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Zum 65. Geburtstag von Linnea Quigley: Verdammt, die Zombies kommen – Send More Cops!

27 Mai

The Return of the Living Dead

Von Volker Schönenberger

Horrorkomödie // Banales Grusel- und Horrorstück mit oberflächlich-komischen Elementen und einschlägigen Spezialeffekten. – Wir raten ab. So geringschätzig urteilte seinerzeit das Lexikon des internationalen Films über „The Return of the Living Dead“, der ab März 1986 unter dem launigen Titel „Verdammt, die Zombies kommen“ in die westdeutschen Kinos gelangte. Wer die zu Recht renommierte Publikation der Katholischen Filmkommission für Deutschland schon damals kannte, wusste allerdings: Dem Horrorgenre waren die Herausgeber nicht immer zugetan, sodass man ein Abraten oftmals eher als Empfehlung sehen konnte. Und das gilt ganz gewiss auch für diese auch heute noch höchst vergnügliche Horrorkomödie.

Nach – nun ja – wahren Begebenheiten

Gleich zu Beginn erfahren wir schon mal, dass es sich um ein Doku-Drama handelt, denn eine Texteinblendung verrät: The events portrayed in this film are all true. The names are real names of real people and real organizations. – Die in diesem Film gezeigten Ereignisse sind allesamt wahr. Die Namen sind echte Namen echter Menschen und echter Organisationen. Beunruhigend. Die Handlung setzt am 3. Juli 1984 in Louisville im US-Staat Kentucky ein. Freddy (Thom Matthews) hat gerade einen Job im Uneeda Medical Supply Warehouse begonnen, einem Lagerhaus für Medizinbedarf. Sein Vorarbeiter Frank Johnson (James Karen) weist ihn ein, und als Freddy ihn kurz vor Feierabend fragt, was das Sonderbarste gewesen ist, das er je gesehen habe, zeigt Frank ihm das große Mysterium des Gebäudes: ein paar Fässer aus Militärbeständen, die vor Jahren versehentlich geliefert wurden und seitdem im Keller des Lagerhauses vor sich hin rotten. Sie enthalten ein Giftgas und seltsam mumifizierte menschliche Kadaver. Als Frank einem der Fässer einen Schlag versetzt, entweicht das Gas – die beiden Arbeiter atmen es ein. Auch ein zu Untersuchungszwecken der Länge nach halbierter Hund und ein menschlicher Leichnam in einer Kühlkammer kommen mit dem Gas in Kontakt. Beide erwachen zum Leben (sogar ein paar aufgespießte Schmetterlinge, wie wir nebenbei bemerken).

Draußen warten derweil ein paar Punks darauf, dass ihr Kumpel Freddy Feierabend hat, darunter seine Freundin Tina (Beverly Randolph). Um sich die Zeit zu vertreiben, machen die jungen Leute den benachbarten Friedhof unsicher. Doch ein Leichenacker eignet sich als Aufenthaltsort nicht besonders gut, wenn in der Gegend aus Toten Untote werden. Nun heißt es: Verdammt, die Zombies kommen!

Auf dem Auferstehungsfriedhof

Der schwarze Humor offenbart sich in etlichen Details. So trägt der Friedhof den treffenden Namen „Resurrection Cemetery“, zu deutsch: Auferstehungsfriedhof, was wörtlich zu verstehen ist. Der bald darauf um Hilfe gebetene Leichenbestatter Ernie Kaltenbrunner (Don Calfa) im Krematorium ist benannt nach Ernst Kaltenbrunner, einem hochrangigen SS-Mann, der im „Dritten Reich“ wichtige Ämter innehatte und 1946 als einer der Hauptkriegsverbrecher gehenkt wurde. Rund um den Brennofenbediener Ernie sind weitere Verweise auf die unrühmliche deutsche Vergangenheit zu bemerken. Böse!

Und erst die Zombies! Man muss sicher nicht jeden Zombiefilm kennen, da viele doch arg repetitiv daherkommen. Aber wer den Untoten etwas abgewinnen kann und einer gehörigen Portion Witz im Horrorsektor aufgeschlossen gegenübersteht, sollte „Verdammt, die Zombies kommen“ gesehen haben, da diese speziellen Geschöpfe wirklich außergewöhnlich sind. Send more cops! Ich bin versucht, ihr Wesen detaillierter zu beschreiben, weil sie so – hüstel – liebenswert sind, unterlasse das aber, weil es Horrorfans geben mag, die diesen Text lesen und den Film noch nicht gesehen haben.

