RSS

Schlagwort-Archive: Michael Myers

Horror für Halloween (XVII): Halloween Ends – Das letzte Gefecht?

Halloween Ends

Kinostart: 13. Oktober 2022

Von Andreas Eckenfels

Horror // Ich, Jamie Lee Curtis, Königin des Schreckens, Tochter von Janet Leigh und Tony Curtis, Mutter von Lindsay Lohan, schwöre hiermit unter Androhung von Meineid, dass Halloween Ends (2022) der letzte Halloween-Film sein wird, in dem ich jemals auftreten werde.

44 Jahre nach ihrem Kinodebüt in John Carpenters „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978), in welchem sie als Laurie Strode zu einer der ersten Scream Queens der Filmgeschichte zur Ikone aufstieg, unterzeichnete Jamie Lee Curtis in der Jimmy Kimmel Show diese nicht ganz ernst gemeinte Absichtserklärung – auch ohne ihren Anwalt zu konsultieren.

Laurie Strode hat ihr altes Leben hinter sich gelassen

Mit dem dritten Teil der von Regisseur David Gordon Green inszenierten neuen Trilogie will sich Curtis von ihrer Filmfigur endgültig verabschieden. Vorher muss sie als Laurie Strode aber das letzte Gefecht gegen ihren Erzfeind Michael Myers ausfechten, auf das Fans seit „Halloween“ (2018) und „Halloween Kills“ (2021) sehnsüchtig gewartet haben. Wer wird das vermeintlich finale Aufeinandertreffen für sich entscheiden? Die Überlebensexpertin oder das ultimative Böse?

Trügerische Idylle in Haddonfield

Vier Jahre nach den schrecklichen Ereignissen der Halloween-Nacht, in der Michael Myers erneut sein blutiges Unwesen trieb, ist im Leben von Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) überraschend so etwas wie Ruhe und Frieden eingekehrt. Sie wohnt gemeinsam mit ihrer Enkelin Allyson (Andi Matichak) in einem neuen Haus in Haddonfield und arbeitet an einem Buch, in dem sie ihre Erlebnisse verarbeitet. Von Michael Myers fehlt seit jener Nacht jede Spur. Ihre Angst vor dem maskierten Serienkiller, die sie jahrzehntelang begleitete, ist offenbar einer neuen Zuversicht gewichen, endlich ihr altes Leben hinter sich zu lassen.

Auch äußerlich macht Laurie eine bessere Figur als noch in der Vergangenheit. Ihre neue Frisur bemerkt Officer Frank Hawkins (Will Patton), den sie zufällig im Supermarkt trifft und mit dem sie einige freundliche Worte austauscht. Als sie an einer Tankstelle dem Außenseiter Corey Cunningham (Rohan Campbell) zu Hilfe eilt, der von einigen Halbstarken drangsaliert wird, kommt ihr die Idee, ihn mit Allyson zu verkuppeln. Der Plan gelingt: Auf einer Kostümparty in einer Bar kommen Allyson und Corey einander näher. Doch niemand ahnt, dass in dem schüchternen jungen Mann eine dunkle Macht schlummert.

Neue Figur macht unnötige Probleme

Nach einem stimmungsvollen und schockierenden Prolog (inklusive einer kleinen Hommage an John Carpenter), in dem die Zuschauer und Zuschauerinnen den tragischen Vorfall aus Coreys Vergangenheit erfahren, weshalb er von Haddonfields Einwohnern größtenteils wie Dreck behandelt, wird sowie einem kurzen „Was bisher geschah“-Zusammenschnitt präsentiert „Halloween Ends“ eine trügerische Idylle. Laurie und Allyson versuchen so gut es geht, ein nahezu normales und glückliches Leben ohne großen Groll zu führen, auch wenn besonders Laurie immer wieder daran erinnert wird, dass sie mitverantwortlich für all das Leid ist, dass die Stadt ertragen musste. Wunden können heilen, aber Narben bleiben überall zurück.

