47 Meters Down – Uncaged
Horrorthriller // Knapp zwei Jahre nach ihrem Überraschungserfolg „47 Meters Down“ lassen Regisseur Johannes Roberts und Drehbuchautor Ernest Riera erneut die Haie los. Es handelt sich dabei um keine direkte Fortsetzung, sondern mehr oder weniger um eine Variation des Erstlings mit neuen Figuren, die ebenfalls einen aussichtslos erscheinenden Überlebenskampf gegen die gefräßigen Biester führen. Wie der Untertitel bereits verrät, sind die Protagonisten diesmal allerdings nicht in einem Käfig eingesperrt. Roberts und Riera haben sich ein interessantes neues Szenario für den zweiten Teil ausgedacht. „47 Meters Down – Uncaged“ feierte seine Deutschland-Premiere auf dem Fantasy Filmfest 2019.
Maya-Gräber unter Wasser
Yucatán, Mexiko: Wohnen, wo andere Leute Urlaub machen. Klingt gut, ist es aber zumindest für Mia (Sophie Nélisse) nicht, denn in der neuen Schule wird sie von ihren Mitschülerinnen nicht wirklich freundlich aufgenommen. Nach dem Tod ihrer Mutter hat Vater Grant (John Corbett) neu geheiratet. Jennifer (Nia Long) hat ebenfalls eine Tochter mit in die Ehe gebracht: Sasha (Corinne Foxx) ist aber in der Schule um einiges beliebter als die jüngere Mia. Damit sich die zwei Stiefschwestern ein bisschen besser vertragen lernen, macht Grant den Mädchen ein Geschenk: Eine Ausflugsfahrt in einem Boot mit Glasboden im Rumpf, durch den man Weiße Haie in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann, soll die Patchwork-Stiefschwestern wider Willen enger zusammenschweißen.
Mia und Sasha machen sich auf den Weg. Doch am Hafen bringen sie ihre Freundinnen Alexa (Brianne Tju) und Nicole (Sistine Stallone) kurz vor der Abfahrt auf eine bessere Idee: Ein abgelegener, traumhafter See lädt nicht nur zum Plantschen ein. Nebenbei befindet sich dort der Eingang zu dem Ort, an dem Mias Vater gerade arbeitet: Unter Wasser wurde eine Begräbnishöhle der Mayas entdeckt. Die vier Mädchen schnappen sich die Taucherausrüstung, die für die Archäologen bereitgestellt wurde, die in den nächsten Tagen die antike Anlange genauer unter die Lupe nehmen wollen, und begeben sich in die Tiefen …
Gefundenes Fressen für Haifreunde
Gerade mal etwa 30 Minuten dauert es, bis der erste Weiße Hai dem Quartett begegnet. Zuvor gelang es mittels einer kleinen, bekannten Mobbing-Geschichte, zu den Hauptfiguren einigermaßen eine Verbindung aufzubauen, sodass man bei der nun anstehenden Jagd einigermaßen mitfiebern kann. Auch, wenn es schwer vorstellbar erscheint, dass die jungen Frauen so versiert mit den Tauchgerätschaften umgehen können, erweist es sich wie schon im Vorgänger als großer Vorteil, dass die im Londoner Studio entstandenen Unterwassersequenzen sehr authentisch aussehen. Aufgrund des trüben Wassers und des fehlenden Lichts müssen die computeranimierten Haie nicht so detailreich dargestellt werden, sie erfüllen dennoch voll und ganz ihren Zweck: Sie sollen den Protagonisten und dem Publikum gleichermaßen Angst einjagen – und die Tiere erweisen sich als echte Killer. Hier zeigt sich ein rares Talent von Johannes Roberts, welches anderen Regisseuren im Horrorgenre häufig abgeht: Obwohl er mit Jump-Scares arbeitet, verkommen sie in „47 Meters Down – Uncaged“ nicht zum billigen Mittel, um schnelle Schocks zu erzeugen, sondern funktionieren hier überraschend gut.
Ebenso entpuppt sich die labyrinthartige Maya-Begräbnisstätte als interessantes Jagdrevier. Wenn die Taucherinnen in den verwinkelten und engen Gängen panisch umherschwimmen, werden fast Erinnerungen an „The Descent – Abgrund des Grauens“ wach. Als mögliche Beute schwimmen vier Jungdarstellerinnen um ihr Leben. Von ihnen ist bislang nur Sophie Nélisse durch ihre Hauptrolle in „Die Bücherdiebin“ („The Book Thief“, 2013) einem größeren Publikum bekannt. Sylvester Stallones Tochter Sistine feiert mit „47 Meters Down – Uncaged“ ihr Filmdebüt. Da die meisten Szenen unter Wasser spielen und die Darstellerinnen fast nur ihre Taucherausrüstung tragen, bleibt hier wenig Raum für große schauspielerische Entfaltungsmöglichkeiten.
Regisseur Johannes Roberts versteht sein Handwerk, zieht gegen Ende noch einmal ordentlich die Spannungsschraube an, lässt allerdings dann zugunsten eines Over-the-Top-Finals die vorherrschende Ernsthaftigkeit der Geschichte fallen, was den Gesamteindruck etwas trübt. Dennoch ist „47 Meters Down – Uncaged“ für den schnellen Haihunger für zwischendurch auf jeden Fall ein gefundenes Fressen. Roberts bleibt dem Horrorgenre treu: Als Nächstes wird er dem „Resident Evil“-Franchise mit einem Serien-Reboot für Netflix neues Leben einhauchen.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Johannes Roberts haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit John Corbett unter Schauspieler.
Veröffentlichung: 20. Februar 2020 als Blu-ray und DVD
Länge: 91 Min. (Blu-ray), 87 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Originaltitel: 47 Meters Down – Uncaged
GB/USA 2019
Regie: Johannes Roberts
Drehbuch: Ernest Riera, Johannes Roberts
Besetzung: Sophie Nélisse, Corinne Foxx, Brianne Tju, Sistine Rose Stallone, John Corbett, Nia Long, Brec Bassinger, Davi Santos, Khylin Rhambo
Zusatzmaterial: Audiokommentar mit Regisseur Johannes Roberts, Produzent James Harris und Autor Ernest Riera, Featurette: „Diving Deeper: Uncaging 47 Meters Down”, Trailer, Programmtipps
Label/Vertrieb: Concorde Home Entertainment
Copyright 2020 by Andreas Eckenfels
Szenenfotos, Packshot & Trailer: © 2020 Concorde Home Entertainment