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Dune – Part Two: Gewaltig!

Dune – Part Two

Kinostart: 29. Februar 2024

Von Volker Schönenberger

Science-Fiction // Geht ins Kino! Schaut euch „Dune – Part Two“ dort an, auf der größtmöglichen Leinwand mit einem State-of-the-Art-Soundsystem. Am besten im Double Feature mit dem ersten Teil, sofern Ihr über das dafür nötige Sitzfleisch verfügt. Lasst euch in den Sitz sinken und von der Wucht und Bildgewalt dieses Science-Fiction-Epos tief hineindrücken! Für Filme wie diese wurden Kinos erfunden.

Paul Atreides und Chani verlieben sich ineinander

Erinnern wir uns (siehe „Dune“, 2021): Die Intrige von Kaiser Shaddam IV. (Christopher Walken) hatte Erfolg: Die Streitkräfte des Hauses Harkonnen haben im Verbund mit den kaiserlichen Elitetruppen der Sardaukar das Haus Atreides auf dem Wüstenplaneten Arrakis ausgelöscht. Herzog Leto Atreides ist tot, sein Sohn Paul (Timothée Chalamet) und seine Ehefrau Jessica (Rebecca Ferguson) konnten sicwah mit Müh und Not in die Wüste zu einer Gruppe von Stilgar (Javier Bardem) geführter Fremen retten.

Stilgar glaubt an die Prophezeiung

Hier setzt die Handlung von „Dune – Part Two“ (2024) ein: Mühsam erarbeiten sich Paul und Jessica ihren Platz bei den Fremen, von denen viele den beiden großes Misstrauen entgegenbringen. Immerhin findet der junge Mann in Chani (Zendaya) eine Unterstützerin und Vertraute (und alsbald Liebste). Stilgar ist fest davon überzeugt, in Paul den Mahdi der uralten Prophezeihung entdeckt zu haben, einen Messias, der Erlösung bringt. Die schwangere Jessica schwingt sich zu einer geistlichen Mutter der Fremen auf, indem sie vom „Wasser des Lebens“ trinkt und dies überlebt. In ihrer neuen Machtposition kommen ihr die Fähigkeiten zugute, die sie als Mitglied des Ordens der Bene Gesserit erworben hat. Diese nutzt sie auch, um Pauls Status bei den Fremen zu sichern und zu steigern. Ist er der Kwisatz Haderach, der Übermensch, den die Bene Gesserit über Jahrtausende heranzüchten wollten?

Ist Paul der Messias?

Derweil soll der ruchlose Glossu „Beast“ Rabban Harkonnen (Dave Bautista) im Auftrag seines Onkels Baron Vladimir Harkonnen (Stellan Skarsgård) auf Arrakis die Spice-Produktion massiv ankurbeln. Das misslingt ihm schmählich, weil die Fremen nicht zuletzt dank Paul einen Sabotageakt nach dem anderen verüben. Bald jedoch tritt Feyd-Rautha (Austin Butler) auf den Plan, ein weiterer Neffe Baron Harkonnens, der Rabban nicht nur in puncto Bösartigkeit weit übertrifft.

Auf einem Niveau mit „Dune“

Es fällt schwer, die Schauwerte und sonstigen Vorzüge von „Dune – Part Two“ adäquat zu beschreiben, ohne mich zu wiederholen. Daher: Was ich dazu in meiner Rezension des ersten Teils geschrieben habe, gilt auch hier. Zusammenfassend: Denis Villeneuve hat dieses großartige literarische Epos ebenso großartig für die Kinoleinwand umgesetzt. Eine gute Entscheidung, diesen komplexen Plot mit seiner Vielzahl an Figuren auf zwei Teile von jeweils üppiger Länge aufzuspalten. So kann sich der Regisseur all die Zeit nehmen, die er braucht. Viele Dialoge bringen die nötigen Einsichten, die Handlung zu durchdringen. Geschwätzig wird es aber zu keinem Zeitpunkt. Hans Zimmers Score untermalt die wuchtigen Bilder vorzüglich. Selbstverständlich kommen auch wieder die gewaltigen Riesensandwürmer Shai-Hulud zur Geltung. Nach und nach wird auch deutlich, dass das Geschehen auf eine große Auseinandersetzung im Finale hinausläuft – die Schlacht fällt wieder gewaltig aus, endet aber vergleichsweise schnell. Wer den Roman oder David Lynchs 1984er-Verfilmung kennt, ahnt das sowieso und kann dem Epos noch besser folgen. Aber das gelingt auch ohne dieses Vorwissen. Selbst ohne Kenntnis von Villeneuves erstem Teil klappt das Hineinfinden, auch wenn es natürlich Vorteile hat, den Vorgänger gesehen zu haben.

