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Zum 100. Geburtstag von Dirk Bogarde: Die Brücke von Arnheim – Alliiertes Fiasko in den Niederlanden

A Bridge Too Far

Von Volker Schönenberger

Kriegsdrama // Mitte September 1944 starteten die Westalliierten die Operation Market Garden. Innerhalb weniger Tage wurden fast 40.000 Fallschirmjäger aus britischen und US-amerikanischen Luftlandedivisionen in zwei niederländischen Provinzen hinter den feindlichen Linien abgesetzt. Dahinter steckte die Absicht, in den Niederlanden Rheinübergänge zu erobern, um den Westwall zu umgehen. Gemäß Plan „Market“ sollten die Luftlandetruppen Brücken über den nördlichen Rheinarm Nederrijn besetzen, dazu auch Überführungen ein paar anderer Flüsse und Kanäle. Alliierte Landstreitkräfte sollten diese dann laut Plan „Garden“ zügig überschreiten, um das Gebiet zu halten und den Weg ins deutsche Kernland zu öffnen.

Der irischstämmige US-Journalist und Schriftsteller Cornelius Ryan (1920–1974) verarbeitete die Ereignisse der Operation Market Garden zu seinem 1974 veröffentlichten militärhistorischen Buch „A Bridge Too Far“, in Deutschland unter dem Titel „Die Brücke von Arnheim“ erschienen. Sein 1959er-Werk „The Longest Day“ („Der längste Tag“) über die Landung der Westalliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 hatte bereits die Vorlage zu dem gleichnamigen Film von 1962 gebildet. Der fuhr satte fünf Regisseure und eine große Schar von Top-Stars im Cast auf. „Die Brücke von Arnheim“ hatte 1977 mit Richard Attenborough („Gandhi“) nur einen Regisseur zu bieten, steht gegenüber „Der längste Tag“ an Starpower aber kaum zurück.

Der Plan von Feldmarschall Montgomery

„Die Brücke von Arnheim“ beginnt anhand von Archivaufnahmen mit einem kurzen historischen Abriss der Kriegsereignisse in Westeuropa kurz vor Beginn des Geschehens. Nach der Invasion in der Normandie befreiten die Alliierten im August Paris, die deutsche Wehrmacht wurde allerorten zum Rückzug gezwungen. Mit dem Vorrücken der alliierten Streitkräfte verlängerten sich aber auch die Versorgungswege, weshalb die Operation Market Garden gestartet wurde, die der britische Feldmarschall Bernard Montgomery, Oberkommandierender der britisch-kanadischen 21st Army Group, ausgearbeitet hatte (im Film sind Montgomery und weitere historische Persönlichkeiten in Archivaufnahmen zu sehen).

Hart umkämpft: die Brücke von Arnheim

Auf Seiten der Wehrmacht ist Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt (Wolfgang Preiss) gerade erneut zum Oberbefehlshaber der deutschen Weststreitkräfte ernannt worden. Er sieht sich mit gewaltigen Problemen konfrontiert, da seine Armeen aus dem letzten Loch pfeifen. In England hat Lieutenant General Frederick Browning (Dirk Bogarde) in seinem Hauptquartier die Offiziere Major General Robert Urquhart (Sean Connery), Major General Maxwell Taylor (Paul Maxwell), Brigadier General James Gavin (Ryan O’Neal) und Major General Stanisław Sosabowski (Gene Hackman) versammelt. Er teilt ihnen ihre Einsatzgebiete in der Operation Market Garden zu. Die Aufgabe, die fürs Gelingen der Operation bedeutsamste Brücke von Arnheim zu erobern und zwei Tage lang zu halten, kommt dabei Urquhart zu, der dafür immerhin die Unterstützung von Sosabowski und dessen Luftlandebrigade der polnischen Streitkräfte im Westen erhält. Dennoch beschleicht einige der Soldaten das Gefühl, zu einem Himmelfahrtskommando aufzubrechen. Speziell Sosabowski äußert gegenüber Browning Bedenken. Dieser beschwichtigt ihn mit der Aussage, die Deutschen hätten dort lediglich zweitklassige Streitkräfte stehen. Browning erfährt zwar von seinem Adjutanten Major Fuller (Frank Grimes), dass die Deutschen wider Erwarten Panzer in der Gegend platziert haben, tut diese Information aber ab. Eine der gewaltigsten Luftlandeoperationen in der Geschichte des Krieges nimmt ihren Lauf – sie wird im Fiasko enden. Die Brücke von Arnheim erweist sich als eine Brücke zu weit (Originaltitel des Films: „A Bridge Too Far“), womit gemeint ist, dass es Scheitern verurteilt war Major General Urquhart mit Nachschub und Unterstützung zu versorgen, sodass er die Brücke hätte halten können.

