RSS

Wildgänse 2 – Befreit Rudolf Heß!

09 Aug

Wild Geese II

Von Volker Schönenberger

Actionthriller // Der Erfolg von „Die Wildgänse kommen“ (1978) trat eine Welle an Nachfolgern los. Kein Wunder, dass diese Mutter aller Söldnerfilme alsbald eine Fortsetzung erhalten sollte. Für die Hauptrolle war erneut Richard Burton als Colonel Allen Faulkner vorgesehen. Leider starb Burton 1984 kurz vor oder nach Beginn der Dreharbeiten, sodass zügig umdisponiert werden musste.

Zum Andenken an Richard Burton

Zu Beginn von „Wildgänse 2“ sehen wir erst eine Widmung an den Verstorbenen, dann Szenen des Vorgängers. Im Anschluss erhält Allen Faulkners Bruder Alex (Edward Fox) in London ein lukratives Angebot eines Fernsehsenders: Er soll keinen Geringeren als Rudolf Heß (Laurence Olivier) aus dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau in Berlin befreien. Faulkner lehnt ab, äußert noch, vielleicht wäre sein kürzlich verstorbener Bruder in der Lage gewesen, diese halsbrecherische Mission auszuführen. Immerhin empfiehlt Faulkner noch seinen Kollegen John Haddad (Scott Glenn). Nach einiger Zeit tun sich die zwei dann doch für die Befreiungsaktion zusammen.

Schlagkräftiges Team: Alex Faulkner (l.), Kathy Lukas und John Haddad

„Wildgänse 2“ wartet mit einigen skurrilen Einfällen auf. So verabredet sich John Haddad zu einem Treffen mit seiner Verbindungsfrau Kathy Lukas (Barbara Carrera) im Berliner Olympiastadion, wo er ein paar Trainingsrunden dreht, als sei es nichts. Später wandern die beiden durch einen Wald, als sie ein Schuss aufschreckt. Die vermeintliche Gefahr erweist sich aber lediglich als Jäger, der ein Wildschwein erlegt hat. Der Plot ist an sich schon skurril genug: Dass ein Fernsehsender für ein paar Einschaltquoten Söldner beauftragt, einen Kriegsverbrecher zu befreien – kann man mal machen. Aber warum? Einfache Antwort: weil es ansonsten den Film nicht gäbe.

Peinlichkeit für Patrick Stewart

Einen Kurzauftritt als sowjetischer General absolviert Patrick „Captain Picard“ Stewart. Der nannte „Wildgänse 2“ Jahre später als Antwort auf die Frage, welches sein peinlichster Film sei. Ganz so schlimm ist der Actionthriller allerdings nicht geraten. Die – wenn auch politisch fragwürdige – Actionqualität von „Die Wildgänse kommen“ erreicht die Fortsetzung zwar zu keinem Zeitpunkt, ausreichend Thriller-Spannung kommt aber auf. Reichlich Berliner Lokalkolorit darf ebenfalls auf der Habenseite verbucht werden.

Es geht hoch her

Mit Scott Glenn („Das Schweigen der Lämmer“, 1991), Edward Fox („Der Schakal“, 1973) und Barbara Carrera („James Bond 007 – Sag niemals nie“, 1983) ist obendrein für Starpower gesorgt. Als feindliche Agentin ist Ingrid Pitt zu sehen, die sich als Nebendarstellerin in „Agenten sterben einsam“ (1968) sowie Horrorfilmen wie „Gruft der Vampire“ (1970)“ und „The Wicker Man“ (1973) einen Namen gemacht hat. Nicht zu vergessen der Oscar-Preisträger Laurence Olivier („Die Bounty“, 1984), dessen Verpflichtung in einem solchen Streifen als echter Coup bezeichnet werden kann. Olivier war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 77 Jahre alt und gebrechlich, obendrein hatte er Probleme, sich den Text zu merken. Gleichwohl äußerte Rudolf Heß’ Sohn Wolf Rüdiger Heß später, Olivier habe seinem Vater im Film verblüffend ähnlich gesehen.

Vom Bond-Regisseur Peter R. Hunt

Regisseur Peter R. Hunt debütierte übrigens 1969 mit dem unterschätzten „James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät“. Als Cutter hatte er an den ersten fünf Bond-Abenteuern mitgewirkt. Die Action-Abenteuer „Gold“ (1974) mit Roger Moore und Ray Milland und „Brüll den Teufel an“ (1976) mit Roger Moore und Lee Marvin sind als Regiearbeiten noch erwähnenswert. Mit „Ein Mann wird zur Bestie“ (1981) und „Der Mordanschlag“ (1987) inszenierte er in den 1980er-Jahren auch zwei Charles-Bronson-Vehikel. Seine übrige Filmografie ist überschaubar und unspektakulär. Mit „Wildgänse 2“ hat er einen auf eine krude Weise interessanten Actionthriller inszeniert, für den sich weder er noch andere Beteiligte schämen müssen. Die DVD-Zweitveröffentlichung kann direkt im Online-Shop von Pidax Film erworben werden.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Ingrid Pitt haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Edward Fox, Scott Glenn, Laurence Olivier, Patrick Stewart und Robert Webber unter Schauspieler.

Ist Rudolf Heß bald ein freier Mann?

Veröffentlichung: 26. März 2021 als DVD, 6. Mai 2010 als 25th Anniversary Special Edition DVD

Länge: 120 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Wild Geese II
GB/AUS 1985
Regie: Peter R. Hunt
Drehbuch: Reginald Rose, nach dem Roman „The Square Circle“ von Daniel Carney
Besetzung: Scott Glenn, Barbara Carrera, Edward Fox, Laurence Olivier, Robert Webber, Robert Freitag, Kenneth Haig, Stratford Johns, Derek Thompson, Paul Antrim, John Terry, Ingrid Pitt, Patrick Stewart, Malcolm Jamieson
Zusatzmaterial: Original Kinotrailer, Interview mit Produzent Euan Lloyd und Nebendarstellerin Ingrid Pitt (10 Min.), Wendecover
Label 2021: Pidax Film
Vertrieb 2021: Al!ve AG
Label/Vertrieb 2010: Ascot Elite Home Entertainment

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2021 Pidax Film

 

Schlagwörter: , , , , , , , , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..