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Sputnik – Es wächst in dir: Das Alien in der Speiseröhre

Sputnik

Von Volker Schönenberger

SF-Horrordrama // „Sputnik“ ereilte 2020 das Corona-bedingte Schicksal vieler Kinofilme: An sich sollte das Werk im April beim feinen Tribeca Film Festival in Manhattan seine Weltpremiere feiern – daraus wurde aufgrund von dessen Absage ebenso nichts wie aus dem geplanten Kinostart im russischen Heimatland. Stattdessen gelangte der Film dort, in Nordamerika und im Vereinigten Königreich per Streaming gleich in die Heimkinos. In Russland avancierte die Mischung aus Science-Fiction und Horror zum meistgestreamten Film der vergangenen zwei Jahre (also vermutlich zum meistgestreamten Film überhaupt), war dort somit erfolgreicher als jeder Hollywood-Blockbuster. Nachdem sich die Pandemie im Sommer in diversen Ländern zwischenzeitlich etwas beruhigt hatte, wurden „Sputnik“ doch noch einige Festival-Screenings zuteil, darunter beim deutschen Fantasy Filmfest. Für den deutschen Heimkinomarkt hat sich capelight pictures die Vertriebsrechte gesichert. Das passt gut, veröffentlicht das Label doch gern interessante Science-Fiction mit Anspruch. „Archive“ (2020) und „Prospect“ (2018) seien als Beispiele genannt.

Eine Weltraummission endet fatal

Die Handlung setzt 1983 ein: Die sowjetische Landekapsel „Orbit-4“ mit zwei Kosmonauten an Bord geht irgendwo in Kasachstan nieder. Dabei stirbt einer der beiden Raumfahrer, der Kommandant Konstantin Veshnyakov (Pyotr Fyodorov) überlebt schwer verletzt. Er wird in eine abgeriegelte Militär-Einrichtung in der kasachischen Einöde eingeliefert. Oberst Semiradov (Fedor Bondarchuk) zieht für die Untersuchungen die junge Psychiaterin Dr. Tatyana Klimova (Oksana Akinshina) hinzu, die aufgrund riskanter und kontroverser Methoden unter Beobachtung steht.

Parasitisch oder symbiotisch?

Klimova erfährt schnell, um was für einen bizarren Fall es sich handelt: Eine außerirdische Lebensform hat sich in Veshnyakov eingenistet, genauer: in seiner Speiseröhre. Gelegentlich verlässt die Kreatur den Körper ihres Wirts durch den Mund – der Kosmonaut verfällt dann in Bewusstlosigkeit. Wie Klimova erfährt, ahnt er nichts von seinem Schicksal. Veshnyakovs Verletzungen sind überaus zügig verheilt, sein körperlicher Zustand erweist sich als außergewöhnlich gut. Seine Psyche hingegen hat gelitten, er leidet unter Gedächtnisstörungen und hat in puncto Sozialkompetenz abgebaut. Eine Frage beschäftigt Dr. Klimova besonders: Handelt es sich bei dem Alien um einen Parasiten oder eine symbiotisch lebende Kreatur?

Dr. Klimova will …

Eine außerirdische Lebensform, die sich in einem menschlichen Körper ansiedelt – da denkt man unweigerlich an Ridley Scotts „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979). Auch der ungleich jüngere Survival-Schocker „Life“ (2017) kommt einem bei der Geschichte in den Sinn. Doch zu beiden gibt es lediglich ein paar Parallelen im Detail. Wer sich davon im Vorfeld blenden lässt und womöglich vor der Sichtung von „Sputnik – Es wächst in dir“ auch noch dessen Trailer schaut, wird schnell merken, in die Irre geführt worden zu sein (und einige negative Kommentare im Netz lassen den Schluss zu, dass das diversen Rezipienten geschehen ist). Wenn die Rezensentin von „Variety“ schreibt, Oksana Akinshina sei ein feiner Ersatz für die toughe Heldin Ellen Ripley (in „Alien“ von Sigourney Weaver verkörpert), tut das sowohl Akinshina als auch dem Film Unrecht, auch wenn es als Lob gemeint ist. Zugegeben: Regisseur Egor Abramenko räumt offen ein, „Alien“ zu seinen Lieblingsfilmen zu zählen.

Außerirdischer Besuch in der UdSSR

Statt eines Survival-Actioners gilt über weite Strecken: In der Ruhe liegt die Kraft. Natürlich kann man „Sputnik – Es wächst in dir“ als „Alien“-Epigone einordnen, aber allein schon die zeitliche Platzierung des Plots in der Ära der Sowjetunion bringt Eigenständigkeit. In dem im Booklet des capelight-Mediabooks abgedruckten Interview äußert der Regisseur, er und sein Team hätten für „Sputnik“ versucht, eine alternative Version der Sowjetunion zu erschaffen (eben eine, in der Kosmonauten unfreiwillig ein Alien mit auf die Erde bringen). Da es sich um eine Diktatur handelte, war die Außerkraftsetzung gewisser Grundrechte somit leichter zu begründen beziehungsweise sie musste gar nicht begründet werden, weil sie in der Sowjetunion systemimmanent war.

