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Horror für Halloween (II): Die sieben Pranken des Satans – Graf Yorga kehrt zurück

04 Okt

The Return of Count Yorga

Von Volker Schönenberger

Horror // Auf dem Gelände eines kalifornischen Waisenhauses unterhalten sich Pastor Westwood (Tom Toner) und die Lehrerin Cynthia Nelson (Mariette Hartley) über den sanften, kaum hörbaren Wind, der gerade weht. Es ist der „Wind des Todes“, der Unheil verkündet (im Original sind es die „Santa Ana Winds“). Der Waisenjunge Tommy läuft derzeit mit seinem Ball umher und gelangt zum benachbarten Friedhof. Dort erheben sich aber gerade ein paar Vampirfrauen aus ihren Gräbern. Ein gewisser Graf Yorga (Robert Quarry) ist auch nicht weit …

Graf Yorga beim Kostümball – aber ohne Kostüm

Im Gegensatz zum mit falschem deutschem Titel in die Irre führenden Vorgänger „Junges Blut für Dracula“ taucht Graf Dracula in „Die 7 Pranken des Satans“ immerhin tatsächlich auf – wenn auch nur in Gestalt eines Gastes beim Kostümfest des Waisenhauses zu Beginn. Auch Graf Yorga mischt sich unter die Gäste, Cynthia weckt das besondere Interesse des bulgarischen Adligen.

Die Blutgier steht der Dame ins Gesicht geschrieben

Früh im Film kommt es zu einer ersten großen Vampirattacke auf ein Haus und dessen Bewohnerinnen und Bewohner, die intensiv und gruselig ausfällt. Anfangs weht nur der erwähnte Wind des Todes leise ums Haus, umso stimmungsvoller, da ohne musikalische Untermalung inszeniert. Doch dann bricht die erste Vampirin durchs Fenster, und aus den den Gesprächen der im Innern befindlichen Personen werden Schreie.

Mehr Remake als Sequel

Inszenierte Regisseur und Ko-Drehbuchautor Bob Kelljan „Junges Blut für Dracula“ noch mit mehr Exploitation-Elementen, geht es in „Die sieben Pranken des Satans“ erstaunlich züchtig und vergleichsweise blutarm zu – obwohl Yorga doch einige vampirische Gespielinnen um sich schart. Etwas mehr von beidem hätte nicht geschadet, das ändert aber nichts daran, dass die stilvolle Schauermär einen höheren Bekanntheitsgrad verdient hätte. „The Return of Count Yorga“, so der Originaltitel, ist allerdings weniger eine Fortsetzung als eine Neuverfilmung des Vorgängers.

Auch die Polizei kann wenig ausrichten

Graf Yorga und Robert Quarry haben nie zu Dracula und dessen Darstellern wie Bela Lugosi und Christopher Lee aufgeschlossen, was Mythos und Ruhm angeht. Bedauerlich, verkörpert Quarry seine Figur doch ebenfalls mit Eleganz und Schrecken. Die örtliche und zeitliche Platzierung der Handlung im Los Angeles der Entstehungszeit verleiht den beiden „Count Yorga“-Filmen Originalität. Der Aufbau dieses neuen Vampir-Franchises bewahrte die Produktionsfirma American International Pictures (AIP) nicht vor dem Niedergang, zum geplanten dritten Teil kam es nicht mehr.

Der bulgarische Blutsauger schlägt zu

Umso erfreulicher, dass es nun auch das Sequel „Die sieben Pranken des Satans“ erstmals in die deutschen Heimkinos geschafft hat, wobei anzuführen ist, dass ich vergeblich nach sieben teuflischen Tatzen gesucht habe. Wer Aufschluss über die Titel-Kreation fürs deutsche Kino geben kann, möge das bitte per Kommentar tun. Wicked-Vision Media hat auch diesmal viel Blut, Schweiß und Tränen ins Aufpolieren des Bildes gesteckt, das höchsten Ansprüchen genügt. Auch die beiden Tonspuren überzeugen qualitativ, wobei die deutsche Sprachfassung einen Hauch klarer daherkommt als die englische. In den deutschen Kinos lief der Film nur zensiert, weshalb die seinerzeit entfallenen Szenen nie synchronisiert wurden – sie sind in der deutschen Fassung dieser Veröffentlichung im Original belassen und deutsch untertitelt.

Die Jüngerinnen des Vampirs wirken etwas blutarm

Im ansprechend illustrierten Booklet des Mediabooks finden sich interessante Texte über AIP und die beiden „Count Yorga“-Filme. Zentrale Bestandteile des Bonusmaterials sind die beiden Audiokommentare, ein neu produzierter mit den Sprechern Dr. Rolf Giesen und Dr. Gerd Naumann, ein schon älterer mit Filmhistoriker Steve Haberman und Nebendarsteller Rudy De Luca, der einen Polizisten spielt. Ebenfalls enthalten ist die 17-minütige deutsche Super-8-Fassung des Films. Insgesamt eine vorbildliche Veröffentlichung, die jeder Vampirfilm-Sammlung gut zu Gesicht steht. Welche wenig bekannten Vampirfilme sollten ebenfalls mehr Verbreitung erfahren?