Oder ist er der Kwisatz Haderach?

Trat der greise Kaiser Shaddam IV. im ersten Teil noch überhaupt nicht in Erscheinung, hat er hier ein paar bedeutsame Szenen. Christopher Walken ist dafür die richtige Besetzung, schön, dass der am 31. März 1943 Geborene noch einmal eine solche Rolle erhalten hat. Allzu viele werden es wohl nicht mehr werden. Einen Überblick seiner wunderbaren Karriere könnt Ihr euch in meinem Text über „Die Hunde des Krieges“ (1980) verschaffen. Shaddams Tochter Prinzessin Irulan (Florence Pugh) wird am Ende für Paul Atreides wichtig werden. Im Verlauf der Handlung dient sie ein wenig als Chronistin, vermittelt mit Stimme aus dem Off die eine oder andere Information. Weiterhin im Hintergrund die Fäden zieht die ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam (Charlotte Rampling). Der von ihr geführte Orden der Bene Gesserit verfolgt seine ganz eigene Agenda, und trotz einiger Unvorhersehbarkeiten entsteht der Eindruck, dass die Bene Gesserit nie komplett die Kontrolle verlieren. Als neue Geistliche der Fremen beweist Lady Jessica mehrfach, dass der Orden sie sehr gut ausgebildet hat, denn sie beherrscht die Kunst der Manipulation ebenfalls. Später wird auch Jessicas Identität und Herkunft noch wichtig werden. Am Rande erwähnt sei der von Paul totgeglaubte Gurney Halleck (Josh Brolin) – die beiden treffen nach einer Weile aufeinander.

Chani (l.) und Jessica sind uneins über Paul

Ein echter Krieg der Systeme ist es nicht, was da auf Arrakis abläuft. Zwar kämpfen die Fremen um ihre Freiheit, aber sie ordnen sich beizeiten Paul unter, dem es darum geht, das Haus Harkonnen auszuschalten (und den Tod seines Vaters zu rächen). Letztlich geht es darum, eine Autokratie durch eine andere zu ersetzen, denn mit Demokratie hatte auch das Haus Atreides nichts am Hut. Diese Staatsform scheint in der Welt des Spice überhaupt keine Rolle mehr zu spielen. Natürlich sind die Angehörigen des Hauses Harkonnen übelste Gestalten, verdorben bis ins Mark, im Gegensatz zu den Atreides-Männern auch optisch abstoßend. Ihr Gebaren ist faschistisch, ihre Aufmärsche sind es ebenfalls (die Setdesign- und Produktionsdesign-Crew sowie die Kostümabteilung haben die faschistoide Ästhetik in diversen Szenen perfekt umgesetzt). Im Gegensatz dazu sind Paul Atreides und seine Getreuen zweifellos vorzuziehen. Dennoch sei die Frage erlaubt: Gibt es eine gute Diktatur?

Verkommen bis ins Mark: der grotesk entstellte Baron Vladimir Harkonnen

Auch der religiöse Aspekt verdient Beachtung: Der Glaube an den Messias manifestiert sich wie erwähnt insbesondere in Stilgar und greift nach und nach auf die anderen Fremen über (Lady Jessica hat da ihre Finger im Spiel). Für Religionskritiker/innen wie mich ist die frömmelnde Inbrunst phasenweise schwer zu ertragen, denn sie nimmt breiten Raum ein. Immerhin demonstriert das Geschehen auch, wie leicht die Frommen zu manipulieren sind, ganz unkritisch fällt der Blick auf die Religion somit nicht aus. Wobei offen bleibt, an was für einen Gott die Menschen auf Arrakis glauben, wenn sie denn an einen glauben. Frank Herbert hat seinerzeit beim Schreiben seiner „Dune“-Romane Elemente des Islam eingebaut, aber klar definiert ist die Religion hier noch nicht. Hier sei auf die Romane verwiesen, in denen die Religion immer wichtiger wird – bis hin zum vierten Band mit dem bezeichnenden Titel „Der Gottkaiser des Wüstenplaneten“ (im Original 1981 veröffentlicht).