… die außerirdische Kreatur erforschen

Die Handlung spielt sich über weite Strecken in dem spartanisch eingerichteten Militärkomplex in Kasachstan ab. Die Produktions- und Setdesigner hatten insofern nicht die Aufgabe, spektakuläre Kulissen zu erschaffen, sondern aus weniger mehr zu machen. Tageslicht ist selten, nicht unbedingt taghelles Kunstlicht erhellt die fensterlosen Räume. Das bringt eine spröde, bisweilen düstere Atmosphäre und auch Schwere, die dem Plot gut zu Gesicht steht.

Welche Eigenschaften darf ein Alien haben?

Das Design der Kreatur hat mir gut gefallen. Originell erscheint auch deren Fähigkeit, sich so weit zusammenzuziehen, dass sie im Körper des unglückseligen Kosmonauten Raum findet – sogar in dessen Speiseröhre –, während sie an der Luft deutlich größer wirkt. Das mögen manche Rezipienten als unglaubwürdig abkanzeln, mich hat es nicht gestört. Der Fantasie sind bei außerirdischen Lebensformen ja kaum Grenzen gesetzt, der eine oder andere Science-Fiction-Klassiker kommt auch mit Logiklöchern bei den Aliens daher.

Kann sie dem Kosmonauten trauen?

Hauptdarstellerin Oksana Akinshina ist in Russland seit ihrem Filmdebüt in „Ungleiche Schwestern“ (2001) gut beschäftigt. Mit „Die Bourne Verschwörung“ (2004) hat sie bislang einmal internationale Kinoluft geschnuppert. In „Sputnik – Es wächst in dir“ macht sie ihre Sache ebenso gut wie all ihre Mitstreiter, die Beziehungen der Hauptakteure wirken durchdacht. Der den Oberst spielende Fedor Bondarchuk hat in Russland Rang und Namen als Darsteller, Regisseur und Produzent gleichermaßen. So saß er beispielsweise bei „Stalingrad“ (2013), „Attraction“ (2017) und „Attraction 2 – Invasion“ (2020) auf dem Regiestuhl – die beiden letztgenannten Science-Fiction-Filme hat capelight pictures ebenfalls veröffentlicht.

Mediabook von capelight pictures

Das Mediabook von „Sputnik – Es wächst in dir“ hält in puncto Aufmachung das übliche Niveau des Labels. Bild- und Tonqualität haben mir gut gefallen, da deren Analyse nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört, verweise ich auf die Rezension des darauf spezialisierten Timo Wolters, dessen Filmkritiken ohnehin lesenswert sind. Das Zusatzmaterial fällt leider etwas dünn aus, womöglich gestaltet es sich schwierig, aus Russland Featurettes zu einem Film zu beschaffen. Auch das Interview hätte etwas mehr in die Tiefe gehen und ausführlicher ausfallen können, Platz genug wäre auf den 24 Seiten des Booklets gewesen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, letztlich geht es um den Film, und der hat sich einen erhobenen Daumen sehr verdient. Da capelight pictures obendrein bei Mediabooks eine moderate Preispolitik betreibt, kann ich auch diese Veröffentlichung jedem Sammler dieses Formats, der Science-Fiction-Filmen etwas abgewinnen kann, sehr ans Herz legen.

Oberst Semiradov glaubt, alles im Griff zu haben

Egor Abramenko hatte vor „Sputnik – Es wächst in dir“ lediglich zwei Kurzfilme gedreht. Sein Langfilm-Regiedebüt macht Lust auf mehr. Im capelight-Booklet verrät er, dass auch Ridley Scotts „Blade Runner“ (1982) zu seinen Favoriten gehört, und spricht: da ich mit „Sputnik“ einen Film über eine außerirdische Lebensform gemacht habe, ist es wohl nun an der Zeit, mich an eine Geschichte über einen Androiden zu setzen. Das Ergebnis würde ich mir auf jeden Fall anschauen. Ein Filmemacher mit Potenzial, der mit einem feinen Creature Feature eine erste Duftmarke gesetzt hat.

Alle in „Limited Collector’s Edition” von capelight pictures veröffentlichten Filme haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgelistet.

Entfesselt

Veröffentlichung: 4. Dezember 2020 als 2-Disc Limited Collector’s Edition Mediabook (Blu-ray & DVD), Blu-ray und DVD

Länge: 114 Min. (Blu-ray), 109 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Russisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Sputnik
RUS 2020
Regie: Egor Abramenko
Drehbuch: Oleg Malovichko, Andrey Zolotarev
Besetzung: Oksana Akinshina, Fedor Bondarchuk, Pyotr Fyodorov, Anton Vasilev, Aleksey Demidov, Anna Nazarova, Aleksandr Marushev, Albrecht Zander, Vitaliya Kornienko, Vasily Zotov
Zusatzmaterial: Kinotrailer, Trailershow, nur Mediabook: 24-seitiges Booklet mit einem Interview mit dem Regisseur
Label: capelight pictures
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2020 capelight pictures

 

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John Carpenter (XIV): Das Ding aus einer anderen Welt – Das Monströse par excellence

The Thing

Gastrezension von Stefan Jung

Die ersten sechs Absätze des folgenden Textes erschienen erstmals 2012 für das Magazin „Schnitt“. Der gesamte Text enthält zudem massive Spoiler und sollte erst nach der ersten Sichtung des Films gelesen werden. Wer sich spoilerfrei über die 2019er-Neuveröffentlichung informieren will, scrolle zum Abschnitt „Die limitierte Deluxe Edition von Turbine“.

