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James Cameron (III): Fliegende Killer – Piranha II: Trashiges Debüt des „Avatar“-Regisseurs

15 Mär

Piranha-II-Cover

Piranha II – The Spawning

Von Volker Schönenberger

Horror // Nicht verwechseln mit „Piranhas II – Die Rache der Killerfische“ mit Lee Majors, den Antonio Margheriti 1979 unter dem Pseudonym Anthony M. Dawson drehte. Beide Filme sind zwar von ähnlicher – niedriger – Qualität, sind aber völlig unabhängig voneinander entstanden. Als offizielles Remake von Joe Dantes Piranhas von 1978 gilt James Camerons Kinoregiedebüt von 1981, Margheritis Film ist ein Rip-off.

Unterseeischer Sex – keine gute Idee

Erste Opfer der fliegenden Killer werden zwei Taucher: Das Pärchen nutzt einen Ausflug in die Tiefe für ein unterseeisches Schäferstündchen in einem Schiffswrack, das unweit einer Karibikinsel auf Grund liegt. Da Sex im Horrorfilm gern bestraft wird, werden die beiden zügig angenagt. Bald darauf taucht eine Gruppe von Touristen in die Tiefe, geführt von Tauchlehrerin Kim (Tricia O’Neil). Ein Mitglied der Gruppe dringt gegen ihre ausdrückliche Anweisung ins Wrack ein und erleidet dasselbe Schicksal wie das Liebespaar zuvor. Bald muss sich Kims von ihr getrennt lebender Mann, der Police Captain Steve (Lance Henriksen), mit noch mehr Leichen herumplagen. Seine Frau stellt derweil fest, dass ihr Tauchschüler Tyler (Steve Marachuk), der nebenbei heftig mit ihr flirtet, mehr über die Gefahr weiß, in der alle schweben. Bald zeigt sich, dass Piranhas hinter den Todesfällen stecken – und sie können fliegen!

Mit Lance Henriksen

Schauspielerisch ist das auf ähnlich niedrigem Niveau wie bei Joe Dantes Vorgänger. Das fällt besonders bei Lance Henriksen auf, den man doch schon in den 80er-Jahren deutlich souveräner gesehen hat – etwa 1986 als Android in Camerons „Aliens – Die Rückkehr“ oder ein Jahr später als Vampir in „Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis“ von Camerons späterer Ehefrau Kathryn Bigelow.

Familiäre Probleme

Auch die familiäre Gemengelage um Polizist Steve, seinen Sohn Chris (Ricky Paull Goldin, seine Frau Kim und deren Verehrer Tyler ist eher hölzern inszeniert. Dafür macht Camerons Debüt womöglich einigen Tierhorror-Fans Spaß – die sind ja hartgesotten und haben bisweilen auch an unterdurchschnittlichen bis unterirdischen Machwerken Freude (das gilt manchmal auch für mich). Der Blutzoll ist hoch genug, um ihnen Freude zu bereiten, auch wenn die Fische nicht unbedingt beeindruckend aussehen.

„Wir wollen Fisch!“

Die Handlung plätschert dahin, ab und zu unterbrochen von einigen Szenen, in denen die fliegenden Piranhas angreifen. Das Finale wird mit einer komischen, wahlweise auch unfreiwillig komischen Szene eingeleitet: Ein Haufen Urlauber skandiert am abendlichen Strand während eines Hotel-Happenings in Erwartung eines üppigen karibischen Mahls „Wir wollen Fisch! Wir wollen Fisch!“ Das üppige Mahl kriegen dann aber die lieben Tiere …

Nach zweieinhalb Wochen gefeuert

Wie wohl James Cameron heute über sein Frühwerk denkt? Man müsste ihn einmal fragen, wenn man ihn in seinen Vorbereitungen für „Avatar 2“ bis „Avatar 4“ zu fassen kriegt. Ob er sich ein wenig dafür schämt oder mit etwas Augenzwinkern auf seine kurze Vergangenheit als Tierhorrorfilmer blicken kann? Solche Leichen hat ja manch ein Hollywood-Aktiver im Keller. Einen kleinen Einblick über seine Sicht hat er immerhin schon gewährt: In einem Interview berichtete Cameron, er sei nach zweieinhalb Wochen von Ovidio G. Assonitis ersetzt worden, dem italienischen Produzenten des Films. Zwar habe er bei dem Film ein wenig Regie geführt, habe aber nicht das Gefühl, dass dies sein erster Film sei.

Schaut James Cameron sich das mal an?

„Fliegende Killer – Piranha II“ genügt natürlich in keinem Maße den Ansprüchen ans moderne Blockbuster-Kino, das Cameron mit „Terminator“ samt Fortsetzung, „Titanic“ und natürlich „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ seit mehr als 30 Jahren maßgeblich mitprägt. Angesichts der nicht enden wollenden Welle an Tierhorror-Trash à la „Sharknado“, „3-Headed Shark Attack – Mehr Köpfe, mehr Tote!“, „Sharktopus vs Pteracuda – Kampf der Urzeitgiganten“ und dergleichen kann man einen Blick auf seine Anfänge aber durchaus mal wagen. Ob er selbst ihn auch mal wagt?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von James Cameron haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Lance Henriksen unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 11. Februar 2003 als DVD

Länge: 91 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Arabisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Hebräisch, Hindi, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch
Originaltitel: Piranha II – The Spawning
USA/IT/NL 1981
Regie: James Cameron, Ovidio G. Assonitis
Drehbuch: Ovidio G. Assonitis, James Cameron, Charles H. Eglee (in den Credits taucht beim Drehbuch allerdings nur der Name H. A. Milton auf)
Besetzung: Lance Henriksen, Tricia O’Neil, Ricky Paull Goldin, Steve Marachuk, Ted Richert, Leslie Graves
Zusatzmaterial: keine Angabe
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment

Copyright 2016 by Volker Schönenberger
Packshot: © 2003 Sony Pictures Home Entertainment

 
 

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Eine Antwort zu “James Cameron (III): Fliegende Killer – Piranha II: Trashiges Debüt des „Avatar“-Regisseurs

  1. Marco

    2016/03/15 at 07:45

    Zu der Frage, was Cameron wohl davon hält:

    Naja, wenn man sich die Interviews anguckt, und wie er versucht hat, seinen Namen aus dem Film zu kriegen, und dass er den Film aus vielen Filmographien raushält, bezweifle ich, dass er besonders stolz darauf ist.
    Immerhin hat der Film ihm die Eingebung, und letztendlich auch den nötigen Credit gegeben, um THE TERMINATOR zu drehen. Von daher schätze ich, er mag den Film selbst nicht, und bringt sich auch nicht damit in Verbindung, weiß aber um die Möglichkeiten, die er ihm eröffnet hat. 🙂

     

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