Steht seinem Onkel Vladimir an Verderbtheit in nichts nach: Feyd-Rautha Harkonnen

Das soll es mit dem Interpretationsansatz gewesen sein. Dass Teil 2 überhaupt zustandekommt, entschieden die produzierenden Studios Warner Bros. Pictures und Legendary Pictures erst im Anschluss an den erfolgreichen Kinostart von „Dune“ im Herbst 2021. Gedreht wurde von Juli bis Dezember 2022 in Italien, Ungarn, Abu Dhabi und Jordanien. Der ursprünglich geplante Kinostart im Oktober ließ sich – unter anderem aufgrund der beiden Hollywood-Streiks – nicht halten, sodass „Dune – Part Two“ nun erst ab Ende Februar 2024 weltweit die Kinosäle entert. In technisch dafür ausgestatteten Lichtspielhäusern kann man auch hierzulande analoge 70mm-Fassungen zu sehen bekommen, IMAX-Kinos werden das Werk ebenfalls zeigen.

Erst die Serie, später „Dune – Part Three“

Zum Ende ein Ausblick: Die geplante Serie wurde mittlerweile von „Dune – The Sisterhood“ in „Dune – Prophecy“ umbenannt. Sie soll etwa 10.000 Jahre vor den Ereignissen der beiden Filme (und des ersten Romans) spielen und sich der Gründung des Ordens der Bene Gesserit widmen. Die sechs Episoden sind abgedreht, Mitwirkende sind unter anderen Emily Watson als Valya Harkonnen, Olivia Williams als Tula Harkonnen und Mark Strong als Kaiser. Mit der Ausstrahlung auf dem US-Streamingkanal HBO Max ist für Ende 2024 zu rechnen. Wann und in welcher Form die Serie bei uns zu sehen sein wird, ist offen, aber durchaus denkbar, dass zumindest die englischsprachige Originalfassung bereits parallel zum US-Start in Deutschland bei Sky zu sehen sein wird.

Prinzessin Irulan – nur Schachfigur oder mehr?

Auch fürs Kino soll es das mit der Saga um den Wüstenplaneten noch nicht gewesen sein: Denis Villeneuve will mit „Dune – Part Three“ auch den zweiten Roman der Reihe verfilmen, den Frank Herbert 1969 unter dem Titel „Dune Messiah“ veröffentlichte, in Deutschland 1971 als „Der Herr des Wüstenplaneten“ erschienen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, einstweilen scheint Villeneuve an „Cleopatra“ zu arbeiten.

Mit den Shai-Huluds in die Schlacht

Bis dahin können wir uns an „Dune“ und „Dune – Part Two“ erfreuen, die alle Ansprüche erfüllen, die man an große Kino-Science-Fiction stellen kann. Der Heilige Krieg hat gerade erst begonnen.

Tapfere Recken: Gurney Halleck (l.) und Stilgar

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Denis Villeneuve haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Rebecca Ferguson, Charlotte Rampling, Léa Seydoux, Anya Taylor-Joy und Zendaya unter Schauspielerinnen, Filme mit Javier Bardem, Dave Bautista, Josh Brolin, Austin Butler, Timothée Chalamet, Tim Blake Nelson, Stellan Skarsgård und Christopher Walken in der Rubrik Schauspieler.