Corey ist ein Außenseiter in Haddonfield

Neben einigen wiederkehrenden Charakteren wird Corey als neue Figur in der „Halloween“-Trilogie von David Gordon Green präsentiert – und der Regisseur und die übrigen Autoren haben sich dafür entschieden, dem eigentlich freundlichen, aber leicht gestörten 21-Jährigen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Fortan begleiten wir Rohan Campbell als Corey auf seinem dunklen Pfad, den ganzen Hass, der ihm entgegengeschlagen ist, in Wut umzuwandeln und blutige Taten folgen zu lassen. Aus dem angedachten Horrorschocker wird somit zunächst ein düsteres Psychodrama, das einen Großteil der Laufzeit einnimmt und in dem zu allem Überfluss Laurie, Allyson und auch Michael Myers nahezu zu Nebenfiguren degradiert werden.

Es handelt sich um einen radikalen erzählerischen Bruch mit den Regeln des Slasherfilms, dem man erst einmal schlucken muss. Natürlich verstehe ich Greens Intention, zu zeigen, dass das Böse unterschiedliche Formen annehmen kann. Aber wenn er seine „Halloween“-Vision vorab konzipiert hat, wovon bei so einem großen Projekt auszugehen ist, warum hat er nicht einfach in den zwei vorigen Teilen Corey mal aufkreuzen lassen, damit er dem Publikum wenigstens schon bekannt ist? Hätte es nicht einer komplett anderen Geschichte benötigt, die eben von einem Außenseiter handelt, der langsam zum Killer heranreift, statt diese Wandlung am Ende der aktuellen Trilogie zu beleuchten? Oder einfacher ausgedrückt: Warum soll ich mich für eine komplett neue Figur interessieren, wenn ich doch den Showdown zwischen Laurie und Michael Myers herbeisehne?

Schau mir in die Augen, Michael!

Apropos Michael Myers: Früh im Film kommt es zum ersten zufälligen Aufeinandertreffen zwischen ihm und Corey. Offenbar haben dem Killer die Wunden schwer zugesetzt, die ihm der Lynchmob in „Halloween Kills“ zugefügt hat: Michael Myers ist sichtlich geschwächt. Was er in den vergangenen vier Jahren getan hat, bleibt ein Mysterium, das nicht aufgeklärt wird. Hat er gemordet? Von was hat er sich ernährt? Hat er das Verstecken hinter Büschen und Bäumen geübt? Jedenfalls verschont er überraschenderweise Corey, nachdem er ihm tief in die dunklen Augen geschaut hat. Der Maskenmann scheint dabei eine tiefe Verbindung zu dem gepeinigten jungen Mann aufzubauen und das in Corey schlummernde böse Potenzial in irgendeiner Weise zu spüren. Oder rein spekulativ: Ist es eine übernatürliche Kraft, die er mit seinem Blick nun auf Corey übertragen hat? Vielleicht hat Michael Myers mit dieser Fähigkeit auch die Schüsse, Stiche und Hiebe nach seinem Amoklauf in „Halloween Kills“ überlebt? Was er im zweiten Teil ausgehalten hat, war ja übermenschlich.

Michael Myers dient fortan mehr als ein Mentor für Corey, der ihn bei seinen Morden unterstützt. Die meisten Taten werden durch Corey ausgeführt – auch eine Enttäuschung für Fans. Als Opfer sucht er sich dabei bevorzugt Menschen aus, die ihn drangsaliert oder ungerecht behandelt haben. Die Tötungsszenen sind auf gewohnt hohem Niveau – besonders den Radio-DJ trifft es hart –, aber den hohen Body Count von „Halloween Kills“ darf man diesmal nicht erwarten. Allerdings kümmert es diesmal auch nicht groß, wer das Zeitliche segnet, da die Ermordeten zum Großteil sowieso Unsympathen waren.

Fragwürdige Liebesbeziehung

Mit der erwähnten „Kraft“ wäre es auch zu erklären, dass Corey es überhaupt schafft, dass sich Allyson in ihn verliebt. Vielleicht wurde sie von ihm wie ein Vampir in Trance versetzt? Anders ist diese fragwürdige Liaison nicht zu erklären. Allyson geht von Anfang an bei ihren Avancen in die Offensive, obwohl die Krankenschwester (eine kleine Anspielung an „Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück“?) schon durch seine Wutausbrüche zeitig erkennen müsste, dass Corey eine Art Dr. Jekyll und Mr. Hyde verkörpert. Klar stoßen hier zwei verwandte Seelen aufeinander, die beide viel erleiden mussten. Aber auch andere Menschen haben in Haddonfield geliebte Familienmitglieder verloren und Grausames erlebt. Fast die ganze Stadt ist durch Michael Myers traumatisiert. Da muss sie sich ausgerechnet in diesen Typen Hals über Kopf verlieben?