SF-Horror-Action // John Carpenters Interpretation der frühen Body-Snatcher-Novel „Who Goes There?“ von J. W. Campbell Jr. zählt zu den stilsichersten und spannendsten Science-Fiction-Werken der Filmgeschichte. Bis heute wird seine gelungene Verbindung aus psychischem und körperlichem Horror leider häufig missverstanden und immer noch kontrovers diskutiert. Von Ursache und (Wechsel-)Wirkung.

Das Ding aus einer anderen Welt“ („The Thing“) kam 1982 weltweit in die Kinos – und floppte. Das war zu einer Zeit, als alle Welt „E.T.“-verseucht dem schroffen, apokalyptisch geprägten Science-Fiction-Kino den Rücken zuwendete. „Blade Runner“ war, fast zeitgleich, auch ein solcher programmatischer Flop. Carpenter indes schuf, erkennbar von Ridley Scotts „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ („Alien“, 1979) geprägt, das Monströse par excellence: die Geschichte um eine kleine Forschergruppe in der Antarktis, denen das außerirdische Grauen in Form eines Gestaltwandlers begegnet. Ein zunächst nicht identifizierbares Ding, das unberechenbar und asexuell motiviert, jedoch mit der größtmöglichen Körperlichkeit in menschliche Hüllen schlüpft und zum Synonym des Persönlichkeitsverlusts stilisiert wird.

1983 auf den Index, 2009 wieder runter

Der Begriff des „shape shifter“ aus der literarischen Vorlage wird in Carpenters Version in allen nur denkbaren Varianten visualisiert. Dagegen sieht die erste, von Christian Nyby inszenierte Verfilmung des Stoffs (Produzent Howard Hawks legte ohne Credits ebenfalls Regisseurs-Hand an) von 1951 wie eindimensionales, farbloses Puppentheater aus. Und genau hier befinden wir uns an dem Punkt, wo die Meinungen auseinandergehen, entscheidend bleibt die Richtung der Argumentationslinie. Betrachtet man Carpenters Werk als „Ausstellungsstück für die verblüffenden Möglichkeiten der Trick- und Spezialtechniken des modernen Hollywoodkinos“ (Lexikon des internationalen Films), nimmt dies dem Film sofort die narrative und figurative Essenz, untergräbt mit einem Satz all dessen filmische Qualitäten. Nimmt man diesen Satz aber als absoluten Gegenpol zur eigenen, fan-basierten Betrachtungsweise, hebt man den Film vorsichtig, aber bewusst auf ein revanchistisches Niveau, bei dem über kurz oder lang auch die alte Zensurdebatte in den Vordergrund rückt. Fakt ist: „Das Ding aus einer anderen Welt“ wurde nach seinem Erscheinen auf dem deutschen Videomarkt 1983 auf den Index für jugendgefährdende Medien gesetzt und hat sich im Laufe der folgenden Jahre bei einem nicht zu verachtenden Genrepublikum als Kultfilm etabliert. Nach einer Neuprüfung hat der Film 2009 in Deutschland sogar eine Jugendfreigabe ab 16 Jahren erhalten, und angesichts dessen verwundert es kaum, dass einige Filmreihen wie beispielsweise Hard:line in Regensburg es sich zur Aufgabe gemacht haben, jene medienhistorische Debatte noch einmal aufzugreifen. Das ist auch gut so.