Duell: Paul (l.) gegen Feyd-Rautha

Länge: 166 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: Dune – Part Two
USA/KAN 2024
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Jon Spaihts, Denis Villeneuve, Eric Roth, nach dem Roman von Frank Herbert
Besetzung: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Zendaya, Dave Bautista, Josh Brolin, Javier Bardem, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Austin Butler, Christopher Walken, Léa Seydoux, Florence Pugh, Stephen McKinley Henderson, Sharon Duncan-Brewster, Chen Chang, Michael Nardone, Babs Olusanmokun, Souheila Yacoub, Roger Yuan, Tim Blake Nelson, Anya Taylor-Joy
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany, a division of Warner Bros. Entertainment GmbH

Copyright 2024 by Volker Schönenberger

Filmplakat, Szenenfotos & Trailer: © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.
Szenenfotos: Niko Tavernise, Courtesy of Warner Bros. Pictures and Legendary Pictures

 

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Dune (2021) – Das Warten hat sich gelohnt!

Dune

Kinostart: 16. September 2021

Von Volker Schönenberger

Science-Fiction // Zwei Szenen. Die eine (vergleichsweise klein): Die gestrenge Mutter Gaius Helen Mohiam (Charlotte Rampling, „Der Nachtportier“) vom Orden der Bene Gesserit testet Paul Atreides (Timothée Chalamet, „Interstellar“) mit einer Schachtel, in die er seine Hand zu legen hat, und einer giftigen Nadel, dem Gom Jabbar, den sie in seinen Hals zu stechen droht, sollte er seine Hand aus der Schachtel ziehen. Während dieser Szene dachte ich beim Besuch der Hamburger Pressevorführung von Denis Villeneuves „Dune“ (2021): Das wird großes Kino.

Herzog Leto Atreides (vo.) weiß um die Schwierigkeit seiner neuen Aufgabe

Die andere: das erste Auftauchen eines Shai-Hulud, einem dieser gigantischen Sandwürmer, die sich durch die Wüsten des Planeten Arrakis pflügen. Während dieser Szene dachte ich: Das wird ganz großes, episches Science-Fiction-Kino. Und so kam es dann auch. Wohlgemerkt: Ich behaupte keineswegs, dass es sich um Schlüsselszenen des Films handelt, sondern drücke lediglich meine Empfindungen während der Sichtung aus.

Paul Atreides muss …

Aber der Reihe nach: Gedreht wurde bereits 2019 von März bis Juli. Für Ansichten von Caladan, dem Heimatplaneten des Hauses Atreides, hielt die norwegische Halbinsel Stadlandet her. Aufnahmen für den Wüstenplaneten Arrakis entstanden in der Umgebung von Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, und dem Wadi Rum in Jordanien. Weitere Dreharbeiten fanden in den Origo Film Studios in Budapest statt, auch einige Nachdrehs im August 2020. „Dune“ sollte ursprünglich im Dezember 2020 weltweit in die Kinos kommen, aber eine gewisse Pandemie bewog die Verantwortlichen bei Warner Bros. Pictures und Legendary Pictures, das Datum auf den September 2021 zu verschieben. Seine Weltpremiere feierte das Epos am 3. September beim Internationalen Filmfestival in Venedig, auch das Toronto International Film Festival hat das Werk ins Programm aufgenommen.

… vor der Bene Gesserit Gaius Helen Mohiam bestehen

Die Handlung nimmt im Jahr 10191 ihren Lauf, wobei es sich nicht um die christliche Zeitrechnung handelt, wir haben es somit mit einer offenbar enorm fernen Zukunft zu tun. Das Herrschaftshaus Harkonnen hat lange Zeit den Planeten Arrakis kontrolliert, das dort ansässige Volk der Fremen terrorisiert und das sogenannte Spice abgebaut. Dabei handelt es sich um eine Art Droge, die nur auf Arrakis zu finden ist und die gewaltige Kräfte freizusetzen vermag. So kann sie lebensverlängernd wirken und psychische Kräfte hervorrufen oder verstärken. Sie versetzt obendrein sogenannte Navigatoren in die Lage, den Raum zu falten, was interstellare Reisen ermöglicht.