Linnea Quigley als Trash

Als Mitglied der Punks und mit dem subtilen Namen Trash (engl. für Müll) ausgestattet: Linnea Quigley, die sich in ihrer Rolle sehr freizügig gibt und splitternackt auf einer Gruft tanzt. Zugegeben: Die am 27. Mai 1958 im US-Staat Iowa Geborene hat sich in ihrer Laufbahn nicht zum Topstar entwickelt, auch im Horrorgenre gibt es diverse Schauspielerinnen mit größerem Ikonenstatus. Aber Quigley ist seit ihrem Karrierestart Mitte der 1970er-Jahre so gut beschäftigt, dass sie heute auf mehr als 170 Einträge in ihrer Filmografie zurückblicken kann, und hat sich einen Ruf als Scream-Queen erarbeitet. „Verdammt, die Zombies kommen“ geht dabei aber wohl schon als ihr bekanntester Film durch. Auch der Weihnachts-Slasher „Stille Nacht – Horror Nacht“ (1984) hat seine Fans, in „Nightmare on Elm Street 4“ (1988) hat sie einen kleinen Part. Recht bekannt sind auch noch „Tourist Trap – Die Touristenfalle“ (1979), „Cheech & Chongs Heiße Träume“ (1981) und „Night of the Demons“ (2009).

Quigleys Filmografie quillt vor so einschlägigen wie amüsanten Titeln über. Ein paar Beispiele gefällig? Bitte schön: „Schatz der Mondgöttin“ (1987), „Mit Motorsägen spaßt man nicht“ (1988), „Mutronics – Invasion der Supermutanten“ (1991), „Beach Babes from Beyond“ (1993), „Curse of the Lesbian Love Goddess“ (1998), „The Monster Man“ (2001), „Zombiegeddon“ (2003), „Corpses Are Forever“ (2004), „Spring Break Massacre“ (2008), „Stripper Zombieland“ (2011), „Collapse of the Living Dead“ (2011) und „Hooker with a Hacksaw“ (2017). Sie dreht bis heute fleißig weiter. Ob ihr jüngster Film „Movie Theater Massacre“ (2023) es zu uns schaffen wird, ist offen bis fraglich. Wenn nicht, hielte sich der Verlust wohl in Grenzen. Am 27. Mai 2023 feiert Linnea Quigley ihren 65. Geburtstag.

Living Dead

Die Entstehung von „The Return of the Living Dead“ geht zurück auf George A. Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ von 1968, im Original „Night of the Living Dead“ betitelt und Begründer des modernen Zombiefilms. Romero hatte das Drehbuch dazu gemeinsam mit John Russo geschrieben. Später trennten sich die Wege der beiden, wobei Russo das Recht am Titelbestandteil „Living Dead“ mitnahm (weshalb Romeros weitere Zombiefilme kein „Living“ im Titel tragen). Basierend auf Russos 1977 erstveröffentlichtem Roman „Return of the Living Dead“ entwickelten er, Rudy Ricci und Russell Streiner die Story zum Film, die schließlich von Dan O’Bannon zum Drehbuch weiterentwickelt wurde. Als Regisseur war Tobe Hooper vorgesehen, doch der stieg vor Drehbeginn aus und inszenierte stattdessen „Lifeforce – Die tödliche Bedrohung“ (1985), weshalb sich Drehbuchautor Dan O’Bannon unvermittelt auf dem Regiestuhl wiederfand, um seinen ersten abendfüllenden Spielfilm zu drehen. „The Resurrected“ stellte 1991 seinen zweiten und bereits letzten dar, bei uns auf VHS-Kassette unter dem Titel „Evil Dead – Die Saat des Bösen“ erschienen. Als Drehbuchautor mitverantwortete O’Bannon unter anderem immerhin die Skripts von „Dark Star – Finsterer Stern“ (1974) „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979), „Das fliegende Auge“ (1983), „Lifeforce – Die tödliche Bedrohung“ und „Total Recall – Die totale Erinnerung“ (1990). Er starb 2009 im Alter von 63 Jahren.

Runter vom Index

Nach wiederholter Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften kam „Verdammt, die Zombies kommen“ 2011 in den Genuss der Listenstreichung und erhielt von der FSK alsbald eine Altersfreigabe ab 16 Jahren verpasst. Das erscheint trotz der tödlichen Zombiegewalt vertretbar, handelt es sich doch ohnehin nicht um einen Splatterfilm. Eine Anfang der 90er-Jahre aufgetauchte Workprint-Fassung ist mit mehr als 20 zusätzlichen Minuten deutlich länger geraten und bietet für einige Szenen auch alternatives Bildmaterial, aber es ist eben doch nur eine Vorabversion, sodass die verbreitete Anderthalbstundenfassung als uncut durchgeht (einen Schnittbericht gibt es als Teil 1 und Teil 2). Wer dennoch scharf auf die Workprint-Version ist: Sie findet sich im Bonusmaterial der 2019er-Blu-ray im Steelbook von NSM Records und dem ein Jahr zuvor über Österreich veröffentlichten Mediabook des Labels. Beide Editionen enthalten obendrein die Uncut-Fassung des Films in der 2K-Abtastung des US-Publishers Scream Factory.