Die Filme der „Collector’s Series“ der Wicked Vision Distribution GmbH haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgelistet. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Robert Quarry sind unter Schauspieler aufgeführt.

Veröffentlichung: 16. März 2018 als 2-Disc Limited Collector’s Edition (Blu-ray & DVD) im Mediabook (zwei Covermotive à 666 Exemplare) und Blu-ray (500 Exemplare)

Länge: 97 Min. (Blu-ray), 93 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Return of Count Yorga
USA 1971
Regie: Bob Kelljan
Drehbuch: Bob Kelljan, Yvonne Wilder
Besetzung: Robert Quarry, Mariette Hartley, Roger Perry, Yvonne Wilder, Tom Toner, Rudy De Luca, Philip Frame, George Macready, Walter Brooke, Edward Walsh, Craig T. Nelson, David Lampson, Karen Ericson
Zusatzmaterial: Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Dr. Gerd Naumann, Audiokommentar mit Steve Haberman und Darsteller Rudy De Luca, deutsche Super-8-Fassung (17:22), Radio-Spots, Originaltrailer, TV-Spot, Bildergalerien, nur Mediabook: 24-seitiges Booklet mit Texten von Dr. Rolf Giesen und David Renske
Label/Vertrieb: Wicked-Vision Media

Copyright 2018 by Volker Schönenberger

Fotos & Packshots: © 2018 Wicked-Vision Media

 
 

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27 Antworten zu “Horror für Halloween (II): Die sieben Pranken des Satans – Graf Yorga kehrt zurück

  1. Patrick Lüders

    2018/10/28 at 06:09

    Der wunderschöne „Blut an den Lippen“ von Harry Kümel.

     
  2. Samara

    2018/10/22 at 19:30

    Also ich würde sagen *Dracula* von Tod Browning mit Bela Lugosi & Helen Chandler aus dem Jahr 1931…

     
  3. Adrian Lübke

    2018/10/22 at 08:26

    DER GOLDENE NAZIVAMPIR VON ABSAM 2
    Ja, den gibt es wirklich und ja, er ist sehr unterhaltsam.

     
  4. Ingo Maaßen

    2018/10/21 at 19:18

    Ich werfe mal ne Trash-Perle mit John Carradine in den Ring:

    „Billy The Kid vs. Dracula“ (1966) mit John Carradine – lief 2008 mal im Pay-TV!

     
  5. Christian Jendraschek

    2018/10/21 at 08:32

    Strange Blood – ist ein Bodyhorror-Vampirfilm. Ist ne Indi-Produktion, aber richtig interessant aufgezogen und halt mal was völlig anderes. Ich fand den echt gut und ich denke den werden kaum Leute auf dem Radar haben ^^

     
  6. Holger Jekel

    2018/10/20 at 21:17

    Da fallen mir jetzt spontan nur etwas modernere Versionen ein bzw. Filme, die mit dem Thema “spielen“:

    -So finster die Nacht
    -Cronos
    -Daybreakers
    -Shadow of the Vampire
    -Lifeforce
    -30 Days of Night

     
  7. Andreas Walter

    2018/10/20 at 20:24

    Vielleicht auch etwas weniger im Rampenlicht aber sehr düster: „Near Dark“ von Kathrin Bigelow.

     
  8. Jens Albers

    2018/10/20 at 15:56

    Da fällt mir spontan einer ein namens „Liptirica“ aus dem Jahre 1973. Heute bestimmt kein allzu großer reißer mehr, aber für damals doch durchaus gelungen und hat was Märchenhaftest. Zudem darf man dabei nicht vergessen, dass er aus dem ehemaligen Jugoslawien kommt und mit sehr begrenzten Mitteln produziert wurde. Der dürfte wirklich mal mehr Beachtung bekommen ^^

     
  9. Dirk B.

    2018/10/20 at 13:42

    Only Lovers Left Alive kommt mir da in den Sinn.

     
  10. Frank Hillemann

    2018/10/20 at 13:23

    “ Sexual – Terror der entfesselten Vampire „. Schon dieser Titel…… Einfach grossartig.

     
  11. Ralf

    2018/10/20 at 12:31

    Um einen Film zu nennen, der noch nicht erwähnt wurde (und angesichts seiner Herkunft vermutlich hierzulande tatsächlich nicht allzu verbreitet sein dürfte): Park Chan-wooks „Thirst“. Nicht mein Lieblings-Vampirfilm, aber wirklich gut und mit einigen tollen Bildkompositionen.