Jessica bangt um ihren Sohn

Kaiser Shaddam IV. (im Film nie im Bild, daher ohne Schauspieler) hat den Harkonnen die Oberaufsicht über den Wüstenplaneten entzogen und beauftragt Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac, „Star Wars: Episoden VII, VIII & IX“), samt Familie und Hofstaat von ihrem Heimatplaneten Caladan nach Arrakis überzusiedeln. Mit Jessica (Rebecca Ferguson, „Doctor Sleeps Erwachen“), Mutter seines Sohns Paul, verbindet Leto eine tiefe Liebe, allerdings konnte er sie nie heiraten, weshalb die einstige Anwärterin auf ein Priesterinnenamt der Bene Gesserit als Konkubine gilt. Der matriarchalische Orden berät zwar den Kaiser, verfolgt aber einzig seine eigenen nebulösen Ziele. Für das Haus Atreides erweist sich das Gebot, nach Arrakis zu ziehen, als Himmelfahrtskommando.

Duncan Idaho kämpft wie ein Löwe

„Dune“ ist famos besetzt. Außer den bereits Genannten sind unter anderem dabei:

– Jason Momoa (Aquaman aus der „Justice League“) als Duncan Idaho, ein großer Krieger, dem Haus Atreides in tiefer Loyalität verbunden, der als Vorhut auf Arrakis erste diplomatische Bande zu den Fremen knüpft,

– Josh Brolin (Thanos, größter Gegner der „Avengers“) als Gurney Halleck, stets etwas grummelige rechte Hand von Leto Atreides, aber ebenso loyal wie Duncan,

– Stephen McKinley Henderson („Manchester by the Sea“) als Thufir Hawat, Sicherheitsbeauftragter von Leto Atreides,

– Chen Chang („Tiger & Dragon“) als Dr. Wellington Yueh, Leibarzt der Familie Atreides,

– Stellan Skarsgård („Einer nach dem anderen“) als Baron Vladimir Harkonnen, von gefährlicher Bösartigkeit,

– Dave Bautista (Drax, einer der „Guardians of the Galaxy“) als Glossu „Beast“ Rabban Harkonnen, der seinem Onkel an Grausamkeit in nichts nachsteht,

– David Dastmalchian (Kurt in „Ant-Man“ und „Ant-Man and the Wasp“) als Piter De Vries, Berater von Baron Harkonnen,

– Javier Bardem („Mother!“, „No Country for Old Men“) als Stilgar, Anführer der Fremen-Siedlung Sietch Tabr,

– Zendaya („Spider-Man – Far from Home“) als Chani, eine junge Fremenfrau aus Sietch Tabr, die Paul Atreides bereits in visionären Träumen auf Caladan erschienen ist,

– Sharon Duncan-Brewster („Rogue One – A Star Wars Story“) als Liet Keynes, von Kaiser Shaddam als imperiale Planetologin auf Arrakis eingesetzt, soll strikte Neutralität wahren. Im Roman und den vorherigen Verfilmungen handelt es sich bei der Figur übrigens um einen Mann. Die Geschlechtsumwandlung ist angetan, Puristen mit einer Aversion gegen Gender-Themen auf die Palme zu bringen.

Gemeingefährlich: Rabban Harkonnen

Wer Denis Villeneuves „Blade Runner 2049“ (2017) für zu bedächtig, langatmig oder gar langweilig hält, sollte den Kinogang für „Dune“ sorgfältig abwägen. David Lynchs 1984er-Verfilmung enthält in 137 Minuten immerhin die gesamte Story von Frank Herberts 1965 erstveröffentlichtem Roman „Der Wüstenplanet“. Villeneuve benötigt 18 Minuten mehr, also über zweieinhalb Stunden, um seinen Film irgendwo mitten in der Romanhandlung enden zu lassen (zwecks Spoilervermeidung gehe ich hier nicht ins Detail). Das heißt: Villeneuve nimmt sich Zeit. Zeit, um die vielen Figuren zu etablieren, die die epische Story bevölkern, und Zeit, um dem Publikum Gelegenheit zu geben, sich an der Wucht der Bilder zu erfreuen und nicht sattsehen zu können. Das wird trefflich untermalt von Hans Zimmers Score, der zwar allgegenwärtig wie eh und je nahezu permanent erklingt, mich aber in diesem Fall nicht gestört hat. Wenn man sich darauf einlässt, tief in die Bilderwelt von „Dune“ einzutauchen, hilft die Musik dabei ungemein. Die Spezialeffekte verantworteten Paul Lambert als Visual Effects Supervisor und der Deutsche Gerd Nefzer als Special Effects Supervisor – beide hatten 2018 für die visuellen Effekte von Villeneuves „Blade Runner 2049“ den Oscar erhalten (gemeinsam mit John Nelson und Richard R. Hoover, die diesmal nicht dabei sind). Das Ergebnis fällt erwartungsgemäß state of the art aus, woran auch der Director of Photography Greig Fraser („Rogue One – A Star Wars Story“) seinen Anteil hat. Für seine Kameraarbeit von „Lion – Der lange Weg nach Hause“ war er 2017 für einen Oscar nominiert worden. Szenen- und Kostümbildnern gebührt ebenfalls großes Lob für ein jederzeit schlüssiges Gesamtbild. Gefilmt wurde übrigens mit IMAX-zertifizierten Kameras, wer also ein IMAX-Kino in der Umgebung hat, möge sich „Dune“ dort anschauen. In vielen Kinos wird der Film auch in 3D laufen. Für mich hat es die zweite Dimension im ehrwürdigen und vor ein paar Jahren komplett modernisierten SAVOY-Kino in Hamburg absolut getan.

