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Das Morgan Projekt – Große Fußstapfen

Morgan

Von Andreas Eckenfels

SF-Horror // Von „Frankenstein“ über „Terminator“ zu „Ex Machina“ oder aktuell „Ghost in the Shell“: Die Erschaffung von künstlichen Lebensformen und die Gefahren, die sich dadurch ergeben, wenn der Mensch in die Evolution eingreift und Gott spielt, sind seit jeher fester Bestandteil des fantastischen Films. Dass sich auch Luke Scott in seinem Langfilmdebüt mit diesem ewigen Thema beschäftigt kommt nicht von ungefähr. Schließlich schuf sein Vater Ridley mit „Blade Runner“ einen filmischen Meilenstein, der sich ebenfalls mit philosophischen Fragen auseinandersetzte. Was macht das menschliche Wesen aus? Stellt die künstliche Intelligenz eine überlegene Daseinsform dar, die irgendwann die Menschheit ersetzen kann?

Nach einem Zwischenfall darf Morgan (v.) nicht mehr mit Amy raus in die Natur

Die Krisenmanagerin Lee (Kate Mara) wird auf einen abgelegenen Landsitz gerufen, wo ein außergewöhnliches Experiment im Gange ist: In dem angrenzenden Bunker steht Morgan (Anya Taylor-Joy) abgeschirmt hinter einer dicken Sicherheitsscheibe unter ständiger Beobachtung. Nichts deutet darauf hin, dass die junge Frau in dem grauen Kapuzenpullover etwas Besonderes ist. Doch Morgan ist erst fünf Jahre alt. Sie wurde durch Genmodifikation künstlich hergestellt. Die Wissenschaftler Simon Ziegler (Toby Jones) und Dr. Lui Cheng (Michelle Yeoh) haben Morgan erschaffen; Amy Menser (Rose Leslie) unterstützt sie bei ihrer Arbeit.

Lee soll feststellen, ob …

Doch die künstliche Lebensform verhält sich zunehmend aggressiv. Morgan hat eine weitere Wissenschaftlerin (Jennifer Jason Leigh) schwer verletzt, ihr mit einem spitzen Gegenstand ins Auge gestochen. Nach diesem Zwischenfall droht das Projekt zu scheitern. Lee soll nun evaluieren, ob das Experiment überhaupt noch tragbar ist oder ob die Organisation, die die finanzielle Unterstützung gewährleistet, nicht besser den Stecker beim „Morgan Projekt“ ziehen sollte.

Große Namen, schwaches Skript

Sein Talent konnte Luke Scott schon bei seinem Vater Ridley persönlich erproben. Er war als Regisseur der Second Unit bei „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ und „Exodus – Götter und Könige“ dabei. Ridley Scott ließ es sich natürlich nicht nehmen, an „Das Morgan Projekt“ als Produzent beteiligt zu sein. Dies ermöglichte es sicherlich auch, dass Luke Scott eine namhafte Darstellerriege verpflichten konnte. Allerdings kommen Jennifer Jason Leigh, Michelle Yeoh und Paul Giamatti kaum über die Rolle eines Gastauftritts hinaus. Dass auch die anderen Schauspieler bis auf Newcomerin Anya Taylor-Joy („The Witch“, „Split“) kaum glänzen können, liegt nicht an ihnen, sondern mehr am schwachen Drehbuch, welches weder den Figuren noch der Geschichte Platz zur Entfaltung gibt.

… die künstliche Intelligenz Morgan ein Sicherheitsrisiko darstellt

Eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den oben genannten philosophischen Fragen darf man nicht erwarten. Zwar erfährt der Zuschauer ein paar Hintergründe über die Gentechnologie und die Erschaffung von Morgan. Aber im Grunde spielt es keine Rolle, ob die junge Frau ein künstlicher Mensch, ein Alien oder ein anderes unbekanntes Wesen ist, welches ein unkontrollierbares Risiko für die Menschheit darstellt.

Paul Giamatti als Psychiater

Denn erst nach der Befragung durch den von Giamatti gespielten Psychiater erfahren wir etwas mehr darüber, wie es mit Morgans Innenleben bestellt ist. Gleichzeitig kommt es dabei zu einem Bruch in der Handlung: Ist „Das Morgan Projekt“ in der ersten Hälfte ein ruhiges Science-Fiction-Drama, wandelt sich die Erzählung nun zum durchaus blutigen, nicht unspannenden, aber herkömmlichen Horrorplot inklusive Verfolgungsjagd durch die Natur und einem vermeintlich überraschenden Storytwist.

Dr. Alan Shapiro stellt Morgan ungemütliche Fragen

So gelingt es Luke Scott mit seinem Debüt nur ansatzweise zu zeigen, dass er von seinem prominenten Vater einiges gelernt hat. Der Sohn bleibt den Beweis schuldig, dass er das Zeug hat, einmal in die großen Fußstapfen des „Blade Runner“-Regisseurs zu treten. Im Geschäft bleibt er auch erst mal, da ihm Ridley Scott genügend Arbeit gibt: Nach „Das Morgan Projekt“ durfte Luke Scott den knapp fünfminütigen Prolog „Last Supper“ zum heißerwarteten „Alien – Covenant“ drehen, den Ihr auf dem YouTube-Kanal von Twentieth Century Fox ansehen könnt.

Was geht in Morgans Kopf vor?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Jennifer Jason Leigh, Rose Leslie, Anya Taylor-Joy und Michelle Yeoh haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgeführt, Filme mit Brian Cox, Paul Giamatti und Toby Jones unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 13. April 2017 als 4k-Ultra-HD, Blu-ray und DVD

Länge: 92 Min. (4k-Ultra-HD, Blu-ray), 88 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, u.a.
Untertitel: Deutsch, Englisch, u.a.
Originaltitel: Morgan
USA 2016
Regie: Luke Scott
Drehbuch: Seth Owen
Besetzung: Kate Mara, Anya Taylor-Joy, Rose Leslie, Michelle Yeoh, Paul Giamatti, Toby Jones, Michael Yare, Chris Sullivan, Jennifer Jason Leigh, Brian Cox
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Luke Scott, Der modifizierte Organismus: Die Wissenschaft hinter Morgan, Entfallene Szenen, Kurzfilm „Loom“ mit optionalem Kommentar von Luke Scott, Bildergalerie, Kinotrailer
Vertrieb: Twentieth Century Fox Home Entertainment

Copyright 2017 by Andreas Eckenfels

Fotos, Packshot & Trailer: © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

 

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