Ich habe „Verdammt, die Zombies kommen“ erstmals irgendwann im Frühjahr oder Frühsommer 1986 im Kino geschaut – der Film war am 20. März jenes Jahres in den bundesdeutschen Lichtspielhäusern gestartet. Er entwickelte sich in den Folgejahren zum Videothekenhit und immer wieder gern gesehenen Klassiker und zog vier Fortsetzungen rund um die Fässer mit dem fatalen Inhalt nach sich, von denen die schlicht „Return of the Living Dead III“ betitelte zweite unter der Regie von Brian Yuzna ab 1993 in die Kinos gelangte am bemerkenswertesten ist. „Verdammt, die Zombies kommen“ steht zwar sehr in den 80ern, aber das ist im Horrorsegment ja meist ein Gütesiegel, so auch hier. Das schwarzhumorige Untotenspektakel gibt sich hemmungslos albern, ist keine Minute langweilig und hat mich auch bei der x-ten Sichtung anlässlich dieses Textes vorzüglich amüsiert. In diesem Sinne: More Brains!

Die Reihe „Horror Cult Uncut“ von Twentieth Century Fox Home Entertainment haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Linnea Quigley sind unter Schauspielerinnen zu finden.

Veröffentlichung: 28. April 2023 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 3 Covermotive), 30. August 2019 als Blu-ray im Steelbook, 18. August 2014 als DVD im Mediabook (111 Exemplare) und DVD in Hartbox (150 Exemplare), 11. Januar 2013 als DVD „Horror Cult Uncut“, 16. März 2012 und 30. März 2004 als DVD

Länge: 91 Min. (Blu-ray), 87 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch
Originaltitel: The Return of the Living Dead
USA 1985
Regie: Dan O’Bannon
Drehbuch: Dan O’Bannon
Besetzung: Thom Matthews, James Karen, Linnea Quigley, Clu Gulager, Don Calfa, Miguel A. Núñez Jr., Beverly Randolph, John Philbin, Jewel Shepard, Brian Peck, Mark Venturini
Zusatzmaterial (variiert je nach Veröffentlichung): Audiokommentar von Regisseur Dan O’Bannon und Produktionsdesigner William Stout, Audiokommentar von Gary Smart und Chris Griffiths, Audiokommentar von den Schauspielern Thom Matthews, John Philbin und Make-up Effects Artist Tony Gardner, Audiokommentar von Produktionsdesigner William Stout und den Schauspielern Don Calfa, Linnea Quigley, Brian Peck, Beverly Randolph, Allan Trautman, Audiokommentar von Marco Erdmann und Daniel Perée vom Wicked-Vision, The Decade of Darkness, Designing the Dead, Bildergalerien, TV-Spots, deutscher Trailer, Kinotrailer #1 – Bloody Version, Kinotrailer #2 – Even Bloodier Version, Zombie Subtitle Stream, In Their Own Words – The Zombie Speak, Workprint-Fassung „The Return of the Living Dead“, The FX of the Living Dead mit Produktionsdesigner William Stout, FX Make-up Artists William Munns, Tony Gardner, Kenny Myers und Craig Caton-Largnet, Visual Effects Artists Bret Mixon und Gene Warren Jr. und Schaupieler Brian Peck, Party Time: The Music of Return of the Living Dead, Horror’s Hallowed Grounds – Revisiting the Locations of fhe Film, The Origins of the Living Dead – Interview mit John A. Russo, The Dead Have Risen, Dokumentation „More Brains“ (120 Min.), aus „More Brains“ entfernte Szenen, Filmlocation heute, Eine Konversation mit Dan O’Bannon, Return of the Living Dead in 3 Minuten, Ein Blick auf Return of the Living Dead 2: They Won’t Stay Dead, Ein Blick auf Return of the Living Dead 3 – Love Beyond the Grave, Trailer „More Brains! A Return to the Living Dead“, Stacey Q Live! Musikvideo „Tonight“
Label/Vertrieb Mediabook: Mediacs
Label Blu-ray: NSM Records
Vertrieb Blu-ray: Al!ve AG
Label/Vertrieb DVD im Mediabook und in der Hartbox: ’84 Entertainment
Label/Vertrieb DVD: MGM (Twentieth Century Fox Home Entertainment)

Copyright 2023 by Volker Schönenberger
Unterer Packshot: © 2012 MGM (Twentieth Century Fox Home Entertainment)

 
 

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Eine Antwort zu “Zum 65. Geburtstag von Linnea Quigley: Verdammt, die Zombies kommen – Send More Cops!

  1. Christoph Wolf

    2023/05/28 at 07:56

    Ich fand ROTLD immer überbewertet. Nicht schlecht, aber dem Hype nicht gerecht werdend. Teil III hat mir deutlich besser gefallen.

     

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