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Mimic – Angriff der Killerinsekten: Kleingetier ganz groß – und zum Fürchten

09 Feb

Mimic

Von Volker Schönenberger

SF-Horror // Der fantastische Film ist sein Metier: Ob bizarre Comicverfilmungen wie die „Hellboy“-Reihe, die surreale Bürgerkriegs-Parabel „Pans Labyrinth“, ein Kaijū-Monster-Spektakel wie „Pacific Rim“ oder das Melodram „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“, für das er sich 2018 endlich die Oscars für die Regie und als bester Film abholen durfte – Guillermo del Toro hat zweifellos eine blühende Fantasie. Mit der Serie „The Strain“ (ab 2014) und „Crimson Peak“ (2015) hatte sich der mexikanische Regisseur und Drehbuchautor – oft in Personalunion – nach langer Zeit wieder der düsteren Form der Fantasy zugewandt: dem Horrorgenre, in dem er mit „Cronos“ (1993), „The Devil’s Backbone – Das Rückgrat des Teufels“ (2001) und „Blade II“ (2002) international erstmals von sich reden machte – und natürlich mit „Mimic – Angriff der Killerinsekten“, der 1997 del Toros US-Debüt markierte.

Susan entdeckt Furchtbares

Der hochintelligente Insektenschocker wartet mit famoser Besetzung auf, darunter Oscar-Preisträger F. Murray Abraham („Amadeus“), ein junger Josh Brolin („Everest“) und ein ebenfalls junger Norman Reedus („The Walking Dead“). Angeführt wird diese Schar von Mira Sorvino, die erst ein Jahr zuvor für ihre Nebenrolle in Woody Allens „Geliebte Aphrodite“ mit dem Oscar prämiert worden war.

Tod den Kakerlaken von New York City

Sorvino spielt die Insektenforscherin Dr. Susan Tyler, die New York City vor einer tödlichen Krankheit namens „Strickler’s Disease“ befreit, der viele Kinder zum Opfer gefallen sind: Weil die Epidemie durch Kakerlaken übertragen wird, hat Tyler mittels Gentechnik eine neuartige Insektenspezies gezüchtet: die „Judas Breed“, die tatsächlich die Kakerlakenpopulation der Stadt vernichtet. Susan wird als Heldin gefeiert. Die „Judas Breed“, als unfruchtbar und mit geringer Lebensspanne produziert, soll nach kurzer Zeit verschwunden sein – so der Plan.

In der Kanalisation …

Drei Jahre später flieht ein chinesischer Prediger vor jemandem – oder etwas – auf ein Hausdach, stürzt zu Tode. Sein Verfolger zieht den Leichnam mit Wucht durch einen Abflussschlitz in die Kanalisation. Kurz darauf liefern zwei Straßenjungs für zehn Dollar einen Kakerlak von der Größe einer menschlichen Hand bei Susan ab. Die Insektenforscherin stellt fest: Es handelt sich um ein Exemplar der „Judas Breed“ – sogar nur ein Jungtier. So viel zum Thema unfruchtbar …

Hat jemand Angst vor Insekten?

Insektenphobiker sollten sich „Mimic – Angriff der Killerinsekten“ nur zumuten, wenn sie Konfrontationstherapie für ein probates Mittel gegen ihre Angst halten. Guillermo del Toro hat nach einer 1942 erstveröffentlichten Kurzgeschichte ein ebenso beängstigendes wie durchdachtes Horrorszenario erschaffen, das auch heute noch zum Fürchten und ab und zu ein wenig eklig ist – auch für Filmgucker, die bei Insekten keine Panikattacken kriegen.

… lauert eine tödliche Gefahr

Apropos: Auch Klaustrophobikern sei zur Vorsicht geraten. Viele Szenen spielen in der düsteren Kanalisation unter New York City, für schweißnasse Hände muss sich niemand schämen. Der wissenschaftskritische Aspekt rückt spätestens in der zweiten Hälfte des Films naturgemäß in den Hintergrund. Der Natur pfuscht man nicht ins Handwerk, so viel wird klar, die Botschaft dient letztlich aber nur als Aufhänger einer knackigen Horrorvision. Auch große Schauspielkunst steht trotz der bekannten Namen nicht im Fokus. Den Bedrohten, darunter auch Jeremy Northam („Cypher“) als Susan Tylers Kollege und Ehemann Dr. Peter Mann, nimmt man die Angst jederzeit ab, viel mehr braucht’s an Glaubwürdigkeit ohnehin nicht.

Director’s Cut 2012 bei uns erschienen

Angesichts des seit 2012 auch bei uns erhältlichen Director’s Cuts bleibt fraglich, weshalb sich Guillermo del Toro seinerzeit wegen der nicht seinen Vorstellungen entsprechenden Kinofassung mit den Produzenten überworfen hatte. Die sechs zusätzlichen Minuten mit zusätzlicher Handlung – kein zusätzlicher Gore – gehen in Ordnung, machen aber aus einem sehr guten Horrorfilm doch nur einen sehr guten Horrorfilm. Die Qualität von Bild und Ton ist in dem Zuge immerhin spürbar aufgewertet worden. Die beiden 2001 und 2003 entstandenen Direct-to-Video-Fortsetzungen hingegen sind nicht der Rede wert.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Guillermo del Toro haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Josh Brolin und Norman Reedus unter Schauspieler.

Gefangen in einem alten Metrowaggon

Veröffentlichung: 19. April 2012 als Blu-ray (mit Director’s Cut & Kinofassung) und DVD (Director’s Cut)

Länge: 112 Min. (Blu-ray, Director’s Cut), 100 Min. (Blu-ray, Kinofassung), 107 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Mimic
USA 1997
Regie: Guillermo del Toro
Drehbuch: Matthew Robbins, Guillermo del Toro, nach einer Kurzgeschichte von Donald A. Wollheim
Besetzung: Mira Sorvino, Jeremy Northam, Charles S. Dutton, F. Murray Abraham, Josh Brolin, Norman Reedus, Alix Koromzay, Giancarlo Giannini, Alexander Goodwin
Zusatzmaterial: Alternatives Ende, Einführung und Audiokommentar von Regisseur Guillermo del Toro, Featurettes „Ein Sprung in der Evolution“ und „Reclaiming Mimic“, geschnittene Szenen, Making-of: „Back into the Tunnels“, Pannen beim Dreh, Storyboard-Animationen, Trailer, Wendecover
Label/Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment

Copyright 2015 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshot: © 2015 Studiocanal Home Entertainment

 

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