Fremenführer Stilgar weiß, wie man in der Wüste überlebt

„Dune“ ist kein Technik-Overkill, was ja auch für die Romanvorlage gilt. Raumfahrt im Sinne der Überwindung gewaltiger interstellarer Distanzen zwecks Besuchs anderer Planeten ist dank des Spice möglich, wird aber kaum thematisiert (beiläufig erfahren wir, dass es ein teures Unterfangen ist). Weltraumschlachten gibt es schon mal gar keine, aber keine Sorge: Wer eine zünftige militärische Schlacht erleben will, kommt auf die Kosten. Die Gesellschaft dieser fernen Zukunft besteht aus Menschen, keinen Aliens, auch wenn es auf anderen Planeten Arten gibt, die uns Erdenbürgerinnen und -bürgern fremd sind. Paradebeispiel: die Sandwürmer von Arrakis. Apropos Erde: Unser Heimatplanet spielt überhaupt keine Rolle. Ob er noch existiert, weiß kein Mensch.

Wenn der Shai-Hulud auftaucht, wird es brenzlig

Die Story ist, wie die Story nun mal ist: einfach großartig. Herberts Vorlage gilt nicht umsonst als eines der bedeutendsten Werke der literarischen Science-Fiction. Ihr Einfluss reicht bis zu „Krieg der Sterne“ (1977), der eindeutig davon inspiriert ist. Der 1920 im US-Staat Washington geborene und 1986 im Alter von 65 Jahren verstorbene Schriftsteller war für den Roman 1966 mit dem Nebula Award und mit dem Hugo Award prämiert worden. Er kannte den Unterschied zwischen komplex und kompliziert, der Plot des Buchs ist definitiv komplex, aber eben nicht kompliziert. Das hat seinerzeit David Lynch zu einem seiner eingängigsten Filme verarbeitet, und auch Villeneuves Handschrift lässt sich gut folgen. Zugegeben: Meine gute Kenntnis der Vorlage und von Lynchs Adaption hat mir dabei geholfen, die vielen Figuren zuzuordnen. Wer das auch von sich sagen kann, wird somit nur wenige Überraschungen bei der Handlung erleben.

Paul und Jessica treffen …

Wer immer noch Alejandro Jodorowskys nicht zustande gekommener Verfilmung von „Der Wüstenplanet“ hinterhertrauert und deshalb auch David Lynchs Version mit Missachtung straft, wird dies wohl auch mit Denis Villeneuves Version so handhaben (so es denn derartige Jodorowsky-Puristen gibt). Auch Ridley Scott hatte ja einst vor, Herberts Roman zu verfilmen. Die viereinhalbstündige Miniserie von 2000 hat ihre Qualitäten, auch wenn man ihr das Dasein als TV-Produktion ansieht. Ihr folgte 2003 eine weitere TV-Miniserie: „Children of Dune“. Lynchs Umsetzung mag ich wie erwähnt sehr, dennoch habe ich Villeneuves Vision entgegengefiebert – und sie hat meine Erwartungen bestätigt. Der kanadische Regisseur bereitet gerade die Fortsetzung vor, auch eine Fernsehserie „Dune – The Sisterhood“ soll es geben, bei der Villeneuve als Executive Producer fungiert und voraussichtlich den Pilotfilm inszeniert. Frank Herberts sechs Romane umfassendes Epos gibt all das locker her, aber hoffentlich dauert es nicht so lange, bis Villeneuve mit dem zweiten Film am Ende des ersten Buchs angekommen ist. Vor 2023 ist damit nicht zu rechnen, wenn überhaupt. Einstweilen überwiegt die Freude über „Dune“, der alles hat, was man sich von epischer Science-Fiction wünschen kann. Großes Kino. Bleibt die Hoffnung, dass die mit dem US-Kinostart im Oktober einhergehende Veröffentlichung auf einem US-Streaminganbieter nicht das dortige Einspielergebnis torpediert, sodass die Produktionsfirma von der Verwirklichung der Fortsetzung Abstand nimmt. Das wäre eine cineastische Katastrophe.