John Carpenters erste Großproduktion

„Das Ding aus einer anderen Welt“ kam aber schon 1982 in die Kinos, noch bevor er die Jugendschützer auf den Plan rief. Er stellt einen markanten Wendepunkt in der Karriere Carpenters dar, für den er sich mit 15 Millionen US-Dollar als erste hochbudgetierte Produktion gestaltete. Und selbst wenn ein Großteil dieses Budgets in die rabiat konstruierten Splattereffekte von Make-up-Artist Rob Bottin floss, bleibt eine filmspezifische Tatsache von Beginn an unübersehbar: Carpenter konnte mit der für ihn typischen Sichtweise auf zunächst verborgene Objekte (und Subjekte) dem Horrorstoff einige interessante Nuancen abgewinnen. Die Forschungsstation am Südpol wirkt in ihrer Abgeschiedenheit wie der lebensfeindlichste Ort der Welt. Beispielhaft werden hier Korridore und Zimmer als ausweglose Orte inszeniert, die dem Film bis ins Detail eine klaustrophobische und beklemmende Stimmung verleihen. Lange Einstellungen und ruhige Bewegungen der Protagonisten werden gezielt eingefangen, sie dienen dazu, der erzählten Geschichte um Misstrauen und Angst enorme Proportionen zu geben. Es ist jene endzeitliche Vision einer Welt, die schon in „Assault – Anschlag bei Nacht“ („Assault on Precinct 13“, 1976) und „Die Klapperschlange“ („Escape from New York“, 1981) Eingang gefunden hatte und Carpenter in Verbindung mit seiner gleichnamigen Regiearbeit den Spitznamen „Fürst der Dunkelheit“ eingebracht hat. Nicht zu Unrecht, wenn man sein Gesamtwerk im Kontext betrachtet. Im Fall von „Das Ding aus einer anderen Welt“ sind es eben nicht primär die expressiven Spezialeffekte über Verstümmelung und Morphologie, auch wenn sie einen wichtigen Bestandteil des Films ausmachen.

Tragend für die beklemmende Stimmung des Films bleibt Carpenters Gespür für Suspense, was er in Anlehnung an sein großes Vorbild Alfred Hitchcock geradezu meisterlich in Szene setzt. Exemplarisch stehen hierfür bereits die ersten 30 Minuten des Films, in denen uns die Charaktere vorgestellt und Panik und Terror herangezüchtet werden. Keine einzige Sekunde wird mit unnötigem Ballast verschwendet, wir sehen das, was wir sehen sollen. Auch wenn die stark fiktionale Geschichte einiger Dialogsätze bedarf, vollzieht sich der Kern des Films in exakt durchkomponierten Bildfolgen, die mit genau gesetzten Abblenden wie ein bedrohlich-rhythmisierter Atem funktionieren und dem Zuschauer jenes reizende Unwohlsein vermitteln, auf welches das sonst so unweigerliche Kotzen folgt.

Markstein des „Body Horror“

„Das Ding aus einer anderen Welt“ wurde häufig im Kontext der für die 1980er-Jahre typischen Oberflächen-Ästhetik als Markstein des „Body Horror“ diskutiert. Während das mit Testosteron vollgepumpte Actionkino jenes Jahrzehnts erst noch richtig Fahrt aufnehmen sollte, dekonstruierte Carpenter in seinem Werk bereits systematisch den (männlichen) Körper im Kino. Zugleich dringen wir zum Kern des Films vor: Wandlungsformen werden konsequent durchdekliniert, von innen nach außen und wieder zurück. Das Panoptikum der Verstümmelung und Deformation lässt sich keineswegs als Showeinlage oder losgelöst von der psychologisch motivierten Handlung betrachten. Der Film in seiner völligen Gesamtheit erzählt eine überaus verstörende Geschichte über innere und äußere Deformationen. Angst essen Seele – und Körper – auf. Ein zeitloser Klassiker, der die berühmte Erstverfilmung qualitativ weit übertrumpft.

Infektionsverlauf

Den „big fans“ und aufmerksamen Zuschauern unter uns, die John Carpenters „The Thing“ ähnlich wie ich wohl mindestens fünf- bis zehnmal geschaut haben, könnte der grundlegende Infektionsverlauf bei den einzelnen Protagonisten klar sein. Besonders im Spiel einer Nebenfigur bot auch die x-te Sichtung hinsichtlich dieses Aspekts – eben jene genaue Bestimmung von Krankheitsbefall und Mutationen – einen zusätzlich spannenden Faktor. Aber lest selbst.

Das Hund-Ding bricht aus

Die erste sichtbare Infektion eines Crew-Mitglieds (Bennings, 47. Minute, mit sofortiger Verbrennung) sowie der erste spektakuläre Ausbruch des Hund-Dings (29. Min., mit teilweiser Flucht) dürfte hinreichend bekannt, da ersichtlich sein. Meine Lieblingsstelle von „Das Ding aus einer anderen Welt“ hingegen war schon immer jene Szene, in welcher der zugelaufene Hund der norwegischen Station (11. Min.) ganz bedächtig durch die leeren Flure der Station „Outpost 31“ schleicht und nach kurzem Innehalten in ein Zimmer einbiegt, in dem man nur den Schattenriss einer Person erkennt, die sich im hinteren Teil dieses Raums zuletzt dem ankommenden Tier zuwendet (16. Min., siehe Bildausschnitt) – Abblende. Diese Person, schaut man sich den Schattenriss durch Bildwiederholung genau an, ist eindeutig Vance Norris, gespielt von Charles Hallahan. Das Spannende dabei: Norris ist aktiv bis zur 71. Minute im Film zu sehen und gilt als zurückhaltend und ausgeglichen; so ist er in seiner Unscheinbarkeit auch innerhalb der Handlungsmotivation der perfekte Träger des Monstrums. Eine klare Empfehlung: schaut euch bis zur wohl berühmtesten Spezialeffekt-Sequenz des Films, in der das Norris-Ding und mit ihm die Hölle ausbricht (74. Minute) zuvor auch das Spiel des Nebendarstellers aufmerksam an, kurze Hinweise folgen hier sogleich. Bevor jedoch die chronologisch erste Infizierung zwischen dem Hund-Ding und Norris-Ding in der 16. Minute stattfindet, sind MacReady und die beiden Doktoren Blair und Copper mit dem Helikopter bereits ausgeflogen, um nach Hinweisen auf der norwegischen Station zu suchen. Das Ding bleibt also bekanntlich mit dem Rest der Crew auf Outpost 31 zurück.