Topstars hüben wie drüben

Michael Caine, Edward Fox, Elliott Gould, Anthony Hopkins, Robert Redford, Denholm Elliott – weitere namhafte Darsteller, die alliierte Offiziere verkörpern. Als Staff Sergeant Eddie Dohun ist James Caan in einem recht eigenständigen Nebenstrang zu sehen, der nicht immer glaubwürdig wirkt, dem Vernehmen nach aber belegt ist. Auf Seite der Deutschen schlüpften unter anderem Hans von Borsody, Hardy Krüger und Maximilian Schell in die Uniformen der Wehrmacht und der Waffen-SS. Als niederländische Zivilpersonen sind Laurence Olivier und Liv Ullmann zu sehen. Aus Authentizitätsgründen sprachen die Darsteller in ihren Rollen die korrekten Sprachen ihrer Figuren, also Englisch, Deutsch und Niederländisch.

Himmelfahrtskommando: Major Cook überquert mit seinen Männern einen Fluss

Acht Oscar-Preisträger plus fünf -Nominierte sind schon eine Hausnummer. Diese Ansammlung von Starpower führt dazu, dass dem einzelnen Darsteller wenig Raum bleibt, seiner Figur Profil zu verleihen. Das gelingt am ehesten noch einigen zu Beginn, etwa bei der erwähnten Zusammenkunft der höchsten Offiziere der Operation bei Lieutenant General Browning. Die Nonchalance, mit der sich Browning über Bedenken hinwegsetzt, gehört zu den nicht allzu vielen schauspielerisch bemerkenswerten Momenten. Allerdings löste die Porträtierung des zum Zeitpunkt der Entstehung des Films bereits verstorbenen Lieutenant Generals eine große Kontroverse aus. Darsteller Dirk Bogarde, der Browning aufgrund seines Kriegsdienstes als Mitglied des Stabs von Feldmarschall Montgomery persönlich gekannt hatte, war das dem Vernehmen nach auch sehr unangenehm.

Dirk Bogarde

Der in London geborene Bogarde wäre am 28. März 2021 100 Jahre alt geworden. Zu seinen prägendsten Kriegserlebnissen als Nachrichtendienst-Offizier der britischen Streitkräfte gehörte im April 1945 das Betreten des Konzentrationslagers Bergen-Belsen wenige Tage nach dessen Befreiung. Ausführliche Erinnerungen daran gab er 1986 in einem TV-Interview preis, in welchem er auch bekundete: Nach dem Krieg wusste ich, dass nichts jemals so schlimm werden konnte. (…) Nichts würde mich mehr in Furcht versetzen können, kein Mensch würde mich mehr in Furcht versetzen können, auch kein Regisseur. Nichts konnte so schlimm sein wie der Krieg oder das, was ich im Krieg gesehen habe. Trotz einer aus seinen Kriegserfahrungen resultierenden Abneigung gegen die Deutschen spielte er 1974 in der italienischen Produktion „Der Nachtportier“ sogar einen ehemaligen SS-Offizier und KZ-Wächter. Bogarde starb am 8. Mai 1999 im Alter von 78 Jahren in seiner Heimatstadt. Er hatte stets seine Hauptrolle in Luchino Viscontis Thomas-Mann-Verfilmung „Tod in Venedig“ (1971) als Karrierehöhepunkt bezeichnet. „Die Nacht der lebenden Texte“-Autor Tonio Klein hat sich in seiner Rezension des Thrillerdramas „Teufelskreis“ (1961) etwas ausgiebiger mit ihm befasst. Auch auf einer Bogarde gewidmeten Webseite findet sich viel Wissenswertes über den Schauspieler.

Gedreht auf der Wilhelminabrücke

Sein für die 1970er-Jahre stattliches Budget von 22 Millionen US-Dollar spielte „Die Brücke von Arnheim“ eher in Westeuropa wieder ein als in Nordamerika, wobei die Kosten für die Produzenten durch den Verkauf von Verleihrechten bereits vor dem Kinostart mehr als ausgeglichen waren. Gedreht wurde hauptsächlich in den Niederlanden. Da die Umgebung der heutigen John-Frost-Brücke in Arnheim, Hauptstadt der Provinz Gelderland, in den 1970er-Jahren modern bebaut war, eignete sie sich nicht als Drehort. Für sie hielt die Wilhelminabrücke in Deventer in der Provinz Overijssel her, die die IJssel überspannt, den nördlichsten Mündungsarm des Rheins.

Der Kampf tobt auch in der Luft

Mit Filmen wie „Die Brücke von Arnheim“ lässt Hollywood die Muskeln spielen. Als Leistungsschau mit viel Kriegsgerät vermag das Kriegsdrama zu beeindrucken. Vom Absprung der Fallschirmjäger über einige Panzer- und Artilleriegefechte bis hin zu Straßenkämpfen wartet die Produktion mit etlichen Bestandteilen martialischer Kriegs-Action auf, die Fans solcher Filme gefallen dürften. Natürlich stürzen sich Kriegs- und Militärexperten gern auf diese Werke, um Ungereimtheiten und Fehler zu entdecken, was oft und auch in diesem Fall gelingt. Da das Gros des Kinopublikums aber nicht über derlei Fachwissen verfügt, mögen das lässliche Mankos sein. Einige Teilnehmer der Operation Market Garden standen dem Regisseur während der Dreharbeiten als militärische Berater zur Verfügung.

