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I Am a Hero – Zombies in Japan

29 Dez

I Am a Hero

Von Volker Schönenberger

Horror // Mehr schlecht als recht schlägt sich Hideo (Yô Ôizumi) als Auftragsautor für einen Mangaka durch; die Helden seiner eigenen Mangas geraten ihm zu langweilig, sodass seine Arbeiten von den Verlagen stets abgelehnt werden. Meldungen über die Ausbreitung einer sonderbaren Infektion berunruhigen ihn und seine Kolleginnen vorerst nicht, zumal sie als Grippe deklariert wird. Als jedoch Hideos Freundin Tekko (Miho Suzuki) über ihn herfällt, wird klar, dass etwas faul ist im Staate Japan. Bald sind die Straßen voller rasender Wüteriche und Hideo muss Fersengeld geben.

Hideo muss Fersengeld geben

„Solange sie Anime im Fernsehen zeigen, ist alles bestens.“ Dumm nur, dass der Sender unmittelbar nach dieser Bemerkung Hideos zu einer Sonderausstrahlung über die erschreckenden Vorkommnisse wechselt. Auf seiner heillosen Flucht begegnet der Zeichner im Taxi der jungen Hiromi (Kasumi Arimura). Gemeinsam versuchen die beiden, dem Chaos zu entkommen.

Hideo, der Held

„Ich bin ein Held.“ Nun ja, so richtig heldenhaft wirkt Hideo nicht gerade, aber das macht gerade den Reiz aus. Er selbst sieht sich im weiteren Verlauf ohnehin als Versager. Besonders geschickt stellt sich Hideo auch nicht gerade an. Mit solchen Eigenarten muss man sich von Protagonisten japanischer Horrorfilme wohl abfinden (zugegeben: Die Verhaltensweisen vieler Opfer im US-Horrorfilm sind häufig ebenfalls dämlich genug). Wenn Hideo einen Waldarbeiter von hinten anspricht und der sich beim Umdrehen natürlich als Infizierter entpuppt, wünscht man sich ein bisschen mehr inszenatorische Finesse beim Zeigen von Attacken. Das ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen eines ansonsten vorzüglichen Endzeit-Films.

Sein Beschützerinstinkt wird geweckt

Skurrile Ideen reichern die Handlung um einige überraschende Elemente an. So haben sich einige der Zombies (ja ja, ich weiß, genau genommen sind es Infizierte) gewisse Eigenheiten bewahrt. Eine in ihrem Leben Shopping-begeisterte Frau beispielsweise rüttelt als Untote unermüdlich an der Eingangstür eines Geschäfts. Ein Sportler setzt als Zombie zum Hochsprung an, um mit dem Kopf voran auf dem Asphalt aufzuprallen, was ihm eine unschöne Delle beschert – das tötet ihn aber nicht, weil seine Figur und seine Sprungkraft später noch für die Handlung gebraucht werden. Und wenn ein fetter Sumo-Ringer auf Hideo zurennt, ahnt man, dass das Wegpusten des Kopfes per Schrotflinte womöglich nicht das Ende der Szene bedeutet. „I Am a Hero“ gibt einige prima designte Zombies her, die sich gut als Actionfiguren eignen würden. Eine Sammlergemeinde fände sich dafür ganz sicher.

In der Tradition von George A. Romero

Ein paar Mal führt uns Regisseur Shinsuke Sato („Gantz“) aufs Glatteis, wenn sich Hideo heldenhafte Taten nur vorstellt und dann aus dem Tagtraum aufschreckt. Das gipfelt in einer schönen „Murmeltier“-Sequenz, in der sich der junge Mann in einem Spind verbirgt. Anspielungen auf Konsumwahn kommen nicht zu kurz – da steht „I Am a Hero“ sogar in schöner Tradition zu George A. Romeros großem Klassiker „Zombie“ („Dawn of the Dead“, 1978). Wer hätte gedacht, dass sich Rolex-Uhren als lebensrettend erweisen können? Bei all dem Humor kommt aber auch die Tragik zu ihrem Recht.

Eine Taxifahrt endet abrupt

Seine Weltpremiere feierte „I Am a Hero“ im Oktober 2015 beim renommierten Sitges, dem Festival des fantastischen Films von Katalonien. Kengo Hanazawas gleichnamiger Manga erschien ab 2009, wurde auch in Deutschland aufgelegt und ist mit dem 2017 erschienenen 22. Band abgeschlossen. Es gibt allerdings einen Ableger mit dem Titel „I Am a Hero in Osaka“, „I Am a Hero in Nagasaki“ ist angekündigt. Die Verfilmung hat reichlich Action zu bieten, und trotz niedriger FSK-16-Freigabe für die ungeschnittene Fassung kommen Splatter-Fans voll auf ihre Kosten. Dabei sieht das blutige Treiben auch noch hervorragend aus. In Verbindung mit dem südkoreanischen „Train to Busan“ (2016) zeigt Fernost dem Westen, wo derzeit der Zombie-Hammer hängt.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Shinsuke Sato haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

In Erwartung des Untoten-Ansturms

Veröffentlichung: 27. Oktober 2017 als 2-Disc Edition Steelbook (Blu-ray & DVD), Blu-ray und DVD

Länge: 126 Min. (Blu-ray), 126 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: I Am a Hero
JAP 2015
Regie: Shinsuke Sato
Drehbuch: Akiko Nogi, nach einem Manga von Kengo Hanazawa
Besetzung: Yô Ôizumi, Masami Nagasawa, Kasumi Arimura, Miho Suzuki, Nana Katase, Yoshinori Okada, Hisashi Yoshizawa
Zusatzmaterial: Poster
Label: Kazé Anime
Vertrieb: AV Visionen

Copyright 2017 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2017 Kazé Anime / AV Visionen

 
 

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Eine Antwort zu “I Am a Hero – Zombies in Japan

  1. TomHorn

    2018/04/19 at 23:24

    Gerade gesehen, der war ganz okay. Nicht mehr, nicht weniger. Zwei Stunden Zombie-Popcorn-Action mit altgedienter „Loser darf sich beweisen“-Story, der seine Story als Best-of der Zombie-Kultur aus allen möglichen Quellen zusammenklaubt; das allerdings besser einsetzt, als so manch anderer Zombie-Schwachfug der jüngsten Vergangenheit. Langeweile sieht anders aus.

     

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