Ab der 22. Filmminute beginnt die ekelerregende Obduktion eines (letztlich noch lebenden) Norweger-Dings, das die Amerikaner mit auf ihren Stützpunkt gebracht haben. Bei dieser Sequenz ist zunächst auffällig: das sichtlich noch warme Menschen-Ding dampft, möglicherweise verteilen sich dadurch Substanzen des Halbkadavers über die Luft in die Atemwege der umstehenden Forscher – viele halten sich, als die Kamera die Personen in einer langsam kreisenden Fahrt erfasst, die Hand ins Gesicht (MacReady beispielsweise eindeutig nicht, seine Hand bleibt sichtbar am Körper, während er seine umstehenden Kollegen aufmerksam mustert). Tatsächlich jedoch erfolgt keine Infektion über den Luftweg. Das Ding muss über Blut mit dem Körper des Wirtsorganismus in Kontakt treten, wie auch wenig später im Film erklärt wird.

Das Norris-Ding

Das Verhalten des Norris-Dings bleibt bis zum erwähnten Ausbruch in Minute 74 sehr spannend und sagt so einiges über Taktik und Verhaltensmuster des Monstrums aus. So fällt auf, dass Norris derjenige ist, der MacReady und Dr. Copper in der 38. Minute zum exakten Standort des Alien-Raumschiffs führt. Gerade seine Mimik bei der erfolgreichen Sichtung des außerirdischen Transportmittels gibt wichtige Anhaltspunkte (Erleichterung, Begeisterung, vorrangig anhand seiner Augen abzulesen). Eigentlich alles weist darauf hin, dass das Norris-Ding mit dieser Expedition zunächst feststellen will, ob das Raumschiff noch vorhanden und intakt ist, um perspektivisch eine Flucht und Weiterreise zu einem anderen Planeten zu gewährleisten. Dr. Copper als drittes Mitglied sieht man in dieser Sequenz nur verhüllt, so könnte man den Eindruck gewinnen, gerade diese Figur sei verdächtig, doch die (dezente) Mimik und Gestik von Norris spricht Bände – auch ab bereits erwähnter Minute 47, als Bennings durch das noch lebende Norweger-Ding sogleich mutiert und vor versammelter Crew verbrannt wird. Einzig Norris als Infizierter hebt kurz um wenige Zentimeter die Unterarme quasi in einer kurz aufkommenden, nicht gänzlich unterdrückbaren Abwehr-Reaktion, die sich sowohl auf das vernichtende Feuer als auch auf den Tod seines Artgenossen bezieht. In Minute 59 fragt Norris als einziger genauer nach, als Dr. Copper von der Möglichkeit eines Blutserum-Tests spricht. In Minute 61 wird Norris(-Ding) von der Crew nach einem internen Zwischenfall die Waffe angeboten, um als geeignete Person für Beruhigung unter den Kollegen zu sorgen. Doch Norris-Ding lehnt diese hohe Verantwortung ab, offensichtlich, um die Aufmerksamkeit nicht weiter auf sich zu ziehen.

Auch im Folgenden vertraut MacReady Norris immer mehr Aufgaben an, da er aufgrund seiner scheinbaren Unauffälligkeit enorm vertrauenswürdig wirkt. Nachdem MacReady bei Bennings Tod sogleich Dr. Blair, Garry und Clark von den anderen separiert und diese somit verdächtigt, darf sich Blair anschließend nicht selbst das angewiesene Morphium spritzen, sondern Childs verweist als Bewacher in dieser Szene eindeutig auf Norris, der diese Aufgabe auszuführen hat. Norris infiziert dadurch Blair. Bei der Erwähnung eines möglichen Blutserum-Tests in Minute 67 lenkt einer der Infizierten – man kann nur vermuten, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens einen zweiten gibt – die Aufmerksamkeit auf MacReady, indem er im Außenbereich ein Stück von dessen Ausrüstung (mit Namen versehen) liegenlässt. In den folgenden Minuten trennt sich die Crew in großen Teilen, der Verlauf der Infektion wird zunächst unkenntlich gemacht. Jedoch werden in Minute 69 die verkohlten Überreste von Fuchs entdeckt, der sich in der Ausweglosigkeit der Lage selbst verbrannt hat. Die Auflösung der Infektion am Beispiel Norris-Ding wird ab Minute 71 gegeben, als sich Norris kurz vor Schmerzen zusammenkrümmt und ein baldiger Ausbruch des Dings angekündigt wird. Drei Minuten später folgt die bereits erwähnte Szene.

