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Draußen wartet der Tod – Mit Lockenkopf ins Western-Getümmel

22 Jan

The Last Frontier

Von Volker Schönenberger

Western // Hui, da trägt der gute Victor Mature aber einen skurrilen Lockenkopf zur Schau. Im selben Jahr wie „Draußen wartet der Tod“ drehte er mit „Der Speer der Rache“ („Chief Crazy Horse“) einen Western, in dem er einen Indianer verkörperte – den berühmten berühmten Häuptling Crazy Horse.

Die Indianer lauern schon

In „The Last Frontier“, so der Originaltitel, verkörpert Mature den Trapper Jed Cooper, dem nach erfolgreicher Jagd mit seinen Freunden Gus (James Whitmore) and Mungo (Pat Hogan) der Indianerhäuptling Red Cloud (Manuel Dondé) all ihre Pelze nebst Pferden und Gewehren abgenimmt. Der Stammesführer ist ungehalten, weil sich in seinen Jagdgründen Soldaten breitmachen. So lässt sich das Trio im nahe gelegenen Fort Shallan von Captain Glenn Riordan (Guy Madison) als Scouts anwerben. Jed verguckt sich schnell in die aparte Corinna Marston (Anne Bancroft), Ehefrau des Kommandanten Colonel Frank Marston (Robert Preston), der anfangs abwesend ist und sich bei seiner Rückkehr als tyrannischer und unbelehrbarer Mann entpuppt.

Indianer gegen Soldaten – und Victor Mature mittendrin

Weite Landschaften, Indianer auf dem Kriegspfad, Soldaten mit einem starrsinnigen Kommandanten, der keine Hemmungen hat, seine Männer in den Tod zu schicken, ein tapferer Held und eine schöne Frau – „Draußen wartet der Tod“ weist viele typische Merkmale eines klassischen Hollywood-Westerns auf und ist doch ein ungewöhnliches Werk in der Filmografie des großen Western-Spezialisten Anthony Mann („Meuterei am Schlangenfluss“). Das liegt nicht nur, aber hauptsächlich an der Figur Jed Cooper, von Victor Mature trotz der erwähnten Frisur mit ganz viel Spielfreude verkörpert. Der zum Scout gewordene Trapper trinkt gern mal einen, grölt dann herum und hält mit seiner Meinung nicht hinter den Berg, während er sich einen grinst. Das verleiht dem Film eine etwas absonderliche Leichtfertigkeit, die das ernste Thema der Indianerkriege in den Hintergrund rücken lässt. Unklar bleibt auch, weshalb Cooper unbedingt Soldat werden will, liebt er doch seine Freiheit und gibt er sich doch auch als ziviler Scout gern mal ungehorsam. Sieht der Trapper es als so erstrebenswert an, endlich „zivilisiert“ zu werden? Die Frage muss hier offen bleiben.

Noch ahnen Jed Cooper (M.) und seine Freunde nicht, dass …

Die Leichtfertigkeit schwindet später, wenn sich der Konflikt zwischen Jed Cooper und Colonel Marston zuspitzt. Das gipfelt in einem intensiven Zweikampf zwischen dem Scout und einem Untergebenen Marstons und einer anschließenden bedrohlichen Ruhe vor dem Sturm. Die Dreiecksgeschichte zwischen Cooper, Marston und dessen Frau Corinna stört da fast etwas, sie dient in erster Linie dem Zweck, den Konflikt der beiden Männer zu verschärfen. Die junge Anne Bancroft („Die Reifeprüfung“) hatte da zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Laufbahn noch nicht viel Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Die hatte allerdings Guy Madison („Der brennende Pfeil“), dessen Nebenrolle als Captain Riordan anfangs recht unbedeutend wirkt. Mit der Zeit entwickelt die Figur aber großes Profil – Riordan schwankt zwischen seinem Gehorsam als Offizier, seiner Loyalität zur Armee und seinem gesunden Menschenverstand, der ihm sagt, dass er seinen Vorgesetzten Colonel Marston stoppen muss.

… sich die Indianer nehmen, was sie begehren

Die Bild- und Tonqualität der Blu-ray ist gelegentlich uneinheitlich. Ein paar Mal lässt die Bildschärfe am Rand etwas nach. Insgesamt aber eine anständige Veröffentlichung eines schönen Westerns, auch wenn er nicht zu den bekanntesten und auch nicht zu den besten Regiearbeiten Anthony Manns zählt.

Abgebrannt gelangen die drei Trapper …

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Anthony Mann haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Anne Bancroft unter Schauspielerinnen, Filme mit Victor Mature und James Whitmore in der Rubrik Schauspieler.

… nach Fort Shallan

Veröffentlichung: 7. Dezember 2017 als Blu-ray, 30. Oktober 2015 als DVD

Länge: 8 Min. (Blu-ray), 97 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: The Last Frontier
USA 1955
Regie: Anthony Mann
Drehbuch: Philip Yordan, Russell S. Hughes, nach dem Roman „The Gilded Rooster“ von Richard Emery Roberts
Besetzung: Victor Mature, Guy Madison, Robert Preston, Anne Bancroft, James Whitmore, Russell Collins, Peter Whitney, Pat Hogan
Zusatzmaterial: Bildergalerie, Trailershow, Wendecover
Label: explosive media
Vertrieb Blu-ray: Koch Films
Vertrieb DVD: Al!ve AG

Copyright 2018 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshot: © 2017 explosive media

 
 

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Eine Antwort zu “Draußen wartet der Tod – Mit Lockenkopf ins Western-Getümmel

  1. Martin Zopick

    2022/08/11 at 16:12

    Typischer Bilderbuchwestern aus den 50er Jahren. Es ist Very Old School. Der Plot schwankt dialogmäßig zwischen ‘Soldat‘ und ‘Zivilist‘, ‘Indianer‘ und ‘Bleichgesicht‘. Die spannungsarme Handlung wird durch die zwei guten Hauptdarsteller die junge Anne Bancroft (damals 24) (Mrs. Marston), die Frau des unfähigen Kommandeurs und Victor Mature (Cooper), hier mal als Scout, der zur Armee will, wenn er sie heiraten kann, über das genreübliche Niveau gehoben. Mit dieser Absicht überschreitet Cooper nicht nur die sichtbare Grenze im Vorfeld eines Forts in Oregon (Originaltitel), sondern auch seine gesellschaftliche Stellung. Mature ist bekannt als Spezialist für Emotionen und Melodramatik. In Sandalenfilmen kommt er weit gefälliger rüber. Hier bemüht er sich eifrig als Westernheld. Seine große Liebe agiert hier eher mit gebremstem Schaum.
    Es geht zwar ohne Lagerfeuerromantik ab, nicht aber ohne süßlichen Gesang.
    Der unsympathische Ehemann kommt um. Das Happy End lässt sich erahnen.
    Eheprobleme sind kein Thema, die Deppen verschwinden von der Bildfläche. Die große Liebe deckt alles zu. Selbst für die 50er Jahre ein schwacher Film und keineswegs Anthony Manns bester.

     

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