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Solomon Kane – Die Trilogie wäre verdient gewesen

22 Mai

Solomon Kane

Von Volker Schönenberger

Fantasy-Action // Im Jahr 1600 erobert der britische Krieger Solomon Kane (James Purefoy) mit seinen Männern in Nordafrika eine osmanische Festung. Er hofft auf große Reichtümer, doch unvermittelt steht er im Thronsaal dem „Devil’s Reaper“ gegenüber, der im Auftrag des Teufels Kanes Seele einfordert. Der Söldner entkommt mit Müh und Not. Ein Jahr später hat er der Gewalt abgeschworen, seinen Reichtum der Kirche geschenkt und sich in ein Kloster zurückgezogen, um Frieden zu finden und sich vor den dämonischen Kräften zu verbergen. Doch seinem Schicksal kann er nicht entgehen. Eines Tages gebietet ihm der Abt (Robert Russell), das Kloster zu verlassen und heimzukehren.

Solomon Kane giert nach Gold

Auf seinem beschwerlichen Weg begegnet Kane dem frommen Puritaner-Ehepaar Crowthorn (Pete Postlethwaite, Alice Krige) und ihren Kindern, die im Planwagen in Richtung Küste unterwegs sind, um nach Nordamerika auszuwandern. Er schließt sich ihnen für eine Weile an, aber bald kreuzt der kleine Trupp die Pfade des bösen Hexenmeisters Malachi (Jason Flemyng, „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“) und seiner Schergen. Kane sieht sich gezwungen, seinem Gewaltverzichts-Gelübde abzuschwören.

Nach Vorlagen des Schöpfers von „Conan der Barbar“

Es hat Vorteile, einen Film zu schauen, ohne die Vorlage(n) zu kennen. Da ich weder mit den „Solomon Kane“-Erzählungen des US-Schriftstellers (und „Conan der Cimmerier“-Schöpfers) Robert E. Howard (1906–1936) noch mit den darauf beruhenden Marvel- und Dark-Horse-Comics vertraut bin, konnte ich völlig voreingenommen an die 2009er-Verfilmung der englischen Regisseurin M. J. Bassett herangehen. Ihre dritte Regiearbeit nach den beiden ebenfalls ansehnlichen Horrorfilmen „Deathwatch“ (2002) und „Wilderness“ (2006) hat mir in ihrer schmutzigen und regnerischen Düsternis einer frühen Neuzeit ausgesprochen gut gefallen.

Ein Scherge des Bösen

Titelheld Solomon Kane begibt sich auf eine Heldenreise der finsteren Art, um die junge Meredith Crowthorn (Rachel Hurd-Wood) vor der Verdammnis zu erretten. Erlösung ist dabei allerdings nicht unbedingt eine Option, auch wenn er mit seinem Rückzug ins Kloster zu Beginn noch darauf gehofft haben mag. Aber er hat wohl zu viele Sünden auf dem Kerbholz, und der Bruch seines Gelübdes wiegt schwer, lautere Motive hin oder her. Ein paar Rückblenden enthüllen Solomons schwierige familiäre Vergangenheit, die ihn erwartungsgemäß einholen wird. Als sein Vater Josiah Kane ist der große schwedische Charakterdarsteller Max von Sydow („Das siebente Siegel“, „Der Exorzist“) zu sehen, der immer ein Gewinn ist, auch hier in seinen nur zwei recht kurzen Szenen. Der nicht zuletzt aus der Serie „Rom“ (2005–2007) bekannte Hauptdarsteller James Purefoy („High-Rise“) macht ebenfalls eine gute Figur, sei es bei den diversen vorzüglich choreografierten Schwertkämpfen, sei es beim Vermitteln des Zwiespalts, in welchem sich Solomon Kane befindet.

Meredith wird verschleppt

„Solomon Kane“ wirkt eher geerdet als „over the top“, was dem vergleichsweise geringen Budget von 45 Millionen Dollar geschuldet sein mag. Aus dieser Not machte das Produktionsteam eine Tugend, denn so bleibt uns ein überbordendes Effektgewitter erspart, dass doch nur zu Lasten der Story gegangen wäre. Ein paar Fantasy-Elemente sind so übertrieben inszeniert, wie es auch sein muss, ansonsten überwiegen begrenzte Settings und eine ironiefreie Stimmung. Gut so. Ob das dem Geist der Vorlage gerecht wird, vermag ich aus den erwähnten Gründen nicht zu beurteilen, aber da die Geschichten von Robert E. Howard eher im Bereich des Pulp und der Low Fantasy angesiedelt sind, scheint mir das gut zu passen. Die Gewalt ist drastisch, auch wenn die Kamera nicht jedes blutige Detail zeigt – immerhin sollte der Film ein großes Publikum inklusive vieler Jugendlicher in die Kinos locken, was eine zu hohe Altersfreigabe durchkreuzt hätte.

Vom kanadischen TIFF zum deutschen Fantasy Filmfest

Anfang 2008 hauptsächlich in Tschechien gedreht, feierte „Solomon Kane“ im September 2009 seine Weltpremiere beim Toronto International Film Festival (TIFF). In der Folge gastierte das Werk auch beim Sitges International Festival of Fantastic and Horror Cinema in Katalonien sowie dem portugiesischen Fantasporto Film Festival, im August und September 2010 auch beim Fantasy Filmfest in diversen deutschen Großstädten. Die Festivaltour half an den Kinokassen jedoch nicht viel, seine Kosten spielte das Fantasy-Abenteuer nicht einmal zur Hälfte ein. Das torpedierte die Produktion zweier Fortsetzungen der als Trilogie geplanten „Solomon Kane“-Saga. Bedauerlich, das Potenzial war vorhanden, und der nunmehr einzige Film um diesen düsteren Krieger kann Freunden deftiger Fantasy bedenkenlos ans Herz gelegt werden.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Alice Krige haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Pete Postlethwaite, James Purefoy und Max von Sydow unter Schauspieler.

Erwartet ihn ewige Verdammnis?

Veröffentlichung: 7. Oktober 2010 als Blu-ray und DVD

Länge: 103 Min. (Blu-ray), 100 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Solomon Kane
TSCH/GB/F 2009
Regie: M. J. Bassett
Drehbuch: M. J. Bassett, nach Vorlagen von Robert E. Howard
Besetzung: James Purefoy, Max von Sydow, Rachel Hurd-Wood, Pete Postlethwaite, Jason Flemyng, Alice Krige, Mark O’Neal, Robert Orr, Richard Ryan, Frantisek Deak, Christian Dunckley Clark, Ian Whyte, Thomas McEnchroe, Andrew Whitlaw, James Babson, Marek Vasut, Robert Russell
Zusatzmaterial: Featurette „MTV“ (1:19 Min.), Making-of (4:14 Min.), Interviews (32:46 Min.), Hinter den Kulissen (16:28 Min.), Darstellerinfos, Originaltrailer, DVD-Empfehlung, Trailershow, 8-seitiges Booklet
Label/Vertrieb: Constantin Film / Highlight

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshot: © 2010 Constantin Film / Highlight

 

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