RSS

Horror für Halloween (III): Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung: Immer diese leeren Versprechungen

23 Sept

Jason Goes to Hell – The Final Friday

Von Volker Schönenberger

Horror // Drei Jahre nach den Ereignissen von „Freitag der 13. Teil 8 – Todesfalle Manhattan“ („Friday the 13th Part VIII – Jason Takes Manhattan“, 1989) fährt eine junge Frau (Julie Michaels) zum Camp Crystal Lake und richtet sich dort in einer der Hütten ein. Es dauert nicht lange, und Jason Voorhees (Kane Hodder) attackiert sie. Doch sie flieht zu Fuß in den Wald. Auf einer Lichtung erleuchten plötzlich starke Scheinwerfer die Szenerie. Jason ist in eine Falle getappt, zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten haben ihn umzingelt und pumpen seinen Körper mit Kugeln voll. Eine Granate gibt ihm den Rest. Sein in mehrere Teile zerfetzter Körper kommt ins Leichenschauhaus von Youngstown in Ohio. Doch eins ist klar: Dies ist nicht das Ende von Jason Voorhees.

Von wegen Endabrechnung

Schon „Freitag, der 13. Teil IV – Das letzte Kapitel“ („Friday the 13th – The Final Chapter“, 1984) hatte einen fälschlicherweise Endgültigkeit verheißenden Titel. Das gilt auch für den neun Jahre später entstandenen neunten Teil „Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung“, im Original auch mit „The Final Friday“ betitelt. Das Gesetz der Horror-Franchises lässt derlei Ankündigungen eines nun endlich letzten Teils als Makulatur erscheinen. Dass das auch in diesem Fall gilt, belegt die Existenz von „Jason X“ (2001) und „Freddy vs. Jason“ (2003). Immerhin dauerte es satte acht Jahre, bis „Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung“ eine Fortsetzung erhielt, was dafür spricht, dass ursprünglich tatsächlich angedacht war, die Reihe enden zu lassen. Oder auch nicht, denn die letzte Szene vor dem Abspann gab schon einen deutlichen Hinweis auf „Freddy vs. Jason“ – für viele ein versöhnlicher Ausklang, und das Aufeinandertreffen zwischen Jason Voorhees und Freddy Krueger aus der „Nightmare“-Reihe hatte Produzent Sean S. Cunninham bereits für diesen Teil vorgesehen. Es dauerte aber weitere zehn Jahre, bis es auf der Leinwand zum Clash der Slasher-Giganten kam. Dass Teil 9 und 10 sowie „Freddy vs. Jason“ kein „Friday the 13th“ im Titel trugen, liegt im Übrigen daran, dass die Produktionsfirma New Line Cinema nicht im Besitz der dafür erforderlichen Rechte war.

Das pochende Herz

Dass Jason Voorhees eine übernatürliche Kreatur ist, die man nicht einfach so töten kann, hat er mit Michael Myers aus John Carpenters Klassiker „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) und dessen Fortsetzungen gemeinsam. Das bringt einige Freiheiten mit sich, was die Umsetzung kreativer Drehbuch-Einfälle angeht – einige Gesetze der Logik können außer Acht gelassen werden. So ist Jason nunmehr in der Lage, in einen anderen Körper zu schlüpfen, wovon er wiederholt Gebrauch macht. Dazu braucht’s bisweilen nur ein Pochen des Herzens, was einen Gerichtsmediziner (Richard Gant) dazu verleitet … Aber lassen wir das. Keine ganz neue Idee, Horrorfans kennen sie beispielsweise schon aus „The Hidden – Das unsagbar Böse“ (1987) mit Kyle MacLachlan („Der Wüstenplanet“). Jedenfalls war die Umwidmung von Jason Voorhees in eine metaphysische Wesenheit für viele Fans Grund genug, diesen Teil als einen der schlechtesten Auftritte des Hockeymasken-Trägers abzukanzeln. Dabei geizt auch er nicht mit kreativen und blutigen Mordszenen, der Body Count ist eines Slasherfilms würdig – es splattert an allen Ecken und Enden.