Das Leid der Zivilpersonen

Immerhin gelingt es Regisseur Richard Attenborough, kleine Szenen einzubauen, die etwas von der Tragik des Krieges vermitteln, etwa wenn der von Robert Redford verkörperte Major Julian Cook den Maas-Waal-Kanal überquert und sich die bei Tageslicht ablaufende Unternehmung zum Massaker ausweitet, weil die US-Soldaten in ihren Ruderbooten auf dem Wasser perfekte Zielscheiben abgeben. Sequenzen, in denen uniformierte oder zivile Opfer des Krieges ein menschliches Gesicht bekommen, nehmen insgesamt aber zu wenig Raum ein; meist dominiert der Blick auf das strategische Geschehen und den Kampf um die wichtigen Brücken. Der allerdings ist präzise, in der Hinsicht hat „Die Brücke von Arnheim“ große Qualität. Verschiedene kleinere Handlungsfäden laufen zusammen und ergeben ein stimmiges Bild, so beispielsweise auch Szenen mit niederländischen Zivilisten, die teils im Widerstand aktiv sind. Einige von ihnen wird der Krieg aufreiben. Die letzte Szene des Films setzt der Zerstörung ihrer Heimat ein Andenken.

Roland Emmerichs liebster Kriegsfilm

Kein Geringerer als der deutsche Hollywood-Regisseur Roland Emmerich („The Day After Tomorrow“) outete sich 2019 in einem Interview anlässlich des Kinostarts seines Weltkriegsdramas „Midway – Für die Freiheit“ als großer Fan von „Die Brücke von Arnheim“. Dies sei sein Lieblingskriegsfilm. Man sehe, wie eine Militäroperation entsteht, was damit bezweckt wird und wie das umgesetzt wird. Mit dieser Charakterisierung des Geschehens liegt Emmerich richtig. Gegen die Proklamation eines Lieblingsfilms lässt sich obendrein nichts anführen, dies ist völlig legitim. Als eines der besten Kriegsdramen überhaupt geht „Die Brücke von Arnheim“ aber nicht durch, gehört meines Erachtens auch nicht in eine solche Auflistung. Gleichwohl eine beeindruckende Großproduktion mit hohen Schauwerten.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Dirk Bogarde, James Caan, Michael Caine, Sean Connery, Denholm Elliott, Edward Fox, Gene Hackman, Anthony Hopkins, Hardy Krüger, Laurence Olivier, Ryan O’Neal, Wolfgang Preiss, Robert Redford, Maximilian Schell und Fred Williams haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 8. Juni 2018 als Blu-ray im Mediabook, 6. Juni 2014 als Blu-ray, 11. April 2014 als DVD, 15. September 2003 als 2-Disc Special Edition DVD und DVD

Länge: 176 Min. (Blu-ray), 160 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch/Deutsch/Niederländisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: A Bridge Too Far
USA 1977
Regie: Richard Attenborough
Drehbuch: William Goldman, nach einer Vorlage von Cornelius Ryan
Besetzung: Sean Connery, Ryan O’Neal, Michael Caine, Gene Hackman, Anthony Hopkins, Dirk Bogarde, Hans von Borsody, Edward Fox, James Caan, Maximilian Schell, Hardy Krüger, Laurence Olivier, Robert Redford, Hartmut Becker, Frank Grimes, Paul Maxwell, Walter Kohut, Peter Faber, Siem Vroom, Marlies van Alcmaer, Erik van ’t Wout, Liv Ullmann, Elliott Gould, Ben Cross, Denholm Elliott, Fred Williams, Wolfgang Preiss
Zusatzmaterial Blu-ray: Original-Kinotrailer
Zusatzmaterial Mediabook: Booklet, Kinoplakat
Zusatzmaterial Special Edition DVD: Audiokommentar von Drehbuchautor William Goldman, 3 Dokumentarfilme („Heroes from the Sky“, „A Distant Battle – Memories of Operation Market Garden“, „Richard Attenborough – A Filmmaker Remembers“), Fotogalerie, Original Kinotrailer
Label/Vertrieb Mediabook: FilmConfect Home Entertainment
Label/Vertrieb Blu-ray & DVD: Twentieth Century Fox Home Entertainment (MGM)

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshot Mediabook: © 2018 FilmConfect Home Entertainment, Packshots deutsche Blu-ray & DVDs: © Twentieth Century Fox Home Entertainment

 

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Sidney Lumet (IV): Sein Leben in meiner Gewalt – Spiegelbilder im Auge der Verhörlampe

