RSS

Return of the Living Dead Part II – Verdammt, die Zombies kommen schon wieder

03 Jan

Return of the Living Dead Part II

Von Volker Schönenberger

Horrorkomödie // Fässer aus Armeebeständen enthalten ein Gas, das Tote als nach Hirn gierende Zombies aus ihren Gräbern steigen lässt und Menschen, die es einatmen, ebenfalls zu Untoten mutieren lässt. Aus dieser Prämisse machte Dan O’Bannon 1985 nach eigenem Drehbuch die hinreißende Horrorkomödie „The Return of the Living Dead“, in der Bundesrepublik Deutschland unter dem so albernen wie passenden Titel „Verdammt, die Zombies kommen“ vermarktet. Daraus entstand eine Reihe mit fünf Teilen, wobei „Return of the Living Dead IV – Necropolis“ und „Return of the Living Dead V – Rave to the Grave“ (beide von 2005) mit nachlassender Qualität zu Recht das Ende markierten. „Return of the Living Dead Part II“ (1988) und „Return of the Living Dead III“ (1993) haben allerdings hohen Unterhaltungswert, weshalb Plaion Pictures beiden Sequels mit Fug und Recht ansprechend aufgemachte Mediabook-Editionen angedeihen ließ.

Von wegen letzte Ruhestätte

Teil 2 gelangte bei uns Mitte August 1988 unter dem Titel „Toll treiben es die wilden Zombies“ in die Kinos, im Fernsehen lief das Werk wohl auch mal unter dem Titel „Die Rückkehr der Höllenzombies“. Die Handlung setzt denkbar simpel ein: Ein Lkw der US Army verliert während eines Transports ein Fass. Es enthält besagtes Gas namens Trioxin sowie einen in Verwesung begriffenen Leichnam und landet ausgerechnet auf dem Friedhof einer Gemeinde in Kalifornien. Dort stöbern es die beiden Rabauken Johnny (Jason Hogan) und Billy (Thor Van Lingen) und ihr bevorzugtes Opfer Jesse (Michael Kenworthy). Dem gelingt immerhin die Flucht, Johnny und Billy jedoch kehren zurück und öffnen das Fass. Ein paar Atemzüge des Gases bekommen ihnen nicht besonders gut, und bald erwacht auch der Leichnam in der Tonne zu neuem Leben: Brains!

Auch Zombies schauen gern Aerobic im Fernsehen

Seinerzeit ordnete das Lexikon des internationalen Film „Return of the Living Dead Part II“ als „banale Teenager-Unterhaltung“ mit „plumper Komik“ ein und lag damit gar nicht mal falsch. Aber hey: Ab und zu macht es Freude, sich von plumper und banaler Horrorkost unterhalten zu lassen. Die Gags sitzen mal gut, mal nicht ganz so gut, gelegentlich besteht der Humor lediglich aus Schmunzlern, etwa in der Szene, in der sich die Untoten von einer Aerobic-Darbietung im Fernsehen ablenken lassen, als seien sie notgeile Teenager. Gern wird auch mal die Grenze zum Klamauk überschritten, wenn etwa die Besatzung eines vollbesetzten Autos mit Flüchtenden von einer abgetrennten Zombiehand drangsaliert wird und diese dem Wagen, nachdem sie endlich aus dem Fenster geworfen werden konnte, auf der Fahrbahn liegend einen beleidigten Mittelfinger hinterherstreckt. Dass abgetrennte Körperteile ein Eigenleben führen, führt etwas später zu einer weiteren Schenkelklopferszene. Der im Sequel zum Tragen kommende Humor ist spürbar gröber angelegt als bei „Verdammt, die Zombies kommen“. Sehr schön allerdings die Michael-Jackson-Parodie, wenn nicht gar -Hommage.

Ob das Krankenhaus Zuflucht bietet?

Etwas Verwirrung stiftet es, dass mit James Karen und Thom Mathews zwei der Hauptdarsteller aus dem ersten Teil erneut in tragenden Rollen zu sehen sind, obwohl die von ihnen verkörperten Charaktere das Geschehen seinerzeit nicht überstanden hatten. Diesmal treten sie als zwei Leichenfledderer und Grabräuber in Erscheinung, wobei ihr Schicksal dem der beiden zuvor von ihnen gespielten Figuren frappierend ähnelt. Überhaupt dockt der zweite Teil keineswegs nahtlos an den Vorgänger an, da das Ende von „Verdammt, die Zombies kommen“ eine größere Eskalation der Situation nahelegte. Davon ist in „Return of the Living Dead Part II“ keine Rede, es gibt lediglich neue Ereignisse nach einem erneut geöffneten Fass. Dabei spielt Jonathan Terry erneut den für das Schlamassel zuständigen Colonel der US Army.

Im Kino gekürzt, im Mediabook nicht mehr

Teil 2 hat kaum mehr Blut zu bieten als der Erstling, von einem Splatterfest kann auch in diesem Fall keine Rede sein. Umso sinnloser erscheint die Tatsache, dass der Streifen seinerzeit um sieben Minuten gekürzt in die bundesdeutschen Lichtspielhäuser und wohl auch in die Videothekenregale gelangte. Aber so war das eben gelegentlich in den 80ern. Die 2004 veröffentlichte DVD war immerhin ungekürzt, dafür qualitativ suboptimal, dem Vernehmen nach viel zu dunkel. Das Mediabook von Plaion Pictures kommt da gerade recht, das Bild der Blu-ray hat kräftige Farben, Details sind gut erkennbar. Gelegentlich wirkt es nicht ganz scharf, was aber am Ausgangsmaterial liegen könnte. Vielleicht war der bisweilen schummrige Eindruck gewollt.