Verwandte Seelen: Allyson verliebt sich in Corey

Die Liebesgeschichte wirkt nicht gerade überzeugend, dient aber erzählerisch dazu, dass Allyson mit ihrer geliebten Großmutter bricht. Laurie erkennt bald, dass Corey nicht der bedauernswerte nette Kerl ist, den sie vor ein paar Jugendlichen schützen musste. Wie ein trotziger Teenager will Allyson von ihren Befürchtungen nichts wissen und plant nun doch, Haddonfield zu verlassen – was sie zu Beginn des Films noch komplett abgelehnt hatte. Ein schwerer Schlag für Laurie.

Durchwachsene Halloween-Stimmung

Die Filmmusik von John Carpenter sorgt wie immer für angenehmen Schauer, aber auch wenn die Handlung wenige Tage vor und am 31. Oktober 2022 stattfindet, kommt diesmal kaum Halloween-Stimmung auf. Zwar gibt es einige hübsche Kürbisköpfe zu bestaunen, aber die herbstliche Atmosphäre, die sonst unheilvoll mit dem heruntergefallenen Laub durch die Straßen von Haddonfield weht, wird diesmal nur sehr dezent eingesetzt.

Und nach dem recht langen Dramaabschnitt, in dem Rohan Campbell mit seinem griesgrämig aufgesetzten Gesichtsausdruck ein wenig an Hayden Christensen als Anakin Skywalker erinnert, und der unglaubwürdigen Lovestory kommt es nach einem kleinen Storytwist dann doch endlich zum großen Finale zwischen Laurie Strode und Michael Myers.

Laurie Strode vs. Michael Myers

Es gab schon einige Duelle zwischen Heldin und Antagonist: Nicht nur im Original-„Halloween“, bei dem man am Ende ein Unentschieden konstatieren kann, auch in „Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück“ (1981), „Halloween H20“ (1998), „Halloween – Resurrection“ (2002) und „Halloween“ (2018) trafen beide schon einmal mit unterschiedlichem Ausgang aufeinander.

Michael Myers ist zurück

Wie der Showdown diesmal ausgeht, wird natürlich nicht verraten. Nur so viel: Das fortgeschrittene Alter von Laurie Strode und Michael Myers wird durchaus in dem harten und kompromisslosen, wenn auch etwas kurzen Kampf eingebaut. Beide verfügen eben nicht mehr über die Kräfte und Reflexe, die sie noch vor 44 Jahren hatten.

Wann geht’s weiter?

Im Finale seines finalen Teils liefert David Gordon Green also dann wenigstens doch noch zufriedenstellend ab. „Halloween Ends“ kann dies aber auch nicht mehr großartig retten. Der Versuch, die Story ungewohnten Mustern folgen zu lassen, ist zwar aller Ehren wert, hätte aber besser in einem eigenständigen Film oder einem erneuten Reboot reingepasst und nicht innerhalb der Strode-Zeitlinie. Green hat mit seiner Trilogie zuvor großen Fanservice abgeliefert, da wirkt dieser Bruch völlig fehl am Platz. Ein enttäuschendes Ende.

Es ist davon auszugehen, dass Michael Myers wie jede Horrorikone wieder auf die Leinwand zurückkehren wird – mit oder ohne Laurie Strode, die dann wahrscheinlich wirklich nicht mehr von der mittlerweile 63-jährigen Jamie Lee Curtis verkörpert werden wird, die in allen Teilen mit voller Leidenschaft bei der Sache war. Man soll aber gerade im Horrorgenre niemals nie sagen. Das Franchise wird natürlich weiter gemolken werden. In sechs Jahren steht schließlich der 50. Geburtstag von Carpenters Klassiker an. Und wir Horrorfreunde werden einem nächsten und übernächsten Teil erneut entgegenfiebern.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von John Carpenter sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet – auch Produktionsbeteiligungen. Filme mit Jamie Lee Curtis haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgeführt.