The Offence

Von Tonio Klein

Krimidrama // Für Polizei-Sergeant Johnson (Sean Connery) wird ein Verhör mit dem mutmaßlichen Sexualtäter Baxter (Ian Bannen) ein Höllentrip in die innerste Schwärze seiner verkorksten und gemarterten Seele. Regisseur Sidney Lumet und sein Team haben mehrere Mittel, dies zu verdeutlichen: eine gnadenlose Kamera, die schrittweise Visualisierung von Bildern im Kopf Johnsons, eine betonte Trostlosigkeit der Innen- wie Außenräume und der Farben, grandiose Schauspielerleistungen, last but not least die Schlüsselszene als Ellipse. Schon zu Beginn sehen wir, wie Polizisten in ein Verhörzimmer kommen, in dem Johnson offenbar ausgerastet ist und Baxter zusammengeschlagen hat. Der Film springt dann zurück und zeigt die Jagd nach dem Täter, bis Baxter aufgegriffen wird. Auch dann bekommen wir nur den Anfang und das Ende des Verhörs zu sehen. Ja, Johnson hat Baxter reichlich unsanft angefasst. Doch was geschah wirklich zwischen den Bildern? Wir Zuschauer sind immer geneigt, derartige Lücken selbst zu füllen. Lumet indes wird uns am Ende zeigen, dass wir unseren eigenen Bildern im Kopf nicht immer trauen dürfen.

Mehr als nur ein Polizeifilm

Lumet hat viele Polizeifilme gemacht, ihn interessiert die Institution. Doch obwohl es auch hier stellenweise darum gehen wird, wie man mit dem Schmutz, dem Dreck, der Gewalt von 20 Jahren Polizeidienst auf der Straße fertig wird, geht „Sein Leben in meiner Gewalt“ mehr ins Innere, Individuelle. Der Film ist auch ein Psychothriller im Wortsinne. Und in der Psyche Johnsons sieht es nicht gut aus. Wenn Johnson zu Beginn ein vergewaltigtes Mädchen im Wald findet und es zu beruhigen versucht, sagt er kein einziges Mal, dass er von der Polizei ist. Wie er das sich windende Mädchen festhält, können wir einen gewissen Argwohn bekommen, ob er nicht auch unterschwellig gewisse Gelüste hat, zumal es in seiner Ehe nicht besonders gut läuft. Verstörende visualisierte Gedanken in der Schlussphase des Filmes dürften unseren Verdacht bestätigen. Wie überhaupt auf recht geschickte und allmähliche Weise immer klarer wird, dass Johnson eigentlich sich selbst verhört, sich selbst jagt, sich selbst verabscheut und immer in den Spiegel blickt, wenn er seinem Dienst nachgeht. Auch die immer wieder in Überblendung direkt auf den Zuschauer gerichtete Verhörlampe unterstreicht eine Verschiebung der Perspektive: Der Film scheint uns zuzuschauen, obwohl wir doch die Zuschauer sind. Die Ellipse lässt bei uns Bilder im Kopf entstehen, obwohl Johnson derjenige ist, der mit Bildern im Kopf herumlaufen muss. Der Film wird Johnson messerscharf sezieren, obwohl Johnson derjenige ist, der vorgibt, andere messerscharf zu sezieren. „Ich werde in diesen Augen lesen wie in einem Buch“, herrscht er Baxter an und reißt ihm reichlich unsanft die Augen auf, bloß seine eigenen Augen, die werden ihm kaum einmal geöffnet. Darin ist der Film meisterhaft, gnadenlos und unglaublich trist.

Betonsünden, der angespannte Cop und die gnadenlose Verhörlampe

Tristesse auch in der Bildgestaltung: Wenn nicht gerade Nacht oder Dämmerung ist, ist der Himmel wolkenverhangen. Alle Orte sind von einem dominierenden schmuddeligen Braun geprägt. Das Rot des Bademantels von Johnsons Frau, die ihm helfen will, dringt kaum durch. Johnson möchte das Signal auch nicht sehen, sondern schimpft lieber darüber, wie gewöhnlich das Kleidungsstück sei. Die im Film zu sehende Architektur ist eine Ansammlung von Beton-Flachdach-Bausünden, die zur Drehzeit nicht nur England (wo der Film spielt) dominiert hatten. Eine bezeichnende Szene, in der gezeigt wird, dass Johnson immer sich selbst meint (und es bloß erst langsam merkt), wenn er mit anderen redet: In einer langen Kamerafahrt bewegt er sich auf einen schmierigen Kleinganoven zu Fuß zu. Zunächst ist Johnson links, der Ganove rechts, beide scharf, beide schon „gleichberechtigt“ im Bild – und dann hat sich Johnson dem Mann genähert und spricht mit ihm. Dem Ganoven ist es peinlich, mit Johnson gesehen zu werden – und vielleicht liegt darin mehr als die vordergründige Erklärung, dass Johnson Polizist ist. „Wenn mich meine Freunde mit Dir sehen …“. „Du hast doch gar keine Freunde“, sagt Johnson. Das mag stimmen, aber hier hat Johnson eigentlich mit seinem Spiegelbild gesprochen. Er hat sich dem Ganoven nicht nur angenähert, sondern anverwandelt, und sie gehörten wie gesagt schon von Anfang an in dasselbe Bild, in denselben Rahmen; kamera- und schnitttechnisch wie im übertragenen Sinne. „Sein Leben in meiner Gewalt“? Johnson hat sein Leben jedenfalls nicht in seiner Gewalt!

