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Ernest Borgnine (V): Verdammt in alle Ewigkeit – Klassisches Hollywood in seiner ganzen Pracht

31 Mär

From Here to Eternity

Von Volker Schönenberger

Militärdrama // Im Juni 1941 trifft der US-Soldat Robert E. Lee Prewitt (Montgomery Clift) in den Schofield-Kasernen auf der Hawaii-Insel Oahu ein. Bei seinem neuen Vorgesetzten Captain Dana Holmes (Philip Ober) macht er sich sogleich unbeliebt, als er erklärt, auf keinen Fall dem Boxteam des Regiments beitreten zu wollen. Prewitt hatte zuvor versehentlich einen Kameraden blindgeschlagen. Der ehrgeizige Holmes hofft, mit Erfolgen seiner Boxer Meriten einfahren zu können, und hat deshalb kein Problem damit, dass Prewitt von den übrigen Faustkämpfern unter den Soldaten gemobbt wird. Im vorlauten Angelo Maggio (Frank Sinatra) findet Prewitt immerhin einen Freund.

Warden beginnt eine Affäre mit der Frau seines Vorgesetzten

Der in Europa tobende Krieg scheint im Pazifik noch weit entfernt zu sein. Der aufrechte Sergeant Milton Warden (Burt Lancaster) nutzt die Gelegenheit und bändelt mit Holmes’ vernachlässigter Ehefrau Karen (Deborah Kerr) an. Prewitt wiederum lernt in einem Nachtclub die kühle Lorene (Donna Reed) kennen, die ihm die Kraft gibt, die Schikanen in der Kaserne zu überstehen. Maggio hingegen hat nichts Besseres zu tun als sich mit dem hinterhältigen Sergeant „Fatso“ Judson (Ernest Borgnine) anzulegen, dem Aufseher des örtlichen Militärknasts.

Angriff auf Pearl Harbor erst im Finale

Gedreht wurde an Originalschauplätzen auf Hawaii. Vom Militär- zum Kriegsdrama wird „Verdammt in alle Ewigkeit“ erst zum Finale mit dem Angriff auf Pearl Harbor, der Attacke der Kaiserlich Japanischen Marineluftstreitkräfte auf die US-Pazifikflotte am 7. Dezember 1941. Bis dahin gestaltet sich der Film als Beziehungsdrama mit psychologischer Tiefe und großer Schauspielkunst aller Beteiligten, seien es Clift, Lancaster, Sinatra und Borgnine, seien es Deborah Kerr und Donna Reed, die aus ihren Rollen das herausholen, was es in diesem Männerfilm um Ehre und Prinzipientreue herauszuholen gab.

Haben Karen und der Sergeant eine gemeinsame Zukunft?

James Jones (1921–1977) erlebte Pearl Harbor als US-Soldat und verarbeitete seine Erfahrungen im 1951 veröffentlichten Roman „Name“ („From Here to Eternity“), der die Vorlage des Films bildet. Jones war auch bei der Schlacht um Guadalcanal dabei, was ihn zu dem Roman „Insel der Verdammten“ („The Thin Red Line“, 1962) inspirierte. Auf diesem beruht Terrence Malicks meisterhaftes Kriegsdrama „Der schmale Grat“ von 1998.

In der ersten Hälfte der 50er-Jahre hielten sich die Hollywood-Studios noch sehr genau an den zur Prüderie verpflichtenden Hays Code. Anders als in der Romanvorlage war Lorene im Film deshalb keine Prostituierte, sondern Gesellschaftsdame im Nachtclub. Die Offiziersgattin Karen hat sich im Roman aufgrund der Untreue ihres Ehemanns eine Geschlechtskrankheit zugezogen, weshalb sie sich die Gebärmutter entfernen lassen musste. Im Film wird die Entfremdung der Eheleute damit begründet, dass Karen eine Fehlgeburt erlitten hat, weil ihr nach einem Rendezvous mit einer anderen Frau besoffener Gemahl nicht in der Lage war, Hilfe zu holen. Im Roman thematisierte Homosexualität fiel vorauseilendem Gehorsam zum Opfer. Andere Änderungen gegenüber der Vorlage resultierten aus Forderungen der US Army, welche die Produktion von Hollywood-Kriegsfilmen traditionell unterstützte, dafür aber in einem guten Licht dargestellt werden wollte. Dem Vernehmen nach waren Army-Vertreter dennoch nicht besonders zufrieden mit dem Resultat.