Kampf auf Leben und Tod

Länge: 111 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Originaltitel: Halloween Ends
USA 2022
Regie: David Gordon Green
Drehbuch: David Gordon Green, Danny McBride, Paul Brad Logan, Chris Bernier
Besetzung: Jamie Lee Curtis, Kyle Richards, Andi Matichak, Will Patton,Rohan Campbell, Candice Rose, Destiny Mone, Keraun Harris, Joey Harris, Jaxon Goldenberg, Marteen
Verleih: Universal Pictures Germany

Copyright 2022 by Andreas Eckenfels
Filmplakate & Szenenfotos: © 2022 Universal Pictures Germany

 

Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , ,

Halloween Kills – Hoher Body Count in Haddonfield

Halloween Kills

Von Volker Schönenberger

Horror // Es ist die Halloween-Nacht des 31. Oktober 2018, als Cameron Elam (Dylan Arnold) in Haddonfield, Illionois, den schwer verletzten Polizisten Officer Hawkins (Will Patton) am Boden liegend auffindet. Eine Rückblende ins Jahr 1978 zeigt das erste Aufeinandertreffen des jungen Officer Hawkins (Thomas Mann) mit Michael Myers (Airon Armstrong), der eine weiße Maske (Captain Kirk!) trägt und mörderisch unterwegs ist, bevor er gefasst wird.

Nicht totzukriegen: Michael Myers

Nun setzt der Vorspann ein, schön stimmungsvoll mit den seit John Carpenters „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) legendären Klängen und der bekannten orangefarbenen Schrifttype, was feine Retro-Atmosphäre aufkommen lässt. Im Anschluss springt die Handlung wieder nach vorn zum Halloween-Abend 2018. In einer Kneipe feiern diverse Überlebende den 40. Jahrestag von Michael Myers’ Gefangennahme, darunter Tommy Doyle (Anthony Michael Hall) und Camerons Vater Lonnie Elam (Robert Longstreet).

Laurie Strode schwant Böses

Derweil befinden sich Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), ihre Tochter Karen Nelson (Judy Greer) und ihre Enkelin Allyson (Andi Matichak) auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem sie den vermeintlich sterbenden Michael Myers (mal James Jude Courtney, mal Nick Castle) in Lauries brennendem Haus zurückgelassen haben – siehe die Ereignisse am Ende von „Halloween“ (2018). Als Laurie ein Feuerwehrauto zum Ort des Feuers eilen sieht, schwant ihr Böses. Zu Recht …

Allyson (l.) und ihre Mutter Karen hoffen, dass das Grauen vorüber ist

Genau wie „Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück“ (1981) setzt die Handlung von „Halloween Kills“ unmittelbar nach dem Geschehen des Vorgängers ein. Das hat Sinn und war wohl von Anfang an so vorgesehen. Die Modernisierung des klassischen Stoffs überführt das Setting auf gelungene, wenn auch nicht beeindruckende Weise ins moderne Mainstream-Horrorkino. Der Body Count und diverse derbe Tötungsmethoden können sich sehen lassen, ein paar Einstellungen dürften Gorehounds zufriedenstellen. Michael Myers macht eben keine Gefangenen. Zu seinen größten Fähigkeiten gehören seine Nehmerqualitäten – das macht für mich auch einen bedeutsamen Teil seiner schaurigen Wirkung aus: Er ist nicht totzukriegen, steht immer wieder auf und setzt seinen Amoklauf fort. Im Übrigen das einzige übernatürliche Element in einem bei aller Übertreibung doch in der Realität angesiedelten Horrorplot.