Ab Minute 80 folgt der entscheidende Blutserum-Test, wonach Windows, MacReady, Dr. Copper und Clark als gesund hervorgehen – Clark ist zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits tot, hat ihn doch MacReady in Notwehr erschossen. Nach der ultimativen Schocksequenz in Minute 74, als das Norris-Ding ausbrach und vollständig verbrannt wurde, folgt die nächste mit der Enthüllung, dass auch Palmer bereits infiziert war. Das Blut des Palmer-Dings dehnt sich bei Kontakt mit dem heißen Draht explosionsartig aus, sogleich bricht das Ding grauenvoll aus Palmers Körper aus, verbindet sich grotesk mit dem von Windows, der soeben noch als gesund deklariert wurde, anschließend werden beide durch Feuer vernichtet. Fraglich bleibt, wann genau Palmer infiziert wurde. Einzig eine Einstellung, in der Palmer direkt neben Norris zu sehen ist (72. Min.) weist darauf hin oder etwa der Spruch Palmers, MacReady wüsste schon, was zu tun ist (bei dessen erster Expedition in Minute 14) und dem unmittelbaren Kameraschwenk auf das noch nicht ausgebrochene Hund-Ding.

Flucht durch den gefrorenen Boden

Der weitere Verlauf ist zügig und nicht mehr ganz eindeutig, denn nun zieht auch das Erzähltempo samt Action straff an. In den Minuten 86 bis 87 wird noch festgestellt, Nauls, Childs und Garry seien gesund. Ab Minute 89 ist dann klar, dass Dr. Blair infiziert ist, der aus seiner Sicherheitsverwahrung in der Außenhütte ausgebrochen ist – und das unterirdisch durch den gefrorenen Boden, was nur einem Ding-Monstrum zuzurechnen ist. Auch wird in der Folge der konkrete Fluchtversuch des Dings thematisiert. In Minute 95 trennen sich zuletzt MacReady, Nauls und Garry. Der infizierte und bereits auf der Flucht befindliche Dr. Blair verschmilzt in Minute 96 schließlich physisch mit Garry. Eine Minute später ist Nauls zu sehen, wie er bedächtig in das tiefe Innere des Generator-Unterbaus schreitet und eine Einstellung später verschwunden ist. MacReadys Frage nach dem Stand der Dinge bleibt unbeantwortet, daraufhin wird er mit einem enorm gewachsenen, nicht mehr genau identifizierbaren Mensch-Hund-Ding konfrontiert und sprengt das gesamte Lager in die Luft.

Zuletzt treffen sich Childs und MacReady, wobei nicht mehr klar ist ob Childs nunmehr ebenfalls infiziert ist. Er sagt, er hätte versucht, Blair zu folgen, aber der Schneesturm hat ihm den Weg abgeschnitten. Die beiden sitzen höchst apokalyptisch die Stimmung aus und beschließen, einfach zu warten. Unklar bleibt indes, was genau mit Nauls passiert ist. Entweder starb er bei der Explosion oder ihm gelang die Flucht. Mit dem Ding in Kontakt kam er zuletzt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit.

Die limitierte Deluxe Edition von Turbine

Turbine Medien haben mit der aktuellen Deluxe Edition zu „The Thing“ nur kurze Zeit nach ihrer „Psycho Legacy Collection“ einmal mehr den bestmöglichen Maßstab für Heimkinomedien hierzulande geliefert – weltweit darf diese Box nun als die definitive Veröffentlichung gelten, umfangreicher und höher in Qualität, als alle zuvor. In Zeiten stetig sinkender Angebotsvielfalt und Vernachlässigung der Wertlegung auf fundiertes, reflektiertes Bonusmaterial kommt das einem weiteren Befreiungsschlag gleich. Bereits vor Release gibt es nur noch bedingtes (Rest-)Kontingent, das aber noch über den Ladenhandel mit vertrieben wird.

Zu den Details: Turbine haben den bereits erhältlichen „Dolby 5.1“-Ton zu einem echten solchen gemacht. Die bereits existierenden Spuren – auch auf den neueren Releases von Arrow und Shout Factory – wurden jeweils als Upmix präsentiert. Auch wurden ganz leichte Korrekturen von Asynchronität beseitigt sowie bisher „verschluckte“ Dialoge der deutschen Fassung wiederhergestellt. Auch der originale Stereoton wurde von Grund auf restauriert. Das Bildmaster wurde von der farbkräftigeren Arrow-Version (2018) übernommen, bei der das Originalnegativ in 4K gescannt und das fertige Bild von Kameramann Dean Cundey sowie Regisseur John Carpenter freigegeben wurde. Damit unterscheidet sich diese Fassung leicht vom bereits eindrucksvollen Bild der Shout-Factory-Blu-ray (US), bei der das Interpositiv in 2K gescannt wurde, die Farben kühler wirken und der spezifisch filmische Look (u. a. Filmkorn) anders stimmungsvoll herüberkommen.