Schusswaffen helfen nur begrenzt

Mir gefällt das kompakte Format der Plaion-Mediabooks ausgesprochen gut, aber an der Bindung von Tray und Booklet könnte noch etwas gefeilt werden. Dem Booklettext ist eine Spoilerwarnung vorangestellt – gut so. Autor Daniel Wagner schreibt über Zombiefilme im Allgemeinen und „Return of the Living Dead Part II“ im Besonderen, und das durchaus kenntnisreich. Ärgerlich aber: Der Text hätte unbedingt sorgfältiger gegengelesen werden müssen. Filmtitel sollten korrekt benannt werden, und ohne das „Part“ ist „Return of the Living Dead II“ nun mal falsch – Wagner ignoriert es ab der zweiten Nennung. Zudem hätten die ursprünglichen deutschen Titel des ersten oder zweiten Films erwähnt gehört. Und Kinken wie „20 Jahr“, „des Genreklassiker“ und „Gradwanderung“ müssen nun wirklich nicht sein. Noch einige weitere, etwas weniger auffällige Fehler trüben das Bild. Unschön! Mir hätte auch ein etwas größeres Schriftbild besser gefallen, zumal weiße Schrift auf schwarzem Grund nicht ganz so gut lesbar ist wie umgekehrt (vielleicht muss ich meinem Alter Tribut zollen). Dass eine ganze Seite für ein aus drei Sätzen des Textes bestehendes Zitat draufgeht, hätte nicht sein müssen. Dann noch die leere halbe Seite nach Textende, schon hat man anderthalb Seiten mehr, sodass sich der Text problemlos hätte vergrößern lassen.

Bonus-Blu-ray statt DVD

Das digitale Bonusmaterial fällt so üppig aus, dass Plaion die Featurettes und Interviews auf eine separate Blu-ray gepackt hat. Sicher die bessere Entscheidung, als es zu stark komprimiert auf die Disc mit dem Film zu packen, wobei ich nicht weiß, ob das der Grund war, dafür auf die ansonsten übliche DVD mit dem Film zu verzichten. Die benötigen aber vermutlich ohnehin die wenigsten Käuferinnen und Käufer von Mediabooks, es sei somit nicht als Kritik verstanden.

Ganz schön geladen

Regisseur und Drehbuchautor Ken Wiederhorn brachte von seinem 1977er-Langfilmdebüt „Zombies – Die aus der Tiefe kamen“ („Shock Wave“) mit Peter Cushing und John Carradine bereits Untotenerfahrung mit. Der fiel trashiger, aber dafür ernsthafter und atmosphärischer aus. „Return of the Living Dead Part II“ markierte seinen sechsten und vorletzten abendfüllenden Film. In den 90ern inszenierte er einige Serienfolgen, darunter sieben Episoden für „Freddy’s Nightmares: A Nightmare on Elm Street – Die Serie“ (1988–1990). Seine kurze Karriere als Regisseur endete 1998. Sein „Return of the Living Dead Part II“ reicht nicht an die Klasse von „Verdammt, die Zombies kommen“ heran und platziert sich bei Horrorkomödien im Allgemeinen und Zombiekomödien im Besonderen eher im Mittelfeld, sorgt aber für Kurzweil. Im Onlineshop von Plaion Pictures sind sowohl Covermotiv A als auch das dort exklusiv erhältliche Covermotiv B verfügbar (Stand Anfang Januar 2024).

Veröffentlichung: 9. November 2023 als 2-Disc Edition Mediabook (2 Blu-rays, 2 limitierte Covermotive), 29. Oktober 2004 als DVD

Länge: 89 Min. (Blu-ray), 86 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Return of the Living Dead Part II
Alter deutscher Titel: Toll treiben es die wilden Zombies
USA 1988
Regie: Ken Wiederhorn
Drehbuch: Ken Wiederhorn
Besetzung: James Karen, Thom Mathews, Michael Kenworthy, Thor Van Lingen, Jason Hogan, Suzanne Snyder, Marsha Dietlein, Hanala Sagal, Jonathan Terry, Dana Ashbrook, Sally Smythe, Allan Trautman, Don Maxwell, Philip Bruns
Zusatzmaterial 2023: Audiokommentar von Ken Wiederhorn und Thor Van Lingen, Audiokommentar von Suzanne Snyder, Audiokommentar von Gary Smart und Christopher Griffiths, alternative englische Tonspur, deutscher und englischer Trailer, Teaser, TV-Spot, Bildergalerie, „Back to the Dead“ (25:01 Min.), „The Laughing Dead“ (19:22 Min.), „Undead Melodies“ (12:48 Min.), „They Won’t Stay Dead“ (29:45 Min.), Interview mit Darsteller Troy Fromin (2:10 Min.), „Live from the Set“ (5:35 Min.), Vintage-Interviews (2:36 Min.), Behind the Scenes (4:14 Min.), 20-seitiges Booklet mit einem Text von Daniel Wagner
Zusatzmaterial 2004: Audiokommentar von Ken Wiederhorn und Thor Van Lingen, US-Kinotrailer
Label/Vertrieb 2004: Warner Home Video

Copyright 2024 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2023 Plaion Pictures

 

Schlagwörter: , , , , , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..