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Zum 75. Geburtstag von Arnold Schwarzenegger: The 6th Day – Der geklonte Arnie

30 Jul

The 6th Day

Von Volker Schönenberger

SF-Action // Der sechste Tag ist der Tag der biblischen Schöpfungsgeschichte, an welchem Gott die Landtiere und den Menschen schuf. Auch in „The 6th Day“ von Roger Spottiswoode („James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie“) werden Menschen erschaffen – wieder und wieder. Allerdings nicht nach Gottes Abbild, sondern nach ihrem eigenen. Es sind Klone.

Die Geschichte spielt in einer nahen Zukunft – näher als wir denken, wie in einer Einblendung zu lesen ist, und zwar im Jahr 2015, wie Arnold Schwarzenegger später verraten hat. Er spielt den Hubschrauberpiloten Adam Gibson, der mit seinem Geschäftspartner und Freund Hank Morgan (Michael Rapaport) ein Charterunternehmen für Helikopterflüge führt. Die Klontechnik ist weit fortgeschritten. So lassen sich eingeschläferte Haustiere bei „RePet“ neu anschaffen. Der Versuch, einen Menschen zu klonen, hatte vor Jahren entsetzliche (nicht näher spezifizierte) Auswirkungen, weshalb das Klonen von Menschen unter Androhung langer Haftstrafen streng verboten ist. Eines Abends kehrt Adam nach Hause zurück, um mit seiner Frau Natalie (Wendy Crewson), seiner Tochter Clara (Taylor Anne Reid) und einigen Gästen Claras Geburtstag zu feiern. Drinnen ist die Party bereits im Gang. Adam schaut durchs Fenster – und erblickt sich selbst.

Arnie trifft auf Arnie

„The 6th Day“ ist clever aufgezogen und nutzt das Klonthema weidlich für schöne Szenen. Logisch, dass Arnold Schwarzeneggers Adam Gibson (Original) und Adam Gibson (Klon) beizeiten aufeinandertreffen. Irgendjemand klont also trotz eindeutiger Gesetzeslage Menschen. Der doppelte Gibson liefert dafür den Beweis, also muss einer von ihnen verschwinden. Schon findet sich der Familienvater in einer handfesten Verschwörung wieder, gegen die er sich mit brachialen Mitteln zur Wehr setzt, wie wir das von Arnold Schwarzenegger kennen. Der Gute wird von seinerseits wiederholt geklonten Häschern (darunter Michael Rooker) gejagt, was für ein paar feine Aha-Momente sorgt, die hier nicht näher ausgeführt werden sollen. Nach einiger Zeit tritt die Science-Fiction-Story zugunsten der Action in den Hintergrund. Das Potenzial der Klone wird somit trotz der einen oder anderen interessanten Wendung nicht ausgereizt, dafür kommt die Komik zu ihrem Recht. Als wohlmeinender, aber letztlich doch skrupelloser Wissenschaftler Dr. Griffin Weir ist obendrein Robert Duvall zu sehen, der jeden Film adelt.

Travolta schnappt ihm die Himbeeren weg

Arnold Schwarzenegger wurde 2001 für gleich drei Goldene Himbeeren nominiert: als schlechtester Hauptdarsteller (Original), schlechtester Nebendarsteller (Klon) und schlechtestes Leinwandpaar (Original und Klon). Das erscheint unfair, aber die Veranstalter dieser Antipreisverleihung hatten damals eben Actionstars wie Schwarzenegger und Sylvester Stallone auf dem Kieker. Der Kelch ging allerdings an Arnie vorbei, weil es das Jahr von John Travoltas unsäglichem Scientology-Schmonzes „Battlefield Earth“ war. An den Klassikerstatus des zehn Jahre älteren „Total Recall – Die totale Erinnerung“ (1990) kommt „The 6th Day“ nicht heran, die Messlatte ist aber auch arg hoch. Solide SF-Action liefert Roger Spottiswoode mit dem Film allemal ab.

Von der Steiermark nach Kalifornien

Die politische Laufbahn des am 30. Juli 1947 in der Marktgemeinde Thal in der Steiermark in Österreich geborenen Arnold Schwarzenegger vermag ich nur oberflächlich einzuordnen. 1990 ernannte ihn der damalige US-Präsident George Bush zum Vorsitzenden des nationalen Rats für Fitness und Sport. 2003 trat der gemäßigte Republikaner Schwarzenegger in Kalifornien zur Wahl des Gouverneurs an, die er recht deutlich gewann. 2006 wurde er für eine zweite und letzte Amtszeit gewählt, sodass er im Januar 2011 als Gouverneur abgelöst wurde. Während seiner Amtszeit stand er wegen fragwürdiger Posten- und Auftragsvergabe, einer verschärften Einwanderungspolitik sowie seiner strikten Haltung zur Todesstrafe in der Kritik. Immerhin setzte er sich für mehr Umweltschutz ein, ein Engagement, das Schwarzenegger bis heute fortsetzt.

Der erfolgreichste Bodybuilder überhaupt

Der Steirer machte bereits als Kind mit großem sportlichen Einsatz von sich reden. Als Teenager begann er mit Bodybuilding, in dieser Sportart wurde er im Lauf der Jahre zum erfolgreichsten Athleten weltweit. 1967 gewann er im Alter von 19 Jahren als Amateur erstmals den Titel des Mr. Universum – als jüngster Titelträger überhaupt. 1968 gewann er zum zweiten Mal, nun als Profi, insgesamt wurde er fünfmal mit diesem Titel gekürt, sogar siebenmal mit dem prestigeträchtigeren Mr. Olympia. Hinzu kommen weitere Bodybuildingtitel wie Mr. International (1969), Mr. Europe (1966 und 1969) und Mr. World (1970).

