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The Punisher – Marvel ist mehr als das Cinematic Universe

24 Sept

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The Punisher

Von Volker Schönenberger

Action // Bei all den doch eher glatten und harmlosen Mainstream-Produktionen des Marvel Cinematic Universe übersieht das nachgewachsene Publikum vielleicht manchmal, dass es auch anders geht. „Iron Man 3“, „Thor – The Dark Kingdom “, „Avengers – Age of Ultron “, „Guardians of the Galaxy “ „The First Avenger – Civil War “ und all die anderen bunten Blockbuster gefallen vielen und haben damit auch ihre Existenzberechtigung, aber wer in den 80ern die damaligen Actionfilme aufgesogen hat, kann dabei nur müde lächeln und greift bei Kino-Umsetzungen von Marvel-Comics doch lieber zu dem rüden Bastard, der der in der ersten Verfilmung von Dolph Lundgren verkörperte „The Punisher“ nun mal ist. Seit seinem ersten Auftritt in einem „Spider-Man“-Comic 1974 hat der gnadenlose Rächer eine Fangemeinde um sich geschart, die ihm ab Mitte der 80er-Jahre einige eigene Comic-Serien einbrachte und ihn 1989 auch ins Kino führte.

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Unbezwingbarer Rächer: Frank Castle …

Vor fünf Jahren wurde die Familie des Polizeibeamten Frank Castle (Dolph Lundgren) vom organisierten Verbrechen ermordet. Ihn selbst hält man ebenfalls für tot, aber er hat überlebt, haust seitdem in der Kanalisation und ist auf einen blutigen Rachefeldzug gegangen. 125 Mafiosi mussten bislang von seiner Hand dran glauben, was dem Rächer den Namen „Punisher“ eingebracht hat. Das ruft die Yakuza auf den Plan, die glaubt, mit der dermaßen geschwächten Mafia leichtes Spiel zu haben und deren Geschäftsfelder übernehmen zu können. In dem nun ausbrechenden Bandenkrieg mischt Frank Castle kräftig mit. Sein alter Kollege Jake Berkowitz (Louis Gossett Jr.) will ihn aufhalten, ahnt natürlich nicht, wer sich hinter dem Punisher verbirgt. Schnell türmen sich weitere Leichen.

Selbstjustiz – im Kino ein probates Mittel

Wer bereit ist, die Regeln des Rechtsstaats im Großen und Ganzen zu akzeptieren, wird im wahren Leben Selbstjustiz ablehnen, sich aber bei manchen Missetätern klammheimlich wünschen, ihnen würde jemand außerhalb des Gerichtssaals die gerechte Strafe zukommen lassen. Wer kann sich schon von solchen Gedanken freimachen? Da hilft es, wenn wir beim Film hemmungslos unserer Lust an eben dieser Selbstjustiz frönen können. Auf geht’s, Frank Castle – zeig Mafiosi und Yakuza-Gangstern, wo der Hammer hängt! Das ist politisch unkorrektes Actionkino – gut so!

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… räumt als Punisher …

Leichen pflastern Castles Weg, Gefangene macht er nicht. Sein blutiger Rachefeldzug ist alles andere als feinfühlig inszeniert, eine Actionorgie mit einem Punisher, dem einfach nicht beizukommen ist. Das artet aus und ist manchen Filmguckern zu viel – etwa zeitgenössischen Filmkritikern, die kein gutes Haar daran ließen. Das wird Actionfans mit Hang zu grobem Material nicht weiter stören. Dolph Lundgren beeindruckt weniger mit großer Schauspielkunst – wann hätte er solche je gezeigt? – als mit raumgreifender Physis und stahlhartem Charisma. Halbstarke Kinogänger haben damals sicher breitbeinig den Kinosaal verlassen. Für ambivalente Gedanken einer gebrochenen Figur ist kein Platz, da hat die gezeichnete Vorlage mehr zu bieten. Egal – immer feste druff, Punisher! Für die mahnenden Worte ist Castles von Oscar-Preisträger Louis Gossett Jr. („Ein Offizier und Gentleman“) verkörperter Ex-Kollege Berkowitz zuständig.

Nun also doch: Frank Castle im Marvel Cinematic Universe

2004 folgte das deutlich erfolgreichere Remake „The Punisher“ mit Thomas Jane (Deep Blue Sea) in der Titelrolle und John Travolta als Bösewicht. Vier Jahre später entstand „Punisher – War Zone“ mit Ray Stevenson („Die Bestimmung – Allegiant“) als Frank Castle. 2016 tauchte der Punisher urplötzlich in der zweiten Staffel der hochgelobten Netflix-Serie „Daredevil“ auf, gespielt von Jon Bernthal („The Walking Dead“, „The Wolf of Wall Street“). Damit hat es Frank Castle schließlich doch ins Marvel Cinematic Universe verschlagen. Netflix hat sogar ein „Daredevil“-Spin-off mit Bernthal als Punisher angekündigt, das den verbitterten Rächer als Hauptfigur zeigen wird. Warten wir’s ab.

Vom Index zur FSK 16

Wie so viele gewalthaltige Filme der 70er- und 80er-Jahre ist auch „The Punisher“ mittlerweile vom Index gestrichen und sogar mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren bedacht worden. Koch Films hat den Film auf Blu-ray in einem attraktiv aufgemachten Steelbook inklusive Innendruck und Bonus-DVD herausgebracht. Das HD-Bild reißt nicht vom Hocker, ist aber auch kein Ärgernis – insgesamt eine schöne Veröffentlichung. Old-School-80er-Action, wie wir sie immer wieder gern schauen.

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… in der Unterwelt auf

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Louis Gossett Jr. und Dolph Lundgren haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 8. September 2016 als 2-Disc Steelbook (Blu-ray & Bonus-DVD)

Länge: 89 Min. (Blu-ray)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Punisher
AUS/USA 1989
Regie: Mark Goldblatt
Drehbuch: Boaz Yakin
Besetzung: Dolph Lundgren, Louis Gossett Jr., Jeroen Krabbé, Kim Miyori, Bryan Marshall, Nancy Everhard, Barry Otto, Brian Rooney, Zoska Aleece (als Zoshka Mizak)
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Regisseur Mark Goldblatt, Workprint (94 Minuten), Gag Reel (6 Minuten), deutscher und englischer Trailer, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Vertrieb: Koch Films

Copyright 2016 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2016 Koch Films

 

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