Michael Myers und der Lynchmob

Die Handlung dreht sich vornehmlich um Michaels Tötungsorgie und den Versuch der Einwohnerinnen und Einwohner von Haddonfield, ihm Gegenwehr zu leisten oder zu entkommen – oft genug zum Scheitern verurteilt. Zwischendurch bildet sich ein Lynchmob, der durchaus kritisch skizziert wird. Klassikerqualitäten vermag ich nicht zu erkennen, wir haben es einfach mit modernem Slasherkino zu tun – nicht mehr und nicht weniger. Seine Stimmung zieht „Halloween Kills“ nicht zuletzt aus dem klassischen Score des Originals, dessen Motive immer wieder zu hören sind. Ohnehin gibt es ausreichend Fan-Service zu sehen und zu hören, etwa diverse Figuren aus dem ersten Film von 1978, zum Teil von denselben Darstellerinnen und Darstellern wie damals verkörpert. Das kann man als reißbrettartig oder Nummer-sicher-Taktik kritisieren, aber wenn man das „Halloween“-Franchise schon fortsetzt, gehört es eben dazu. Überraschenderweise wirkten Jamie Lee Curtis und ihre Laurie Strode auf mich wie ein Anhängsel ohne Einfluss auf die Handlung. Den finalen Showdown zwischen ihr und Michael Myers hat man sich womöglich für den kommenden „Halloween Ends“ (2022) aufgespart, der im kommenden Oktober weltweit in die Kinos kommen und das Reboot zur Trilogie abrunden und abschließen soll. John Carpenter ist dabei lediglich als Executive Producer beteiligt, was offen lässt, ob er überhaupt nennenswert Produzentenaufgaben übernommen hat.

Irrtum

Sein 20-Millionen-Dollar-Budget spielte „Halloween Kills“ trotz Corona locker ein. Mehr als 130 Millionen Dollar Einnahmen an den weltweiten Kinokassen stehen als Erfolg zu Buche – und das, obwohl der Film in den USA parallel über einen Streamingdienst veröffentlicht wurde. Fürs Heimkino entstand eine knapp vier Minuten längere Langfassung, über die Regisseur David Gordon Green vorab im Interview mit dem Entertainment-Portal „Collider“ einiges verriet. Da ich die Kinofassung nicht gesehen habe, kann ich die zwei Versionen nicht miteinander vergleichen, beide werden aber auf allen deutschen Veröffentlichungen enthalten sein. Zensurbedingte Kürzungen für die FSK-18-Freigabe waren nicht erforderlich. Green sieht zwar eigenen Angaben zufolge die Kinofassung durchaus als seinen Director’s Cut an, das hat ihn aber nicht abgehalten, beispielsweise das Finale zu verändern. Er begründete das damit, es habe sich nicht authentisch in Bezug auf die kommende Fortsetzung angefühlt. Es mag also damit zu tun haben, dass das Finale der Kinofassung nicht optimal zum geplanten Auftakt von „Halloween Ends“ passt. Green wird dann alle drei Teile der Trilogie inszeniert haben.

Kommt mit „Halloween Ends“ wirklich das Ende?

Mit „Halloween Ends“ wird das Franchise satte 13 Teile aufweisen. Der Titel deutet an, dass es dann wirklich vorbei ist, aber das entscheiden wohl eher die Gesetze des Marktes und das Bedürfnis der Horrorfans nach bewährter Kost. Ich erinnere in der Hinsicht an „Freitag, der 13. Teil IV – Das letzte Kapitel“ (1984) und „Resident Evil – The Final Chapter“ (2016). Manch ein Horrorfan mit modernen, abgestumpften Sehgewohnheiten mag für das bahnbrechende Original von 1978 nur ein müdes Lächeln übrig haben und die neuen Filme vorziehen, sei es dieses Reboot oder Rob Zombies Vision „Halloween“ (2007) und „Halloween II“ (2009). Es sei euch gegönnt. Wenn ich darüber nachdenke, welche der 13 „Halloween“-Filme ich in meinem Leben wohl noch einmal sehen werde, komme ich als Old-School-Fan eher auf die drei ersten Teile „Halloween – Die Nacht des Grauens“, „Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück“ und den unterschätzten „Halloween III – Die Nacht der Entscheidung“ (1982). Abschließend sei eine Frage aufgeworfen: Hat das Horror-Subgenre des Slasherfilms überhaupt großes Entwicklungspotenzial?

Cameron (l.), sein Vater und Allyson beraten, was zu tun ist

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von John Carpenter sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet – auch Produktionsbeteiligungen. Filme mit Jamie Lee Curtis haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgeführt.