Da verwundert es nicht, dass Schwarzenegger seine filmische Laufbahn mit Sportfilmen begann. In dem allerdings allgemein verrissenen „Hercules in New York“ (1969) spielte er den Titelhelden, den griechischen Halbgott, der nach New York City kommt und dort als Ringer und Kraftsportler auf sich aufmerksam macht. Die Sportkomödie „Mr. Universum“ (1976, Originaltitel: „Stay Hungry“) zeigt ihn als – na klar – Bodybuilder an der Seite von Jeff Bridges und Sally Field. Dafür gab es 1977 sogar einen Golden Globe als bester Filmdebütant.

Weltruhm als Conan und Terminator

Ab den 1980er-Jahren gesellt sich zum Weltruhm als Bodybuilder dann auch der Weltruhm als Hollywood-Star. „Conan – Der Barbar“ bildet 1982 den Auftakt, zwei Jahre später gefolgt von „Terminator“ (1984). Trotz schauspielerischer Limitierung schwingt er sich in jener Dekade zum größten Action-Star überhaupt auf. Damals kamen all diese teils sehr brachialen und politisch nicht immer korrekten Streifen ins Kino, etwa „Phantom-Kommando“ (1985), in welchem Arnie als Ein-Mann-Armee John Matrix zu sehen ist und allen Schurken zeigt, wo der Hammer hängt.

Welch Filmografie!

John McTiernans „Predator“ (1987), die Stephen-King-Verfilmung „Running Man“ (1987), Walter Hills Buddy-Movie „Red Heat“ (1988), Paul Verhoevens herausragende SF-Action „Total Recall – Die totale Erinnerung“ und natürlich James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (1991) – damals hatte Schwarzenegger ein gutes Händchen bei der Rollenwahl. Im Anschluss an „Last Action Hero“ (1993) von erneut McTiernan und „True Lies – Wahre Lügen“ (1994) von erneut Cameron wurden die ikonischen Auftritte weniger, zumal nach der Jahrtausendwende Schwarzeneggers politische Ambitionen in den Vordergrund traten.

Einmal Terminator, immer Terminator

Mittlerweile hat der Gute seine politische Karriere an den Nagel gehängt, nimmt sich aber die Freiheit, über die Sozialen Medien Videos mit Kommentaren zu politischen oder gesellschaftlichen Themen zu verbreiten – meist recht scharfsinnige, bei denen er mit deutlichen Worten den Finger in die Wunde legt. Er dreht auch wieder, ist beispielsweise mit „Terminator – Genisys“ (2015) und „Terminator – Dark Fate“ (2019) der Erfolgsreihe treu geblieben. Ob er in „The Legend of Conan“ tatsächlich noch einmal in die Rolle des titelgebenden Barbaren schlüpfen wird, bleibt aber abzuwarten. Am heutigen 30. Juli 2022 feiert Arnold Schwarzenegger seinen 75. Geburtstag. Eine Ikone.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Robert Duvall, Michael Rapaport, Michael Rooker und Arnold Schwarzenegger haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 24. April 2008 als Blu-ray und DVD, 12. Juni 2001 als DVD

Länge: 124 Min. (Blu-ray), 118 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, nur Blu-ray: Italienisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Originaltitel: The 6th Day
USA 2000
Regie: Roger Spottiswoode
Drehbuch: Cormac Wibberley, Marianne Wibberley
Besetzung: Arnold Schwarzenegger, Michael Rapaport, Tony Goldwyn, Michael Rooker, Robert Duvall, Wanda Cannon, Sarah Wynter, Wendy Crewson, Rodney Rowland, Terry Crews, Ken Pogue, Colin Cunningham, Taylor Reid, Jennifer Gareis, Don McManus, Steve Bacic, Christopher Lawford, Mark Brandon, Ellie Harvie
Zusatzmaterial: separate Tonspur (Soundtrack) mit Kommentar des Komponisten Trevor Rabin, Dokumentation „Die Zukunft beginnt heute“ (15:26 Min.), Am 6. Tag: „Die andere Art zu fliegen“ (4:43 Min.), „Sim Pal Cindy“ (7:48 Min.), „Die Kunst der Verfolgungsjagd“ (6:03 Min.), „Über den Klippen“ (3:29 Min.), „Virtuelle Freundin“ (4:30 Min.), „Im Zuchtbecken“ (6:36 Min.), „Freier Fall“ (3:19 Min.), „Detonation“ (3:45 Min.), „Verbessertes Aussehen“ (8:09 Min.), Storyboard-Vergleich: „Verfolgungsjagd per Auto“ (4:10 Min.), „Hubschrauber-Crash“ (1:22 Min.), „Zuchtbecken der Klone“ (2:24 Min.), Werbung (2:36 Min.), Fernsehspot (0:46 Min.), Animatics-Dokumentation „Verschneite Berge“ (2:44 Min.) und „Auf dem Dach“ (3:30 Min.), Filmografien, Trailershow
Label/Vertrieb 2008: Sony Pictures Entertainment
Label/Vertrieb 2001: Columbia TriStar

Copyright 2022 by Volker Schönenberger
Blu-ray-Packshot: © 2008 Sony Pictures Entertainment

 

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