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Ridley Scott (VI): Prometheus – Dunkle Zeichen: Der Erklärbär hat zugeschlagen

15 Mai

Prometheus

Von Simon Kyprianou

Science-Fiction // Nach Jean-Pierre Jeunets kontrovers aufgenommenen „Alien 4 – Wiedergeburt“ (1997) hat es 15 Jahre gedauert, bis sich auch Ridley Scott mit „Prometheus – Dunkle Zeichen“ wieder des Alien-Stoffs annahm – ganze 33 Jahre seit seinem originalen „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979). „Prometheus – Dunkle Zeichen“ versteht sich dabei als eher loses Prequel, auch zwischen den Ereignissen liegen 33 Jahre, nur eben in der anderen Richtung: „Alien“ spielt im Jahre 2122, „Prometheus – Dunkle Zeichen“ beginnt im Jahre 2089.

Die „Prometheus“ erreicht ihr Ziel

Die beiden Forscher Elisabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) finden in Höhlenzeichnungen von ganz unterschiedlicher Kulturen Hinweise auf eine bestimmte Sternenkonstellation. Ihre Vermutung: Auf einem in jenem System zu findenden Planeten sind die Schöpfer der Menschen zu finden. Der mysteriöse Tycoon Peter Weyland (Guy Pearce) finanziert die Forschungsreise, an der auch Weylands Ziehsohn, der Android David (Michael Fassbender), die undurchsichtige Top-Managerin Meredith Wickers (Charlize Theron) und der geerdete Captain Janek (Idris Elba) und dessen Crew teilnehmen.

Jahrelanger Kälteschlaf

Nach mehrjährigem Kälteschlaf im Raumschiff „Prometheus“ auf dem Planeten angekommen, findet das Team tatsächlich Spuren einer menschenähnlichen Kultur, aber die Schöpfer stellen sich als völlig anders beschaffen heraus, als sich das die Forscher erhofft haben. Die Suche nach dem Ursprung des Lebens wird unerwartet zu einem Kampf ums Überleben.

Elizabeth Shaw erkundet den Planeten

Lebten die früheren „Alien“-Filme, insbesondere natürlich der erste Teil, von ihrem kühlen, fremdartigen, seltsam sexuell aufgeladenen, abstrakten Schrecken, der sich in HR Gigers Designs verdichtete und auf Erklärungen völlig verzichtete, geht „Prometheus – Dunkle Zeichen“ den entgegengesetzten Weg: Ridley Scott versucht sich an einer rückwirkenden Erklärung seines Meisterwerks. Der Regisseur will die Leerstellen füllen, dem einst Mysteriösen eine sinnstiftende Mythologie überstülpen und, so scheint es, die eigentlichen Stärken seines früheren Films rückwirkend zunichtemachen. Folgerichtig bleiben nach „Prometheus – Dunkle Zeichen“ dann auch keine Leerstellen mehr bestehen, in deren Dunkelheit sich Angst ausbreiten kann, keine Fragen mehr offen, weder die nach dem Schöpfer der Menschen noch die nach dem Schöpfer der Aliens. Alles wird auserzählt und der Alien-Stoff verliert dabei seine fremdartige Faszination und seinen kühlen Schrecken.

Drehbuch von Damon Lindelof

Ohne diese öde Erklärbär-Mentalität wäre eine Schöpfungsgeschichte durchaus ansprechend denkbar, gerade weil das Drehbuch von Damon Lindelof stammt, der hinter fantastischen Serien wie „Lost“ und aktuell „The Leftovers“ steht, die ebenfalls dringliche Fragen nach der Conditio humana zum Inhalt haben, ohne dabei alles auserzählen zu wollen, ganz im Gegenteil.

Eine Entdeckung gibt Rätsel auf

Inszenatorisch ist „Prometheus – Dunkle Zeichen“ natürlich recht ansprechend, Ridley Scott hat ja stets den Ehrgeiz, seine Filme sehr visuell zu erzählen. Auch in „Prometheus – Dunkle Zeichen“ gelingen ihm einige interessante Bildkompositionen: Die Momente, in denen sich der Film voll und ganz dem körperlichen Horror und seiner quälenden Ungewissheit hingibt – die Abtreibungs-Szene beispielsweise – sind durchaus intensiv. Oder eine Szene am Ende des Films, in der einer der Schöpfer (Ian Whyte) in einem aggressiven erotischen Akt mit einem der Monster zu einem Alien verschmilzt.

Michael Fassbender als Androide

Michael Fassbender ist durchaus faszinierend als Androide David und wird glücklicherweise im neuen „Alien – Covenant“ erneut eine tragende Rolle spielen. Noomi Rapace, Charlize Theron und Idris Elba sind ebenfalls sehr gut: Generell sind die Figuren auch gut geschrieben, sie konnten sich mehr Geheimnisse und Uneindeutigkeiten bewahren als die Handlung.

Vom Raumschiff aus überwachen Meredith Vickers und Captain Janek den Erkundungstrupp

Bleibt zu hoffen, dass Scott mit „Alien – Covenant“ mehr zu den Wurzeln der Reihe zurückkehrt, zu absolutem Schrecken, bestehend aus der quälenden Ungewissheit über das abstrakte und unerbittlich wütende Fremde.

Woran ist dieses Wesen gestorben?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Ridley Scott haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Noomi Rapace und Charlize Theron unter Schauspielerinnen, Filme mit Idris Elba, Michael Fassbender und Guy Pearce in der Rubrik Schauspieler.

Der Androide David untersucht einen Kopf

Veröffentlichung: 25. Oktober 2013 als 3-Disc Edition (Blu-ray 3D, Blu-ray 2D, Bonus-Blu-ray), 7. Dezember 2012 als Teil der 5-Blu-ray- bzw. 7-DVD-Edition „Prometheus to Alien – Evolution“, als 4-Disc Collector’s Edition (Blu-ray 3D, Blu-ray 2D, Bonus-Blu-ray, DVD), Blu-ray und DVD

Länge: 124 Min. (Blu-ray), 119 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Originaltitel: Prometheus
USA/GB 2012
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Jon Spaihts, Damon Lindelof
Besetzung: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Logan Marshall-Green, Idris Elba, Guy Pearce, Sean Harris, Rafe Spall, Emun Elliott, Benedict Wong, Patrick Wilson
Zusatzmaterial: keine Angabe
Vertrieb: Twentieth Century Fox Home Entertainment

Copyright 2017 by Simon Kyprianou

Fotos & Packshots: © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

 

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