Als Bonusmaterial hat Turbine fast sämtliche bisherigen internationalen Making-ofs, Interviews und Featurettes zusammengetragen, insgesamt knapp sieben Stunden zusätzliches Material werden geboten – die vier Audiokommentare nicht mit eingerechnet. Die erste Blu-ray gehört ganz Carpenters Film von 1982 in seiner restaurierten Pracht inklusive Audiokommentare und fünf Trailer. Die zweite Blu-ray ist bin an die letzte Rille vollgepackt mit Bonus zu Carpenters Version. Blu-ray 3 enthält das Prequel von 2011 – die Erstverfilmung aus dem Jahr 1951 ist nicht enthalten. Auf der dritten Scheibe befinden sich Features zu Carpenters Version sowie zum Prequel.

Romanvorlage von J. W. Campbell

Auch J. W. Campbells Vorlage, die Novelle „Who goes there?“ liegt der Box bei und zwar in deutscher Sprache und als hübsch aufgemachtes Büchlein in einzigartigem Design. Ebenso ist das höchst fundiert geschriebene Buch „Inside ,The Thing‘“ von Turbine-Stammautor Tobias Hohmann enthalten, der en detail die spannende Hintergrundgeschichte zu den Filmen beleuchtet. Hohmann verfasste etwa schon das „Hotelregister“, die „Psycho“-Akten zur benannten Box und beweist mit diesen und anderen Texten aus seiner Feder, wie auch Begleitzeilen zu edlen Heimkino-Editionen in optimaler Form präsentiert werden können. Da ist absoluter Mehrwert garantiert und die Freude mit und am Film wird zusätzlich gesteigert. Als letztes Juwel – neben Faltpostern, Artcards, einem „Outpost 31“-Aufnähmer und vielem mehr – hält der Sammler zufrieden Ennio Morricones Original-Soundtrack zum 1982er-„Thing“ auf Compact Disc in den Händen. Dieser war lange vergriffen und wird bislang zu Mondpreisen auf Börsen gehandelt.

Insgesamt ist diese Edition eine absolute Empfehlung, ein Muss für jeden Sammler. Die 60 Euro Kaufpreis (UVP) sind mehr als gerechtfertigt. Die Box kommt in zwei Covervarianten, einmal im „klassischen Design“ und einmal im „modernen Design“.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von John Carpenter haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Keith David und Kurt Russell unter Schauspieler. Zur Rezension von Dirk Ottelübbert geht’s auch hier.

Veröffentlichung: 28. März 2019 als Limited 4-Disc Deluxe Edition (3 Blu-rays & Soundtrack-CD) im Digipack-Schuber mit zwei verschiedenen Designs (klassisch: Kinomotiv von Drew Struzan, auf 3.000 Exemplare limitiert und nummeriert, Schuber mit UK-Motiv, modern: neues Artwork von Christopher Shy, auf 2.000 Exemplare limitiert und nummeriert, Schuber mit seltenem Struzan-Motiv in Schwarz-Weiß), 4. März 2010 als Blu-ray und DVD

Länge: 109 Min. (Blu-ray), 104 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch, Koreanisch, Schwedisch, Dänisch, Finnisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Mandarin
Originaltitel: The Thing
USA 1982
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Bill Lancaster, nach der Kurzgeschichte „Who Goes There?“ von John W. Campbell, jr.
Besetzung: Kurt Russell, Wilford Brimley, Keith David. T. K. Carter, David Clennon, Richard Dysart, Peter Maloney
Zusatzmaterial 2019: 5 Kino-Trailer, TV- & Radio-Spots, 4 Audiokommentare (:John Carpenter & Kurt Russell, Kameramann Dean Cundey, Koproduzent Stuart Cohen sowie Todd Cameron von Outpost31.com), 3 Dokumentationen („Der Terror nimmt Gestalt an“, 86 Min., „Die Männer von Outpost 31“ in HD, 51 Min., „Die Effekte von ,The Thing‘“ in HD, 25. Min., 4 Interviews („Requiem eines Regisseurs“ mit John Carpenter in HD, 29 Min., „Montage und Anpassung“ mit Cutter Todd Ramsay in HD, 11 Min., „Formwandlung des Drehbuchs“ mit Schriftsteller Alan Dean Foster in HD, 16 Min., „Klangbilder der Kälte“ mit Sound-Gestalter David Lewis Yewdall & Alan Howarth in HD, 15 Min.), Archivmaterial („Fear on Film“ von 1982, Gespräch mit John Carpenter, John Landis & David Cronenberg, 26 Min., Storyboard-Film-Vergleich in HD, 8 Min., nicht verwendete Szenen, 6 Min., Trailers from Hell, 2 x 3 Min., Promo-Clip-Tape,13 Min., US-TV-Version in 4:3, 94 Min., „The Making of ,The Thing‘“, 9 Min., „The Making of a Chilling Tale“, 5 Min., Hinter den Kulissen, 2 Min., Die Untertasse, 2 Min., Promo-Szenen-Tape, 20 Min., umfangreiches Text- und Bild-Archiv in englischer Sprache)
Zusatzmaterial 2019, Blu-ray 3: „The Thing“ – das Prequel von 2011 mit u. a. deutschem und englischem Ton sowie u. a. deutschen und englischen Untertiteln, dazu unveröffentlichte und erweiterte Szenen (HD, 9 Min.), Making-of „,The Thing‘ entwickelt sich“ (HD, 14 Min.), Featurette „Feuer und Eis“ (HD, 5 Min.), Audiokommentar von Regisseur Matthijs van Heijningen und Produzent Eric Newman
Zusatzmaterial 2019, CD: Soundtrack von Ennio Morricone und John Carpenter
Physisches Zusatzmaterial 2019: Buch zum Film (Produktionsgeschichte und Folgen des Films, 136 Seiten mit vielen, teils seltenen Bildern), John W. Campbells Literaturvorlage von 1938 (76 Seiten), Fan-Items (Filmposter, Artcard-Set, hochwertig gestickter „Outpost 31“-Aufnäher)

