary’s Baby“ (1968) sowie Alan Parkers „Angel Heart” (1987) sorgte das Übernatürliche auf einmal in der modernen Gesellschaft für Angst und Schrecken.

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Jamison zieht nach dem Tod seiner Frau mit seinem Sohn nach New York

Auch Regisseur John Schlesinger („Der Marathon-Mann“, 1976) nahm sich für „Das Ritual“ eine fremdartige Religion vor: Der aus Kuba stammende Santeria-Kult erhält in New York immer mehr Zulauf, was auch bald der verwitwete Polizeipsychologe Cal Jamison (Martin Sheen) erfahren muss.

Zahlreiche Ritualmorde geben der Polizei Rätsel auf. Nicht nur Tieropfer finden sich im Central Park, auch Kinderleichen werden in der Stadt gefunden. Undercover-Cop Tom Lopez (Jimmy Smits) verliert bei seinen Recherchen zunehmend den Verstand. Lieutenant Sean McTaggert (Robert Loggia) bittet deshalb Jamison um Unterstützung. Doch je tiefer der sich in den Fall verstrickt, desto mehr gerät er samt Sohn Chris (Harvey Cross) und Freundin Jessica (Helen Shaver) ins Visier des mysteriösen Kultes.

Tod durch defekte Kaffeemaschine

Gleich zu Beginn sorgt „Das Ritual“ mit einem bizarren Todesfall für eine bedrohliche Grundstimmung, die sich durch den gesamten Film zieht: Jamisons Frau stirbt durch Stromschläge, nachdem sie eine defekte Kaffeemaschine berührt, ohne zu bemerken, dass sie in einer Pfütze aus Milch steht. Jamison und sein Sohn müssen hilflos ihren Tod mitansehen.

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Undercover-Cop Lopez fühlt sich verfolgt

Es fällt ihnen schwer, das Trauma zu verarbeiten, was im Film zu lange ausgewalzt wird. Auch etwas seltsam ist, dass der Psychologe Jamison nicht ganz nachvollziehen kann, dass Chris ausflippt, als er feststellt, dass sein Vater eine neue Liebschaft hat. Die starke Fokussierung auf das Familiendrama kommt dem Film nicht immer zugute.

Mächtige Parallelgesellschaft

Schon in seinem Oscar-prämierten Drama „Asphalt-Cowboy“ (1969) fing Schlesinger gekonnt die fiebrige Atmosphäre New Yorks ein und warf einen Blick in eine Parallelgesellschaft. Im Fall von „Das Ritual“ ist das eine Sekte, in der die Mächtigen der Stadt ihre Strippen ziehen und die sich durch die schwarze Magie den Zugang in höhere Sphären erhoffen.

Wie dem rational denkenden Jamison durch seine Nachforschungen zunehmend der Boden unter den Füßen weggezogen wird, ist von Martin Sheen („Apocalypse Now“) ordentlich gespielt. Zudem macht der damals noch relativ unbekannte Jimmy Smits („L. A. Law“, „Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger“) mit seiner kleinen Nebenrolle nachhaltig auf sich aufmerksam und Malick Bowens gibt als Voodoo-Priester Palo eine angsteinflößende Figur ab.

Gelungene Schockmomente

Auch hat Schlesingers Film einige gelungene Schockmomente zu bieten, welche demonstrieren, was den Opfern unter dem Einfluss der schwarzen Magie zustoßen kann. In der wohl einprägsamsten Szene des Films krabbeln plötzlich Spinnen aus Jessicas Gesicht.

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Voodoo-Priester Palo demonstriert seine Kräfte

Zwar genießt „Das Ritual“ trotz hervorragender Besetzung vor und hinter der Kamera nicht den Stellenwert der eingangs genannten Klassiker, was auch dem schwachen Schlussdrittel geschuldet ist. Dennoch ist der Film ein spannender Vertreter des Voodoo-Horror-Subgenres, auf dessen Geschichte „Deadline“- und „35 mm – Das Retro-Filmmagazin“-Autor Leonhard Elias Lemke im Booklet des limitierten Mediabooks von OfDb Filmworks ausgiebig eingeht.

„Das Ritual“ wurde 1988 von der BPjS zunächst indiziert, mit der Veröffentlichung der MGM-DVD wurde die Indizierung 2004 wieder aufgehoben. 2013 erhielt der Film im Zuge einer Neuprüfung schließlich eine Freigabe ab 16 Jahren.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Robert Loggia und Martin Sheen haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

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Kann Jamison seinen Sohn aus den Händen der Sekte befreien?

Veröffentlichung: 29. Juli 2016 als 3-Disc Limited Collector’s Edition Mediabook (Blu-ray & 2 DVDs, Cover A limitiert auf 750 Exemplare, Cover B limitiert auf 500 Exemplare)

Länge: 114 Min. (Blu-ray), 109 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: The Believer
USA 1987
Regie: John Schlesinger
Drehbuch: Mark Frost nach dem Roman von Nicholas Conde
Besetzung: Martin Sheen, Helen Shaver, Robert Loggia, Richard Masur, Harley Cross, Jimmy Smits, Malick Bowens
Zusatzmaterial: Audiokommentar, Interviews, Kino-Trailer, Teaser-Trailer, TV-Spot, Bildergalerie, Vintage Featurettes, Booklet mit einem Essay von Leonard Elias Lemke
Vertrieb: OFDb Filmworks

Copyright 2016 by Andreas Eckenfels
Fotos & Packshots: © 2016 OFDb Filmworks

 

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