… auf Chani, das Mädchen aus Pauls Träumen

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Denis Villeneuve haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Rebecca Ferguson, Charlotte Rampling und Zendaya unter Schauspielerinnen, Filme mit Javier Bardem, Dave Bautista, Josh Brolin, Timothée Chalamet, David Dastmalchian, Oscar Isaac, Jason Momoa und Stellan Skarsgård in der Rubrik Schauspieler.

Länge: 155 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: Dune
USA/KAN 2021
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Jon Spaihts, Denis Villeneuve, Eric Roth, nach dem Roman von Frank Herbert
Besetzung: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Zendaya, Oscar Isaac, Jason Momoa, David Dastmalchian, Dave Bautista, Josh Brolin, Javier Bardem, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Stephen McKiley Henderson, Sharon Duncan-Brewster, Chen Chang, Michael Nardone, Babs Olusanmokun
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany, a division of Warner Bros. Entertainment GmbH

Copyright 2021 by Volker Schönenberger


Filmplakat, Szenenfotos & Trailer: © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.
Szenenfotos: Courtesy of Warner Bros. Pictures and Legendary Pictures

 

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Mother! Radikale Schöpfungsgeschichte

Mother!

Kinostart: 14. September 2017

Von Andreas Eckenfels

Horrordrama // Der neue Film von Darren Aronofsky („Noah“) kam mehr oder weniger aus dem Nichts: Gerade mal knapp sechs Wochen lagen zwischen dem ersten Trailer und dem Kinostart. Die Clips ließen dann auch kaum Rückschlüsse darauf zu, worum es in „Mother!“ eigentlich geht. Eine verstörte Jennifer Lawrence taumelt darin durch eine Ansammlung von mysteriös anmutenden Szenen. Alles wirkt irgendwie gespenstisch. Dazu passt, dass Aronofsky sich dazu entschied, seinen Figuren keine Eigennamen zu geben. Sie werden noch nicht mal in irgendeiner Form angeredet. Jennifer Lawrence spielt „Mother“, Javier Bardem wird im Abspann nur mit „Him“ bezeichnet. Auch den Nebenfiguren ergeht es nicht anders: So heißt Ed Harris’ Charakter schlicht „Man“ und Michelle Pfeiffer „Woman“.

Ungebetene Gäste

Die Figuren von Lawrence und Bardem leben in einem abgelegenen Landhaus, welches einst durch ein Feuer zerstört wurde. Während sie das Haus restauriert, versucht der erfolgreiche Autor, seinen nächsten Roman in Angriff zu nehmen. Doch eine Blockade hat sich in ihm breitgemacht – er bekommt keinen ordentlichen Satz aufs Papier geschrieben. Das Paar wird eines Abends durch das Klopfen eines Fremden gestört. Der ältere Herr (Harris) gibt an, er habe gedacht, dass es sich bei dem Haus um eine Pension handelt. Ohne mit seiner Frau Rücksprache zu halten, lädt der Autor den Fremden dazu ein, bei ihnen zu übernachten.