Auftritt des Kopfgeldjägers Creighton Duke (Steven Williams). Aus unerfindlichen Gründen kennt er das Geheimnis, wie und von wem Jason ein für allemal der Garaus gemacht werden kann. Jason ahnt das offenbar auch, ebenso wie er ahnt, wie er seinen ursprünglichen Körper zurückerlangen kann. Der Weg dorthin ist mit Leichen gepflastert. Wer das für eine überkonstruierte und spinnerte Idee hält, liegt völlig richtig. Letztlich ist im Slasherfilm aber ein Grund für eine zünftige Mordserie so gut wie der andere. Die Make-up- und Effektarbeit ist grundsolide, nur bei ein paar albernen Lichtern im Showdown muss ein Auge zugedrückt werden.

Verbindung zum „Evil Dead“-Universum

Die Hintergrundgeschichte des Kopfgeldjägers offenbarte Adam Marcus erst 2017. Das Drehbuch basierte ohnehin auf Ideen des Regisseurs. Im selben Jahr enthüllte Marcus auch die Erklärung für Jasons plötzliche Fähigkeit des Körperwechselns. „Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung“ stellt eine heimliche Verschmelzung des „Freitag, der 13.“-Franchises mit dem „Evil Dead“-Universum von Sam Raimi dar, was der Regisseur im Film mittels zweier Gegenstände recht deutlich durchblicken lässt, die von Horrorkennern auch zügig identifiziert werden. Marcus hatte diese Verbindung vor 2017 aber meines Wissens nie so offen hergestellt. Sie sollte in „Freddy vs. Jason 2“ aufgegriffen werden, aber zu diesem Film kam es nie, dafür immerhin 2008 zu einer sechsbändigen Comicserie mit dem Titel „Freddy vs. Jason vs. Ash“.

Für Adam Marcus markierte der Film sein Regiedebüt. Er dreht seitdem gelegentlich einen Film, so etwa den Actionthriller „Conspiracy“ (2008) mit Val Kilmer, große Erfolge kann er auf dem Regiestuhl jedoch nicht verzeichnen. 1994 wurde „Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung“ indiziert, 25 Jahre später flog der Film turnusmäßig von der Liste der jugendgefährdenden Medien. Vom Film existieren vier Schnittfassungen, ein Vergleich der R-Rated- mit der ungeprüften (unrated) Fassung findet sich hier. Auf Blu-ray gibt es in Deutschland bislang nur die R-Rated-Fassung, die ungeprüfte hat es nur auf DVD geschafft, und das ist sogar bei den Mediabooks mit beiden Disc-Formaten der Fall. „Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung“ gehört sicher nicht zu den Höhepunkten der „Freitag, der 13.“-Reihe und wird von Puristen gern abgelehnt, kann aber dennoch als Slasher-Film mit Vergnügen geschaut werden.

Alle „Freitag, der 13.“-Filme haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt.

Veröffentlichung: 16. November 2018 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray mit der R-Rated-Fassung & DVD mit der Unrated-Fassung, auf 1.000 Exemplare limitiert), 19. Dezember 2017 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray mit der R-Rated-Fassung & DVD mit der Unrated-Fassung, auf 2.000 Exemplare limitiert), 6. September 2013 als Blu-ray (R-Rated-Fassung, im Double Feature mit „Jason X“), 13. Oktober 2006 als DVD (Unrated-Fassung)

Länge: 88 Min. (Blu-ray, R-Rated), 87 Min. (DVD, unrated)
Altersfreigabe: SPIO/JK: strafrechtlich unbedenklich
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch und Englisch für Hörgeschädigte, Spanisch
Originaltitel: Jason Goes to Hell – The Final Friday
USA 1993
Regie: Adam Marcus
Drehbuch: Dean Lorey, Jay Huguely
Besetzung: John D. LeMay, Kari Keegan, Kane Hodder, Steven Williams, Steven Culp, Erin Gray, Rusty Schwimmer, Richard Gant, Leslie Jordan, Billy Green Bush, Kipp Marcus, Andrew Bloch, Adam Cranner, Allison Smith, Julie Michaels, James Gleason, Dean Lorey, Tony Ervolina, Michelle Clunie, Michael B. Silver
Zusatzmaterial: alternative Szenen der TV-Version (12 Min.), original Kinotrailer, nur DVD: Audiokommentar von Adam Marcus und Dean Lorey, „Jump to Death“ Feature – Menü-Direkt-Anwahl zu den Todesszenen (26 Min.)
Label/Vertrieb: Warner Home Video / Alphamovies

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

 

Schlagwörter: , , , , , , , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..