Zornig: Laurie Strode

Veröffentlichung (jeweils mit Lang- und Kinofassung): 24. Februar 2022 als UHD Blu-ray, UHD Blu-ray im Steelbook, Blu-ray, Blu-ray im Steelbook und DVD

Länge: 109 Min. (Blu-ray, Langfassung), 106 Min. (Blu-ray, Kinofassung), 105 Min. (DVD, Langfassung), 102 Min. (DVD, Kinofassung)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Halloween Kills
USA/GB 2021
Regie: David Gordon Green
Drehbuch: Scott Teems, Danny McBride, David Gordon Green
Besetzung: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, James Jude Courtney, Nick Castle, Airon Armstrong, Will Patton, Thomas Mann, Jim Cummings, Dylan Arnold, Robert Longstreet, Anthony Michael Hall, Charles Cyphers
Zusatzmaterial: Audiokommentar, Gag Reel, unveröffentlichte und erweiterte Szenen, Haddonfields offene Wunden, Das Killerteam, Die Werte der Familie Strode, Die Veränderungen von 1978, Die Macht der Angst
Label/Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © 2022 Universal Pictures Germany GmbH

 
 

Schlagwörter: , , , , , , ,

Horror für Halloween (VII): Halloween – Willkommen zurück, Laurie und Michael!

Halloween

Kinostart: 25. Oktober 2018

Von Andreas Eckenfels

Horror // Vor 40 Jahren ließ John Carpenter das „reine Böse“ in Form des Serienkillers Michael Myers von der Leine. Der stumme Mann mit der weißen Maske und auch das „Final Girl“ Laurie Strode, dargestellt von Jamie Lee Curtis, wurden durch den unerwarteten Kassenerfolg des Low-Budget-Slashers zu Ikonen des Horrorfilms. Pünktlich zum Jubiläum von „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) versucht nun das Trio David Gordon Green, Danny McBride und Jeff Fradley mit einem Neustart dem „Halloween“-Franchise neues Leben einzuhauchen. Die Geschehnisse der sieben Fortsetzungen sowie der zwei Rob-Zombie-Teile lassen sie dabei außer Acht. Ihre Laurie Strode ist auch nicht die Schwester von Michael Myers, wie es in „Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück“ (1981) verkündet wurde. Die Filmemacher starten eine komplett neue Zeitlinie für die Horror-Reihe, welche nur den Originalfilm von 1978 zur Grundlage hat.

40 Jahre später

Knapp 40 Jahre, nachdem Michael Myers (James Jude Courtney) in der Halloween-Nacht in seiner Heimatstadt Haddonfield ein Blutbad anrichtete, sitzt der Killer noch immer in einer psychiatrischen Anstalt in Sicherheitsverwahrung. In dieser Zeit hat er kein Wort gesprochen. Dies erklärt sein behandelnder Arzt Dr. Sartain (Haluk Bilginer) auch den britischen Dokumentarfilmern Dana (Rhian Rees) und Aaron (Jefferson Hall), die zum nahenden Jahrestag eine Geschichte über die wahren Hintergründe der Babysitter-Morde auf ihrem Vlog veröffentlichen wollen. Doch auch das Vorzeigen der alten Gummimaske, mit der Michael Myers seine Taten beging, ruft bei dem Psychopathen keinerlei offensichtliche Regung hervor – oder?

Laurie Strode (M.) hat ihr Trauma noch nicht verarbeitet

Dank einer finanziellen Aufwandsentschädigung erweist sich der Besuch bei Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) für Dana und Aaron etwas erfolgreicher. Die Überlebende des damaligen Massakers lebt nach zwei gescheiterten Ehen relativ einsam und abgeschottet in einem abgelegenen Haus nahe Haddonfield. Nach einigen persönlichen Enttäuschungen mit ihr will Tochter Karen (Judy Greer) nicht mehr viel mit ihrer verrückten Mutter zu tun haben. Nur Enkelin Allyson (Andi Matichak) hält zu ihrer Großmutter regelmäßig Kontakt.