Wolken sind überall

Die Kamera ist oftmals, gerade in den Aufnahmen auf der Polizeistation, tiefer als auf Augenhöhe postiert. Dies stellt zum einen die Perspektive Baxters dar, als er erstmals niedergeschlagen wird (passend dazu, dass es am Ende eigentlich Baxter ist, der Johnson indirekt verhört und ihm den Spiegel seines verpfuschten Lebens vorhält). Zum anderen lässt dies in Kombination mit tiefenscharfer Weitwinkelfotografie Räume objektiv weiter, aber im übertragenen Sinne enger und bedrückender erscheinen. Lumet macht das immer mal ganz gern, und nie als selbstzweckhafte Marotte. Man bekommt Decke und Boden gleichzeitig ins Bild, diese zwängen die Protagonisten ein. Gleichzeitig nehmen die größer erscheinenden Entfernungen den Personen jegliche Nähe, jeglichen Schutz, jegliche Wärme, die sie etwa bei Kollegen im selben Raum suchen sollten. Alles ist scharf, der Film schaut genau hin. Das heißt aber auch, dass es für Johnson kein Entkommen gibt. Selbst bei einigen extremen Großaufnahmen ist es nicht so wie in der klassischen Teleobjektiv-Fotografie, dass alles um das Porträt herum verschwimmt und der Film nicht nur bei, sondern auch mit ihm ist. „Sein Leben in meiner Gewalt“ hat eine Nähe, die kalt ist. Johnson in Großaufnahme lässt seine ihn marternden Gedanken übermächtig werden, aber nicht im Sinne einer Allianz mit dem Zuschauer. Die Großaufnahmen sind meist bewusst in einer Bildhälfte und nicht mittig; in der anderen Bildhälfte befindet sich noch der kalte Flur der Polizeistation oder eine nicht minder scharfe, kalte Außenaufnahme. Johnson kann seiner Umgebung nicht entfliehen und ist dennoch ein Isolierter. Nicht mal mit dem Zuschauer kann er sich gegen die Realität verbünden.

Wer greift wen an?

Connery spielt grandios; der Film war eines der Wunschprojekte, die er sich im Gegenzug dafür ausbedungen und finanzieren lassen hatte, dass er für „James Bond 007 – Diamantenfieber“ (1971) noch einmal in die Rolle des Agenten geschlüpft war. Man merkt, ihm ist es ernst mit diesem Projekt. Dabei ist sein Spiel intensiv, aber nicht übertrieben forciert, sondern der Rolle eines psychisch kaputten Menschen angemessen. Manchmal scheint er sich hinter dickem Mantel, exorbitantem Schnurrbart und unter einem Hut geradezu verstecken zu wollen, vor Leuten, die ihn durchschauen, und vor sich selbst. Sein finsteres Spiel verdeutlicht aber immer die Ausweglosigkeit solchen Unterfangens. Manchmal bricht die Aggression aus ihm heraus. Und gerade wenn er nicht schreit und schlägt, verrät seine Körperhaltung mit den nie ganz heruntergelassenen Armen eine nur mühsam unterdrückte Anspannung, so genial wie seinerzeit bei Humphrey Bogart in dessen erstem wichtigen Film, „Der versteinerte Wald“ (1936). Alle anderen spielen ebenfalls überzeugend. Erwähnt sei zudem die suggestive, verstörende, dissonante, ausschließlich elektronische Musik von Harrison Birtwistle (der bei den Extras Rede und Antwort steht). Nur am Schluss erklingt eine bekannte Melodie. Es ist ein Kinderlied. Doch die Unschuld, sie blitzt nur kurz von ferne als unerreichbare Möglichkeit auf. Johnson und Baxter haben sie längst verloren, und sie wissen es.

