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Staten Island – New York: Der Gangster auf dem Baum

25 Mai

Staten Island – New York

Von Volker Schönenberger

Thriller // Der Gangster Parmetto „Parmie“ Tarzo (Vincent D’Onofrio) kontrolliert mit seinen Leuten einen Teil von Staten Island. Er fühlt sich zu Höherem berufen, will den Stadtbezirk von New York City vollständig übernehmen. Sein innerer Kreis gibt zu bedenken, dass das Vorhaben in Krieg ausarten wird, aber Parmie lässt sich nicht beirren. Kurz darauf wird er im Auto beschossen.

Sully will ein Ding drehen

Der Klärgruben- und Tankreiniger Sully Halverson (Ethan Hawke) und seine Frau Mary (Julianne Nicholson) wünschen sich ein Baby. Am besten eines, das mit einer neuartigen Methode der Genetik optimale Anlagen für Intelligenz aufweist. Das kostet Geld, also schmiedet Sully den Plan, mit zwei Kumpanen einen Raubüberfall zu begehen. Er will ins Haus von Parmie Tarzo einbrechen und dessen Safe leeren. Tarzos Mutter Gianina (Rosemary De Angelis) sehen die drei nicht als Risiko.

Leichenbeseitigung im Feinkostladen

Der gehörlose Jasper Sabiano (Seymour Cassel) arbeitet in einem Feinkostgeschäft und wettet leidenschaftlich gern auf Pferderennen. Seit 20 Jahren sucht er regelmäßig dasselbe Wettbüro auf, um einen Dreiertipp abzugeben, der im Gewinnfalle eine enorme Quote bedeutet. In seinem Geschäft beseitigt er gelegentlich Leichen für Parmie Tarzo, indem er sie in seiner Fleischverarbeitung zerlegt und verwurstet. Doch dann gewinnt Sabiano beim Pferderennen 47.000 Dollar.

Der Klärgrubenreiniger kauft gern bei Jasper ein

Vier Jahre, bevor er mit seinem zweiten Film „The Purge – Die Säuberung“ (2013) – ebenfalls mit Ethan Hawke – durchstartete, ließ der im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn geborene Drehbuchautor und Regisseur James DeMonaco in seinem Regiedebüt „Staten Island – New York“ drei höchst unterschiedliche Typen aufeinandertreffen. Die Geschichte entspinnt sich episodenhaft, mehrere Begegnungen erleben wir aus unterschiedlichen Perspektiven. Die chronologische Abfolge wird dabei naturgemäß verlassen. Dieser Stil hat dem schwarzhumorigen Thriller wiederholt Vergleiche mit Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ (1994) eingebracht, an denen DeMonacos Regiearbeit zwangsläufig scheitert. So ausgefeilt wie das große Vorbild ist sie bei Weitem nicht. Statt Raffinesse hat „Staten Island – New York“ eine tragikomische, aber auch tragische Note, die dem Film seinen ganz eigenen Charakter verleiht.

Drei Hauptfiguren

Am auffälligsten porträtiert DeMonaco den von Vincent D’Onofrio („Full Metal Jacket“) gespielten Parmie Tarzo, der zwar auch den üblichen Gangsterklischees entspricht, zusätzlich aber ausgesprochen exzentrische Züge an den Tag legt. So hat er den Ehrgeiz, den Weltrekord im Unterwasserluftanhalten zu brechen, und einige Zeit nach dem Anschlag auf sein Leben beschließt er, auf einen Baum zu steigen und dort auszuharren, um die Abholzung eines Waldes zu verhindern. Ethan Hawkes („Lord of War – Händler des Todes“) Sully ist eher schlicht veranlagt, weiß das auch (weshalb er für seinen geplanten Nachwuchs auf Gentechnik setzt), begeht aber dennoch die Dummheit, einen Mobster zu berauben. Der 1969 für seine Nebenrolle in John Cassavetes’ „Gesichter“ für einen Oscar nominierte Seymour Cassel macht seinen gehörlosen Jasper Sabiano mit nuanciertem, zurückhaltenden Spiel zur heimlichen Hauptfigur des Films. Ihn lernen wir auf diese Weise am besten kennen. Nicht alles im Beziehungsgeflecht dieses Trios wirkt konsequent zu Ende gedacht, aber das kann man einem Regiedebütanten ruhig durchgehen lassen.

Der Gehörlose hat einmal im Leben Glück

Den Titel „Staten Island – New York“ trägt das Werk nicht willkürlich. James DeMonaco siedelte seine Story gezielt dort an. Der Film beginnt und endet mit gewöhnlichen Ansichten des Stadtbezirks, die herausstreichen, dass er sich sicher nicht mit Manhattan, Brooklyn, Queens und der Bronx messen kann. Eine einleitende Charakterisierung von Staten Island bekräftigt dies. Gedreht wurde allerdings auch in New Jersey.

Von Luc Besson produziert

Der unter anderem von Luc Besson produzierte „Staten Island – New York“ endet nach einer lapidaren Gewalteruption unspektakulär. Und kurz nach der letzten Spielszene verlässt ein Schiff der Staten Island Ferry die Insel in Richtung Manhattan, was den Thriller betulich abschließt. Kein Film, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt, aber als Regiedebüt einen Blick wert.

Gangsterboss Parmie Tarzo …

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von James DeMonaco haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Ethan Hawke und Vincent D’Onofrio unter Schauspieler.

… steigt auf einen Baum

Veröffentlichung: 16. November 2010 als Blu-ray und DVD

Länge: 96 Min. (Blu-ray), 92 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Staten Island – New York
F/USA 2009
Regie: James DeMonaco
Drehbuch: James DeMonaco
Besetzung: Ethan Hawke, Vincent D’Onofrio, Seymour Cassel, Julianne Nicholson, Jeremy Schwartz, David Vadim, Steven Randazzo, Dominic Fumusa, John Sharian, Rosemary De Angelis, Michael Hogan, Sara Surrey, Lynn Cohen, Frank Pando
Zusatzmaterial: Interview mit Vincent D’Onofrio (2:21 Min.), 2 entfernte Szenen (2:45 Min.), Trailershow, Wendecover, nur Erstauflage: Vertikalschuber
Label/Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Blu-ray-Packshot: © 2010 Ascot Elite Home Entertainment

 
 

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Eine Antwort zu “Staten Island – New York: Der Gangster auf dem Baum

  1. streamkiste.video

    2022/10/13 at 18:14

    Es wird schwer werden,
    Wenn es weh tut, nicht weinen,
    Wenn es windig ist, sei nicht böse

     

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