Nein, sie schreit nicht, weil das Toilettenpapier alle ist

Laurie hat die damaligen Ereignisse nicht wirklich verarbeitet. Diesmal ist sie aber unter anderem durch regelmäßiges Schusstraining auf einen weiteren Angriff von Michael Myers bestens vorbereitet. Und so kommt es, wie es kommen muss: Als der Killer in der Nacht zum 31. Oktober gemeinsam mit weiteren Insassen in eine andere Haftanstalt verlegt werden soll, verunglückt der Gefangenentransport auf offener Straße. Michael Myers gelingt die Flucht und macht sich auf dem Weg nach Haddonfield …

Scream Queen in Hamburg

Auf der Deutschland-Premiere von „Halloween“ beim Filmfest Hamburg gab sich Jamie Lee Curtis höchstpersönlich die Ehre. Als erfahrene Entertainerin präsentierte sich der Hollywood-Star gut gelaunt auf der Bühne. Wie erwartet, erzählte sie einige Anekdoten, darunter etwa, dass ihr Patenkind Jake Gyllenhaal sie davon überzeugt hatte, Regisseur David Gordon Green sei der richtige Mann für das „Halloween“-Reboot. Gyllenhaal hatte mit Green zuvor das Drama „Stronger“ (2017) gedreht. Curtis machte ordentlich Eigenwerbung für ihre Social-Media-Accounts und bedankte sich artig bei ihren zahlreichen Fans, ohne die ihre Karriere niemals möglich gewesen wäre. Ein temperamentvoller Auftritt der Scream Queen, die am 22. November 2018 ihren 60. Geburtstag feiert.

Michael Myers ist zurück in Haddonfield

Als große Fans von Jamie Lee Curtis und John Carpenters Klassiker outete sich auch das Autoren-Trio David Gordon Green, Danny McBride und Jeff Fradley. Alle drei konnten bislang keine Referenzen im Horrorgenre vorweisen. Sie sind mehr im Comedy-Bereich zuhause, bevorzugt in Kifferkomödien. In einigen gemeinsamen Projekten wie „Ananas Express“ (2008), „Your Highness – Schwerter, Joints und scharfe Bräute“ (2011) oder zuletzt der TV-Serie „Vice Principals“ stand Danny McBride auch häufig als Darsteller vor der Kamera. Regisseur David Gordon Green konnte sich dagegen auch schon mit einigen interessanten Charakterstudien wie „George Washington“ (2000), „Joe – Die Rache ist sein“ (2013) mit Nicolas Cage oder „Die Wahlkämpferin“ (2015) mit Sandra Bullock hervortun.

Die Männer hinter der Maske

Die Skepsis aufgrund der fehlenden Horror-Erfahrung des Trios verfliegt zum Glück gleich in den ersten Minuten. Die bedrohliche Aura, die Michael Myers auf dem Gefängnishof umhüllt, sorgt nicht nur bei seinen Mithäftlingen für Schrecken. Auch im weiteren Verlauf, wenn Michael Myers seinem blutigen Handwerk nachgeht, tut er dies so gefühlskalt und gnadenlos, wie es dieser Horrorikone gebührt. Diesem Psychopathen will man wahrlich weder im Hellen noch im Dunklen begegnen. Nick Castle, Myers-Darsteller im Original, fungierte am Set als „spiritueller Berater“. Er hat einen Gastauftritt als Michael Myers, aber ansonsten ist Stuntman und Schauspieler James Jude Courtney der Mann hinter der Maske.

Mutter Laurie und Tochter Karen (l.) wissen …

Regisseur Green tat außerdem gut daran, wieder dazu zurückzukehren, das wahre Gesicht des Killers nur schemenhaft zu zeigen: „Es gibt einige Situationen, in denen wir seine Silhouette sehen. Er ist unmaskiert, aber wir versuchen, seine Persönlichkeit nicht zu enthüllen. Ich möchte nichts über Michael Myers wissen. Ich möchte keinerlei Sympathie für ihn empfinden oder den Kopf verstehen, der das Monster kreierte. Ich möchte, dass er hinter der Essenz des Bösen verschwindet.“ Damit kritisiert er auch unterschwellig die „Halloween“-Filme von Rob Zombie, der eine offenere Herangehensweise wählte und sich deshalb den Vorwurf der Entmystifizierung von Michael Myers gefallen lassen musste. Wer übrigens bezüglich der FSK-16-Freigabe seine Bedenken hat, der sei beruhigt: Es wird nichts weichgespült. Die Morde mögen nicht sonderlich kreativ sein, hart und blutig sind sie dennoch.