Auch in Innenräumen: Sich-Verstecken hinter Hut, Mantel und Schnurrbart

Ein genialer Film, aber einer, den man sich für einen fröhlichen Abend besser verkneifen sollte. Von den fünf Lumet-Connery-Arbeiten (vier Hauptrollen, eine Nebenrolle) sicherlich die deprimierendste. Vielleicht auch die beste. Die beschriebene Kombination aus achronologischem Erzählen und bewusst eingesetzten Stilmitteln zeigt, dass Lumet wieder einmal ein Meister der Theateradaption war. Die Vorlage „The Story of Yours“ von John Hopkins, die ebenfalls nicht die Chronologie wahrt, wird erstens noch weiter zerrissen, zweitens mit urfilmischen Stilmitteln angereichert, drittens aber auch nicht zwanghaft „aufgebrochen“: Gerade am Ende, das sich stärker auf das lange Verhör konzentriert, verleugnet Lumet das Theater nicht, verbindet aber die Stärken beider Medien.

Anekdoten von der Kostümbildnerin

Das Mediabook präsentiert den Film auf beiden Disc-Formaten, wobei die Blu-ray natürlich ein schärferes Bild hat als die DVD, den Schmuddellook der 1970er-Jahre aber auch nicht verleugnet. Nennenswerte Extras sind die Interviews mit Beteiligten aus der „zweiten Reihe“, wobei die Kostümbildnerin Anekdoten statt etwas von der Kostümbildnerei zum Besten gibt. Am Interessantesten fand ich die Auskünfte zu den ohnehin schon auffälligen Aspekten, namentlich zur Musik (Komponist Harrison Birtwistle) und zum Produktionsdesign (Ausstattungsassistent Chris Burke). Dass die deutschen Untertitel eine Riesen-Computeranlage, wie es sie seinerzeit gab, fälschlich als „P[!]C“ bezeichnen, lässt sich verschmerzen.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Sean Connery und Trevor Howard haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 25. Juni 2020 als limitiertes 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD), 5. Oktober 2004 als DVD

Länge: 112 Min. (Blu-ray), 108 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Offence
GB/USA 1973
Regie: Sidney Lumet
Drehbuch: John Hopkins, nach seinem Bühnenstück
Besetzung: Sean Connery, Trevor Howard, Vivien Merchant, Ian Bannen, Peter Bowles, Derek Newark, Ronald Radd, John Hallam, Richard Moore, Anthony Sagar, Maxine Gordon
Zusatzmaterial: Interviews, Trailer, Bildergalerie, Booklet
Label/Vertrieb 2020: Koch Films
Label/Vertrieb 2004: MGM

Copyright 2020 by Tonio Klein
Szenenfotos & Packshot: © 2020 Koch Films

 

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Öl – Der nächste Mann: Kleinod der 70er-Politfilm-Bewegung

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The Next Man

Von Ansgar Skulme

Politthriller // Drei Geschäftsmänner aus Kuwait, Saudi-Arabien und Tunesien planen den Einstieg in die petrochemische Produktion. Sie haben sich bereits ein Netzwerk aus 40 voneinander unabhängigen Einrichtungen in acht arabischen Ländern aufgebaut. Grabungs- und Bauarbeiten haben begonnen, die Produktion soll bald starten. In den USA sieht man das Vorhaben mit Sorge, da auf dem Weltmarkt für Öl somit ungeahnte Konkurrenz droht. Die Konkurrenten werden als Verschwörer und Teil einer Splittergruppe innerhalb der Organisation ölexportierender Länder (OPEC) betitelt. Um die drei Drahtzieher dieser angeblichen Verschwörung aus dem Wege zu räumen, werden Killer engagiert, die ihren Job nach bester Gewissenlosigkeit ausführen. Doch kaum scheint dieses Problem gelöst, hält der saudi-arabische Staatsminister Khalil Abdul-Muhsen (Sean Connery) eine Rede vor den Mitgliedern der Vereinten Nationen, in der er fordert, dass die arabischen Staaten ihren Frieden mit Israel machen und den Staat als nichtproduzierendes Mitglied in die OPEC aufnehmen sollen. Zudem plant er, saudisches Öl in Dritte-Welt-Staaten zu geben, um diesen in ihrer Bedürftigkeit zu helfen. Weil sich die Strategie, Männer, die aus der OPEC ausscheren wollen einfach zu eliminieren, schließlich erst vor Kurzem bewährt hat, gerät auch Abdul-Muhsen ins Fadenkreuz. Schon bald heftet sich die bildschöne Nicole Scott (Cornelia Sharpe) an seine Fersen. Sie hat den Aufrag Abdul-Muhsen zu liquidieren, doch der weiß, wie man Raubkatzen zähmt.

