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Horror für Halloween (XXXII) / Mario Bava (VIII): Planet der Vampire – Das „Alien“-Vorbild?

25 Okt

Terrore nello spazio

Von Volker Schönenberger

SF-Horror // Zwei Raumschiffe auf einer interplanetarischen Mission fangen ein Signal vom unerforschten Planeten Aura ein. Während sie ihn umkreisen, verliert die „Argos“ den Funkkontakt zur „Galliot“. Kurz darauf zwingt eine unsichtbare Kraft das Raumschiff zur Landung. Aufgrund der heftigen Schwerkrafteinwirkung beim Absinken verlieren die Besatzungsmitglieder das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kommen, wirken sie wie von Sinnen, greifen einander an. Einzig Captain Mark Markary (Barry Sullivan) ist bei sich, kann die anderen bezwingen und von dem fremden Bann befreien. In der Ferne sichten die Kosmonauten die „Galliot“. Das Grauen hat gerade erst begonnen.

Mit wenig Budget viel erreicht

„Planet der Vampire“ belegt hinreichend, wie man mit billigen Studiokulissen eine schaurige Atmosphäre erschaffen kann. Hauptsächlich gedreht in den berühmten Cinecittà-Filmstudios in Rom, setzte Mario Bava reichlich wabernden Kunstnebel, geschickte Beleuchtung und ebensolche Kameraführung ein, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Für seinen Kameramann Antonio Rinaldi war es das erste Engagement. Insgesamt war er bei zehn Filmen Hauptverantwortlicher der Kamera – allesamt unter der Regie Bavas, zuletzt 1972 bei „Baron Blood“. Von 1954 bis 1979 war er auch als Oberbeleuchter („Gaffer“) tätig, oft ebenfalls für Mario Bava.

Der Terror im Weltraum

Im Original trägt der Film den Titel „Terrore nello spazio“, was „Terror im Weltraum“ bedeutet. Mit Vampiren bekommen es die Menschen nicht zu tun, mit etwas gutem Willen kann man die Bedrohung höchstens metaphorisch als vampirisch bezeichnen (mehr würde spoilern). Unbenommen, dass das üppig dimensionierte Innere der Raumschiffe und die sonderbaren Raumanzüge mit ihren hohen Kragen mit unseren Vorstellungen von Raumfahrt wenig zu tun haben. Ein paar Einstellungen haben mich sogar an den deutschen Siebenteiler „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ von 1966 erinnert. Die erzählerische Vision macht das aber mehr als wett. Einige Parallelen zu Ridley Scotts „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979) sind unübersehbar, auch wenn Scott stets bestritten hat, Bavas Werk gekannt zu haben. Sein Ko-Drehbuchautor Dan O’Bannon hat aber dem Vernehmen nach viel später zugegeben, von „Planet der Vampire“ abgekupfert zu haben.

Sohnemann Lamberto Bava

Erstmals mit der bedeutsamen Aufgabe eines Regieassistenten am Set war Mario Bavas Sohn Lamberto, der seinem Vater später als Regisseur nacheiferte und ein paar durchaus bemerkenswerte Arbeiten ablieferte, etwa „Dämonen 2“ (1985) und dessen Fortsetzung „Dämonen“ (1986). Als internationale Produktion – außer Italian International Film waren unter anderem die American International Pictures von Samuel Z. Arkoff und James H. Nicholson beteiligt – ist „Planet der Vampire“ international besetzt worden, so mit dem US-Amerikaner Barry Sullivan („Erdbeben“), der Brasilianerin Norma Bengell, dem Spanier Ángel Aranda („Die letzten Tage von Pompeji“) und der in Italien lebenden Griechin Evi Marandi („Vollmacht für Jack Clifton“). Sie alle sprachen ihre Rollen in ihrer Landessprache ein, später wurden ihre Stimmen für die jeweilige Kinoauswertung nachsynchronisiert, sofern erforderlich.

Beste Science-Fiction aus Italien

Italien ist nicht unbedingt für Science-Fiction-Filme berühmt. Antonio Margheritis „Orion 3000 – Raumfahrt des Grauens“ (1966) und „Dämonen aus dem All“ (1967) kommen in den Sinn. Beiden ist „Planet der Vampire“ haushoch überlegen, auch wenn man Mario Bavas Regiearbeit das geringe Budget ebenfalls jederzeit ansieht.

Wo bleibt die restaurierte Fassung auf Blu-ray?

Vormals mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren versehen, ist der Film seit 2004 ab 12 Jahren freigegeben. Im Mai 2016 feierte in Cannes eine digital restaurierte Fassung des Films Premiere, die ein Jahr später von Arte in Deutschland ausgestrahlt wurde. Sie ist gut anderthalb Minuten länger als die Fassung, die 2004 von Legend Home Entertainment auf DVD veröffentlicht wurde, aber längst vergriffen ist. Angesichts dessen sei die Frage erlaubt, weshalb sich noch kein Label gefunden hat, dass „Planet der Vampire“ hierzulande in angemessener Qualität auf Blu-ray herausbringt. Anderswo, etwa in den USA, hat das ja bereits geklappt. Höchste Zeit auch für Deutschland!

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Mario Bava haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Barry Sullivan unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 21. Juni 2004 als DVD

Länge: 85:52 Min. (2015 restaurierte Fassung, 2017 von Arte ausgestrahlt), 84:13 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Terrore nello spazio
Englischer Titel: Planet of the Vampires
IT/SP/USA/GB/MEX 1965
Regie: Mario Bava
Drehbuch: Ib Melchior, Alberto Bevilacqua, nach der Story „One Night of 21 Hours“ von Renato Pestriniero
Besetzung: Barry Sullivan, Norma Bengell, Ángel Aranda, Evi Marandi, Stelio Candelli, Franco Andrei, Mario Morales, Fernando Villena, Ivan Rassimov, Federico Boido, Alberto Cevenini, Giuseppe Mattei, Massimo Righi
Zusatzmaterial: deutscher und englischer Trailer, Super-8-Fassung (16:28 Min.), 8-seitiges Booklet, Schuber
Label: Legend Home Entertainment
Vertrieb: Universum Film

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

 
 

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Eine Antwort zu “Horror für Halloween (XXXII) / Mario Bava (VIII): Planet der Vampire – Das „Alien“-Vorbild?

  1. Christoph Wolf

    2021/10/25 at 22:41

    Die DVD habe ich hier stehen, den Film mag ich sehr. Ich wußte aber bisher nichts von der längeren Fassung und schließe mich jetzt dem Wunsch an, dass diese vernünftig veröffentlicht wird.
    Generell hat Bava mehr Aufmerksamkeit verdient.

     

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