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Horror für Halloween (XVI): Der Feuerteufel – Viel besser, als Roger Ebert es wahrhaben wollte

16 Okt

Von Volker Schönenberger

SF-Horrorthriller // Kommt die Rede auf Stephen-King-Verfilmungen, vor allem gelungene, wird „Der Feuerteufel“ eher selten erwähnt. Klar, Brian De Palmas „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ (1976), Stanley Kubricks „Shining“ (1980), David Cronenbergs „Dead Zone“ (1983), Rob Reiners „Misery“ (1990), Frank Darabonts „Die Verurteilten“ (1994) und der ebenfalls von Darabont inszenierte „Der Nebel“ (2007) sind über jeden Zweifel erhaben, aber die Adaption von Kings Roman „Feuerkind“ ist jedenfalls auch mehr als einen Blick wert.

Von „E.T.“ zur Pyrokinese: Drew Barrymore

Drew Barrymore hatte sich zwei Jahre zuvor im Alter von sieben Jahren in Steven Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“ in die Herzen der Kinogänger gespielt und noch zwei Jahre früher in Ken Russells „Der Höllentrip“ Erfahrung mit dem Horrorgenre gesammelt. Nun, 1984, übernahm die Neunjährige die Titelrolle als „Der Feuerteufel“ – zu einer Zeit, als ihre Probleme mit Zigaretten, Alkohol und anderen Rauschmitteln ihren Anfang nahmen.

Experiment mit Folgen

Sie spielt Charlene „Charlie“ McGee, die zu Beginn mit ihrem Vater Andy (David Keith) auf der Flucht ist, verfolgt von einigen obskuren Gestalten mit finsteren Absichten. In Rückblenden erfahren wir, dass Andy seinerzeit als Proband an einem wissenschaftlichen Experiment teilnahm, bei dem er Vicky (Heather Locklear, „Der Denver-Clan“) kennenlernte. Nach der Verabreichung einer Substanz entwickelten beide übersinnliche Fähigkeiten. Anderen menschlichen Versuchskaninchen erging es allerdings ungleich schlechter. Andy und Vicky verliebten sich ineinander, heirateten und bekamen eine Tochter – Charlie, bei der sich bald herausstellte, dass sie ebenfalls über besondere Kräfte verfügt: die telekinetische Gabe, Feuer zu entfachen.

Mit der kleinen Charlie …

„Firestarter“, so der Originaltitel von Film und Roman, wartet mit prominenter Besetzung in den Nebenrollen auf: Martin Sheen („Apocalypse Now“) ist Captain Hollister, den Chef einer obskuren Einrichtung namens „Das Institut“ (im Original „The Shop“), der seine Agenten aussendet, um Charlie in seine Hände zu bekommen. Der ruchloseste von ihnen wird gespielt von Oscar-Preisträger George C. Scott („Patton – Rebell in Uniform“). Mit Louise Fletcher („Einer flog über das Kuckucksnest“) und Art Carney („Harry and Tonto“) schließlich sind zwei weitere Oscar-Preisträger als ehrliches Farmer-Ehepaar zu sehen.

Elektro-Score von Tangerine Dream

Sie alle adeln mit gutem Namen und ihrer Schauspielkunst einen Verschwörungsthriller mit Science-Fiction- und Horrorelementen, der all diese Aspekte famos unter einen Hut bekommt. Die Spannung steigert sich auch nicht zuletzt dank des feinen 80er-Scores der deutschen Elektro-Pioniere Tangerine Dream. Es verwundert, dass der renommierte Filmkritiker Roger Ebert seinerzeit kaum ein gutes Haar an dem Film ließ. Der Film sei erstaunlich langweilig und habe trotz fähiger Akteure keinen einzigen überzeugenden Charakter zu bieten. Drew Barrymores Figur nannte Ebert gar „Plot-Gimmick“. Diese Sichtweise hat sich heute zu Recht geändert. Die Pyro-Effekte funktionieren vorzüglich, es ist ganz wunderbar anzusehen, wie Charlie bis zum explosiven Finale nach und nach lernt, ihre pyrokinetischen Kräfte zu kontrollieren und zu bündeln.

Mark L. Lester ersetzt John Carpenter

2002 entstand mit „Feuerteufel – Die Rückkehr“ („Firestarter 2 – Rekindled“) eine Fortsetzung, die mit Malcolm McDowell und Dennis Hopper immerhin auch zwei klangvolle Namen aufwies. Für „Der Feuerteufel“ war ursprünglich John Carpenter als Regisseur vorgesehen, der jedoch nach dem kommerziellen Misserfolg von „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) kurzerhand von dem Projekt abgezogen und durch Mark L. Lester ersetzt wurde. Der hatte zuvor den skandalträchtigen Schülergewaltstreifen „Die Klasse von 1984“ inszeniert. Lesters bekanntester Film ist das ein Jahr nach „Der Feuerteufel“ entstandene Arnold-Schwarzenegger-Vehikel „Phantom-Kommando“.

… legt man sich besser nicht an

Missratene Stephen-King-Verfilmungen gibt es viele. „Firestarter“ zählt nicht dazu, hat es im Gegenteil verdient, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten und bei Aufzählungen gelungener filmischer Adaptionen des Horror-Großmeisters vorn genannt zu werden – zwar nicht ganz in der allerersten Reihe, aber sicher nicht allzu weit dahinter.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Stephen-King-Adaptionen haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgelistet, Filme von Mark L. Lester unter Regisseure, Filme mit Louise Fletcher in der Rubrik Schauspielerinnen, Filme mit George C. Scott und Martin Sheen unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 11. November 2021 als limitiertes 2-Disc Collector’s Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 1 Covermotiv exklusiv im Online-Shop von Koch Films, 1 Covermotiv exklusiv bei einem großen Onlinehändler), 28. April 2017 als Blu-ray, 5. Februar 2016 als limitiertes 2-Disc Collector’s Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 3 Covervarianten à 666, 500 bzw. 333 Exemplare), 8. Januar 2007 als DVD (Twentieth Century Fox Home Entertainment)

Länge: 114 Min. (Blu-ray), 110 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Firestarter
USA 1984
Regie: Mark L. Lester
Drehbuch: Stanley Mann, nach einem Roman von Stephen King
Besetzung: Drew Barrymore, David Keith, Freddie Jones, Heather Locklear, Martin Sheen, George C. Scott, Art Carney, Louise Fletcher, Moses Gunn, Antonio Fargas, Drew Snyder
Zusatzmaterial Koch-Films-Mediabook: Audiokommentar von Regisseur Mark L. Lester, Making-of, Musik-Featurettes, Trailer, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, Booklet
Zusatzmaterial NSM-Mediabook: Audiokommentar von Daniel Perée, Originaltrailer, Filmografien, DVD-Version,16-seitiges Booklet mit einem Text von Nando Rohner
Label/Vertrieb 2021: Koch Films
Label/Vertrieb 2016: NSM Records

Copyright 2017 by Volker Schönenberger

3er-Packshot: © 2016 NSM Records

 

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