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Diplomatie und schöne Frauen – Abdul-Muhsen in seinem Element

Das US-Kino der 70er-Jahre brachte eine Reihe von guten Actionthrillern und Katastrophenfilmen hervor, die das Jahrzehnt im Hollywood-Genrekino besonders kennzeichneten. Als drittes sich zunehmender Beliebtheit erfreuendes Genre kristallisierte sich der Polit- und Wirtschaftsthriller heraus, der sich auch in anderen Ländern wie Italien oder Frankreich seinerzeit steigendem Interesse gegenübersah. Politik und Wirtschaft wurden in einigen Filmen als Ursache für gravierende Missstände verantwortlich gemacht, die von der Durchschnittsbevölkerung teils nicht einmal wahrgenommen werden. Politiker und Geschäftsmänner steuern die Welt um ihres eigenen Vorteils oder des Vorteils einzelner Länder willen auf Katastrophen zu, vertuschen Wahrheiten und wer hellhörig wird, wird entweder nicht ernst genommen, bedroht oder aus dem Wege geräumt. So gerieten in diesen Filmen immer wieder einzelne Männer in die Mühlen des Systems oder gar ganze Nationen in Gefahr. Beispiele für dieses Subgenre des Thrillers stellen etwa „Zeuge einer Verschwörung“ (1974) mit Warren Beatty, „Schwarzer Sonntag“ (1977) mit Robert Shaw und „Das China-Syndrom“ (1979) mit Jane Fonda, Jack Lemmon und Michael Douglas dar. „Öl – Der nächste Mann“ ist Teil genau dieser Bewegung, die das Genre bis heute geprägt hat und auch Elementen des Unterhaltungs- und Sensationskinos von vornherein nicht abgeneigt war. Damit vermögen diese Filme komplexe Themen an ein breites Publikum zu tragen, auch wenn die Zusammenhänge manchmal nicht einfach zu durchschauen sind.

Bei der Kritik durchgefallen

„Öl – Der nächste Mann“ zählt leider zu den kommerziell weniger erfolgreichen Beispielen für das Genre. Der Film musste nicht nur in Deutschland ohne Kinostart auskommen, sondern fand sogar in Großbritannien lange keinen Verleih. Da half auch die Präsenz von Sean Connery nichts. Die Gründe hierfür dürften einerseits darin gelegen haben, dass sich schon die Kritiker in den USA eher moderat bis negativ zu dem Film geäußert hatten, und ferner wohl auch in der politischen Brisanz der Geschichte. Durch die verpassten Kinostarts in anderen Ländern, bis hin zu Connerys Heimat, war der Film gewissermaßen Connerys größter Flop, seit er durch Bond zum Star geworden war. Da „Öl – Der nächste Mann“ eine der letzten Produktionen des Studios Allied Artists (früher: Monogram Pictures) war, das durch derartige Kassenflops Ende der 70er Bankrott ging, fehlte ihm wohl auch etwas die Lobby.

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Der Minister zeigt Referenzen an die 007-Filme

Immerhin tröstlich, dass man in Deutschland, als das Werk etliche Jahre später doch noch seinen Weg auf die Bildschirme fand, trotz allem Gert Günther Hoffmann als Connerys Stimme engagierte, der seit dem zweiten Bond-Abenteuer „Liebesgrüße aus Moskau“ Connerys Stammsprecher war und ihn in den meisten seiner Filme sprach. Connery-Freunden wird allerdings auffallen, dass er in der deutschen Fassung von „Öl – Der nächste Mann“ etwas älter klingt, als man es erwarten würde – weil sie mangels Kinostart erst verspätet entstand. Da Connery in diesem Film gleichzeitig ohne sein berühmtes Toupet auftrat und in einem Interview sogar selbst sagte, dass er es als Art von Ehrlichkeit empfand, einmal nicht jünger, sondern sogar älter zu spielen, ergibt die ältere Stimme in gewisser Weise sogar Sinn. Die Synchronfassung ist auch darüber hinaus recht gut gelungen und man merkt atmosphärisch glücklicherweise nicht, dass es sich nicht um eine zeitgenössische Bearbeitung handelt. In den USA wollte man das Risiko mit dem älter wirkenden Connery zu werben, trotzdem nicht in aller Gänze gehen – dort kaschierte man die kahlen Stellen auf Connerys Kopf mittels einer riesigen Silhouette des Kopfes seiner Filmpartnerin Cornelia Sharpe, der auf dem Poster direkt hinter Connery zu sehen ist, während man sie vor der Silhouette seines Kopfes sieht (die Silhouetten nähern sich einander im Bildhintergrund zu einem Kuss, während man im Vordergrund beide mit Handfeuerwaffen sieht).