Von Visionen geplagt

Bald stellt sich heraus, dass der Neuankömmling in Wahrheit ein großer Verehrer des Autors ist. Der Mann leidet an einer tödlichen Krankheit. Bevor er stirbt, wollte er den Schriftsteller unbedingt persönlich kennenlernen. Der Autor fühlt sich zutiefst geehrt und ist auch nicht darüber erstaunt, dass am nächsten Tag auch noch die Frau (Pfeiffer) des Fremden vor der Tür steht. Die beiden benehmen sich seltsam, tun so, als ob sie in dem Landhaus zu Hause sind. Sie lassen alles herumliegen und zeigen keinerlei Respekt gegenüber den Eigentümern. Während den Autor das in keinster Weise zu stören scheint, wird seine Frau gegenüber den ungebetenen Gästen immer misstrauischer. Dazu kommt, dass sie von Visionen geplagt wird. Es scheint so, als ob das Haus ein Eigenleben entwickelt. Die Flurdielen beginnen vor ihren Augen zu bluten und hinter den Wänden pocht es, als sei dort ein schlagendes Herz verborgen.

Gefühl der Ohnmacht

Diese Vorkommnisse sind nur der Beginn einer Reihe von seltsamen Ereignissen, denen Lawrence’ Figur ausgesetzt wird, die sich langsam aber sicher in ein albtraumhaftes Szenario steigern, aus dem es für sie keinen Ausweg zu geben scheint. Verstärkt wird dieses Gefühl der Ohnmacht durch eine ähnliche Technik, wie sie Aronofsky auch schon in seinem Oscar-gekrönten „Black Swan“ anwendete: Fast der gesamte Film wird aus der Perspektive von Lawrence’ Mother erzählt. Extreme Close-ups und die eliptische Erzählweise, in der die Handlung schnell hin- und herspringt, sorgen dafür, dass auch der Zuschauer dem Treiben kaum entrinnen kann. Die Hauptdarstellerin muss dabei noch größeres Leid über sich ergehen lassen als Natalie Portman in „Black Swan“. Wieder einmal eine starke Leistung des „Tribute von Panem“-Stars Lawrence, die sich nicht auf ihren Oscar-Lorbeeren ausruht, sondern sich mit dieser intensiven Rolle fordert.

Suche nach der Ursache

Ohne Frage wird „Mother!“ wegen seiner Radikalität die Gemüter spalten. Von Aronofsky hätte man allerdings etwas mehr Substanz erwarten können als diese stark inszenierte, aber recht seelenlose Abhandlung über den Teufelskreis, in dem jeder Künstler und dessen Muse gefangen sind, wenn er seine Werke mit der Öffentlichkeit teilt. Durch diese Allgemeingültigkeit ist es somit nur konsequent, dass der Regisseur seinen Figuren keine Namen gegeben hat.

Schwangere im Chaos

In der ersten Hälfte wirkt das alles noch sehr intim, wie ein kammerspielartiger Haunted-House-Horrorfilm. Ein wohliger Grusel macht sich breit. „Was zum Teufel geht hier vor?“, fragt man sich fortwährend. Doch je weiter die Handlung voranschreitet, umso mehr steigert sich das Chaos im Gebäude und zahlreiche absurde Banalitäten nehmen überhand. Während immer mehr Menschen in das Haus strömen und die inzwischen schwangere Lawrence keine Unterstützung mehr von ihrem Mann erhält, verkommt Aronofskys Schöpfungsgeschichte zu einem visuell überbordenden Sündenfall mit teils brutalen Momenten, der dank der großartigen Stars zwar fasziniert, den Zuschauer am Ende aber aufgrund der allzu schlichten Erzählung enttäuscht zurücklässt. Viel Lärm um nichts.

Am Ende regiert das Chaos

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Darren Aronofsky haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Jennifer Lawrence, Michelle Pfeiffer und Kristen Wiig unter Schauspielerinnen, Filme mit Javier Bardem, Domhnall Gleeson und Ed Harris in der Rubrik Schauspieler.

Länge: 122 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Originaltitel: Mother!
USA 2017
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Darren Aronofsky
Besetzung: Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer, Kristen Wiig, Brian Gleeson, Domhnall Gleeson, Jovan Adepo
Verleih: Paramount Pictures Germany

Copyright 2017 by Andreas Eckenfels

Filmplakat, Fotos & Trailer: © 2017 Paramount Pictures Germany

 

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