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Winter War – Kampf um die Ardennen: Wenn die Wölfe im Schafspelz anrücken

10 Jan

Battle of the Bulge – Winter War

Von Volker Schönenberger

Kriegs-Action // Hitlers letztes – oder vorletztes – Aufbäumen begann am 16. Dezember 1944: die Ardennenoffensive. Über Sinn und Zweck des von den Deutschen „Unternehmen Wacht am Rhein“ genannten Angriffs über den sich hauptsächlich im Südosten der belgischen Region Wallonie erstreckenden Gebirgszug habe ich bereits in meiner Rezension von „Ardennen 1944“ (1956) geschrieben. Für die US Army war die bei den Westalliierten „Battle of the Bulge“ (Ausbuchtungsschlacht) genannte Auseinandersetzung mit etwa 20.000 Toten die verlustreichste Schlacht des Zweiten Weltkriegs.

Die Deutschen kommen

„Battle of the Bulge – Winter War“, so der Originaltitel von „Winter War – Kampf um die Ardennen“ spielt sich im Kontext der Battle of Elsenborn Ridge (Schlacht am Elsenborn-Höhenzug) ab (Irrtum vorbehalten). Major McCulley (Tom Berenger) hegt den Verdacht, dass es die Wehrmacht auf ein alliiertes Treibstoffdepot in der Nähe von Lanzerath abgesehen hat. Er liegt richtig – eine als US-Militärpolizei getarnte deutsche Einheit befindet sich auf dem Weg dorthin. Auch der versprengte Lieutenant Cappa (Steven Luke) gelangt zu dem Depot, auf dessen Gelände sich auch ein Lazarett mit verwundeten US-Soldaten befindet.

Major McCulley (l.) ahnt, was der Feind vorhat

Bis die Fäden am Depot zusammenlaufen, wirken viele Szenen recht zusammenhanglos aneinandergereiht, und auch wenn sich das Szenario auf diesen Haupthandlungsort konzentiert, bleibt der rote Faden nicht immer klar erkennbar. In einigen Kampfszenen scheint obendrein die eine oder andere Sequenz wiederholt eingebaut worden zu sein – wohl einem Mangel an Zeit und Budget geschuldet. Das schadet dem an sich positiven Ersteindruck enorm, aber es galt eben, mit begrenzten Mitteln eine begrenzte Kampfhandlung zu skizzieren. Die Figuren jedenfalls sind glaubwürdig gezeichnet, der Plot um die deutschen Wölfe im US-Militärpolizei-Schafspelz ist reizvoll genug, um Spannung zu erzeugen.

General Bradley behält den Überblick

Den alten Haudegen Tom Berenger („Platoon“) hat es wohl nur in den Film verschlagen, damit ein prominenter Name die Plakate und Cover schmückt. Das gilt ebenso für Billy Zane („Titanic“), der in seiner Rolle als General Omar Bradley zwischendurch ein paar strategische Gespräche mit Berengers Major McCulley führen darf, die offenkundig dazu dienen, dem Filmpublikum das Szenario zu erläutern, die Handlung überhaupt nicht vorantreiben, sondern eher das Tempo bremsen. Berenger und Zane spielten 1993 in „Sniper – Der Scharfschütze“ erstmals Seite an Seite.

Lieutenant Cappa will das Treibstoffdepot sprengen

Etwas Verwirrung verursacht der Blick auf die Filmografie von Regisseur und Hauptdarsteller Steven Luke: Zwei Jahre vor „Battle of the Bulge – Winter War“ inszenierte er bereits den ebenfalls in der Ardennenoffensive spielenden Kriegsfilm „Battle of the Bulge – Wunderland“ (2018), in dem einige Darsteller dieselben Rollen spielen wie im Nachfolger, darunter Luke selbst und Tom Berenger. Kurzzeitig dachte ich an einen Irrtum in den einschlägigen Datenbanken, aber es handelt sich tatsächlich um zwei Filme, wie der Blick auf die Trailer von „Wunderland“ offenbarte. Das Kriegsdrama ist hierzulande 2019 unter dem Titel „Schlacht in den Ardennen“ als DVD und Video on Demand erschienen. 2013 entstand sogar ein auf einem Skript von Luke basierender Kurzfilm mit dem Titel „Wunderland“, den er ebenfalls produzierte und in welchem er erstmals Lieutenant Cappa spielte. Die Ardennenoffensive scheint Luke sehr zu beschäftigen.

Kann ein liegengebliebener US-Panzer den Vormarsch der Wehrmacht aufhalten?

„Winter War – Kampf um die Ardennen“ hinterlässt mit seiner etwas unbeholfenen Inszenierung einen zwiespältigen Eindruck. Bedauerlich, da hier und da Potenzial durchschimmert. Da wäre mehr dringewesen! Tiberius Film veröffentlicht das Kriegsdrama im Januar 2022 als Video on Demand und etwas später auch als Blu-ray und DVD. An Robert Aldrichs „Ardennen 1944“ (1956) mit Jack Palance, Lee Marvin und Peter van Eyck und Ken Annakins „Die letzte Schlacht“ (1965) mit Charles Bronson, Henry Fonda, Robert Ryan, Robert Shaw und Telly Savalas reicht es bei Weitem nicht heran, mit etwas Wohlwollen und Nachsicht kann man den Film als kleine Independent-Produktion aber dennoch goutieren.

Brenzlige Begegnung

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Steven Luke haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Tom Berenger und Billy Zane unter Schauspieler.

Die US-Soldaten bleiben auf Gefechtsstation

Veröffentlichung: 18. Februar 2022 als Blu-ray und DVD, 20. Januar 2022 als Video on Demand

Länge: 85 Min. (Blu-ray), 82 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Battle of the Bulge – Winter War
USA 2020
Regie: Steven Luke
Drehbuch: Steven Luke
Besetzung: Steven Luke, Luke Steinborn, Aaron Courteau, Billy Zane, Tom Berenger, Brittany Benjamin, Casey Sill, Andrew Stecker, Dj Quaile, Kyle Christiansen, Cody Fleury, Eric M. Johnson, Jeremy Michael Pereira, Michael Paul Quinn, Kathleen Timberman, Tony Falk, Wesley Johnson, Ryan J. Gilmer
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow
Label: Tiberius Film
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshot: © 2022 Tiberius Film

 

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