Mit acht Oscars ausgezeichnet

Acht Oscars stehen zu Buche und machen „Verdammt in alle Ewigkeit“ zu einem der großen Klassiker des goldenen Zeitalters der Hollywood-Studios. 1954 wurde das Militärdrama als bester Film geehrt, auch Regisseur Fred Zinnemann („12 Uhr mittags“) erhielt den Academy Award – seinen zweiten von insgesamt vier. Frank Sinatra und Donna Reed wurden als Nebendarsteller/in geehrt, wobei die Frage erlaubt sei, weshalb Reed als Nebendarstellerin nominiert war, Deborah Kerr hingegen als Hauptdarstellerin. Beide Rollen sind in etwa gleichwertig, was Bedeutung und Leinwandzeit der Figuren angeht. Auch fürs Drehbuch, die Schwarz-Weiß-Kamera, den Ton und den Schnitt gab es Oscars. Nominiert waren auch Montgomery Clift und Burt Lancaster als Hauptdarsteller, die beiden unterlagen jedoch William Holden, der die Trophäe für „Stalag 17“ einsackte, aber immerhin äußerte, Clift und Lancaster hätten den Academy Award mehr verdient gehabt als er. Deborah Kerr unterlag Audrey Hepburn, die für „Ein Herz und eine Krone“ ausgezeichnet wurde. Der Vollständigkeit halber seien auch die Oscar-Nominierungen für das Schwarz-Weiß-Kostümdesign und die Musik genannt.

Die ausgelassene Stimmung im Lokal …

Der Originaltitel „From Here to Eternity“ von Roman wie Film stammt aus dem Gedicht „Name“ des Literaturnobelpreisträgers Rudyard Kipling („Das Dschungelbuch“). Die Zeile lautet vollständig „Damned from here to Eternity“, insofern gibt der deutsche Titel „Verdammt in alle Ewigkeit“ sie sogar treffend wieder.

… schlägt schnell um

Eine Aussage über den Zweiten Weltkrieg im Allgemeinen und den Konflikt zwischen den USA und Japan im Besonderen ist in „Verdammt in alle Ewigkeit“ nicht zu finden. Auch Kritik an Militarismus muss man mit der Lupe suchen. Das Unbill, welches Prewitt und Maggio widerfährt, resultiert im Film nicht aus grundlegenden Mängeln des Militärapparats, sondern an selbstsüchtigen beziehungsweise übel gesinnten Individuen. Es ändert nichts an der Größe dieses mächtigen Militärdramas, das mit etlichen bewegenden Momenten aufwartet, auch heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat und die Strahlkraft des klassischen Hollywoods in seiner ganzen Pracht präsentiert.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Fred Zinnemann haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Deborah Kerr und Donna Reed unter Schauspielerinnen, Filme mit Ernest Borgnine, Montgomery Clift, Burt Lancaster, Frank Sinatra und Jack Warden in der Rubrik Schauspieler.

Veröffentlichung: 17. Oktober 2013 als Blu-ray, 7. Februar 2008 als DVD (Award Winner Collection), 13. November 2001 als DVD

Länge: 118 Min. (Blu-ray), 113 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
Originaltitel: From Here to Eternity
USA 1953
Regie: Fred Zinnemann
Drehbuch: Daniel Taradash, nach einem Roman von James Jones
Besetzung: Burt Lancaster, Montgomery Clift, Deborah Kerr, Donna Reed, Frank Sinatra, Ernest Borgnine, Philip Ober, Jack Warden, Harry Bellaver
Zusatzmaterial: Audiokommentar mit Tim Zinnemann und Alvin Sargent, Making-of, Fred Zinnemann: „So wie ich es sehe“, Ewige Geschichte: „Graphics-in-Pictures Track“
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment

Copyright 2018 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshot Blu-ray: © 2013 Sony Pictures Home Entertainment

 

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