Zusatzmaterial 2010: Audiokommentar mit Regisseur John Carpenter und Kurt Russell, „Der Terror nimmt Gestalt an“, Produktionshintergrund, Besetzung, Produktion, Fotogalerie, Storyboards, Drehort-Design, Produktionsarchive, Die Untertasse, Das Blair-Monster, verpatzte Szenen, Post-Produktion, Original Kinotrailer
Label/Vertrieb 2019: Turbine Media Group
Label/Vertrieb 2010: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2019 by Stefan Jung

Szenenfotos & Packshots: © 2019 Turbine Media Group

 

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Vergeltung – Sie werden dich finden: Alien-Jagd im Wald

Altered

Von Volker Schönenberger

SF-Horror // Satte sieben Jahre gingen ins Land, bis der kubanischstämmige Eduardo Sánchez seinem Regiedebüt „The Blair Witch Project“ (1999) einen Nachfolger folgen ließ. Bei „Vergeltung – Sie werden dich finden“ verzichtete er auf die Found-Footage-Technik, die er mit seinem Erstling berühmt gemacht hatte.

Auf der Jagd

„Altered“, so der Originaltitel, zeigt zu Beginn die drei Kumpels Duke (Brad William Henke), Otis (Michael C. Williams) und Cody (Paul McCarthy-Boyington), die im Wald eine fremdartige Kreatur jagen – und auch fangen. Sie transportieren das Wesen zu Wyatt (Adam Kaufman), der mit seiner Freundin Hope (Catherine Mangan) in einer abgelegenen Behausung im Wald lebt. Offenbar hat sich vor Jahren etwas ereignet, das Codys Bruder das Leben gekostet und besonders Wyatt nachhaltig in Angst versetzt hat. Er zeigt sich alles andere als angetan davon, dass das Redneck-Trio ein Alien in sein Haus schleppt – denn nichts anderes ist die Kreatur.

Body-Horror from Outer Space

Sein geringes Budget sieht man dem SF-Horrorfilm jederzeit an. Die dadurch erforderliche Beschränkung im Setting funktioniert aber sehr gut – über weite Strecken spielt sich das Geschehen im und rund um das Haus von Wyatt und Hope ab. Das Alien-Kostüm entspricht in etwa der üblichen Darstellung von Roswell-Außerirdischen, was man missgünstig als billige Kopie oder wohlwollend als „Hausaufgaben gemacht“ klassifizieren kann – wir entscheiden uns für die wohlwollende Bewertung. Was den Schauspielern an Qualität fehlt, machen sie durch Einsatzbereitschaft wieder wett. Über ein paar unbeholfene Verhaltensweisen sehen wir gnädig hinweg. Eine gute Prise Body-Horror und ein paar Splattereinlagen runden das Ganze gut ab.

Was tun mit dem gefesselten Alien?

In der Gesamtbetrachtung erscheint „Vergeltung – Sie werden dich finden“ schön altmodisch – der Fim von 2006 hätte auch in den 80er- oder frühen 90er-Jahren so ausgesehen. Das ist als Lob gemeint! Zwar nicht der Horrorfilm-Weisheit allerletzter Schluss, aber doch anständig und mit Liebe zum Genre inszeniert und ein kleiner Geheimtipp. Die deutsche DVD von 2007 ist sogar noch lieferbar.

Hope in Bedrängnis

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Eduardo Sánchez haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit James Gammon unter Schauspieler.

Auch Wyatt gerät in eine Notlage

Veröffentlichung: 18. Oktober 2007 als DVD

Länge: 84 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch
Originaltitel: Altered
USA 2006
Regie: Eduardo Sánchez
Drehbuch: Jamie Nash
Besetzung: Adam Kaufman, Catherine Mangan, Brad William Henke, Michael C. Williams, Paul McCarthy-Boyington, Misty Rosas, James Gammon, Joe Unger
Zusatzmaterial: keins
Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

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Fotos & Packshot: © 2007 Universal Pictures Germany GmbH

 
 

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