     
    • V. Beautifulmountain

      2018/10/20 at 13:20

      Stimmt, der ist viel weniger verbreitet, als es Park Chan-wook verdient hat. Ich hab den vor Jahren mal für eine Kundenzeitschrift einer Fahrschul-Software vorgestellt. Muss den Kram mal raussuchen, hehe.

       
  12. Jörg Ruland

    2018/10/20 at 09:18

    Die Subspecies Reihe um den Vampir Radu von Ted Niclaou.Die Reihe hat für mich ein ganz besonderes Flair und nach meinen Informationen tatsächlich auch in Rumänien gedreht.

     
  13. Jan R

    2018/10/19 at 21:28

    – Die Weisheit der Krokodile (Jude Law)
    – Wir sind die Nacht (Karoline Herfurth und Nina Hoss)
    – Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis

     
  14. Andreas H.

    2018/10/19 at 17:53

    Auf jeden Fall die spanische Version des Draculas von 1931. Der eindeutig bessere Film im Vergleich von Tod Brownings Klassiker mit Lugosi. Dazu Draculas Tochter von 1936.

     
  15. Michael Behr

    2018/10/19 at 12:30

    Da werde ich gerne wieder filmhistorisch und nenne die Universal-Klassiker „Draculas Tochter“ und den irrig benannten „Draculas Sohn“. Und wahrscheinlich haben viel weniger Menschen den Stummfilm „Nosferatu“ gesehen, als er es verdient hat.

     
  16. Oliver Maey

    2018/10/19 at 11:50

    Hmm.. Vampirfilme.. Da sind für mich die etwas untypischen die besten..

    – Nadja, mit David Lynch Gastauftritt..
    – The Addiction, von Abel Ferrara..
    – A Girl walks Home alone at Night..
    – Only Lovers left alive, von Jim Jarmusch..

    Kein Plan ob die groß Beachtung finden oder nicht.. Zumindest A Girl walks war als er rauskam in aller Munde und das obwohl er sehr Arthouse (So wie die anderen von meiner Liste auch) ist..

     
  17. TomHorn

    2018/10/19 at 11:46

    Ganz eindeutig erst einmal der erotische „Vampyres“, den der Spanier José Rámon Larraz 1974 in England drehte, da Spanien unter der Franco-Diktatur einer rigiden Zensur unterlag. 2015 erschien dazu ein katastrophal schlechtes Remake. Die beiden 50s-Vampirfilme „Immer bei Anbruch der Nacht“ und „Draculas Blutnacht“ von Paul Landres sind zwar problemlos als deutsche DVD erhältlich, sind aber trotzdem nur sehr wenigen bekannt. In der Reihe „Der Phantastische Film“ von e-m-s erschien vor geraumer Zeit mit „Die Gruft der toten Frauen“ ein netter B-Film. Und als Abschluss wäre eine angemessene Veröffentlichung von George A. Romeros 77er-Kleinod „Martin“ mehr als wünschenswert.

     
  18. Dirk Busch

    2018/10/19 at 09:16

    Kann leider auch keinen Aufschluss über Deutsche Titel-Kreation machen,würd mich aber freuen,diese schöne Edition in meiner Sammlung begrüßen zu dürfen. 🙂

     
  19. Filmschrott

    2018/10/19 at 08:20

    „Vampyros Lesbos“. Habe ich zwar nie gesehen und ist vermutlich kompletter Müll, aber der Titel reicht mir völlig, um zu wissen, dass der eigentlich bekannter sein sollte.

     
  20. Sven Plog

    2018/10/19 at 06:54

    The Forsaken ist zwar eher new age, aber leider immer noch ohne deutsche HD Veröffentlichung…

     
  21. Melanie Wehrmann

    2018/10/19 at 06:12

    Ich bin bei Vampirfilmen ehrlich gesagt nicht sehr bewandert. Hab auch nur ne handvoll gesehen bisher.
    Ich würde jetzt spontan sagen „Nachts wenn Dracula erwacht“ mit dem tollen Christopher Lee.
    Oder ist der auch schon zu bekannt? 😅

     
  22. Rico Lemberger

    2018/10/19 at 05:20

    Wenn der noch als wenig bekannt gelten sollte, würde ich mich über eine schöne (Wieder-)Veröffentlichung von FRIGHT NIGHT freuen.

     
    • Melanie Wehrmann

      2018/10/19 at 06:06

      Also ich würde sagen das Fright Night mittlerweile schon Kult ist und man sieht ihn in diversen Filmgruppen öfters beim Update,usw…
      Ich hab ihn auch in der Sammlung und liebe ihn 😍

       
  23. Frank Warnking

    2018/10/19 at 05:00

    da fällt mir jetzt keiner ein 😦

     

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