Besser als gedacht

Ob das Urteil, welches die Kritiker seinerzeit fällten, dem Film mit allen Folgen, die das für die internationale Vermarktung hatte, gerecht wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Zweifelsohne geht der Film bei der Ausleuchtung seiner Charaktere kaum in die Tiefe, und dass sich ein Saudi vor den Vereinten Nationen für eine Machtstärkung Israels ausspricht, wenngleich er sich wohlgemerkt auch für Palästina stark macht, kommt reichlich gut gemeint daher. Aber Connery spielt die idealistische Figur mit einer weltgewandten Aura, die Lust macht, den Argumenten zuzuhören – und darin liegt ein Mehrwert des Films. Die politische Komponente scheint mir das geringere Problem zu sein, auch ist der Film angenehm konsequent, was die Gewaltdarstellungen angeht. Mehr noch: Der unter anderem im Menü der DVD zu hörende, im Film einige Male wiederholte Song, der gewissermaßen zum musikalischen Motiv der mörderischen Nicole wird, ist hervorragend – mag er mit seinem gesäuselten Französisch noch so viele Klischees erfüllen. „Öl – Der nächste Mann“ schwächelt hingegen vor allem dann, wenn der Fokus zu sehr auf die Liebelei zwischen dem Diplomaten und der Killerin fällt. Beispielsweise wirkt das Intermezzo auf den Bahamas, wo es plötzlich zu einer ausgiebigen Schießerei und reichlich nackter Haut kommt, wie eingeschoben, um sich bei Connerys Bond-Fans anzubiedern, und bringt die Handlung über geraume Zeit überhaupt nicht voran. Ganz davon abgesehen, dass die Fähigkeiten dieses Diplomaten im Nahkampf und bei Schießereien wahrhaft erstaunlich sind. Dort verschenkt der Film inhaltliches, politisches Potenzial in unnötig seichtem Fahrwasser, auch wenn es trotzdem Freude macht, Connery wie in alten Zeiten mal wieder mit dem Finger am Abzug und einer enorm attraktiven Frau im Arm zu sehen, die sich in allerbester Bondgirl-Tradition bewegt – unter denen befand sich ja auch die eine oder andere mörderische Lady.

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Die mörderische Nicole gerät in Versuchung

Man kann sich dennoch des Eindrucks nicht erwehren, dass der inhaltliche Anspruch des Films hinter der Liebesgeschichte etwas verkannt wurde. Der berühmte US-Filmkritiker Roger Ebert beispielsweise warf dem Film vor, dass man über die drei Mordanschläge zu Beginn des Films nie erfahren hätte, wer ermordet wurde, von wem und warum („We remember that the film opened with a series of graphic assassinations, and that we never did learn who was being killed, by whom, or for what reasons.“). Dies stimmt aber nur insofern, als die eingangs gezeigten Geschäftsmänner, die sich in New York treffen, namentlich nicht explizit einer bestimmten Organisation zugeordnet werden. Dass diese Männer die Killer anheuern, welche drei Männer ermordet werden und warum, wird jedoch sogar bereits im Vorfeld der Morde erklärt: in der ersten Szene des Films. Der Film mag manchmal etwas zu oberflächlich sein und sich in Nebensächlichkeiten verlieren, der Vorwurf, er sei zu verwirrend, erschließt sich meiner Wenigkeit allerdings nicht. Vor allem ist fraglich, ob man das Zusammenspiel von Connery und Sharpe als größte Stärke des Films sehen sollte, während man die politisch-kritische Ebene als zu verwirrend abtut, denn mit dem Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren einher gehen auch die überflüssigen Bond-Anspielungen, die dem Fortlauf der Story mehr im Wege stehen als alles andere und nichts als Unterhaltungskino inmitten guter inhaltlicher Ansätze sind.

DVD mit Schönheitsfehlern

Die DVD von Pidax Film bietet leider kein Bonusmaterial und das Bild weist an ein paar Stellen ärgerliche Hänger und Pixelfehler auf. Nichtsdestotrotz kommt man mitsamt dem Originalton in den Genuss eines recht seltenen Films. Die Tatsache allein, dass er ausgegraben wurde, obwohl es das produzierende Studio schon lange nicht mehr gibt, verdient zunächst einmal ein Lob, mag man sich danach auch über technische Feinheiten ärgern. Wer das Thriller-Kino der 70er aus den USA oder Italien zu schätzen weiß, kommt hier auf seine Kosten und sollte zugreifen, auch wenn der Film sicher nicht zu den weltweit 25 besten Genrebeiträgen des Jahrzehnts zu zählen ist. Und für Sean-Connery-Fans bietet das Werk letztlich einen Querschnitt aus James Bond auf der einen und seinen am meisten geerdeten Rollen auf der anderen Seite – optisch wie auch inhaltlich –, inklusive seines Stammsynchronsprechers. Das ist Kino-Nostalgie im besten Sinne, obwohl der Film erst 40 Jahre alt ist.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Adolfo Celi und Sean Connery haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

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Kann dieser Mann die Killerin zähmen?

Veröffentlichung: 11. November 2016 als DVD

Länge: 102 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: The Next Man
USA 1976
Regie: Richard C. Sarafian
Drehbuch: Morton S. Fine, Alan Trustman, David M. Wolf, Richard C. Sarafian
Besetzung: Sean Connery, Cornelia Sharpe, Albert Paulsen, Ted Beniades, Marco St. John, Charles Cioffi, Adolfo Celi, Salem Ludwig, Roger Serbagi, Armand Dahan
Zusatzmaterial: Trailer zu anderen Filmen
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2016 by Ansgar Skulme
Fotos & Packshot: © Al!ve AG / Pidax Film

 

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