Michael Myers vs. Laurie Strode

Die Regeln des Slasher-Films kann und will auch das neue Autoren-Trio nicht neu erfinden. Große Überraschungen oder frische Ideen hat die Geschichte kaum zu bieten. Wie Michael Myers seine Maske zurückerhält und wie sein Ausbruch gelingt, ist zwar logisch nachvollziehbar, aber dennoch an den Haaren herbeigezogen. Auf nervige Jump-Scares wurde größtenteils verzichtet. Einige komödiantisch angehauchte Dialoge mögen fehl am Platz wirken, sorgen aber auch erfahrungsgemäß dafür, einigen Zuschauern etwas die Anspannung zu nehmen. Das geht schon in Ordnung. Alles läuft nun mal auf das hinaus, was die Fans sehen wollen: das Duell Michael Myers gegen Laurie Strode – und dieses kulminiert in einem hoch spannenden Finale.

… wer gleich vor der Tür steht

Allerdings: Laurie Strode hat diesmal mehr als einen Kleiderbügel, um sich gegen Michael Myers zu verteidigen. Ihr Charakter, großartig verkörpert von Jamie Lee Curtis, erhält hier endlich die nötige Tiefe, die er verdient. Es fühlt sich fast so an, als ob sich Green, McBride und Fradley ein wenig von der Figur der Sarah Connor aus „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ inspirieren haben lassen, die eine ähnliche Wandlung durchgemacht hat. Wie Sarah Connor hat auch Laurie Strode mit einem Trauma aus der Vergangenheit zu kämpfen, welches sie noch immer nicht überwunden hat. Beide wissen, dass sie die Vergangenheit früher oder später einholen wird, und sind auf den Ernstfall vorbereitet. Auch ihre Kinder haben sie jahrelang instruiert, wie sie sich verhalten müssen.

Drei Generationen

„Halloween“ (2018) erzählt somit auch eindrucksvoll davon, wie sich eine schicksalhafte Nacht auf das Leben von gleich drei Generationen auswirkt. Laurie hat sich durch ihre strikten Erziehungsmethoden und ihren Wahn zunehmend von ihrer Tochter Karen entfremdet. Enkelin Allyson sucht den Kontakt, ihre Mutter will aber nicht, dass Laurie auch noch ihre Tochter in irgendeiner Weise negativ beeinflusst. Solche interessanten Frauenfiguren findet man in einem Horrorfilm selten.

John Carpenter stand dem Projekt nicht nur als ausführender Produzent zur Seite. Gemeinsam mit seinem Sohn Cody und Patensohn Daniel Davies komponierte er auch die Filmmusik, mit Anklängen an den Originalscore, was maßgeblich zur gelungenen Atmosphäre beiträgt. Dazu hat auch Regisseur Green einige kleine, aber feine Reminiszenzen an dem 1978er-Film eingebaut. „Halloween“-Fans werden diese zu schätzen wissen und können mit diesem Neuanfang durchaus zufrieden sein. Sofern der Film erfolgreich ist, wird es sicher auch nicht erneut neun Jahre dauern, bis Michael Myers wieder das Küchenmesser schwingt. Angeblich hat das Autoren-Trio schon Pläne für mögliche Fortsetzungen in der Schublade.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von John Carpenter sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet – auch Produktionsbeteiligungen. Filme mit Jamie Lee Curtis haben wir in der Rubrik Schauspielerinnen aufgeführt.

Jamie Lee Curtis bei der Deutschland-Premiere im Cinemaxx Hamburg-Dammtor

Länge: 109 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Originaltitel: Halloween
USA 2018
Regie: David Gordon Green
Drehbuch: David Gordon Green, Danny McBride, Jeff Fradley
Besetzung: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, Nick Castle, Haluk Bilginer, Will Patton, Rhian Rees, Jefferson Hall, James Jude Courtney, Virginia Gardner
Verleih: Universal Pictures International Germany

Copyright 2018 by Andreas Eckenfels (auch Filmfest-Foto)
Filmplakat & Szenenfotos: © 2018 Universal Pictures International Germany

 
2 Kommentare

Verfasst von - 2018/10/16 in Film, Kino, Rezensionen

 

Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , ,